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Der Mann, der seinen Namen änderte. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Der Mann, der seinen Namen änderte - Edgar Wallace


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noch mal, kümmern Sie sich doch um Ihren eigenen Kram!« rief ihm der Gast ärgerlich zu.

      Aber Javot hatte erreicht, daß er das Mädchen freiließ, und trat nun zwischen sie und ihn.

      »Entschuldigen Sie vielmals«, wandte er sich freundlich an sie und schob den aufgeregten jungen Mann beiseite.

      Tynewood riß den Umschlag auf, und Javot beobachtete ihn interessiert. Sir James konnte in seinem Rausch das Schreiben nur Wort für Wort lesen. Plötzlich wurde er bleich, und seine Unterlippe zitterte.

      »Was hast du denn?« fragte Alma scharf, denn auch sie bemerkte die Veränderung in seinen Zügen.

      Langsam zerknitterte James den Brief in der Hand, und ein häßlicher Ausdruck entstellte sein Gesicht.

      »Verdammt noch mal, der Kerl ist tatsächlich zurückgekommen!« stieß er heiser hervor.

      »Wer ist zurückgekommen?« wandte sich Javot schnell an ihn.

      Sir James antwortete nicht gleich und biß die Zähne aufeinander.

      »Der Kerl, den ich von allen Menschen auf der Welt am meisten hasse«, sagte er dann böse und schob das zerknüllte Papier in seine Tasche.

      Dann drehte er sich plötzlich zu dem jungen Mädchen um.

      »Soll ich etwas bestellen?« fragte sie ängstlich. Sie sah noch blaß aus und zitterte vor Erregung.

      »Sagen Sie Vance, daß er sich zum Teufel scheren soll! – He, Mark, gieß mir mal einen Kognak ein!«

      2

      Marjorie Stedman, die Privatsekretärin des Rechtsanwalts und Notars Vance, atmete erleichtert auf, als sie an diesem herrlichen Frühlingsabend wieder in die frische, kühle Luft hinaustreten konnte.

      Das war also Sir James Tynewood. Wie oft hatte sie diesen Namen gelesen, der im Büro mit weißen Buchstaben auf einen schwarzen Aktenkasten gemalt war.

      Und dieser Nachkomme eines alten, angesehenen Geschlechts, das sich in früheren Tagen im Dienste des Vaterlands ausgezeichnet hatte, war ein Trinker, ein Verschwender, der sich in unmöglicher, vulgärer Gesellschaft herumtrieb! Dieses Erlebnis war eine große Enttäuschung für sie, und sie schauderte noch bei der Erinnerung.

      Als sie zu dem Büro in Bloomsbury zurückkam, waren schon alle Angestellten fortgegangen. Aber der alte Mr. Vance wartete in seinem Privatzimmer auf sie und sah sie neugierig an, als sie eintrat.

      »Nun, Miss Stedman, haben Sie den Brief abgegeben?«

      »Ja, Mr. Vance.«

      »Haben Sie Sir James Tynewood persönlich angetroffen?«

      Sie nickte.

      Die Spannung in seinen Zügen steigerte sich.

      »Was haben Sie denn – Sie sehen ja so blaß aus? Ist Ihnen etwas zugestoßen?«

      Sie schüttelte den Kopf, erzählte ihm aber dann, was sie auf der ausgelassenen Gesellschaft gesehen und gehört hatte.

      Mr. Vance biß sich auf die Lippe, er war sehr ärgerlich und erregt.

      »Das tut mir wirklich leid. Ich dachte nicht, daß man es wagen würde, Sie so zu behandeln, sonst wäre ich natürlich selbst hingegangen. Sie verstehen doch, Miss Stedman, daß ich keinen der anderen Angestellten mit diesem Gang beauftragen konnte?«

      »Natürlich. Ich weiß sehr gut, daß diese Mitteilung vertraulich war.« Sie verschwieg, daß sie sich darüber gewundert hatte. Es war ihr seltsam vorgekommen, daß ausgerechnet sie den Brief Sir James persönlich übergeben mußte.

      Aber Mr. Vance las ihre Gedanken.

      »Eines Tages werden Sie noch verstehen, warum ich gerade Ihnen den Auftrag gab, Sir James Tynewood aufzusuchen. Ich bin jedenfalls sehr dankbar, daß Sie die Sache erledigt haben. Hat Ihnen Sir James eigentlich eine Antwort mitgegeben oder etwas gesagt?«

      Sie zögerte. »Was er sagte, möchte ich nicht gern wiederholen. Es war nämlich nicht sehr schmeichelhaft für Sie, Mr. Vance«, entgegnete sie lächelnd.

      Der Rechtsanwalt nickte.

      »Es ist eine recht unangenehme Angelegenheit«, meinte er nach einem kurzen Schweigen. »Hat denn Sir James wirklich nichts gesagt, was für mich von Bedeutung sein könnte?«

      »Zu mir direkt hat er es nicht gesagt, er hat mehr im allgemeinen gesprochen –« Sie zögerte wieder. »Eine Dame fragte ihn, welche Nachricht der Brief enthalte, und darauf antwortete er, daß der Mann, den er am meisten von allen Menschen hasse, zurückgekommen sei.«

      »Den er am meisten hasse«, wiederholte er mit einem traurigen Lächeln. Dann erhob er sich und zuckte die Schultern.

      »Es ist tatsächlich eine sehr unangenehme Geschichte«, sagte er noch einmal und nahm den Mantel vom Haken. Dann wechselte er plötzlich das Thema. »Am Ende der Woche verlieren wir Sie also, Miss Stedman?«

      »Ja, Mr. Vance. Es fällt mir selbst schwer genug zu gehen, denn ich habe mich in Ihrem Büro sehr wohl gefühlt«, erwiderte sie bedrückt.

      »Von meinem egoistischen Standpunkt aus tut es mir natürlich auch unendlich leid.« Er schlüpfte in den Mantel. »Aber um Ihretwillen bin ich doch eigentlich recht froh. Hat Ihr Onkel denn nun die Goldmine entdeckt, nach der er so lange gesucht hat?«

      Sie lächelte. »Nein, das nicht, aber er hat in Südafrika viel Geld verdient. Er war ja schon immer so großzügig zu meiner Mutter und zu mir. Sie müssen Onkel Alfred doch auch noch gekannt haben?«

      »Ja, vor zwanzig Jahren habe ich ihn einmal gesehen. Ihr Vater brachte ihn eines Tages in mein Büro. Ich, hatte damals, soweit ich mich noch entsinnen kann, den Eindruck, daß er ein charaktervoller Mann war.«

      Er ging zur Tür und blieb dort stehen, als ob er darauf wartete, daß Marjorie vor ihm hinausging.

      »Sie haben doch heute nichts mehr zu tun?« fragte er etwas erstaunt, als sie keine Miene machte, ihm zu folgen.

      »Ich muß noch den Schriftsatz in Sachen James Vesson abschreiben, bevor ich gehe.«

      Er schüttelte ungeduldig den Kopf.

      »Ach, das hatte ich ja ganz vergessen! Aber da hätte ich Sie doch gar nicht fortschicken dürfen! Können Sie es denn nicht morgen früh machen, Miss Stedman?«

      Aber er wußte selbst nur zu gut, daß der Schriftsatz morgen in aller Frühe gebraucht wurde.

      »Es kommt mir nicht darauf an, wenn ich heute ein wenig später nach Hause komme, Mr. Vance«, sagte sie und lachte. »Ich habe sowieso nichts weiter vor, und in zwei Stunden bin ich ja mit der Arbeit fertig. Es ist viel besser, ich schreibe die Sache heute Abend noch, sonst müßte ich morgen schon sehr früh ins Büro kommen.«

      »Na, dann ist es gut, Miss Stedman. Ich muß mich jetzt beeilen, daß ich meinen Zug nach Brighton noch erreiche. Morgen rufe ich Sie im Laufe des Vormittags an, dann können Sie mir sagen, ob irgend etwas Wichtiges vorgefallen ist. Also, gute Nacht.«

      Als Marjorie allein war, ging sie in ihr kleines Büro, das an das Arbeitszimmer des Rechtsanwalts stieß, und kurze Zeit später klapperte ihre Schreibmaschine in rasendem Tempo. Sie wußte, daß sich ihre Mutter stets Sorgen machte, wenn sie nicht rechtzeitig nach Hause kam, und sie bemühte sich deshalb, so schnell wie möglich fertig zu werden.

      Sie hatte gerade die vierte DIN-A-4-Seite des langen, trockenen Schriftsatzes hinter sich, als sie ein Klopfen an der äußeren Bürotür zu hören glaubte. Sie machte eine Pause und lauschte angestrengt.

      Jetzt vernahm sie es deutlich und erhob sich. Sie war sehr gespannt, wer Mr. Vance zu so später Stunde noch geschäftlich aufsuchen wollte.

      Als sie die Tür öffnete, erwartete sie eigentlich einen Telegrafenboten, aber zu ihrem Erstaunen sah sie sich einem großen, schlanken Herrn gegenüber.

      Mit


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