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Hetzjagd im All. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Hetzjagd im All - Alfred Bekker


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lasse mich nicht drängen", erwiderte ich mit Bestimmtheit. "Die Sache muß sehr sorgfältig vorbereitet werden. Das Schlimmste, was Ihrem Sohn passieren könnte wäre ein Scheitern der Aktion."

      Er nickte leicht.

      In seinen Augen flackerte es unruhig. Dieser Mann hatte Angst.

      "Ich verlasse mich auf Sie, Morley", flüsterte er.

      "Und ich hoffe, daß Sie Ihr Versprechen nicht vergessen, meine Daten diesmal wirklich aus den GADRAM-Rechnern zu löschen."

      "Keine Sorge!"

      Ich zuckte die Achseln.

      "Das sagt sich leicht..."

      Wir verabschiedeten uns. Er ging hinaus zum Transmitter. Ein paar Sekunden später war er entmaterialisiert. Ich rief unterdessen über meinen CyberSensor das SYSTEM der Wohnung auf. "Bitte den Inhalt des Datenträgers in meiner Hand überprüfen", befahl ich.

      *

      Ich besorgte mir alles, was an Informationen über die sogenannte Kirche des reinen Lichtes gab, dazu natürlich genaueste geographische Daten über die Insel Makatua, die einen kleinen Punkt im Pazifik darstellte. Einen unter Tausenden.

      Es gab ein sensorisches Ortungsfeld, das die Insel wie eine Käseglocke umgab und es mehr oder weniger unmöglich machte, irgendwo unbemerkt mit einem Gleiter zu landen. Jedes sich bewegende Objekt wurde registriert. Die religiös motivierte Ablehnung der Technologie hatte bei der Kirche des reinen Lichtes offenbar ein paar signifikante Ausnahmen.

      Da würde ich mir was überlegen müssen.

      Ich überprüfte auch den Lebenslauf meines Klienten sowie seines Sohnes Brindon. Ich wollte einfach wissen, mit wem ich es zu tun hatte. Dabei verließ ich mich nicht nur auf das Datenmaterial, das sein Vater mir überlassen hatte, sondern hackte mich auch in diverse Datenbanken ein, bei denen ich vermuten konnte, etwas über Brindon Jarvus zu finden. Er war 19 Jahre alt, hatte die staatlichen Hypnoschulungen nicht bis zu Ende absolviert und war wegen Besitzes illegaler Drogen mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Dem Einfluß seines Vaters war es zu verdanken gewesen, daß er glimpflich davongekommen war.

      Brindons Mutter war durch eine Transmitterfehlfunktion ums Leben gekommen. Seitdem war Brindon in psychologischer Behandlung gewesen.

      Geborgenheit und die Wärme einer Gemeinschaft hatte er dann bei der Kirche des reinen Lichtes zu finden gehofft. Aber der verzweifelten Mail nach, die er von Makatua aus an seinen Vater geschickt hatte, war das ein Trugschluß gewesen.

      Am Nachmittag schlief ich ein paar Stunden, dann bekam ich eine Nachricht von Sorana.

      "Tut mir leid, ich muß hier wohl noch einen Tag länger bleiben", meinte sie. "Es gibt hier etwas mehr zu tun, als ich ursprünglich gehofft habe..."

      "Ich hoffe, du meinst nur einen Erdtag, keinen Tywyn-Tag", erwiderte ich, denn Tywyn brauchte ganze 96 Stunden, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen.

      Sie lächelte sanft. "Ich meine einen Erdtag", versicherte sie mir.

      Ich sah sie vollkommen realistisch vor mir.

      Sie -- oder besser gesagt ihr Cyber-Ich.

      Die Signale, die mein CyberSensor erhielt gaukelte das zumindest meinen Sehnerven vor. Nur eine winzige Anzeige ganz unten links im Gesichtsfeld meines linken Auges wies mich darauf hin, daß es sich um eine Datenübertragung handelte.

      Ich ging auf sie zu, berührte sie, aber meine Hand glitt duch ihre Schulter hindurch.

      "Tut mir leid", sagte sie, "aber die Kapazität dieser Hyperfunkfrequenz scheint für eine taktile Illusion nicht auszureichen."

      "Schade."

      "Ich scheine gerade eine Rush Hour-Zeit erwischt zu haben, dann kann es schon mal derartige Probleme im GalaxyNet geben, wenn man auf große Entfernung sendet."

      Unsere Hände - oder besser: die Hände unserer Cyber-Ichs - berührten sich, aber es entstand keine taktile Empfindung dabei. Sie überlagerten sich wie übereinander projizierte 2-D-Filme aus dem zwanzigsten und einundzwanzigten Jahrhundert.

      Ich ahnte in diesem Moment nicht, daß diese flüchtige Begegnung unsere letzte war.

      Noch Jahre später wiederholte sich diese Szene Nacht für Nacht in meinen Träumen.

      Dieses Lächeln.

      Dieser letzte Blick.

      *

      Die Tür des Gleiter-Hangars funktionierte einwandfrei. Ich nahm mir den Langstreckengleiter vom Typ VXR, der neben der Fahrerkabine auch noch zwei Schlafkabinen aufwies. Außerdem hatte ich ein Lasergeschütz einbauen lassen, daß verdeckt angebracht war, so daß es optisch nicht auffiel. Elektromagnetische Störsignale verhinderten auch weitgehend, daß jeder x-beliebige Ortungsscanner auf das Ding aufmerksam wurde.

      Ich wechselte meinen CyberSensor aus, zog halborganische, enganliegende so gut wie unsichtbare Handschuhe an, die meine Handlinien und Fingerabdrücke veränderten und legte außerdem Kontaktlinsen mit veränderten Iris-Mustern an. Ich hatte jetzt die Identität eines anderen angenommen. Tom Forano, wohnhaft in Mars Port, Mars, 77 Jahre alt, wie mir die Anzeige verriet, als ich den anderen CyberSensor in die kleine, steckerartige Öffnung an meinem Nacken eingeführt hatte. Wenn es jemandem gelang, die Datenströme an Bord des Gleiters abzuhören, sollte die Spur nicht gleich zu einem Gewissen Dak Morley aus Barcana, Erde führen. Selbst an die identifizierbaren Stimmmuster hatte ich gedacht. Der Rechner des Gleiters war so programmiert, daß er mein Stimmuster in das von Tom Forano umwandelte, bevor er mit einer internen Abfrage meine Autorisierung zur Lenkung dieses Gleiters festellte. Wenn also irgend etwas schiefging und man die Überreste des VXR aus dem Pazifik fischte, so würde die Polizei dann feststellen, daß der Gleiter nur von einem Mann gelenkt worden sein konnte, dessen Stimme nicht die leiseste Ähnlichkeit mit dem Organ eines gewissen Dak Morley besaß.

      Und dasselbe würde für Handlinienmuster, Fingerprints und Iriserkennung gelten.

      (Seit den massiven Fortschritten der plastischen Chirurgie war man glücklicherweise schon vor einigen Jahrhunderten davon abgekommen, das Gesicht als Hauptidentifizierungsmerkmal eines Menschen zu betrachten).

      Sorana würde meinen abgelegten Dak-Morley-CyberSensor nicht erreichen können. Ich hoffte nur, daß sie genug zu tun hatte, um sich keine Sorgen zu machen. Ich bedauerte es, daß ich ihr nichts über den Job hatte sagen können, den ich übernommen hatte. Aber das Risiko wäre einfach nicht vertretbar gewesen. Hyperfunkverbindungen abzuhören war nun wirklich ein Kunststück für Amateure.

      *

      Die Pazifikinsel Makata tauchte aus dem Licht der Morgendämmerung auf. Ein kleines Paradies, daß sich die Kirche des reinen Lichts als ihren Hauptsitz ausgewählt hatte. Wie ein blaues Auge leuchtete eine große Lagune. An dieser Lagune befand sich eine Siedlung aus kuppelförmigen Gebäuden. Eckige Formen wurden von der Kirche des reinen Lichtes als satanisch abgelehnt. Nur das Runde sei in Harmonie mit dem Kosmos.

      Ich hielt den Gleiter außerhalb des Ortungsfeldes, daß Makatua umgab und schaltete ihn auf Autopilot. Das Rechnersystem übernahm die Steuerung und ließ das Gefährt ein wenig herumkreisen.

      Du kannst von Glück sagen, daß es keinen Hochenergieschild um Makatua gibt! rief ich mir ins Gedächtnis.

      Aber Hochenergieschilde waren seit hundertdreißig Jahren auf der Erde verboten. Seit der Katastrophe von Dar-es-Sahara, die um ein Haar dazu geführt hatte, daß die Erdatmosphäre nahezu ihren gesamten Sauerstoff verlor. Aber das war lange her ich war froh in einer Zeit zu leben, in der die Vernunft zumindest in diesem einen Punkt gesiegt hatte.

      Jetzt mußte ich nur einen Weg finden, das Ortungssystem von Makatua auszutricksen.

      Aber da hatte ich mir schon etwas überlegt.

      Ich rief das SYSTEM des Gleiters auf.

      "Bitte Makatua nach den Biomustern von Brindon Jarvus abscannen", forderte ich in die Stille hinein,


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