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Italien mit allen Sinnen. Otto W. BringerЧитать онлайн книгу.

Italien mit allen Sinnen - Otto W. Bringer


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alten Klöstern. Unverändert seit fünfhundert Jahren die spitzbogigen Säulenreihen. Arabesk. Rissig die Gewölbe. Angewittert der Stein. In der palmengeschmückten Mitte weinrot gedeckte Tische. Mit Sesseln aus schwarzlackiertem Eisen. Schön anzusehen, aber unbequem. Das dünne Sitzkissen reduziert den Aufenthalt auf ein Minimum.

      Trotzdem genießen wir jeden Abend dort unseren Aperitivo. Manchmal Champagner oder guten Prosecco. Meist Gin Tonic mit Limonenschnitzeln und einem Zweiglein Rosmarin. „Probier es und Du wirst nicht mehr davon loskommen.“ Rose hat Recht. Nicht zu glauben, welche eigenwillige Süße meinen Mundraum erfüllt. Ohne die Basis von Gin und Tonicwater unschmeckbar zu machen. Es stimmt schon: Limonen der Amalfitana sind nicht sauer. Eher süß angeheitert.

      Das Abendessen, Cena auf Italienisch, feiern wir auf der Terrasse. Ja feiern. Stundenlang. Bis die Lichter der Stadt aufleuchten und der Mond sich anschickt, den Berg zu besteigen. Ein Antipasto bleibt mir besonders bildhaft in Erinnerung. Gerade weil es natürlich, ohne dekorativen Firlefanz daherkommt. In der Mulde des dickem Porzellantellers eine grüngold schimmernde Öllache. Drei große, dunkelgrüne Limonenblätter. Auf jedem hat ein fetter Mozarellakäse Platz genommen. Wie es aussieht bestimmt aus Büffelmilch. Die von Kühen sind blasser, trockener. Wir lieben die saftigste, wohlschmeckendste Sorte derer von Büffel. Vielleicht auch, weil Stiere und Widder, unsere Sternzeichen, weit entfernte Verwandte der Büffel sind.

      À propos Zitronen. Limonen klingt besser. Italienisch ausgesprochen entspricht es dem Bild auf unseren Tellern. Limone singt, das profan eingedeutschte Zitrone quietscht. Natürlich schmecken Limonenblätter nicht süß. Aber süß angehaucht haben sie den Käse schon. Wir sind sicher, es heraus zu schmecken. Vielleicht aber hat uns der Koch mit ein paar Tropfen Limonensaft irre gemacht.

      ‚Da Gemma’, die stadtbekannte Trattoria in Amalfi, lockt uns mit abendlichem Domblick. Von der Terrasse überblicken wir die Piazza, die sich über eine zweiläufige Treppe hinauf bis vor die Bronzetüren des Doms erweitert. Allüberall lebendiges Treiben. Auf dem hoch ragenden Domgiebel reflektiert das Gold byzantinischer Mosaiken letztes Sonnenlicht. Lässt Roses Augen aufleuchten wie Spiegel eines Himmels. In dem ich mich selber entdecke. Wenn sie lächelt.

      Wir essen Spaghetti alle Vongole. Sie kündigen sich schon lange aus dem geöffneten Küchenfenster an. Duft macht verrückt. Erinnert an gestern und vorgestern. Treibt die Hoffnung, an vorvorgestern zu denken. Morgen und Übermorgen. Immer nur Spaghetti alle Vongole. Und nur bei ‚Da Gemma’. Der Wein aus Friaul steht schon auf dem Tisch. Die Karaffe Wasser. Brot im Körbchen. Nur die Vongole duften, nur duften. So ist das in allen guten Ristoranti, es dauert.

      Rose erzählt vom kommenden Fest des Heiligen Andreas. Sie hat es schon früher kennengelernt. „Eine so prächtige Prozession hast Du bestimmt noch nicht erlebt. Und ein Feuerwerk von Schiffen im Hafen.“ Meine ungeübten Ohren spitzen Unbekanntes. Eine junge Frau mit Gitarre singt neapolitanische Lieder. Rose summt mit. „Lala laa lalalaa. Lala Laa.“ Da Antonio nähert sich mit zwei tiefen Tellern. Ein Berg hoch aufgetürmt gedrechselter Spaghetti mit Muscheln, Tomatenwürfeln, Limonenachteln und Petersiliengrün übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Ansehn stillt fast schon meinen Hunger. Soviel? Troppo, heißt zuviel. Merke es mir, wenn wir nicht alles aufessen können. Na, mal sehen.

      Die Zeit ist freundlich. Neapolitanische Töne in den Ohren. Schwerelose Gedanken im Hirn. Wir schaffen es. Nicht spielend, aber immerhin bis zur letzten Muschel. Drei Spaghettiwürmer bleiben liegen. Sichtbares Zeichen in allen südlichen Ländern: es hat uns gut geschmeckt. „Abbiamo mangiato molto bene.“ Antonio quittiert die höfliche Geste mit einem Angebot: „Desiderate ancora un Profiterolo fresco? Mit Lemonensahne gefüllte Blätterteigkugeln. Wie könnten wir da nein sagen.

      Die zweitausend Kilometer fuhren wir mit der festen Absicht, diese himmlische Spezialität, Rose sagte ohne Löffel, ganz zu verschlingen. Ab jetzt jedesmal, wenn wir nach Amalfi fahren. Bei ‚Da Gemma’. Bei wem sonst? Es schmeckt mehr als süß. Süß hoch zehn. Aber immer noch mit einem Rest von Säure. Typisch für Amalfi-Limonen.

      Als ich diese Story geschrieben hatte, fahren wir ins ‚PRIMO’, Freiburg. Essen Spaghetti alle Vongole e Cozze. Ein Profiterole, das so gut schmeckt wie in Amalfi. Kein Wunder, die Köchin Antonella kommt aus einem Dorf in der Nähe von Amalfi. Jedesmal, wenn wir im PRIMO essen, loben wir sie und ihre Kochkunst. Sie braucht sich vor den Köchen in Italien nicht zu verstecken. Sie gibt ihr Bestes in Friburgo. Ihre cucina italiana ist buonissima.

      In der Tram. Eine späte Herbstsonne wärmt die Fensterscheibe, hinter der ich sitze. Spüre die Wärme im Gesicht. Schließe die Augen und träume von der Frau mir gegenüber. Von den süßesten Limonen aller Limonen. Könnte sitzen bleiben. Sitzen bleiben. Süßes erinnern. Süßes erinnern. Und alles, was sauer ist, vergessen, vergessen …

      Der Träumer von TRISSINO

      In der Reisezeitschrift steht diese Anmache in großen Lettern über dem Portrait des Mannes, der ein Koch ist. Giulio inmitten seines Kräutergartens. Rose liest zuerst: „Da möchte ich hin. Nicht weit von Vicenza mit Palladio-Schätzen.“ Sie geht davon aus, dass mich der Name des berühmten Renaissancearchitekten aus der Reserve lockt. Ja, Recht hat sie. Villen von Palladio wollte ich immer schon sehen. Und von Träumern am Küchenherd lass ich mich gerne überraschen. Es sollte eine Reise durch den Nordosten Italiens werden. Endstation Grado. Dann über Udine, Graz heim. Drei Wochen später.

      Das Relais ‚Ca Masieri’ liegt in den Hügeln nördlich von Vicenza. Aus festem Stein der Gegend erbaut. Mit zweiquadratmetergroßen Badetüchern ausgestattet. Und nettem kleinen Zimmerchen drumherum. Pool und Liegewiese. Rose steigt aus dem Wasser. Ich lege ihr das Badelaken um. Meine Arme umfangen das Glück. Drücke sie an mich. Fühle die Nässe, den Leib, das Tuch. Dio mio, welch eine Frau. Bis sie sich aus dem nassen Laken herauswindet wie eine Schlange aus ihrer alten Haut. Mich küsst.

      Das altitalienische Ristorante mit einer langen Terrasse Austragungsort für ausgedehnte Abendessen. Mit tollem Blick auf´s Vis à vis mit Rebfeldern, Villen und Burgen. Gratis. Nicht billig die Menüs. Indiz für Spitzenqualität? Oder Mut zum Risiko?

      Giulio enttäuscht uns nicht. Jakobsmuscheln kennen wir auf französische Art im Weißweinsud gegart. Hier in safrangelber Sahne goldig überbacken und mit Estragon aus dem Garten Giulios leicht angeschärft. Wie ein Spottgedicht, mit dem Conchiglia San Giaccomo seine französischen Kollegen ins Abseits stellt. Complimento Giulio. Rose: „Mache ich, wenn wir zuhause sind.“

      Salate aus dem Garten werden zu blühenden Blätterbergen. Mit Butterblumenblüten, Balsamicoessig, Olivenöl, gerösteten Mandelsplittern, Meersalz und Pfeffer aus der Mühle aufgepeppt, optischer und geschmacklicher Genuss. Tomaten von eigenen Sträuchern werden erst dann geerntet, wenn ihre Farbe Reife signalisiert. Ihre Konsistenz leicht nachgibt. Die kleinen schmecken roh rotmildsüß wie Obst. Nachdem sie den Mundraum amüsierten, sorgen sie im Magen noch lange für gute Stimmung.

      Wir sind im Mai dort. Erdbeeren reifen. Für Dolce. Einmal Creme de vaniglia, aus Bourbonstangen ausgekratztes Mark mit Eigelb und Sahne verquirlt. Puderüberzuckerte Früchte eingetaucht und mit Limonen von eigenen Bäumen spitzgefrischt. Fünf Grappatropfen lassen uns singen.

      Ein anderes Mal überrascht uns Giulio mit Steinbutt. Statt in Weißwein in Barbaresco vom Weinkünstler Angelo Gaja gegart. Piemontweine haben aufgeholt. Manche übertreffen die Toskaner. Also bester Steinbutt mit bestem Rotwein. Fenchelscheiben sind seine Matratze. Zugedeckt schlummert der zarte Fischleib unter einer Decke frischer Estragonzweige, bis er die richtige Festigkeit hat. Ein besseres Bett kann er nicht haben. Wahrscheinlich drückt Giulio von Zeit zu Zeit seinen Daumen in die Flanke. „So mache ich es auch bei meinen Fischen. Der Garpunkt bestimmt Biss und Geschmack“, die erfahrene Rose.

      Wir haben ein ganz neues Fischerlebnis. Der Fisch, in zwei gleiche Hälften tranchiert, zeigt uns seine rötliche Seite. Kaum entblättern wir sie mit dem Fischmesser, schimmert es weiß. Unschuldig weiß. Fisch, wie wir Fisch kennen und mögen. Aber er schmeckt anders. Sauber weißfischig, aber mit leichtem Beigeschmack von roten Trauben, Fenchel und grünwürzigem Estragon. Der kühle Sangiovese aus der Emilia Romagna vereint alles zu einem Hochgenuss.


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