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Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank RehfeldЧитать онлайн книгу.

Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten - Frank Rehfeld


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erhob sich ein schlanker, gleichfalls aus weißem Marmor erbauter Turm, der die Mauern noch einmal um mehr als das Doppelte überragte, sodass man den Kopf weit in den Nacken legen musste, um vom Fuß bis zum Kuppeldach hinaufzublicken. Wie spitze Nadeln schienen die Türme geradewegs bis in den Himmel zu ragen, filigran und machtvoll zugleich. An manchen Tagen, wenn die Wolken besonders tief hingen, verschwanden die Spitzen der Türme sogar tatsächlich darin. Über den Zinnen spannten sich ebenso wie über sämtlichen Gebäuden Dächer und Kuppeln aus purem glänzendem Gold.

      Die Unvergleichlichkeit Ai'Liths beruhte jedoch nicht nur auf ihrer strahlenden äußerlichen Pracht. Eine unbeschreibliche Wirkung, die die Seele eines jeden Betrachters zu berühren schien, ging von ihr aus, eine Aura aus Macht, Würde, Unbeugsamkeit und auch einer gewissen Fremdartigkeit, auch dies eine Wirkung des Zaubers, der über diesem Ort lag. Jeder Stein schien auszudrücken, dass die Hohe Festung kein von Menschen geschaffenes Bauwerk war. Gerüchten zufolge, die nie bestätigt oder widerlegt worden waren, sollten sogar nicht einmal die Elben die Baumeister gewesen sein, sondern Ai'Lith nur von einem der noch älteren, mythischen Völker übernommen haben, das vor Äonen ausgestorben und dessen Name längst in Vergessenheit geraten war. Wieder eine andere Sage behauptete gar, dass die Hohe Festung ein Geschenk der Götter selbst an einen der früheren Elbenkönige gewesen sein soll.

      Maziroc wusste nicht, inwieweit einige dieser Gerüchte zutrafen oder zumindest einen wahren Kern besaßen, es war ihm auch gleichgültig. Vermutlich würde es den Menschen - und somit auch den Magiern - niemals gelingen, alle von den Elben so sorgsam gehüteten Geheimnisse um den Ursprung Ai'Liths zu lösen, und vielleicht war es auch besser so.

      Bei aller Pracht und Schönheit, mit der die Heimstatt der Elben das Auge eines Betrachters abzulenken trachtete, durfte man jedoch nicht außer Acht lassen, dass die Hohe Festung ihren Namen nicht zu unrecht trug. Es war eine Festung, wahrscheinlich sogar die stärkste der bekannten Welt, und sie galt als uneinnehmbar, woran Maziroc keinerlei Zweifel hegte. Die beiden Talzugänge waren so schmal, dass kaum zehn Männer nebeneinander hindurchreiten konnten. Jeweils beiderseits davon waren auf den Klippen Felsbrocken aufgehäuft, die sich bei Bedarf in die Tiefe stürzen ließen und dabei eine Lawine auslösen würden, wodurch die Pässe völlig blockiert würden. Mit siedendem Pech und nur einer Handvoll Bogenschützen ließen sie sich anschließend problemlos auch gegen ein zahlenmäßig weit überlegenes Heer verteidigen.

      Und selbst wenn es einem Angreifer gelingen sollte, überhaupt bis in das Tal vorzudringen, so bildeten die zyklopischen Mauern mit den mehrfach hintereinander gestaffelten Befestigungswällen der Hohen Festung selbst immer noch ein weiteres nach menschlichem Ermessen unüberwindliches Hindernis. Zwar lebten nur noch wenige tausend Elben in Ai'Lith, von denen nicht einmal die Hälfte Krieger waren, dennoch würden sie mit vermutlich nur geringen eigenen Verlusten in der Lage sein, ein nach Hunderttausenden zählendes feindliches Heer abzuwehren.

      Angesichts der unbekannten Gefahren, die vor ihnen liegen mochten, war Maziroc froh, ein solches Bollwerk im Rücken zu haben, in dessen Schutz sie sich im Notfall flüchten konnten. Er hoffte, dass es dazu erst gar nicht kommen würde, aber das bloße Wissen um diese Möglichkeit und die Stärke Ai'Liths beruhigte ihn.

      Zunächst aber genoss er genau wie alle anderen den Aufenthalt im Reich der Elben, und im Augenblick zählte für ihn nur das Versprechen von Wärme, einem Bad, einem weichen Bett, gutem Essen und Trinken und dergleichen mehr, das der Anblick der Hohen Festung mit sich brachte, allesamt Annehmlichkeiten, die Maziroc in den letzten Tagen mehr als schmerzlich vermisst hatte. Nur an einem einzigen der seit ihrem Aufbruch vergangenen Abende waren sie in einem Gasthaus eingekehrt und hatten dort übernachtet, weil sie es zufällig genau zu der Zeit erreicht hatten, als ohnehin Zeit für eine nächtliche Rast gewesen war. Die restlichen Nächte hatten sie unter freiem Himmel verbracht.

      Entsprechend groß war Mazirocs Freude über den Luxus, der sich ihm in Ai'Lith bot. Zunächst gönnte er sich ein ausgiebiges heißes Dampfbad, spülte sich den Staub und Schmutz des Gewaltritts vom Körper, und entspannte seine schmerzenden Muskeln. Anschließend gab es nicht nur ein so üppiges Mahl, wie sie es seit ihrer Mittagsrast im "Wilden Eber" nicht mehr genossen hatten, sondern auch ganze Fässer des weithin als exzellent bekannten Elbenweins, während Gaukler ihre Kunststücke vorführten und Tänzerinnen zwischen den Zechern herumwirbelten.

      Als Maziroc sich gegen Mitternacht schließlich in die Abgeschiedenheit des ihm allein zugewiesenen Gemachs zurückzog, ließ er sich voller Wohlbehagen in ein weiches Bett sinken und schlief fast augenblicklich ein, ohne wie in den vergangenen Nächten durch das Schnarchen, Lachen, Reden und sonstige Lärmen zahlreicher anderer Männer um sich herum gestört zu werden.

      Zu seinem Leidwesen jedoch war die Nacht tatsächlich so kurz, wie Eibon am Abend angekündigt hatte. Bereits bei der ersten Morgenröte wurde Maziroc durch lautes Klopfen an der Tür aus dem Schlaf gerissen. Zusammen mit den anderen nahm er ein ausgiebiges Frühstück ein, dann ordnete Eibon bereits den Aufbruch an.

      Auch in den beiden folgenden Wochen preschten sie weiterhin im gleichen schonungslosen Tempo wie auf dem Weg zur Hohen Festung dahin, und im Verlauf der Tage begann Maziroc allmählich immer deutlicher zu spüren, dass er schon seit geraumer Zeit keine längere Reise mehr unternommen hatte. Er war es schlichtweg nicht mehr gewöhnt, so lange zu reiten. Der viel zu kurze Aufenthalt in Ai'Lith hatte längst nicht ausgereicht, in genügendem Maße neue Energie zu tanken.

      Allerdings hatte er unter den Strapazen bei Weitem nicht am schlimmsten zu leiden. Dafür hatte er früher zu viele ausgedehnte Reisen unternommen, sodass sie trotz der langen seither vergangenen Zeit nicht völlig ungewohnt für ihn waren. Wesentlich schlechter erging es den vier anderen Magiern, die sich außer ihm und Charalon dieser Expedition angeschlossen hatten, und vor allem den beiden Vingala, die Cavillon bislang höchstens zu gemütlichen Ausflügen in die nähere Umgebung verlassen hatten. Alle paar Minuten verlagerten sie ihr Gewicht von einer Seite auf die andere, massierten ihre Bandscheiben, sanken im Sattel nach vorne und drückten kurz darauf ihren schmerzenden Rücken wieder durch.

      Am wenigsten machte der Gewaltritt den Elbenkriegern und vor allem den Spähern zu schaffen, die ohnehin beinahe auf dem Rücken ihrer Pferde zu Hause waren. Selbst Eibon, auf den dies gewiss nicht zutraf, hielt sich trotz seines hohen Alters erstaunlich gut. Hoch aufgerichtet und majestätisch ritt er inmitten seiner Garde dahin und ließ sich nicht das Geringste von den Mühen, die dieser Ritt zweifelsohne auch ihm bereiten musste, anmerken. Mazirocs Bewunderung für ihn stieg dadurch noch, und er war nicht der Einzige, dem es so erging.

      Auch Charalon, der lange Ritte ebenfalls nicht gewöhnt war, bemühte sich verbissen, es dem Elbenkönig gleich zu tun, indem er sich schon fast übertrieben aufrecht und würdevoll im Sattel hielt, ohne auch nur das kleinste Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Die Wahrheit allerdings sah anders aus, doch war Maziroc wohl der Einzige, der erkannte, dass Charalon auf Magie zurückgriff, um diesen Eindruck zu erzeugen, wenn auch bewusst nur in ganz geringem Maße. Dabei griff er auf das gleiche Skiil zurück, das es ihm auch ermöglichte, sein wahres Aussehen hinter einer Maske zu verbergen. Es handelte sich um einen goldenen, mit fremdartigen Schriftzeichen versehenen Reif, den er an seinem linken Handgelenk trug. Das Skiil war eines der stärksten, das je entdeckt worden war. Es bildete nicht nur einen starken Schutz gegen einen Angriff mit fremder Magie, es ermöglichte es seinem Träger auch, täuschend realistische Illusionen zu erzeugen.

      Maziroc konzentrierte sich, um das Trugbild zu durchschauen, und er sah, dass Charalon in Wirklichkeit genau wie die anderen vier Magier und die beiden Vingala halb zusammengesunken über dem Hals seines Pferdes hing.

      Auch diese Nacht verbrachten sie wieder im Freien. Kaum hatte Eibon das Zeichen zum Halt gegeben, rutschten die meisten von ihnen von ihren Pferden und ließen sich an Ort und Stelle zu Boden sinken. Zumindest die Elben bewiesen jedoch genügend Disziplin, sich nach wenigen Minuten des Ausruhens sofort wieder aufzuraffen. Einige von ihnen kümmerten sich um die Pferde, andere suchten das Holz für die Lagerfeuer zusammen. Auf einen Befehl Bayrons hin schlossen sich ihnen kurz darauf auch die menschlichen Soldaten an, wenn auch mit matten, unsicheren Bewegungen, die deutlich ihre Schwäche verrieten.

      Maziroc wünschte sich nichts mehr, als sich ebenfalls einfach


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