Эротические рассказы

Heute bei uns zu Haus. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Heute bei uns zu Haus - Ханс Фаллада


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Absender zurückgehen oder stecken sie hinter den Spiegel. Ich komme vielleicht mal wieder längs. Tjüs, Olsche!«

      »Oller verrückter Kerl!« rief sie mir noch nach.

      Ich trällerte die fünf Treppen hinunter mit meinem Köfferchen, aber auf dem Gang unten sauste mich ein großes, helles, blondes Mädchen fast über den Haufen.

      »Hoppla!« rief ich. »Ich denke, Suse kommt von susig, und nun kommt es doch von Sausen!«

      »Ach so, Sie sind der Herr, der bei Mutter wohnt! Das ist aber gar nicht so eilig, daß Sie ausziehen, ich richte mich ganz gut eine Weile in Mutters Stube ein.«

      Sie sah mich ziemlich neugierig an, die Olsche hatte ihr wohl schreckliche Geschichten von mir erzählt. Und ich sah sie auch ziemlich neugierig an.

      »Hätte ich das vor einer Stunde gewußt, wäre ich noch eine Weile im Bett liegengeblieben«, sagte ich schließlich. »Aber nun ist es doch ein angebrochener Tag, und ich ziehe!«

      »Dann also alles Gute!« sagte sie, schüttelte mir unvermutet die Hand und sauste die Treppe hinauf.

      Ich starrte ihr nach. Ich weiß sehr wohl, ein feiner Mann starrt einer Dame, die die Treppe hinaufläuft, nicht nach, und noch dazu derart unverschämt! Aber ich muß es leider sagen, daß ich nie ein feiner Mann war und auch nie ein feiner Mann werde. Ich starrte ihr unverschämt und mit Vergnügen nach. Ihre Beine liefen so schlank und blank die Treppe hoch, das Klipp-Klapp ihrer Absätze klang wie Geläut: Tripp-trapp-treppe!

      Was eigentlich mit mir passiert war, davon habe ich keine Ahnung und kann also auch nicht davon berichten. Immerhin war ich fünfunddreißig Jahre alt und bei weitem nicht mehr das, was man einen heurigen Hasen nennt … War es nun Liebe auf den ersten Blick, oder war sonst was Rätselhaftes dabei, jedenfalls fuhr ich in einer völlig veränderten Stimmung in eine Stadt, die wir nach berühmten Mustern »Altholm« nennen wollen. Nein, solche Geschichten machte ich natürlich nicht, daß ich nun in der Stadt Hamburg blieb, alle meine Dispositionen über den Haufen warf und jede Gelegenheit suchte, die junge Dame wiederzusehen. Nichts derart. Natürlich fuhr ich.

      Aber etwas hatte sich doch verändert in mir, und wenn ich nur das lange Bettliegen aufgab. Ich hatte in Altholm irgendwelche Bekannte, und durch sie bekam ich dann auch eine Stellung. Plötzlich war ich ein tätiger Erwerbsmensch mit einem Bruttoeinkommen von hundertzwanzig Mark im Monat bei vierteljährlicher Kündigung. Ich hatte so lange in der Flaute gelegen, es überraschte mich selbst, wieviel Spaß es mir machte, daß jetzt wieder ein bißchen Wind in meinem Segel stand.

      Du lieber Gott, ich lief nun nicht etwa herum und dachte immerzu an jenes kurze Kennenlernen im Treppenhaus. Ich stellte mir auch nicht die Beine vor, wie sie die Treppe hinaufgelaufen waren, ich war auch nicht stählern entschlossen, jetzt etwas Rechtes zu werden und dann vor meine verflossene Schlummermutter zu treten und sie um die Hand ihrer Suse-heißt-Anna zu bitten!

      Nichts von alledem! Ich lief durch die Straßen Altholms und warb Anzeigen und Abonnenten für ein sachte dahinsterbendes Blättchen. Ich aß alle Tage warm im Guttempler-Haus, und nach dem Essen zwickerten wir einen Kaffee aus. Zwickern ist ein ziemlich gerissenes holsteinisches Bauernspiel mit zweiundfünfzig Karten und einem Joker. Abends ging ich dann müde ins Bett und schlief ohne alle Träume von einer ferne ersehnten Geliebten.

      Aber der Wind in den Segeln, der war es! Daß mir nach einer langen Periode der Schlaffheit und Gleichgültigkeit das Leben wieder Spaß machte! Hundertzwanzig Mark im Monat waren gewiß nicht erschütternd, ich hatte als zweiundzwanzigjähriger Bengel schon tausend Mark im Monat verdient (was mir gar nicht gut bekommen war), aber ich war wieder was, ich tat wieder mit. Abends lag ich im Bett und griente. Daß ich heute den Teppich-Bolle herumgekriegt hatte, uns doch ein Inserat zu geben, das freute mich! Teppich-Bolle hatte es ganz und gar nicht gewollt, aber ich hatte ihn weich gequatscht!

      Die ganze Welt sah anders aus, wenn man zu einer richtigen Arbeit aufwachte. Es war bei mir, wie wenn über totes, ausgefrorenes Land der Frühling gekommen ist, plötzlich wurde es überall grün. Plötzlich fand ich es störend, daß ich gar keine Nachrichten mehr aus dem Elternhaus bekam. Jawohl, ich hatte meiner Wirtin gesagt, sie solle die Briefe zurückgehen lassen oder hinter den Spiegel stecken – vielleicht waren sie wirklich hinter den Spiegel gesteckt worden?

      Schwindelte ich mir was vor, ging es mir um etwas ganz anderes als um Elternbriefe? Ich weiß es nicht mehr zu sagen, genug, ich fuhr über Sonntag nach Hamburg. Ob wirklich Briefe am Spiegel steckten, daran erinnere ich mich nicht, aber das weiß ich noch, daß die Olsche nicht zu Hause war, wohl aber die Suse.

      Was ist da noch viel zu erzählen? Wir beide haben einander vom ersten Augenblick an gern gemocht. Es war Winter, naßkalter, schmutziger, nebliger Hamburger Winter. Aber wir waren jede Stunde miteinander unterwegs. Wir gingen nebeneinander her, wir froren, aber wir dachten gar nicht daran, daß wir froren. Wir hatten uns so unendlich viel zu erzählen, unser ganzes Leben hatten wir uns zu erzählen, wir vergaßen darüber alles.

      Ach, diese Liebe auf den Straßen einer großen Stadt, die kein Heim hat! Manchmal jetzt sehe ich die jungen Liebenden nebeneinander hergehen, dicht und doch noch nicht eingehängt, und miteinander sprechen. Dann fällt die lange Stille zwischen sie, in der sie nur aneinander denken, ausruhen in dem Gefühl, zueinander zu gehören. Dann fangen beide wieder an zu reden, als hätte keines geschwiegen.

      Und dabei wandern sie, sie streifen so viele Menschen und sehen nur sich. Ihre Füße gehen über die von tausend Füßen abgeschliffenen Granitplatten, und ihnen ist, als gingen sie einen ganz neuen Weg, den noch niemand vor ihnen gegangen. Manchmal bleiben sie vor einem Schaufenster stehen, aber sie sehen nichts. Sie stehen nur so da, vielleicht berühren sich ihre Hände einen Augenblick, dann ist es, als zitterte durch sie ein elektrischer Schlag.

      Heute wie einstens wandern sie durch die Straßen der großen Städte, viele viele Kilometer, beieinander. Ihre Füße brennen, aber es treibt sie immer weiter, es ist, als erreichten sie gehend, miteinander redend und miteinander schweigend stets neue Bezirke ihres Innern, die das andere jetzt kennenlernen muß. Liebe auf den Straßen – wie sie mich an den, der ich einstmals war, erinnert! Hungrig und arm, zu arm, um sich auch nur eine Stunde in ein Café zu setzen, unsagbar reich!

      Immer brachte mich Suse zum letzten Zug nach Altholm. Sie stand auf dem Bahnsteig und winkte mir nach. Aber kaum allein, fiel mir schon ein, was alles ich ihr zu erzählen vergessen hatte. Beim trüben Licht des Gasstrumpfs im Abteil des fahrenden Zuges fing ich an, ihr den ersten Brief nach unserer Trennung zu schreiben. Ich schrieb immer weiter, in Gedanken, im Halbschlaf, im Traum. In dieser Zeit habe ich ihr jeden Tag einen Brief geschrieben und manchen Tag zwei.

      Und was waren das für Briefe! Nicht solche Zettelchen, kaum angefangen schon zu Ende, nein, es waren richtige Briefe, für einfaches Porto nahm die Post keinen von ihnen an! Ich glaube, mein Rekord war ein Brief von sechsunddreißig engzeiligen Schreibmaschinenseiten – wie ich daneben noch meine Tagesarbeit erledigte, ist mir heute rätselhaft. Wahrscheinlich schlief ich kaum noch, ich war mager wie ein Windhund, und wie ein Windhund jagte ich auch durch die Straßen, auf der Jagd nach Abonnenten und Inserenten. Ich mußte doch Geld verdienen!

      Ein so ausgedehnter intensiver Verkehr konnte nicht lange vor den Augen von Suses Mutter verborgen bleiben. Ich habe es ja schon deutlich genug gesagt, daß Suses Mutter meine ganze Person mißbilligte, ich war ein geborenes Faultier, ein Mann, der morgens noch um elf im Bett lag und die Decke anstarrte! Ich sehe es noch, wie die gute Olsch ihre Fäuste über den Küchentisch weg gegen mich schüttelte: ich sollte ihr Mädchen nicht in Schanden bringen, ich nicht! Oh, meine liebe dermaleinstige Schwiegermutter nahm kein Blatt vor den Mund, sie sagte mir gründlich Bescheid!

      Uns aber fiel es wie Schuppen von den Augen, und selten hat ein Paar so vergnügt einer zornigen Standpauke gelauscht! Selbstverständlich, wir konnten ja heiraten! Eine großartige Idee – schönen Dank, liebe Schwiegerolsch! Selbstverständlich, Sie haben vollständig recht, ich verdiene nicht annähernd genug, um einen Hausstand zu begründen, und ich besitze noch immer nicht mehr als einen Handkoffer mit ein bißchen Wäsche. Aber was macht das? Sie arbeitet weiter im Damenputz en gros in Hamburg und ich als Zeitungswerber zu Altholm –


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