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Satan und Ischariot III. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Satan und Ischariot III - Karl May


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Silverhill, Sie sehen, unser gestriges Zusammentreffen hat mich so für Sie begeistert, daß ich mich nicht von Ihnen zu trennen vermag. Old Shatterhand hat Ihre Spur gefunden, obgleich Sie die Billets durch eine fremde Person kaufen ließen.«

      »Sie – Sie hier in Gainesville!« sagte sie stammelnd.

      »Vermuteten Sie, daß ich jetzt noch in Ihrem Boudoir zu suchen sei? Vielleicht wäre ich trotz aller Ihrer Schönheit in New Orleans geblieben; aber Sie hatten bei Ihrer eiligen Abreise etwas vergessen, was Sie so notwendig brauchen, daß ich mich sofort auf die Bahn setzte, um es Ihnen nachzubringen. Hier ist es, Sennora.«

      Ich zog den Zettel mit dem Eheversprechen aus der Tasche, faltete ihn auseinander und hielt ihn in das Licht der Lampe. Sie las die Zeilen, riß ihn mir aus der Hand und rief.

      »Der gehört mir! Wenn ich nur den Schein habe! Nun mag alles verloren sein, was ich nicht mitnehmen konnte!«

      »Ja, behalten Sie ihn, Sennora. Sie können einen der größten Betrüger damit zwingen, ehrlich gegen Sie zu sein, bevor ihn der Hangman an den Galgen knüpft.«

      Da zischte sie mir wütend zu:

      »Schweigen Sie, Sie größter aller Verleumder! Sennor Hunter ist ein ehrlicher Mann, tausendmal ehrlicher, als Sie sind. Ich habe mit Ihnen nichts zu schaffen; er aber wird sich an Ihnen rächen; darauf verlassen Sie sich!«

      Und sich an den Wirt wendend, fuhr sie fort:

      »Sennor, haben Sie für eine Dame, die unmöglich bei solchen Leuten bleiben kann, ein abgelegenes und verschließbares Zimmer für bis morgen früh, wo ich weiter reise?«

      »Fragen Sie doch nicht erst, Ma'am!« antwortete er. »Ich habe ein Zimmer, in welchem eine Prinzessin sich wie im Himmel fühlen würde.«

      »So bringen Sie mich und meine Kammerzofe sofort hin!«

      Er nahm uns die Lampe weg und führte die beiden Frauenzimmer fort. Das Haus war in zwei Räume geteilt, einen größeren, in dem wir saßen, und einen kleineren, der die Küche und den Aufenthalt des Wirtes bildete. Beide Räume hatten eine Bretterdecke. Die Decke der Küche hatte ein viereckiges Loch; dort legte der Wirt eine Leiter an und kletterte mit der Lampe hinauf. Judith und die Indianerin mußten ihm folgen. Wir blieben im Finstern, bis er nach fast einer Viertelstunde wieder herunter kam und uns ein Talglicht hinsetzte.

      »Entschuldigt, Mesch'schurs!« sagte er. »Ich habe heute nur eine Lampe. Die drei großen Kronleuchter, welche ich in Little Rock bestellt habe, kommen leider erst übermorgen an. Wünscht Ihr auch zu essen?«

      »Ja,« antwortete Emery. »Was giebt es?«

      »Einen feinen Lendenbraten und dazu einen Eierkuchen.«

      »Wer ist der Koch?«

      »Ich selbst. Meine Frau kommt erst übermorgen, und die vier Kellner, welche ich mir verschrieben habe, sollten schon gestern hier sein, werden sich aber verspätet haben, weil der Schneider ihre Fracks nicht zur rechten Zeit fertig gebracht hat.«

      »Dann ist es ein wahres Glück,« fiel ich ein, »daß wenigstens Ihr selbst schon hier eingetroffen seid! Ihr habt mit der Dame da oben gesprochen. Hat sie Euch gesagt, wohin sie will?«

      »Nein.«

      »Oder wann sie fort will?«

      »Auch nicht. Aber Ihr habt vorhin gehört, daß sie ihr Boudoir nur bis morgen früh behalten will.«

      »Können wir hier übernachten?«

      »Natürlich! Ihr sollt wie die Götter schlafen.«

      »Wo?«

      »Hier im Salon. Ihr werdet Betten zum Entzücken haben.«

      »Schön! Kann man hier in diesem gesegneten Gainesville Pferde zum Kaufe bekommen?«

      »Das versteht sich, Sir! Es giebt im ganzen Westen keine solchen Pferde wie hier bei uns. Echt arabisches, persisches und englisches Vollblut! Und Preise, Preise sage ich Euch, die der Rede gar nicht wert sind. Ich bin der berühmteste Pferdezüchter weit und breit.«

      »Vielleicht auch Sättel?«

      »Von allen Sorten, vom berühmtesten Sattler in St. Louis direkt und fast ganz neu bezogen.«

      »So wünsche ich nur, daß die Pferde und Sättel besser sind als der echt englische Porter, den Ihr vorhin ebensosehr gelobt habt wie jetzt sie. Was für Ausgänge hat das Boudoir, in dem sich die beiden Damen befinden?«

      »Nur den einen, wo sie vorhin hinaufgestiegen sind. Doch verzeiht! Ich muß mich jetzt beeilen, euer Abendessen zu bereiten.«

      Dieser »Hotelier« war ein so geriebener Kerl, wie mir kaum schon einer vorgekommen war. Sein Porter war ein selbst zusammengepantschtes Small-beer; dann bekamen wir die ungenießbaren Sehnen von Rinderfüßen als Lendenbraten, und der famose Eierkuchen war nichts anderes, als ein Mehl schlechtester Güte dick in warmem Wasser eingerührt. Die Betten bestanden aus Hobelspänen, und für diese fürstlichen Genüsse hatten wir drei Dollars pro Mann zu bezahlen. Der einzige Trost dabei war, daß die »Prinzessinnen« über der Küche wohl in denselben Genüssen schwelgen mußten, wie wir.

      In Bezug auf diese beiden Personen trauten wir dem Manne nicht recht; da wir aber nicht wußten, in welche Richtung wir unser Mißtrauen wenden sollten, so legten wir uns schlafen, doch mit dem Vorsatze, morgen mit dem frühesten aufzustehen.

      Mitten in der Nacht weckte mich Winnetou.

      »Mein Bruder mag horchen!« sagte er.

      Ich lauschte. Von draußen hörte man, aber fern von dem Hause, ein leises Geräusch, wie das Rollen eines Wagens; dann war es wieder still, und nichts ließ sich mehr vernehmen. Wir schliefen also wieder ein, indem wir das Bewußtsein hegten, daß die Jüdin, wenn sie wirklich nur mit Hilfe der Leiter aus ihrem »Boudoir« entweichen konnte, sich gewiß nicht entfernen konnte, ohne von uns gehört zu werden. Wir drei, besonders aber Winnetou, pflegten beim leisesten Geräusch aufzuwachen.

      Der Tag graute, als wir aufstanden. Da es an der Thür kein Schloß, sondern nur einen hölzernen Riegel gab, konnten wir aus dem Hause treten, ohne den Wirt zu wecken, welcher, wie wir sahen, noch schlafend in der Küche lag. Wir bemerkten sofort, daß die Leiter dort fehlte, und als wir um die Ecke des Hauses bogen, sahen wir sie dort an der Wand lehnen. Sie reichte bis an einen offen stehenden Laden in dem obern Raume, welchen der Wirt Boudoir genannt hatte. Und nun bemerkten wir auch, daß sich dort eine Thür befand, welche aus der Küche in das Freie führte. Der Wirt wurde natürlich sofort geweckt.

      »Wo sind die Damen, die oben schliefen?« fragte ich ihn.

      »Fort,« antwortete er, indem sich sein Gesicht in ein schadenfrohes Grinsen zog. »Ich habe sie hinausgelassen.«

      »Und heimlich, damit wir es nicht bemerken sollten!«

      »Allerdings, Mesch'schurs. Ich gönne meinen werten Gästen gern den Schlaf. Darum habe ich die Küchenthür so leise nach außen geöffnet und die Leiter so leise hinausgeschafft und draußen angelehnt, daß ihr es selbst dann nicht gehört hättet, wenn ihr wach gewesen wäret. Und ebenso leise sind die Damen dann auch durch den Laden herabgestiegen.«

      Er sagte das mit einem so merkwürdigen Hohne, daß ich ihn am liebsten hätte ohrfeigen mögen. Ich fragte weiter-.

      »Ihr wißt nicht, wohin sie sind?«

      »Nein.«

      »Und doch habt Ihr sie im Wagen fortgeschafft!«

      »Im Wagen?« meinte er erstaunt. »Woher wißt Ihr das?«

      Ich dachte an die Worte, welche Judith zu dem Händler gesagt hatte: »Mr. Hunter hat dafür gesorgt, daß ich schnell zu ihm kommen kann.« Sollte er ihr beim Abschiede gesagt haben, er wolle hier einen Wagen für sie bereithalten lassen? Ich antwortete:

      »Ich weiß, daß hier bei Euch ein Wagen für eine Mrs. Silverhill gestanden hat!«

      »Wenn Ihr es so gewiß wißt, warum soll ich


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