Эротические рассказы

Julia. Gunter PreußЧитать онлайн книгу.

Julia - Gunter Preuß


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um nicht umzufallen vor Schwäche? Karl Marx jedenfalls stelle ich mir anders vor! Ich erkenne ihn ja kaum in dem Menschengewimmel!«

      Es war still in der Klasse. Liebscher stand noch immer. Sein Gesicht glühte. Er hatte die Hände geballt.

      Julia wagte nicht mehr, etwas zu sagen. Ihr war so, als hätte sie eben Herrn Rohnke sprechen hören. Sie schämte sich fast, dass ihr das Bild gefallen hatte.

      Frau Rosen war aufgestanden. Sie ging Liebscher zwei Schritte entgegen, blieb dann stehen und fragte: »Also, wie würdest du dir Karl Marx vorstellen?«

      Liebscher wandte sich zur Klasse um und lachte herausfordernd.

      »Wie ich mir Karl Marx vorstelle? Wie sich ihn jeder vernünftige Mensch vorstellt ... «

      Liebscher zögerte. Er überlegte. Dann sagte er: »Es gibt doch genug Bilder und Denkmäler von ihm. Er ist groß, stark, klug ... «

      »Ja, und weiter«, drängte Frau Rosen. »Wie ist er sonst noch gewesen? Groß und stark und klug sind viele Menschen. Aber gerade du willst ihn doch als einen besonderen Menschen erkennen. Was hat ihn dazu gemacht?«

      Julia sah: Liebscher war in einer dummen Situation. Sie hätte auf diese Frage auch nichts zu antworten gewusst. Karl Marx war eben Karl Marx. Darüber hinaus hatten sie nie nachgedacht. Er war einer der größten Philosophen, hatte Frau und Kinder ... Julia überlegte ebenso krampfhaft wie Liebscher und alle anderen aus der 8b. Was war dieser Karl Marx für ein Mensch?

      Liebscher raffte sich zu einer Antwort auf: »Mir ist ganz gleichgültig, ob er zu Mittag gern rote Grütze aß oder ob er wollene Unterhosen trug! Das will ich alles überhaupt nicht wissen! Will ich ihn sehen, gehe ich ins Erdgeschoß der Schule - da steht eine Büste von ihm. Die hat ein bekannter Bildhauer angefertigt.«

      Liebscher hob das Geschichtsbuch hoch und zeigte es in die Runde. »Und hier drauf ist Karl Marx auch zu sehen!«

      Julia erschien es, als wäre Frau Rosen blass geworden, als müsste sie sich mit ihren hinter dem Rücken verborgenen Händen auf den Tisch stützen.

      Frau Rosen konnte die Aufregung in ihrer Stimme nicht verbergen. »Ja, und reicht dir das?«

      »Und ob mir das reicht!«, antwortete Liebscher wieder sicher. »Herr Rohnke sagt auch immer: Wichtig ist nur das, was einer leistet!«

      Röbel, Pele und einige andere klatschten Beifall. Ellen sagte stolz zu Julia: »Gegen Werner kommt sie nicht an. Er ist einfach große Klasse.«

      Julia stimmte zu. Warum stritt Frau Rosen mit Werner Liebscher? Der Lehrer stritt mit dem Schüler - unmöglich! Aber doch war Julia gespannt, was die Rosen Liebscher entgegnen würde.

      Frau Rosen lief jetzt vor der Tafel auf und ab. Man konnte es ihr ansehen, dass sie nach Worten suchte.

      Sie sagte: »Nimm mal an: Ein Wissenschaftler entdeckt eine bisher unbekannte Energiequelle, die der Menschheit sehr viel nützen, aber auch sehr viel schaden könnte. Von ihm hängt es ab, in wessen Hände sie gerät. Ist es da gleichgültig, was er für ein Mensch ist? Bestimmt ist es egal, ob er rote Grütze zum Frühstück isst oder gern wollene Unterhosen trägt. Aber es ist bestimmt nicht gleichgültig, ob er verantwortlich denken kann oder ob er skrupellos seine Entdeckung verkauft. Begreif das doch: Mensch und Werk muss man zusammen sehen. Das eine lässt sich durch die Kenntnis des anderen doch viel besser begreifen!«

      Es klingelte zur Pause. Liebscher war gleichgültig ans Fenster getreten. Er öffnete es und begann seine Brote zu essen, ohne der Lehrerin zu antworten. Er wendete ihr den Rücken zu. Das hieß: Ich habe jetzt Pause!

      Frau Rosen packte ihre Bücher in die Tasche. Zögernd, unbefriedigt, wie Julia schien. Sie ging langsam zur Tür, drehte sich herum und sagte: »Der Ausflug in die Genossenschaft nach Köhra - wer ist dafür verantwortlich?«

      Gerda Munkschatz und Röbel hoben die Hand.

      »Gibt es da noch etwas zu besprechen? Kann ich helfen?«

      Röbel warf einen Apfelrest zum Fenster hinaus. »Alles okay.«

      Frau Rosen verließ das Klassenzimmer.

      Liebscher wandte sich um und schrie: »Mit der diskutiere ich doch gar nicht! Was soll überhaupt dieses Gerede! Sie ist doch Lehrerin! Da hat sie mir doch was zu erzählen! Nicht ich ihr!

      Und überhaupt - wie die über Marx spricht! Als hieße er nicht Karl Marx, sondern Müller, Lehmann oder Krause!«

      Julia war nachdenklich geworden. Diese Fragen: Was war Karl Marx für ein Mensch? Wie hat er gelebt?, ließen sie nicht los. Aus ihnen erwuchsen wieder diese Fragen, die in letzter Zeit aufgetaucht waren und ihr Mühe machten, sie aus ihren Gedanken zu verdrängen.

      Es waren unbequeme Fragen: Wer eigentlich ist Pit Janko? Was wissen wir von ihm? Oder wer ist Werner Liebscher? Ist er nur ein guter Schüler und sonst nichts? Reichte wirklich nur die Leistung, diese Eins oder Zwei im Zeugnis aus, um einen Menschen zu kennen, zu wissen, ob auf ihn Verlass war oder nicht? Und sie fragte sich: »Und wer bist du eigentlich, Julia?«

      Sie stand auf, sagte laut: »Werner, ich glaube, du siehst das falsch. Ihr geht es nicht darum, Karl Marx zu Müller oder Schulze zu machen. Im Gegenteil, sie will uns zeigen, wer Karl Marx war. Was für ein Mensch, verstehst du. Ich jedenfalls habe ihn mir heute zum ersten Mal richtig vorstellen können. Ich meine, nicht nur auf einem Bild, sondern lebendig, als hätte er unter uns gesessen. So verstehe ich auch besser, was er gesagt hat.«

      Julia machte eine Pause. Sie hob die Hände. »Wie soll ich euch das erklären? Er ist mir einfach nähergekommen.«

      Liebschers Gesicht wurde starr. Er strich sich das Haar aus der Stirn. Leise und drohend sagte er: »Du hängst die Fahne ganz schön nach dem Wind! Einmal links, einmal rechts! Aber warte nur, wenn Herr Rohnke wieder da ist, wird dir deine Querspringerei vergehen!«

      In Julia kam Wut auf. Sie lief zu Liebscher ans Fenster. Pit war aufgestanden.

      Julia rief: »Du spinnst wohl, Liebscher? Ich lass mir doch von dir keine Vorschriften machen! Ich habe nichts weiter gesagt als meine Meinung! Ist das etwa verboten?«

      Einer nach dem anderen aus der 8b stellte sich zu Liebscher. Nur Pit hatte sich, wie Julia, wieder auf den Stuhl gesetzt. Er blätterte in einem Buch.

      »Du nimmst ganz schön den Mund voll«, sagte Gerda Munkschatz zu Julia. »Das hättest du dir bei Herrn Rohnke nicht erlaubt!«

      Julia dachte: Was ist nur in dich gefahren? Die ganze Klasse stellt sich gegen dich! Aber der Unterricht von Frau Rosen hatte ihr doch gefallen. Vielleicht war doch nicht alles klar, was sie gesagt hatte? Bei Herrn Rohnke war immer alles klar gewesen.

      Julia wurde immer unsicherer. Sie sah sich hilfesuchend im Klassenzimmer um. Pit saß auf seinem Platz und las. Sie konnte es nicht ertragen, dass alle gegen sie standen.

      Ihre Hände entkrampften sich langsam, sie stand auf und sagte: »Was ihr euch nur aufregt, Leute. Ist doch alles in Ordnung.«

      Und wie unter einem Zwang fügte sie hinzu: »War doch nur ein Spaß. Ich bin doch ganz eurer Meinung! Wir waren schließlich immer einer Meinung!«

      Liebscher sah sie verwirrt an. Ellen rief erfreut: »Wusst ich es doch, Julia! Du immer mit deinen verrückten Einfällen!«

      »Na, was guckt ihr so blöd?« Julia lachte. »Vertragt ihr keinen Spaß mehr?«

      Julia lief auf die Gruppe zu, knuffte Ellen und Gerda Munkschatz in die Hüften und stieß sie an die Arme. Sie wendete ihre ganze Beredsamkeit an, um alle von ihrem Spaß zu überzeugen.

      Endlich sagte Liebscher, ohne dabei seinen misstrauischen Blick von Julia abzuwenden: »Du solltest Schauspielerin werden, Julia.

      Tatsächlich, du hast eine Menge Talent.«

      Es klingelte. Julia setzte sich schnell auf ihren Stuhl. Lange hätte sie nicht mehr stehen können. Ihr war schlecht. In der Stunde ließ sie sich Ellens kleinen Taschenspiegel geben. Oft schaute sie hinein. Am liebsten


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