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Weihnachtserzählungen - 308 Seiten. Charles DickensЧитать онлайн книгу.

Weihnachtserzählungen - 308 Seiten - Charles Dickens


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(Mein kummervolles Auge hatte

       gerade einen fetten jungen Schlächtergesellen am äußeren Rand

       der Menge wahrgenommen.) »Sie sagt, der Schlächtergeselle

       wäre der glückliche Mann. Wo ist er?«

       Die Leute stießen den errötenden Schlächtergesellen nach vorn,

       und es gab ein Gelächter, und der Schlächtergeselle fühlte sich

       verpflichtet, die Hand in die Tasche zu stecken und die Partie zu

       nehmen. Wenn man so einen aus der Menge heraussucht, fühlt er

       sich meistens verpflichtet, die Partie zu nehmen. Dann hatten wir

       noch eine Partie, die Wiederholung der ersten, und verkauften

       sie um sechs Pence billiger, was den Leuten immer großen Spaß

       macht. Dann kamen die Brillengläser dran. Sie sind keine

       besonders einträgliche Partie, aber ich setze sie auf, und ich sehe,

       um wieviel der Finanzminister die Steuern senken wird, und ich

       sehe, was der Liebste des jungen Mädels mit dem Tuch gerade

       zu Hause treibt, und ich sehe, was beim Bischof zu Mittag

       aufgetragen wird, und noch allerhand andere Sachen, die selten

       verfehlen, sie gut gelaunt zu machen; und je besser die Laune,

       desto besser die Angebote. Dann 13

       kam die Damenpartie dran – die Teekanne, die Teebüchse, die

       Zuckerdose aus Glas, ein halbes Dutzend Löffel und der

       Warmbierbecher –, und die ganze Zeit über gebrauchte ich

       ähnliche Vorwände, um nach meinem armen Kind zu sehen und

       ihm ein paar Worte zuzuflüstern. Gerade als die zweite

       Damenpartie das Publikum gefesselt hielt, fühlte ich, wie die

       Kleine sich an meiner Schulter ein wenig aufrichtete, um über die

       Kleine sich an meiner Schulter ein wenig aufrichtete, um über die

       finstere Straße zu blicken.

       »Was fehlt dir, Liebling?«

       »Nichts fehlt mir, Vater. Ich fühle mich ganz ruhig. Aber sehe ich

       nicht dort drüben einen hübschen Friedhof?«

       »Ja, mein Kind.«

       »Küsse mich noch einmal, Vater, und lege mich dann auf das

       Friedhofsgras zum Schlafen hin, das so weich ist.«

       Ihr Haupt sank auf meine Schulter nieder, und ich wankte in den

       Karren hinein und sagte zu ihrer Mutter:

       »Rasch. Schließ die Tür! Damit es diese lachenden Leute nicht

       sehen!«

       »Was gibt's?« schreit sie.

       »O Weib, Weib«, sage ich zu ihr, »du wirst meine kleine Sophy

       niemals wieder bei den Haaren reißen, denn sie ist von dir

       weggeflogen!«

       Vielleicht klangen diese Worte härter, als ich sie gemeint hatte;

       aber von dieser Zeit an begann mein Weib tiefsinnig zu werden.

       Sie konnte stundenlang mit gekreuzten Armen und die Augen auf

       den Boden geheftet im Karren sitzen oder neben ihm hergehen.

       Wenn ihre Wutanfälle kamen (und sie waren jetzt seltener als

       Wenn ihre Wutanfälle kamen (und sie waren jetzt seltener als

       früher), so nahmen sie jetzt eine neue Form an, und sie schlug auf

       sich selbst los in einer Weise, daß ich sie festhalten mußte. Auch

       trank sie ab und zu ein wenig, was nicht dazu beitrug, daß es

       besser mit ihr wurde. So pflegte ich denn in den folgenden

       Jahren, während ich neben dem alten Gaul herschritt,

       Betrachtungen darüber anzustellen, ob es wohl viele Karren auf

       der Landstraße gäbe, die so viel Traurigkeit wie meiner

       enthielten, obwohl man zu mir als dem König der fahrenden

       Händler emporblickte.

       So traurig ging unser Leben weiter bis zu einem Sonnabend, als

       wir aus dem Westen Englands nach Exeter hineinkamen. Da

       sahen wir, wie eine Frau grausam auf ein Kind einschlug,

       während das Kind schrie: »Schlag mich nicht! O Mutter, Mutter,

       Mutter!« Da hielt sich mein Weib die Ohren zu und lief wie von

       Sinnen davon, und am nächsten Tag zog man sie aus dem Fluß.

       Ich und mein Hund waren jetzt die einzigen Bewohner, die im

       Karren zurückgeblieben waren. Ich brachte dem Hund bei, ein

       kurzes Bellen auszustoßen, wenn sie nicht bieten wollten, und

       noch einmal zu bellen und mit dem Kopf zu nicken, wenn ich ihn

       fragte:

       »Wer hat eine halbe Krone gesagt? Sind Sie der Gentleman, Sir,

       der eine halbe Krone geboten hat?«

       Er wurde ungeheuer beliebt, und man wird mich nicht von dem

       Er wurde ungeheuer beliebt, und man wird mich nicht von dem

       Glauben abbringen, daß er es sich ganz von selbst beibrachte,

       jeden in der Menge anzuknurren, der bloß sechs Pence bot.

       Aber er war schon sehr bejahrt, und eines Abends, als ich ganz

       York mit den Brillengläsern in Lachkrämpfe versetzte, verfiel er

       gerade auf dem Trittbrett neben mir in einen Krampf von ganz

       anderer Art, und das war sein Ende.

       14

       Da ich von Natur ein zartes Gemüt habe, so fühlte ich mich jetzt

       schrecklich einsam. Wenn ich auf dem Trittbrett stand und

       verkaufte, konnte ich zwar meine Gefühle unterkriegen, denn ich

       hatte einen Namen aufrechtzuerhalten (ganz abgesehen davon,

       daß ich mich selbst zu erhalten hatte). Aber im Privatleben

       drückten sie mich nieder und fielen über mich her. So geht es oft

       mit uns Leuten der Öffentlichkeit. Wenn ihr uns auf dem

       Trittbrett seht, dann möchtet ihr gleich alles, was ihr habt,

       hingeben, um an unserer Stelle zu sein. Seht uns aber einmal an,

       wenn wir abgetreten sind, und ihr würdet noch eine Kleinigkeit

       zugeben, um von dem Handel wieder loszukommen. So war

       meine Stimmung, als ich mit einem Riesen Bekanntschaft machte.

       Ich wäre vielleicht ein bißchen zu fein dafür gewesen, um mich

       mit ihm zu unterhalten, wären nicht meine Einsamkeitsgefühle

       gewesen. Denn bei uns fahrenden Leuten ist die Scheidelinie

       dort, wo die Verkleidung anfängt.

       Wenn ein Mann sich nicht auf seine unverkleideten Fähigkeiten

       Wenn ein Mann sich nicht auf seine unverkleideten Fähigkeiten

       verlassen kann, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, dann

       sieht man ihn als auf einer tieferen Stufe stehend an. Und wenn

       dieser Riese auf den Brettern stand, so trat er als


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