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Von Bagdad nach Stambul. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Von Bagdad nach Stambul - Karl May


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sich vor deiner Begleitung fürchten; du sollst jedoch das Gegenteil erfahren. Du wirst diesen Ort nur dann verlassen, wenn es mir gefällig ist. Willst du den Ausgang erzwingen, so kostet es dich das Leben. Steige also ab, und setze dich wieder zu uns. Aber vergiß nicht, daß ich Höflichkeit von dir erwarte, und daß dein Tod ganz unvermeidlich ist, wenn deine Bebbeh es wagen sollten, uns hier anzugreifen!«

      Er folgte zögernd meinem Befehle, konnte es aber nicht unterlassen, drohend zu bemerken:

      »Meine Leute würden mich furchtbar rächen!«

      »Wir fürchten ihre Rache nicht, das hast du bereits gesehen und wirst es auch noch weiter erfahren! Nun aber laß uns mit Besonnenheit reden über die Angelegenheit, welche dich zu uns geführt hat. Sprich, Scheik Gasahl Gaboya; aber vermeide jede Beleidigung!«

      »Ihr seid unsere Feinde, denn ihr habt euch den Bejat angeschlossen, um uns zu berauben – — —«

      »Das ist ein Irrtum. Die Bejat trafen uns während eines Nachtlagers, und ihr Scheik Heider Mirlam lud uns ein, seine Gäste zu sein. Er sagte uns, daß er zu einem Feste der Dschiaf wolle, und wir glaubten es. Hätten wir gewußt, daß es seine Absicht sei, euch zu überfallen, so hätten wir uns ihm nicht angeschlossen. Er nahm eure Herden, während wir schliefen, und als ich die Wahrheit bemerkte, habe ich ihm meinen Zorn zu erkennen gegeben. Du überfielst uns und ließest uns verfolgen; wir fürchteten uns nicht; wir schonten euch und entkamen, nachdem ich euch bewiesen hatte, daß wir unschuldig seien. Du ließest uns dennoch nicht ruhig ziehen. Du legtest uns einen Hinterhalt. Wir nahmen deinen Spion gefangen und ließen Gnade walten. Du griffst uns an, und wir schonten euer Leben. Ich kam in euer Lager; ich holte meine gefangenen Gefährten; ihr waret in meine Hand gegeben, ich aber ließ nicht einen Tropfen Blutes fließen. Ihr jagtet uns nach; wir fingen deinen Bruder, doch wurde ihm kein Haar gekrümmt. Strenge deine Gedanken an, o Scheik, und begreife, daß wir nicht als Feinde, sondern als Freunde an euch gehandelt haben! Zum Dank dafür kommst du mit bösen Worten und Beleidigungen, und statt uns um Verzeihung zu bitten, verlangst du, daß wir dies tun sollen. Allah sei Richter zwischen uns und euch! Wir fürchten euch nicht; suche ja nicht zu erfahren, daß ihr uns zu fürchten habt!«

      Er hatte mir nur mit halber Aufmerksamkeit zugehört und entgegnete jetzt ziemlich höhnisch:

      »Deine Rede ist sehr lang, Fremdling, aber alles, was du sagst, ist unrichtig und falsch.«

      »Beweise dies!«

      »Dieser Beweis fällt mir leicht. Die Bejat sind unsere Feinde; ihr wart bei ihnen, folglich seid ihr unsere Feinde. Als meine Leute euch verfolgten, schosset ihr ihnen die Pferde tot. Ist dies Freundschaft?«

      »War es etwa Freundschaft, daß ihr uns verfolgt habt?«

      »Du hast mich an den Kopf geschlagen, daß ich die Besinnung verlor. Du schlugst dann den tapfersten meiner Krieger in das Gesicht und schleudertest ihn vom Pferde wie einen verächtlichen Wurm. Ist dies etwa Freundschaft?«

      »Du griffst mich an, folglich schlug ich dich nieder; dein tapferster Krieger verhöhnte mich, darum zeigte ich ihm, daß er ein Wurm gegen mich sei.«

      »Deine Schläge waren die größte Beleidigung, die es gibt; der Beleidigte fordert dein Blut!«

      »Meine Schläge müssen keine Beleidigung, sondern eine Ehre für ihn gewesen sein, da du ihm dann doch noch erlaubt hast, an deiner Seite zu kämpfen. Wenn er mein Blut verlangt, so mag er kommen, um es sich zu nehmen!«

      »Endlich hast du uns gestern die besten unserer Pferde gestohlen. Ist dies Freundschaft?«

      »Ich nahm euch diese Pferde, weil ihr die unserigen erschossen habt. Alle deine Vorwürfe sind falsch und grundlos. Wir haben weder Zeit noch Lust, unsere Geduld noch länger mißbrauchen zu lassen. Sage uns kurz, was du verlangst, und dann werde ich dir eine eben solche Antwort geben!«

      Nun rückte der Scheik mit seinen Bedingungen heraus, indem er begann:

      »Ich verlange, daß ihr zu uns kommt – — —«

      »Weiter!« sagte ich.

      »Ihr übergebt uns eure Pferde, eure Waffen und alles, was ihr bei euch tragt.«

      »Weiter!«

      »Du gibst dem Manne, den du geschlagen hast, Rechenschaft!«

      »Weiter!«

      »Dann könnt ihr ziehen, wohin ihr wollt.«

      »Ist dies alles?«

      »Ja. Du siehst, daß ich sehr gnädig bin!«

      »Worin soll die Rechenschaft bestehen, welche ich zu geben habe?«

      »In einer Entschädigung, deren Höhe wir bestimmen werden. Ich hoffe, daß du zu meinem Verlangen Ja sagen wirst!«

      »Ich sage nicht Ja, sondern Nein. Nicht ihr seid es, sondern wir sind es, die zu fordern haben. Und übrigens ist dein Verlangen unsinnig. Wie könnte ich eine Entschädigung zahlen, wenn ihr uns bereits alles genommen hättet! Wir raten euch, uns unangefochten ziehen zu lassen; das ist das beste für euch! Bedenke, daß du dich in meiner Hand befindest!«

      »Willst du mich ermorden lassen?«

      »Nicht ermorden, sondern töten, sobald die Bebbeh die geringste Feindseligkeit gegen uns begehen.«

      »Sie würden mich rächen; das habe ich dir bereits gesagt!«

      »Sie würden dich nicht rächen, sondern nur sich verderben. Blicke her, Scheik Gasahl Gaboya! In diesem Gewehr habe ich fünfundzwanzig Kugeln und in dieser Büchse zwei; jeder dieser zwei Revolver hat sechs Kugeln, und jede deiner Pistolen, die du hier in meinem Gürtel siehst, zwei; ich kann also dreiundvierzigmal schießen, ohne zu laden. Meine Gefährten sind nicht weniger gut bewaffnet, und wir befinden uns hier an einem Orte, dessen Eingang nur je ein einzelner Feind passieren könnte. Deine Leute würden daher fallen, ohne Gelegenheit zu finden, auch nur einen einzigen von uns zu verwunden oder gar zu töten. Folge mir und der Stimme deines Bruders: laß uns in Frieden ziehen!«

      »Soll ich mich von den Meinigen verlachen und verhöhnen lassen? Wie kannst du so viele Kugeln in deinem Gewehre haben! Deine Worte klingen nicht, als ob du die Wahrheit redest.«

      »Ich lüge nicht. Die Silahdar[23] des Abendlandes sind geschickter als die eurigen. Blicke genau her; ich will dir diese Gewehre erklären!«

      Ich zeigte ihm die Einrichtung des Repetierstutzens und der Revolver, und seine besorgter werdende Miene bewies mir, daß meine Taktik die richtige sei.

      »Allah ist allmächtig!« murmelte er. »Warum gibt er nicht seinen Gläubigen die Weisheit, solche Gewehre zu verfertigen?«

      »Weil sie solche Gewehre mißbrauchen würden. Allah ist allgütig und allweise; er schenkt diese Gewehre nur dem Christen, der sich ihrer erst dann bedient, wenn seine Langmut nichts mehr fruchten will. Sage, was du beschlossen hast!«

      »Herr, ich habe eure Waffen gesehen; sie sind vorzüglich, aber wir fürchten sie dennoch nicht. Trotzdem will ich Gnade über euch ergehen lassen, wenn ihr mir gebt, was ich jetzt fordern werde.«

      »Was forderst du?«

      »Die sechs Pferde, die ihr uns genommen habt, und den Rappen, den du reitest. Außerdem gibst du mir dieses Gewehr mit fünfundzwanzig Kugeln und die beiden Pistolen mit sechs Kugeln nebst den Waffen, die du aus meinem Zelte genommen hast. Sonst nichts!«

      »Du wirst keines deiner Pferde erhalten, da ihr die unserigen erschossen habt; du wirst auch den Hengst nicht bekommen, denn er ist mehr wert, als tausend Pferde der Bebbeh. Auch meine Waffen brauche ich selbst. Um dir jedoch zu zeigen, daß ich gütig bin, sollst du deine Flinte und deine Pistolen wieder erhalten, sobald ich die Ueberzeugung besitze, daß ihr uns in Frieden ziehen laßt.«

      »Bedenke wohl, Fremdling, was du – — —«

      Er hielt inne, denn draußen fiel ein Schuß, noch einer und noch mehrere. Ich wandte mich zu dem Engländer:

      »Was gibt‘s, Sir?«

      »Dojan!« antwortete er.

      Dieses


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<p>23</p>

Waffenschmiede.

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