Mörder mit Hut & Killer ohne Namen. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
Die meisten Leute wohnen in Queens, um in Manhattan zu arbeiten. Bei Nathan Reilly war es umgekehrt und damit gehörte er zu einer Minderheit. Der Top-Job, den er bei McGordon Inc. innehatte, sorgte dafür, dass er sich eine Wohnung am Central Park West leisten konnte. Nicht gerade ein Penthouse, aber die Aussicht war auch aus dem 9.Stock traumhaft genug.
Es war später als gewöhnlich.
New York war bereits zu einem Lichtermeer in der Dunkelheit geworden.
Reilly passierte den Security-Mann am Eingang dieses Mietshauses. Nur die wirklich guten Adressen leisteten sich diesen Luxus noch. Zumeist wurden die Sicherheitsdienste durch elektronische Überwachungsanlagen verdrängt.
"Guten Abend, Mr. Reilly!"
"Hallo, Jordan! Wie geht's?"
"Ich beneide Sie, Sir. Sie haben schon Feierabend, mein Dienst beginnt erst."
Reillys Lächeln war matt. Die Erlebnisse des heutigen Tages waren nicht spurlos an ihm vorbeigegangen.
Er nahm den Aufzug.
Wenig später stand er dann vor seiner Wohnungstür.
Sie war nicht abgeschlossen.
Reilly runzelte die Stirn. Er öffnete die Tür und trat ein.
Die Wohnung war sehr großzügig - zumal für einen Single.
Und für New Yorker Verhältnisse ohnehin, wo jeder bewohnbare Quadratmeter einer Wertanlage gleichkam.
Reilly durchquerte das Wohnzimmer. Seine Aktentasche legte er auf einen der weichen, etwas klobigen Sessel.
Die Tür zum Schlafzimmer stand einen Spalt breit offen.
Dahinter war es dunkel.
Reilly lockerte sich die Krawatte und schob sich die dicke Brille wieder den Nasenrücken hinauf.
Dann ging Reilly zur Schlafzimmertür. Er gab ihr einen Stoß, so dass sie sich vollkommen öffnete.
"Hallo, Darling!"
Die rauchige, tiefe Frauenstimme wirkte elektrisierend auf Reilly.
Er machte einen Schritt nach vorn.
Auf dem breiten Bett räkelte sich im Halbdunkel eine aufregende Schönheit. Die langen Stiefel reichten ihr bis zur Hälfte der Oberschenkel. Der schwarze Lederfummel den sie trug, ließ die Körpermitte frei. Die wenigen Fetzen, mit denen sie bekleidet war, schmiegten sich geradezu perfekt an ihre aufregende Formen.
Ihr Blick hatte etwas Herausforderndes.
Eine Strähne ihrer blauschwarzen Mähne befand sich zwischen ihren großen, sinnlich wirkenden Lippen.
"So magst du mich doch am liebsten, oder Darling?", hauchte die Leder-Lady.
"Ja...", murmelte Nathan Reilly kaum hörbar. Er musste schlucken. Der ganze verdammte Tag bei McGordon Inc. war für ein paar Augenblicke vergessen. Mein Gott, dachte er.
Die Leder-Lady zog einen Schmollmund.
"Ich musste lange auf dich warten, Darling."
"Ich weiß, Baby... Ich weiß..."
"War irgend etwas Besonderes?"
"Es gab Probleme in der Firma!"
"Was denn für Probleme?"
"Unwichtig, Baby!"
"Komm schon, öffne dein Herz, Darling."
Reilly kam näher. Ein Schritt noch trennte ihn von dem breiten Bett und dieser Traumlady. Reilly registrierte, dass ihre Brüste das knappe Lederteil um ihren Oberkörper beinahe zu sprengen drohten.
Und dann blieb der Computerfachmann von McGordon Inc. abrupt stehen.
Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte die Leder-Lady etwas metallisch Aufblinkendes in der Hand.
Eine Pistole.
Der kalte Lauf war so blank, dass man sich darin spiegeln konnte. Und die Mündung war direkt auf Reillys Körper gerichtet.
Ein teuflisches Lachen ging über die dunkelrot geschminkten Lippen der Leder-Lady.
"Setz dich, mein Guter," säuselte sie.
"Ja..."
Reilly gehorchte wortlos.
Die Leder-Lady lachte schrill.
"Na, los, mach schon!" forderte sie ihn dann auf.
Reilly langte in seine Hemdtasche. Er holte ein Päckchen Zigaretten heraus und nahm sich eine heraus. Seine Finger zitterten leicht. Er steckte sie sich in den Mund. In den Augen der Leder-Lady blitzte es.
"Na, endlich, Darling", hauchte sie.
Und drückte ab.
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Die Leder-Lady atmete tief durch. Ihre Brüste hoben und senkten sich dabei. Sie richtete sich vollends auf und lächelte zufrieden, als die Flamme aus dem Revolverlauf schlug.
Reilly beugte sich etwas nieder, so dass die Zigarette an die Flamme kam.
Dann nahm er einen tiefen Zug.
"Die eigenen vier Wände - einer der wenigen Orte an denen man in New York diesem Laster noch frönen darf", meinte er.
"Du solltest es dir trotzdem abgewöhnen", erwiderte die Leder-Lady.
"Ja, ja..."
"Ist auch schlecht für die Liebe, Darling."
"Wenn mich nichts anderes umbringt, bin ich zufrieden, Baby."
"Tja, wer kann das schon garantieren", murmelte die Leder-Lady mehr zu sich selbst als zu ihrem Darling.
Sie erhob sich und stand auf.
Reilly verschluckte sich fast, als er die schwindelerregende Silhouette ihrer Figur sah.
Ihr Blick war auf die silberfarbene Pistole gerichtet.
"Ein hübsches Feuerzeug, was du da hast", meinte sie und richtete den Lauf erneut auf Reilly. Sie drückte ab, ließ das Feuer herausschießen und warf dem Computerspezialisten dann das Spielzeug zu. Reilly fing es mit Mühe auf.
Dann lehnte er sich zurück.
Die Leder-Lady begann, an ihren Sachen herumzunesteln.
"Was machst du da?", fragte Reilly.
"Na, wonach sieht's denn aus, Darling?"
Ein Teil nach dem anderen glitt zu Boden, bis sie schließlich nur noch die hohen Stiefel trug. Nichts sonst.
Ihr aufregender Körper schimmerte im Gegenlicht. Reilly sah ihr fasziniert zu.
Dann beugte sie sich über ihn. Ihre aufregenden Brüste wippten dabei auf und nieder.
Sie packte ihn an der Krawatte.
"Darling, du erzählst mir jetzt, was in der Firma war..."
"Später, Baby! Später..."
"Nein, jetzt! Solange das nicht 'raus ist, kannst du dich sowieso nicht richtig entspannen, Nathan!"
Reilly atmete tief durch.
Ihre Augen funkelten ihn an.
"Na, los!", forderte sie.
Sie saß jetzt rittlings auf seiner Körpermitte.
"Du hast sicher von dem Überfall gehört... Auf den Transport, der Druckplatten zur Produktion von Dollarnoten in eine Druckerei nach Newark bringen sollte..."
"Die kamen aus eurem Laden?", fragte die Leder-Lady.
"Ja." Reilly hatte Schweißperlen auf der Stirn. Er starrte erst einen Augenblick auf ihre Brüste, dann in ihr Gesicht.
"Mein