Dr. Karl Semper und seine Studien auf den Palau-Inseln im Sillen Ozean. Jürgen RuszkowskiЧитать онлайн книгу.
dieser maritimen gelben Buchreihe den Band 4e
(unter ISBN 978-3-7467-8730-5 – unter dem Titel Weltweit unter Segeln um 1850-70 – bei Amazon unter ISBN 978-1515096061 – auch als eBook im ePub- und Kindle-Format
unter ISBN 978-3-7380-3510-0) gestaltet.
Hier die entscheidende Passage aus Band 4:
„Mit wem habe ich die Ehre?“, fragte der Fremde höflich. – „Mein Name ist Tetens, ich bin Führer der „ACIS“ und Teilhaber des Kapitäns Cheyne.“ – „Sehr erfreut, Herr Tetens, ich bin Dr. Semper. – „Darf ich mir eine Frage gestatten, Herr Doktor?“ – „Bitte sehr.“ – „Sind Sie Engländer?“ – „Nein, nein, ich bin Deutscher.“
Bis jetzt war die Unterhaltung in englischer Sprache geführt, als ich nun aber deutsch antwortete und meine holsteinische Heimat nannte, da sprang Dr. Semper freudig erregt empor. „Das ist ja famos, dann sind Sie ja nicht nur mein Landsmann im Allgemeinen, sondern auch im engeren Sinne, ich bin aus Altona.
Es waren angenehme Stunden, die ich in Gesellschaft des Gelehrten verlebte. Nicht nur die Erinnerung an die ferne Heimat war geweckt, es füllte mich auch mit Bewunderung, wie der deutsche Forscher im Dienste der Wissenschaft alle Strapazen, jedes Ungemach ertrug und mit welcher unermüdlichen Ausdauer er seine wissenschaftliche Aufgabe zu erfüllen suchte.
Im Allgemeinen ist unter dem Volke die Ansicht vorherrschend, dass der deutsche Professor nur Auge und Sinn für das streng Wissenschaftliche habe, dass er alles, was seinem eigentlichen Gebiete ferner liegt, nicht beachte und mit den einfachsten Dingen weit unpraktischer verfahre wie der Mann aus dem Volke. Hat diese Meinung eine gewisse Berechtigung, so machte Dr. Semper eine glänzende Ausnahme. Ihm war auch nichts entgangen, selbst die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Inselgruppe hatte er mit einer seltenen Klarheit erfasst und er wusste die geringfügigsten Vorkommnisse wissenschaftlich zu erläutern.
Von allen Einwohnern geachtet, hatte der deutsche Gelehrte in einer verhältnismäßig kurzen Zeit nicht nur alles Wissenswerte erfahren, sondern auch, vom Zufall begünstigt, Cheynes selbstsüchtige Pläne entdeckt und höchst geschickt vereitelt.
König Abba Thule war im Besitze eines Buches: „An Account of the Pelew-Islands“, dessen Verfasser Wilson im Jahre 1780 auf den Palau-Inseln gescheitert und der somit wohl die erste eingehende Schilderung von diesem Volke geliefert hat. Der König betrachtete dieses Buch als ein Heiligtum, erzählte es doch von einem jungen Königssohn, der einst die Insel verlassen, um in England europäische Sitten zu erlernen, dort im fernen Lande von einem frühzeitigen Tod ereilt worden, und der nie wieder in seine Heimat zurückgekehrt war. Dr. Semper empfing dieses Buch zur Durchsicht aus den Händen des Königs, fand auch manche wissenschaftlichen Aufschlüsse, aber weit mehr als der Inhalt, fesselten den aufmerksamen Forscher zwei zufällig zwischen die Blätter des Buches geratene Abschriften eines geheimen Vertrags zwischen dem Könige und dem Kapitän Cheyne, sowie einer Konstitution von Palau.
Die Originale dieser interessanten Schriftstücke befanden sich im englischen Konsulate in Manila. Wurden die Bestimmungen ausgeführt, so war Kapitän Cheyne tatsächlich König von ganz Palau. Dr. Semper hatte Abschrift von den Dokumenten genommen und sowohl diese, wie auch die mutwillige Zerstörung von Korror-Dörfern durch das englische Kriegsschiff „SPHINX“ in der in Manila erscheinenden Zeitung Diario de Manila veröffentlichen lassen.
Spanien, das angeblich vor 150 Jahren die Palau-Inseln als Eigentum erworben haben will, schenkte diesem Vorkommnis zwar nicht die erwünschte Beachtung, aber der deutsche Gelehrte erreichte wenigstens den moralischen Erfolg, dass Cheynes Handlungsweise in weiten Kreisen zur Kenntnis kam und seine Pläne wie von unsichtbarer Macht durchkreuzt wurden.
Für mich waren die freimütigen Eröffnungen meines gelehrten Landsmannes von höchster Wichtigkeit; wenn ich mich auch nicht um Politik kümmerte, so hatte ich doch den wahren Charakter meines Reeders kennen gelernt und konnte demnach meine Maßregeln treffen.
Der Herausgeber dieses Bandes 105e war beim Lesen der Texte des Dr. Semper und dessen Darstellung der Begegnung zwischen beiden Anfang November 1862 auf der Insel Corror sehr erstaunt über die doch recht unterschiedliche Darstellung dieser Begegnung. Laut Dr. Semper hatte Tetens bereits vor dieser Begegnung in Manila von seinem hier forschenden Landsmann gehört. Es ist durchaus möglich, dass diese unterschiedliche Darstellung auf den Ghostwriter Sammy Steinberg zurückzuführen ist, der den ursprünglichen Bericht Alfred Tetens' für eine Buch-Veröffentlichung umgeschrieben und nachweislich verfälscht hat.
Dr. Karl Gottfried Semper
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geboren am 6. Juli 1832 in Altona
verstorben am 29. Mai 1893 in Würzburg
Semper war Naturforscher, Zoologe, Ethnologe und Forschungsreisender. Er studierte an der Technischen Hochschule in Hannover, wo er 1852 Mitglied des Corps Visurgia wurde. Als Ethnograph bereiste er 1859 bis 1864 die Philippinen und die Palauinseln und kehrte im November 1865 über Hongkong, Saigon und Ceylon nach Europa zurück.
In Manila hatte er die aus Hamburg stammende Anna Hermann (* 28. Oktober 1826) kennen gelernt. Sie wird in den nachfolgenden Texten von ihm als Verlobte mehrfach erwähnt.
1866 habilitierte er an der Universität Würzburg in Zoologie und wurde dort 1868 Professor für Zoologie und vergleichende Anatomie.
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I. Die Palau-Inseln im Stillen Ozean
Original 1873 bei F A Brockhaus in Leipzig erschienen
Von Manila nach den Palau-Inseln
Es war im Mai des Jahres 1859. Von Luban, einem hoch am nordöstlichen Abhange des erloschenen Vulkans Banajao auf Luzon liegenden Bergdorfes aus ritt ich auf schlechtem, aber wunderbar schönem Wege nach Mauban zu. Ehe ich diesen an der östlichen Küste liegenden Ort erreichte, bot mir noch in ziemlicher Höhe eine Windung des Weges den ersten Blick auf den Stillen Ozean, dessen langgestreckte Wogen sich an den Riffen des Ufers brachen, während er im Horizont mit dem Himmel zu verschmelzen schien.
Die Bewegung des Seeganges war nur an dem Schaum der Küste zu erkennen; und das Meer selbst schien gänzlich ruhig dazulegen, in der Tat ein stiller Ozean, auf dessen weiter Fläche kein Boot, kein Schiff zu erblicken war. Aber der unbegrenzte Horizont setzte meiner Phantasie kein Hindernis entgegen; weiter und weiter nach Osten zu schweifte mein Blick in die Ferne, und je weiter er drang, umso bewegter schien mir auch das Leben des Meeres zu werden. Zunächst traf mein Auge die Marianen, unter denen mir Tinian in der Erinnerung an Anson’s warme Schilderung tiefe Sehnsucht erweckte, während von südwärts her die kraushaarigen dunkelbraunen Bewohner der Carolinen gastlich zu winken schienen.
Abba Thules (siehe das Buch von Keate Wilson, „an Accoutt of the Pelew Islanda“ London 1783, das seinerzeit großes Aufsehen erregte und auch in Deutschland viel gelesen