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Der Frosch mit der Maske. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Der Frosch mit der Maske - Edgar Wallace


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der Gärten hinlief, ein finsteres, unbeleuchtetes Gässchen, kaum zwei Meter breit. Er zählte die Gartentore zur Linken mit Hilfe seiner Taschenlampe. Nach einer Weile blieb er stehen und drückte die Klinke des letzten Tores nieder. Die Tür war versperrt, aber nicht verriegelt. Elk grunzte befriedigt und zog aus seiner Tasche ein ledernes Säckchen, dem er einen kleinen hölzernen Handgriff entnahm, in den er einen Stahlhaken einsetzte, den er sorgfältig aus einem Dutzend anderer ausgewählt hatte. Erst nach vielen Versuchen drehte sich das Schloß, und er stieß die Tür leise auf. Die Hinterfront des Hauses lag im Dunkeln, und der Hof war merkwürdigerweise ganz frei von all den Hindernissen, die Elk erwartet hatte. Er überquerte ihn rasch und ging zur Tür, die ins Haus führte. Zu seiner Überraschung war sie nicht verschlossen. Er befand sich in einem kleinen Abstellraum, dann ging er durch eine Tür in einen kahlen Flur und kam in das Zimmer, in dem er das Licht gesehen hatte.

      Es war ärmlich und schäbig möbliert. Der Lehnstuhl neben dem Kamin hatte gebrochene Federn, in der einen Ecke stand ein unordentlich gemachtes Bett und in der Mitte des Zimmers ein Tisch, den ein fleckiges Tuch bedeckte. Darauf lagen einige Bücher und ein paar Blätter Papier, die mit ungeschickter Kinderschrift bedeckt waren.

      Elk las neugierig: »Der Mann hat einen Hund. – Der Mann ruft den Hund, und der Hund bellt den Mann an.« Es gab noch mehr Blätter dieser Art. Die Bücher waren Fibeln der ersten Klasse. Elk sah umher und gewahrte ein billiges Grammophon und auf der Kredenz ein halbes Dutzend zerkratzter und beschädigter Platten.

      Er drehte das Gas auf und zündete es an, nachdem er den Riegel vorgeschoben hatte, um sich gegen Überraschungen zu sichern. Die vom helleren Licht beschienene Armseligkeit des Zimmers erschütterte ihn. Der Teppich war abgetreten und voller Löcher. Es gab kein Möbelstück, das nicht Schäden aufgewiesen hätte. Auf der Kredenz stand die Rechenmaschine eines Kindes, ein mit Drähten bespannter Rahmen, auf dem Perlen aufgereiht waren und woran man die Kleinen zählen lehrt. Ein Papier auf dem Kaminsims erweckte seine Aufmerksamkeit. Es war eine Kopie des Millionenkontraktes, den Maitland heute morgen unterschrieben hatte. Seine klare Unterschrift mit dem charakteristischen Schnörkel stand darunter. Elk legte das Papier zurück und begann die Wohnung zu durchsuchen. In einem Geschirrschrank neben dem Kamin fand er eine Geldbüchse, in der Münzen klapperten. Etwa hundert Briefe lagen dabei, an Ezra Maitland, 193, Eldorstraße, Tottenham, adressiert. Es waren entweder Schreiben von Geschäftsleuten, oder politische Broschüren, mit denen die Kandidaten ihre Wähler überfluteten. Sie waren alle ungeöffnet. Sonst gab es nichts Interessantes im Zimmer. Es war sicher, daß der alte Mann hier schlief, aber wo war das Kind? Elk drehte das Licht ab und ging die Treppe hinauf. Die Tür war versperrt, und hier waren seine Instrumente ohne Nutzen, denn es war ein Patentschloss und erst kürzlich angebracht. Vielleicht ist das Kind hier, dachte er. Ein zweites Zimmer, offensichtlich das der alten Frau, war ebenso ärmlich möbliert wie das Wohnzimmer unten. Elk trat auf den Treppenabsatz hinaus, und just als er die erste Stufe hinabstieg, hörte er einen scharfen Ton. Er horchte, aber alles blieb still.

      Elk war ein Mann von guter Beobachtung, und er war ganz sicher, daß das Tor offen gestanden hatte, als er das Haus betreten hatte. Jetzt war es von innen verriegelt, und der Schlüssel steckte im Schloß. War es das Kind, das, durch seine Anwesenheit erschreckt, das Tor versperrt hatte? Elk war klug genug, seine Forschungen nicht allzu weit auszudehnen. Er ging, so leise er es vermochte, den Gartenweg entlang auf die Straße hinaus. Hier wartete er, indem er einen Posten einnahm, der es ihm ermöglichte, die ganze Länge der Eldorstraße und den kleinen Weg, der sich an der Mauer öffnete, zu überschauen. Bald darauf sah er die Maitlands zurückkehren. Der alte Mann trug das Einkaufsnetz, das jetzt angefüllt war. Elk sah das Grün eines Kohlkopfes, als sie unter der Laterne vorbeigingen. Er beobachtete sie, bis sie in der Finsternis verschwanden, und hörte das Geräusch der sich schließenden Haustür. Fünf Minuten später kam eine dunkle Gestalt den Weg hinter den Häusern hervor. Elk beeilte sich, den Mann zu verfolgen. Er tauchte in ein Labyrinth kleiner Gassen unter, der Detektiv ihm immer auf den Fersen. Er ging schnell, aber nicht zu schnell für Elk, der ein ausgezeichneter Fußgänger war. Der Fremde bog in die Hauptstraße ein; Elk hielt sich ein Dutzend Schritte hinter ihm. Aber er konnte sein Gesicht nicht eher sehen, als bis der Verfolgte die Tür eines wartenden Autos aufmachte und hineinsprang.

      Es war Joshua Broad, der Mann, der Schlüsselringe in Whitehall feilhielt, in der teuersten Wohnung wohnte und Zeit fand, sich für Ezra Maitland auf das nachdrücklichste zu interessieren.

      »Kommen Sie nur herein, Elk, es regnet zu stark«, sagte er, und Elk stieg in den Wagen. Das Auto setzte sich in Bewegung, und der Amerikaner wendete ihm sein Raubvogelgesicht zu.

      »Sagen Sie, Elk, haben Sie das Kind gesehen?«

      Elk schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er.

      »So, ich habe es gesehen«, sagte Broad.

      »Wo war sie denn versteckt?«

      »Es ist ein Er«, antwortete Broad ruhig. »Und ich hoffe, daß Sie mir die Beantwortung dieser Frage erlassen werden. Ich bin schon eine Stunde lang im Haus gewesen, bevor Sie ankamen. Sie haben mir Angst gemacht. Ich hörte Sie kommen und dachte, es wäre St.Nikolaus mit dem Bart. Nebenbei bemerkt, hatte ich das Tor offengelassen. Also mein Lieber, was denken Sie darüber?«

      »Über Herrn Maitland?«

      »Exzentrisch, hm? Wenn Sie erst wüßten, wie exzentrisch!«

      Als der Wagen von dem Caverley-Haus hielt, fuhr Elk aus seinem langen Sinnen auf. »Was sind Sie, Herr Broad?«

      »Dreimal dürfen Sie raten!« Der andere lachte fröhlich, als sie aus dem Wagen stiegen.

      »Geheimagent«, meinte Elk prompt.

      »Falsch! Ich bin Privatdetektiv, und mein Steckenpferd ist das Studium der Verbrecherkategorien. Wollen Sie heraufkommen und ein Glas Bier trinken?«

      Elk nahm die Einladung an.

      Broad wollte den Schlüssel in das Schloß seiner Wohnungstür stecken, als Elk plötzlich die Hand auf dessen Arm legte.

      »Öffnen Sie die Tür nicht!« sagte er flüsternd. Broad sah ihn überrascht an. Alle Muskeln im Gesicht des Detektivs waren gespannt.

      »Warum nicht?«

      »Es ist nur ein Gefühl. Ich bin Schotte von Geburt, und wir haben ein Wort ›fey‹, das Übernatürliches bedeutet.«

      »Sind Sie abergläubisch? Oder spaßen Sie?« fragte Broad.

      »Es ist etwas hinter dieser Tür, ich könnte einen Eid darauf leisten.« Elk nahm den Schlüssel aus Broads Hand, stieß ihn ins Schloß und öffnete. Dann riß er mit raschem Stoß die Tür auf, indem er Broad zur Seite in den Schutz der Wand drängte. Eine Sekunde lang geschah nichts. Aber dann sprang Elk zur Treppe.

      »Laufen Sie, laufen Sie!« rief er. Der Amerikaner sah die erste Wolke grünlichgelben Dunstes aus der offenen Tür quellen und folgte. Der Portier schloß eben seine Kammer für die Nacht, als Elk, ohne Hut und atemlos, ihn zur Seite drängte.

      »Können Sie in die Wohnungen telefonieren?« fragte er. »Gut! Rufen Sie sofort unterhalb des dritten Stockes an und sagen Sie den Mietern, daß auf keinen Fall die Türen geöffnet werden dürfen. Sagen Sie, daß alle Ritzen mit Papier verschlossen, die Briefkästen verstopft und die Fenster aufgemacht werden müssen. Das Haus ist mit giftigen Gasen angefüllt. Fragen Sie mich nicht, tun Sie, was ich Ihnen sage!«

      Er selbst telefonierte der Feuerwehr, und wenige Sekunden später erklang draußen das Gebimmel von Glocken, und Männer in Gasmasken stampften die Treppe hinauf. Glücklicherweise hatten alle Mieter außer Broad und seiner Nachbarin für das Wochenende die Stadt verlassen.

      »Und Fräulein Bassano kommt immer erst in früher Morgenstunde zurück«, sagte der Portier.

      Die Nacht verging, bevor das Gebäude mit Hilfe von Hochdruckluftpumpen und chemischen Beschleunigungsmitteln gelüftet worden war. Broad hatte keinerlei Schaden erlitten als den, daß sein Silber schwarz verfärbt und jede Fensterscheibe, jeder Spiegel in seiner Wohnung mit einer gelblichen Ablagerung bedeckt war. Trotz der weit offenen Fenster durchzog ein muffiger Geruch die


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