Von Flammen & Verrat. Melanie LaneЧитать онлайн книгу.
uns.« Es war durchaus sinnvoll, dass wir uns aufteilten. Falls dem einen etwas passierte, gab es wenigstens noch einen anderen lebenden Callahan Erben. Aber soweit wollte ich jetzt nicht denken.
»Sei vorsichtig, Schwester.«
»Du auch, Bruder.«
Lucan wandte sich an Malik. »Raus aus dem Palast und rein in den Dschungel. Wenn wir uns nicht finden, nehmt ein Portal und verschwindet.«
Malik sah aus, als würde er mir den Hals umdrehen wollen, aber er nickte. Ich konnte mir jedoch gut vorstellen, dass ich die Geduld meines Generals mit diesem Stunt endgültig ausgereizt hatte.
Er warf mir noch einen letzten langen Blick zu, ehe er sich abwandte und gemeinsam mit Nick und seinen Männern durch die Tür verschwand.
»Wir nehmen die andere Richtung«, befahl Lucan seinen Männern und griff nach meinem Arm, so wie Malik es bei Nick getan hatte. Schatten umhüllten uns, als wir die leeren Korridore des Palastes entlang nach draußen eilten.
KAPITEL 10
Auf der Lichtung angekommen, wies Lucan in die entgegengesetzte Richtung, in der ich Nick und die anderen vermutete.
»Keine Wachen«, murmelte er, »das kann nicht gut sein.«
Duncan, King und Alex hielten inne und sahen sich um. »Wo sind denn alle?«
»Keine Ahnung, aber wir sollten jetzt wirklich gehen.«
Lucan warf mir einen weiteren fragenden Blick zu, und ich schüttelte den Kopf. Nicht jetzt. Erst einmal mussten wir in Sicherheit sein. Wie auf Kommando ertönte der tiefe Laut eines Horns hinter uns.
Verdammt.
Entweder hatte Narcos seinen Angriff auf uns endlich zu Ende geplant oder aber Maeves Fluch verlor an Wirkung und er hatte bemerkt, dass ihm etwas sehr Wertvolles abhandengekommen war.
»Was in Abbadons Namen ist hier los?«
»Ich schwöre dir, Duncan, wenn du, oder ihr«, ich warf Lucan, Alex und King ebenfalls einen strafenden Blick zu, »euch nicht langsam in Bewegung setzt, dann benutze ich die hier«, ich hob valge und tume, »und bringe euch dazu …«
Das Horn wurde ein zweites Mal geblasen.
»Los!«
Ohne wirkliches Ziel vor Augen sprinteten wir in den Dschungel hinein. Um ein Portal benutzen zu können, mussten wir erst einmal ein wenig Abstand zwischen uns und Narcos bringen. Schreie ertönten und ich spürte, wie gleich mehrere Pfeile haarscharf an meinem Kopf vorbeisausten. Also hatte es begonnen. Narcos hatte uns soeben den Krieg erklärt. Okay, mein Handeln heute galt ebenfalls als kriegerischer Akt, aber etwas sagte mir, dass Narcos diesen Angriff sorgfältig vorbereitet hatte.
»Lilly, runter!«, bellte Lucan und zog mich an seine Seite.
»Ich fasse es nicht, dass der Bastard auf uns schießt.«
King, der vor uns lief, bahnte sich und damit uns mit seiner massiven Gestalt einen Pfad durch das dichte Gestrüpp. Ich vermutete, dass Lucans Schatten noch intakt waren und uns einigermaßen schützten, allerdings feuerten Narcos‘ Männer so viele Pfeile auf einmal ab, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis einer sein Ziel fand.
»Hier entlang!«, rief King und führte uns tiefer in den diesigen, immer düsterer werdenden Dschungel. Da verstand ich, was er vorhatte. Natürlich! Mit genügend Schatten um uns herum konnten die Assassinen uns wahrhaftig verschwinden lassen, so wie sie es in Aflys getan hatten, und uns genug Zeit verschaffen, um ein Portal zu öffnen.
»Ah, fuck!«
Abrupt blieb ich stehen und sah mich um. Gerade rechtzeitig, um Duncan dabei zu beobachten, wie er sich einen Pfeil aus der Schulter zog.
»Du bist getroffen!«
»Nicht der Rede wert«, keuchte er und zog einen weiteren Pfeil aus seinem Oberschenkel.
Duncan und Alex waren direkt hinter uns gewesen, das hieß, er hatte die Pfeile abgefangen. Für mich. Ein mulmiges Gefühl überkam mich.
»Duncan …«
»Wirklich, Lilly. Alles okay, geh weiter.« Lucan musterte seinen Ziehsohn rasch.
»Kannst du laufen?«
»Ja, Boss.«
»Dann weiter.«
»Aber …« Ich wollte einwenden, dass wir Duncan helfen und verarzten mussten, aber Lucan zog mich unbeirrt weiter.
»Duncan hat schon Schlimmeres erlebt und überlebt, Prinzessin. Jetzt müssen wir erst einmal verschwinden.«
Er hatte Recht. Natürlich hatte er Recht, dennoch machte ich mir Sorgen um meinen Freund, immerhin hatte er zwei der fies aussehenden, langen Pfeile abbekommen, mit denen Curio schon bei unserer Ankunft angegeben hatte. Duncan schenkte mir sein typisch schiefes Grinsen und nickte in Richtung King.
»Augen geradeaus, Hoheit.«
Na, immerhin war ihm noch zum Scherzen zumute, dachte ich, als ich den Männern tiefer in die anonyme Dunkelheit des Dschungels folgte. Der Pfeilregen hatte vor Kurzem aufgehört und so langsam konnte ich die buchstäbliche Hand vor Augen nicht mehr erkennen. Ich hoffte inständig, dass es Nick und den anderen gut ging und sie nicht ebenfalls mit Besuch zu kämpfen hatten.
»Halt.« King hob eine Hand und wies uns an näherzukommen.
»Alle berühren sich und keiner sagt ein Wort.«
Jemand anderen außer Lucan Befehle geben zu hören, war ungewohnt. Dennoch taten wir, was King uns befohlen hatte. Ich griff nach Lucans und Duncans Hand und versuchte mein mittlerweile wild wummerndes Herz unter Kontrolle zu bekommen.
Seit wir in Thalos angekommen waren, hatte ich keine Zeit gehabt, nachzudenken. Ich hatte keine Zeit gehabt, Angst zu haben oder gar Bedenken. Jetzt jedoch stand ich mitten im Dschungel von Crinaee, das Grimoire in meinem Besitz, getrennt von Nick und den anderen und Duncan war angeschossen worden. Zweimal.
Atme tief durch, Prinzessin.
Das Gebüsch vor uns raschelte und ich hörte mehrere Äste brechen. Narcos‘ Männer waren hier. Sie hatten uns gefunden.
»Sie müssen hier irgendwo sein. Findet die Prinzessin!«
Curio kam in unser Blickfeld. Dicht gefolgt von mehreren Wachen. Die Bögen im Anschlag suchten sie die Gegend nach uns ab.
Sehen konnten sie uns nicht, aber was, wenn sie gegen uns liefen? Oder einer auf die Idee kam, einfach ins Blaue zu feuern, so wie sie es zuvor getan hatten? Immerhin standen wir nur wenige Meter von ihnen entfernt. Lucan drückte sanft meine Hand und als ich aufsah, schenkte er mir ein kleines Lächeln. Völlig entspannt standen die Assassinen inmitten des Dschungels. King und Alex hatten sogar ihre Augen geschlossen. Irritiert musterte ich einen nach dem anderen. Wenn sie so entspannt waren, dann hieß das … Narcos‘ Männer konnten uns nicht nur nicht orten, sie konnten uns auch nichts anhaben. Wir waren wirklich und wahrhaftig unsichtbar. Das war absolut fantastisch!
»Hier ist niemand!«, rief einer der Wachen, als er einen Schritt nach hinten trat und damit direkt in Duncan hineinlief. Ich zuckte vor Schreck leicht zusammen, aber nichts geschah. Die Wache wandte sich ein letztes Mal zu uns um, ehe ihn der Dschungel erneut verschluckte. Ich unterdrückte einen erleichterten Seufzer. Das war knapp gewesen.
Welche Talente hatten die Assassinen noch?
Viele.
Wie macht ihr das?
Das, Prinzessin, ist und bleibt ein Geheimnis.
Nach wenigen Minuten waren Narcos Männer verschwunden und Lucan ließ meine Hand los.
»Kein