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Wizzel Kien. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Wizzel Kien - Ханс Фаллада


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Nacht Seife geschneit. Da ließ der Pfarrer die Stufen schön säuberlich von seiner Zugeherin abkratzen und hatte Seifenvorrat fast auf ein Jahr. So hat meinem Vater nie im Leben etwas gelingen wollen, alles, was er begann, schlug ihm fehl, bis ich in höherem Alter meine schwache, spinnenfingrige Hand über ihn hielt und ihn zum Weibel der Wetterplitzischen Leibwache machte, worüber an seinem Ort berichtet wird – da erst hatte er bessere Tage.

      Jetzt aber ging’s ihm weiter übel, auch der Pferdehandel gelang ihm nicht nach Wunsch. Mein Vater hatte es sich nämlich in den Kopf gesetzt, er müsse sich nun von seinem letzten Geld Pferd und Wagen kaufen und ein Fuhrmann werden, das sei gerade der rechte Beruf für ihn. Das war nun vielleicht kein so schlechter Einfall, denn er wäre immer an der frischen Luft gewesen, und Friede war auch eben im Lande, so daß ihm keiner zu der Ware Pferd und Wagen genommen hätte – alles gut, wenn nur der Pferdehandel nicht gewesen wäre!

      Mit dem Pferdehandel aber ist es so, daß er ein nasses Geschäft ist. Die Roßtäuscher begießen den Kauf nicht nur hinterher, sondern viel mehr noch vorher, damit sie dem mutmaßlichen Käufer das Auge ein wenig schwimmend machen. Für jeden Fehler, den solche Mähre hat, wird doppelt und dreifach eingeschenkt, und bekommt sie der Käufer dann zu Gesichte, kann er schon schlechter auf den Beinen stehen als die sterbensmüde Kracke selber.

      Mein Vater hatte sich wohlüberlegt, wie das Pferd beschaffen sein sollte, das seinen Karren zu ziehen hatte. Der Kopf sollte klein und muskulös sein, mit sichtbaren Adern und einer Maulspalte, immer feucht, aber nicht zu groß und nicht zu klein. Es sollte kein Ramskopf, kein Hechtkopf, kein Schafskopf sein, auch kein Altweiberkopf und kein Eselskopf. Der Hals mußte ein rechter schöner Schwanenhals sein, kein verkehrter Hals, kein Hirschhals, auch kein Speckhals. Den Rücken wünschte er sich mäßig lang, ein wenig biegsam und doch gerade, denn mein Vater verdammte die Senk- und Karpfenrücken, auch die doppelten oder gespaltenen Rücken. Bei den Kreuzen oder Kruppen, von denen es viele Arten gibt, zog mein Vater die runde oder apfelförmige Kruppe allen anderen bei weitem vor. Ich übergehe die Brust, die Rippen, die Weichen und den Bauch, alles Teile, über die mein Vater sehr feste und wohlbegründete Ansichten hatte, und erwähne nur noch den Pferdeschweif oder -schwanz, von dem mein Vater meinte, er solle nicht schlaff herabhängen oder gar schief getragen werden, sondern müsse hoch angesetzt sein und in schönem Bogen prunken. Die Schweifrübe habe aber dick und kräftig zu sein, und die Schweifhaare müßten dicht und lang sitzen. Kurz und gut, mein Vater suchte das Muster und Vorbild aller Pferde, wie es vielleicht nicht einmal im Garten Eden unter unseres Stammvaters Adam Augen geweidet.

      Da gab es nun ein nicht abreißendes Herumgelaufe in der Stadt, und jeden Abend kam mein Vater ohne ein Pferd, doch mit einem kräftigen Zacken nach Haus. Er war aber achtsam und trank nicht die Hälfte von dem, was sie ihm einschenkten, sondern schüttete viel unter den Tisch oder in seine Lederhosen, aus denen der gute Schnaps langsam in seine hohen Fuhrmannstiefel versickerte, denn die hatte er sich schon anmessen lassen. Man kann also mit Fug sagen, mein Vater sei in diesen Wochen im Schnaps gewatet; es hat ihm aber gutgetan, denn all seine Leichdörner, deren er im Überfluß hatte, lösten sich sanft davon, und er bekam wieder glatte, schiere Füße wie ein Neugeborenes. Aber wieviel mein Vater auch lief, soff, ansah, das gewünschte Pferd wollte sich nicht blicken lassen, und es ging dem Fuhrmann Michel ganz wie dem Totengräber Michel: Hatte der eine keine Toten zu begraben gehabt, so bekam der andere kein Pferd einzuspannen.

      Schließlich geriet mein Vater an einen Obersten der Roßtäuscher, den sie seines Leibesumfanges wegen den Doppelten Hansen nannten. Der versuchte es auf eine andere Art als seine Kumpane. Er führte meinem Vater eine fünfjährige Stute, ein recht artig Pferdlein, vor, das am losen Wischzaum des Bereiters zum Peitschenknallen des Doppelten Hansen ganz mutig die Straße auf und ab trabte. Als mein Vater, damit das Roß nicht zu teuer werde, zu mäkeln begann und anführte, es habe ja eine Habichtsbrust, stelle die Beine wie ein Tanzmeister, und es sei ihm wohl Pfeffer in den Hintern gesteckt, daß es den Schweif so hoch trage und so übermütig tänzele – da legte ihm der Doppelte Hans die Hand aufs Maul, führte ihn rasch ins Haus und in die Stube und flüsterte vorwurfsvoll: »Machst mir ja alle Käufer abspenstig mit deinem Tadel, Michel! Ja, freilich, du hast einen Falkenblick und läßt dich nicht täuschen, bedenke aber doch, daß es Dumme gibt, denen solch Pferd völlig gut genug ist.«

      Das ging meinem Vater sanft ein wie einem Mastkalb das rohe Ei (und sollte er ja auch wie dieses hingeschlachtet werdenl), und er meinte, so ganz schlecht sei die Stute ja nicht, doch wohl habe er von einem rechtschaffenen Pferde einen anderen Begriff. Der Michel habe recht, sagte der Doppelte Hans eifrig. Er habe auch noch solch Pferd, wie es sich für ihn schicke, aber das zeige er keinem Menschen, denn es sei eigentlich für den Herrn Ritter von Wetterplitz bestimmt, der nur noch an den dreißig Silbertalern, die es bringen müsse, spare. Ei, wie spitzte da mein Vater die Ohren! Dreißig Silbertaler habe er auch, und ohne Sparen, meinte er, und ansehen möchte er sich den Gaul gerne einmal. Jetzt gelüste es ihn erst einmal auf einen Schluck oder zwei, antwortete kaltmütig der Doppelte Hans. Dem Michel möge er freilich kein Getränk anbieten, denn der sei ihm zu schlau und denke wohl gar, er solle trunken gemacht werden.

      Damit setzte sich der Doppelte Hans an den Tisch, fing an, fleißig einzuschenken, zu schmatzen und zu schlucken, daß meinem Vater das Wasser im Munde zusammenlief. Der Roßtäuscher aber tat, als merke er nicht dergleichen, trank fleißig weiter und meinte, das Pferd sei ja so gut wie verkauft. So gut wie sei nicht ganz, rief mein Vater immer gieriger, er habe auch gutes Geld, und wer zuerst komme, führe die Braut ins Haus! Und damit stürzte er die dreißig Silbertaler aus dem Hosensack auf den Tisch. Und das war wirklich all sein Hab und Gut, was der Pferdehändler schon zuvor erfahren. Er solle sein Geld wieder einstecken, sagte der Doppelte Hans ungerührt, ansehen koste bei ihm nichts. Wenn es meinem Vater aber wirklich Ernst sei, wolle er den Bereiter nach dem Roß schicken, denn so ein kostbar Pferd habe er nicht in der Stadt zu stehen, sonst liefen ihm die Leute wohl noch die Tür entzwei. Es sei ihm Ernst, versicherte mein Vater. Der Doppelte Hans trank gemächlich noch einen oder zwei, wischte sich das Maul und sagte, so wolle er es denn wagen. Es werde aber seine zwei oder drei Stunden dauern, bis das Roß zur Stelle sei. Meinem Vater machte das nichts aus, und so ging der Doppelte Hans zu seinem Bereiter.

      Unterdes war mein Vater allein in der Stube, durch die ein recht angenehmes Rüchlein von Kirschengeist zog. Mein Vater schnüffelte: Nun, es konnte wohl auch Himbeergeist sein. Mein Vater ging an den Tisch und schüttelte die Flasche, sie gluckerte lieblich, aber Himbeer- wie Kirschgeist gluckern auf die gleiche Weise. Mein Vater sah, daß der Doppelte Hans in seinem Glase eine Neige gelassen hatte; er schluckte sie, dann leckte er fein säuberlich nach, aber er wußte immer noch nicht, welches von beiden es war. Nun war die Wißbegierde meines Vaters erst recht rege geworden, er sah ein paar Tröpfchen am Flaschenrande sitzen, und es gelüstete ihn, sie wegzuküssen. So tat er’s, und ein schöner, feurig wärmender Strahl schoß ihm dabei in den Schlund. »Nicht so hastig!« rief mein Vater. »Dabei läßt sich ja nicht schmecken!« Und trank langsamer. »Habe ich doch recht gerochen!« rief er, als die Flasche leer war. »Es ist Kirschengeist!«

      »Du verstehst auch alles, Michel!« rief der Doppelte Hans, der unvermerkt eingetreten war. »Und jetzt wollen wir einmal meinen Himbeergeist versuchen.« Damit war mein Vater ganz zufrieden, und so saßen die beiden einträchtig beieinander und tranken, und der Doppelte Hans erzählte, immer meinem Vater fleißig einschenkend, wie er die Leute mit den elendesten Schindmähren anschmiere. Bei seinem Freunde, dem Michel, aber möge er so etwas gar nicht versuchen, der sei ein Roßkenner über alle Roßkenner.

      Als sie so nun an die drei Stunden gezecht, gelobhudelt und geprahlt hatten, trat der Bereiter in die Stube und sagte an, das Roß stehe nun unten auf dem Hof. Da hoben die beiden sich auf vom Tisch, aber nur schwer, und stiegen hinunter auf den Hof, doch mußten sie sich aneinander festhalten. Auf dem Hofe aber stand die elendeste Kracke, die je die Sonne beschienen, ein Roß, behaftet mit allen Fehlern, als da sind: gehörnte Hüften, übermäßig langer Hals, Hängebauch, Faßbeine, Nasenfluß, mit Mauke und Spat geplagt, mit Steingallen, Kronentritt, Rattenschweif, Nabelbruch; ein Beißer und Schläger dazu, ein Windschapper und Schwanzfänger.

      »Was für ein edeles Roß!« rief der Doppelte Hans bewundernd aus. »Das stünde einem König und Kaiser an!« Meinem Vater gefiel es in seiner Trunkenheit auch


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