Эротические рассказы

Verwildert. George MonbiotЧитать онлайн книгу.

Verwildert - George Monbiot


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Druck nicht gegeben hätte, wäre das wilde Leben der morani nur mit Einschränkungen zu leben gewesen. Die Löwenjagd ist, da die Löwen immer seltener werden, durch die kenianischen Behörden unter strenge Strafe gestellt worden. Universalistische Prinzipien halten auch in Kenia, wo die Politik die Menschen immer noch nach Stammeslinien einteilt, nach und nach Einzug. Und ich habe meine Zweifel, dass die Kikuyu es je begrüßten, wenn die Massai ihre Rinder entführten und ihre Krieger mit Speeren bedrohten. Da mittlerweile Gruppen, die anders sind als wir, ihre Bedürfnisse und Rechte uns gegenüber geltend machen können, weil wir ihr Menschsein anerkennen, können wir ihr Leben nicht länger unseren Wünschen unterordnen, unsere Welt nicht mehr einfach der ihren überlagern. Die Freiheiten, die die Massai auf Kosten anderer genossen, sind – so reizvoll sie auch sein mochten – zu Recht beschnitten worden. Womöglich existiert einfach kein moralischer Raum mehr, in dem man seinen körperlichen Mut üben könnte. Wo auch immer man seine Faust schwingen möchte, wird stets die Nase eines anderen im Weg sein.

      Auch wenn Jez Butterworths Theaterstück Jerusalem anfänglich auf den geteilten Zuspruch des Publikums stieß, wird es heute doch fast überall bewundert. Nach der Aufführung, die ich in der letzten Woche ihrer ersten strahlenden West-End-Inszenierung gesehen hatte, applaudierte die Hälfte des Publikums stehend, der Rest drängte mit finsterer Miene ätzend und tuschelnd zum Ausgang. Johnny Byron, packend dargeboten von Mark Rylance, ist der letzte Mohikaner. Er ist sinnlich, leichtfertig, ein Wüstling, wild und frei. Ein charismatischer, aber unedler Wilder, der in einem Wohnmobil in den Wäldern lebt, irre, schlimm und eine gefährliche Bekanntschaft, der letzte Mensch in England, der noch in Kontakt mit den alten Göttern ist. Seine totemistische Kreatur – sein Avatar – ist der Riese, dem er angeblich begegnet ist und den aufwecken zu können er beharrlich behauptet: das uneingeschränkte ursprüngliche Wesen, das keinen Regeln oder sozialen Zwängen unterworfen ist, der nicht mehr einer Welt angehört, in der neue Eigenheime die Wälder zersiedeln und Ordnungsbeamte in gelben Jacken mit ihren Klemmbrettern auf Patrouille gehen.

      »Nehmt so viel ihr wollt«, sagt uns Byron. »Kein Mann wurde je ins Grab gelegt, der sich gewünscht hätte, auch nur eine Frau weniger geliebt zu haben. Hört auf nichts und niemanden, außer, was euch das Herz gebietet. Lügt. Betrügt. Stehlt. Kämpft auf Leben und Tod.«

      Er lebt seine Überzeugung, der Bürokratie ein Dorn im Auge, ein Fluch der anständigen, sesshaften Leute, die ihn hassen und beneiden, ein Drogendealer, Schläger, Verführer, einstiger Draufgänger, Großsprecher, ein Magnet für aufmüpfige Teenager, ein schäbiger, vollgepisster, betrunkener Orgienfürst, ein Meister der letzten wilden Jagd. Er liegt im Clinch mit Wesley, einem Freund aus Kindertagen, jetzt Wirt des örtlichen Pubs (in dem Johnny natürlich Hausverbot hat), der von den Auflagen der Brauerei, durch Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften, durch sein eintöniges, verantwortungsvolles Leben und die hygienische, sterile Welt, die er sich geschaffen hat, aufgerieben wird. »… diese blöden fieseligen Teebeutel, diese blöden kaputten Handtuchspender, diese idiotisch beschissenen T-Shirts. Ich komme erst ins Bett, wenn auch der letzte Mistkerl nach Hause gegangen ist. Ich lege mich neben meine Alte und kann nicht atmen … Erste Regel, arbeite dein ganzes Leben. Zweite Regel, sei nett zu den Leuten …«

      In unserer überfüllten, biederen Welt gibt es für Johnny Byron keinen Platz. Er kommt einem bestimmten Bedürfnis entgegen – das sich in den jungen Leuten zeigt, die zu ihm strömen –, doch es ist kein Bedürfnis, für das die Gesellschaft Raum böte. Die Tragödie des Stücks besteht darin, dass die Welt ihm keinen Platz einräumen kann, so wie sie für die Diebeszüge und Löwenjagden der morani keinen Platz mehr hat. So sehr wir uns nach einem Leben wie dem seinen sehnen mögen, so sehr uns der Tod des ungehobelten Geistes, der ihn antreibt, verarmen lässt, er ist zu groß für die Zwänge, innerhalb derer zu leben wir moralisch verpflichtet sind, für die Einschränkungen, die, wie Wesley feststellen muss, uns den Atem nehmen.

      Ich könnte auf verschiedenen Wegen zu zeigen versuchen, dass wir den Verlust des wilderen Lebens spüren, das zu führen wir angelegt sind. Ich könnte den Drang einzukaufen als Ausdruck des Instinkts anführen, der uns auf Nahrungssuche gehen lässt; Fußball als eine sublimierte Jagd; Gewaltfilme als Abhilfe für nicht ausgetragene Konflikte; das Ausüben immer extremerer Sportarten als Reaktion auf das Fehlen gefährlicher Wildtiere; den Kult um den Fünfsternekoch als den Versuch, sich aufs Neue mit dem, was Land und Meer hergibt, zu verbinden. In all diesen Fällen erscheinen die Verbindungen plausibel, kaum zu belegen und banal. Ich glaube jedoch, ich bin auf eine interessantere Beweisführung gestoßen.

      5)Der Leopard, der nie gesichtet wurde

       Freilich, die Leute hassen die Wahrheit;

      sie würden lieber einem Tiger auf ihrer Straße begegnen.

      Robinson Jeffers, Kassandra1

       Y iscuid oet mynud

       Erbin cath paluc

      Pan gogiueirch tud.

      Puy guant cath paluc.

      Nau uegin kinlluc.

       A cuytei in y buyd

       Nau ugein kinran

      The Black Book of Carmarthen, ca. 1250

      Die Szenerie hätte besser nicht sein können. Jenseits der Felder griff Maiden Castle, eine mit Türmchen versehene Festung aus lebendigem Fels, nach dem Himmel. Dahinter lag das Dorf Wolf’s Castle – Casblaidd –, das sich als eine von nur zwanzig Ortschaften, an denen Owain Glyndŵr geboren wurde (er starb an nicht weniger zahlreichen), hervortut und von dem gesagt wird, in seiner Nähe sei der letzte Wolf in Wales erlegt worden. Unter uns erstickte ein fahler verschlungener Bruchwald das Tal.

      »Diese Lücke in der Hecke hier, da könnte er durchgekommen sein. Dann kam er die Böschung runter, schlenderte über die Straße und verschwand im Gebüsch.«

      Ich spähte in den Bruchwald auf der anderen Seite des Fahrwegs. Die Bäume waren von Efeu überwuchert. Ihre bemoosten Stämme ragten verstreut aus dem Gelände oder lehnten aneinander, dunkel bekuttet wie betrunkene Klosterbrüder. Unter ihnen ein undurchdringliches Dickicht aus Brombeergestrüpp und Farn.

      »Man würde ihn da drin wohl kaum zu sehen bekommen, oder?«

      »Und Sie sind sich sicher, dass es einer war?«

      Michael Disney blickte sich um, die hohe Böschung, die er heruntergekommen war, der schmale Streifen schadhaften Asphalts, das niedrige verschlungene Waldland, und zuckte die Achseln.

      »Das ist kein Thema für mich. Ich habe gesehen, was ich gesehen habe, und das ist es. Die Leute können es glauben oder nicht. Ich muss niemanden überzeugen.«

      »Sie arbeiten in der Gemeindeverwaltung. Hat man Sie jemals beschuldigt, Aufträge an Land zu ziehen?«

      »Nein, das ist nicht mein Aufgabenbereich. Ich bin bei der Handelsaufsicht. Wenn Sie so wollen, ist dafür eigentlich niemand zuständig.« Ein scheues Lächeln, als wollte er seine Berufsbeschreibung illustrieren. »Warum sollte ich mich einer Situation aussetzen, in der ich mich lächerlich mache und Spott auf mich ziehe? Ich hätte absolut nichts davon, außer vielleicht ein kleines bisschen fragwürdige Berühmtheit.«

      Michael war auf dem Rückweg von einer Inspektionsfahrt die Straße in Richtung A40 entlanggefahren. Er hatte die Geschichten gehört, Fotos von den bei Princes Gate, ein paar Kilometer hinter Haverfordwest gefundenen Fährten in den örtlichen Zeitungen gesehen, und kein Wort davon geglaubt.

      »Wenn ich damals davon geträumt oder daran gedacht hätte, sähe die Sache womöglich anders aus. Aber so war es nicht. Ich fuhr einfach so dahin – und plötzlich überquert einer die Straße. Er war wohl um einen Meter hoch und vielleicht eins achtzig lang. Ich würde sagen, größer als ein mittelgroßer Hund, aber mit Sicherheit kein Hund. Er strotzte vor Kraft, mit einem schwarzen, glänzenden Fell, unglaublich muskulös, Schultern wie ein Pferd. Aber was wirklich merkwürdig aussah, war der Kopf. Einen solchen


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