Die Schlangentrommel. Ole R. BörgdahlЧитать онлайн книгу.
zog sich das iBook heran und begann im Internet zu suchen. Er öffnete die Website des Vereins, klickte durch die Seiten, bis ein Lageplan auf dem Monitor erschien.
»Ziemlich großes Gelände«, stellte Boold fest. Er öffnete auch noch einen Stadtplan.
»Der Babelsberger Park grenzt direkt ans Stadion«, erklärte Stinman, der sich über das iBook gebeugt hatte. »Hier ist das Vereinsheim, in die Tribüne des Ostblocks integriert, und drumherum sind normale Wohngebiete. Das Areal wird nach Norden und Westen durch den Glienicker See begrenzt. Man kann also nur nach Süden und Osten ausreichend gut an- und abfahren.«
»Ein Stadion, ein Vereinsheim«, überlegte Boold. »Was will er da?«
Miller zuckte mit den Schultern. »Vielleicht gar nichts. Wo hast du die Eintrittskarten her?«
»Aus der Zehlendorfer Wohnung«, antwortete Boold. Sie lagen in Boureys Post, ungeöffnet.«
»Vielleicht ist das gar keine Spur?«, warf Stinman ein.
Boold wandte sich zu ihm. »Das können wir nicht riskieren. Wir müssen beide Orte überwachen. Ich hoffe nur, es bleibt dabei. Bisher weiß in der Zentrale niemand, wo sich die Zielperson momentan befindet. Vielleicht wird Mura nie in Berlin auftauchen.«
»Was machen wir also?«, fragte Burton, der bisher geschwiegen hatte.
Boold sah ihn an. »Du und unser Fußballexperte, ihr werdet euch Babelsberg vornehmen. Observation!«
»Zu zweit?«, fragte Stinman.
»Geht nicht anders«, sagte Boold. »Miller und ich werden in Zehlendorf warten.«
»Dann müssen wir noch Leute anfordern.« Stinman hatte sich über das iBook gebeugt. »Wie sollen wir da zu zweit alles abdecken.« Er schüttelte den Kopf. »Wie ist es, wenn Miller noch mit uns kommt. Du kannst eine kleine Wohnung doch alleine schaffen, außerdem ist es doch nur das sekundäre Ziel.«
»Und dann habe ich einen Trupp Leibwächter vor mir«, sagte Boold. »Nein, wir bleiben bei den Zweierteams. Macht euch bereit. In spätestens einer Stunde müsst Ihr auf dem Posten sein.«
*
Tillman Halls schloss hinter sich die Tür und trat an den Schreibtisch. Der Commander deutete auf einen der Stühle und Halls nahm Platz.
»Was Sie mir da geschickt haben«, begann der Commander, »ist das authentisch?«
»Ich habe es dreimal überprüft«, bestätigte Halls.
Der Commander nickte. »Der Mann arbeitet für eine Sicherheitsfirma.«
»Richtig, Flughafentechnik, Scanner, Gepäckdurchleuchter und so etwas.«
»Und er ist Angestellter dieser Firma?«
»Ja, ein Angestellter, aber die Firma hat seit zwei Monaten keinen Handelsregistereintrag mehr«, erklärte Halls.
»Und was bedeutet das?«
»Es stinkt! Mura und er müssen sich kennen. Ich habe auf die schnelle ein Dossier des Mannes geschrieben und wissen Sie, was noch aufgefallen ist, der Mann fliegt heute Nachmittag von Stockholm nach Berlin.« Halls machte eine Pause. »Aber es gibt einen ganz anderen Grund, warum er überhaupt in unser Visier geraten ist.«
»Und der wäre?«
»Stichwort: Whistleblower.«
»Whistleblower?«, wiederholte der Commander. »Sind Sie da sicher?«
*
John Boold war den Weg nach Zehlendorf bereits am Vormittag gefahren. Mit ihm im Wagen saß jetzt Agent Miller. Das zweite Team mit den Agents Stinman und Burton war auf dem Weg nach Babelsberg. Der Lincoln Navigator musste an einer Ampel halten. Boolds Mobile klingelte.
»Soll ich?«, fragte Miller.
Boold überlegte, schüttelte den Kopf und nahm das Telefon aus der Ladeschale in der Mittelkonsole. Es wurde grün. Boold fuhr an. Ein Polizeiwagen überholte den Lincoln. Boold wandte sich etwas ab. Die Beamten achteten nicht auf ihn, der Polizeiwagen zog davon. Boold fuhr dennoch bei der nächsten Gelegenheit rechts heran. Er hatte das Gespräch bereits angenommen.
»Ja, Sir, ich höre ... Nein nur Agent Miller ...« Boold sah Miller kurz an. »Ja ... Ja ...« Boold nickte zwischendurch, hörte dem Anrufer konzentriert zu. »Jawohl, Sir, wir sind gerade auf dem Weg zu Boureys Wohnung ... Nein, ich habe nur drei Agenten vor Ort ... Ja ... Stinman und Burton, richtig, sind bereits auf dem Weg nach Babelsberg ... Ja ... Jawohl, Sir!«
Boold sah auf sein Mobile und überlegte, bevor er es zurück in die Ladeschale steckte.
»Und?«, fragte Miller.
»Planänderung!« Boold startete den Motor des Lincolns. Er fand eine Lücke im Verkehr und fuhr los.
»Planänderung?«, wiederholte Miller.
»Ja, wir müssen zum Flughafen nach Tegel.«
Miller sah auf die Straße. »Dann musst du hier jetzt rechts fahren.«
»Ich weiß.« Boold blinkte. »Wir haben eine neue Zielperson. Das Dossier müsste gleich kommen.« Er deutete auf sein Mobile, das aber noch stumm blieb. »Rin Mura will Informationen verkaufen. Es gibt Hinweise auf einen Käufer. Der Mann soll heute in Tegel landen.«
»Und was sollen wir mit ihm machen?«, fragte Miller.
»Abfangen. Es darf keinen Kontakt mit Rin Mura geben.«
»Informationen, was für Informationen?«
»Das spielt jetzt keine Rolle«, antwortete Boold. »Wir haben unsere Befehle, du weißt, wie das läuft.«
Das Mobile ließ von sich hören. Boold nickte zum Telefon. Miller zog das Gerät aus der Ladeschale und nahm die Nachricht entgegen. Er las sich das Dossier durch.
»Das ist so ein Vertreter für Sicherheitstechnik«, bemerkte er. »Name: Wallin, Brian.«
»Nie gehört! Sicherheitsdienst?«, fragte Boold, der sich auf den Verkehr konzentrieren musste.
»Nein, Technik, Flughafentechnik, Scanner, Gepäckdurchleuchter und so etwas. Der Mann ist Techniker, Ingenieur.«
Boold überlegte. »Was gibt es noch?«
»Kommt aus Stockholm.« Miller sah auf seine Armbanduhr. »Sein Flieger landet in anderthalb Stunden. Und wir haben auch ein Bild von ihm.«
»Gib es auf den Drucker.«
Miller nickte. »Schon unterwegs.«
Er öffnete das Handschuhfach. Im Inneren begann eine Lampe zu blinken. Es dauerte noch eine Zeit lang, bis sich das Papier langsam aus dem Druckerschlitz schob. Miller wartete nicht, sondern fuhr fort aus dem Dossier zu zitieren.
»Rin Mura hatte vor zwei Monaten das erste Mal Kontakt mit Wallin. Es ging um eine Alarmanlage in seiner Villa in Olof ...«
»Olofstorp«, ergänzte Boold. »Weiter!«
»Richtig, Olofstorp. Also, Wallin hat Mura eine Alarmanlage verkauft. Das Ding wurde auch installiert.«
»Warum ist der Mann verdächtig?«, fragte Boold ungeduldig.
»Hier steht nichts von verdächtig. Hier steht nur etwas von Stufe drei.«
»Gleich Stufe drei?« Boold sah Miller fragend an.
»Ja, steht hier so. Was könnte das zu bedeuten haben?«, fragte Miller.
»Sofort festsetzen und verhören«, erklärte Boold. »Bei Stufe zwei müssten wir ihn außer Landes bringen. Wer weiß, ob das nicht auch noch kommt.«
»Meinst du«, sagte Miller nachdenklich. »Aber warum?«
»Woher soll ich das wissen, du liest doch das Dossier.«
»Klar, aber vielleicht