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Scepter und Hammer. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Scepter und Hammer - Karl May


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hat den Herrn Direktor zu fahren?«

      »Ja.«

      »Wohin?«

      Er erhielt keine Antwort. Die Frau blickte ihn verlegen an, und auch dem Sohne und der Tochter war es anzumerken, daß sie antworten könnten, wenn sie gewußt hätten, daß es nicht verboten sei. Der Dokor mußte sie anders fassen. werden.«

      »Arretirt?« frug die Frau erschrocken. »Wir? Weshalb?«

      »Wegen Mithülfe zur Flucht zweier schwerer Verbrecher!«

      »Davon wissen wir nichts!«

      »Pah! Sie haben dem Direktor und dem Oberarzte der hiesigen Irrenanstalt zur Flucht verholfen.«

      »Dem Herrn Direktor? Zur Flucht? Hat er denn fliehen wollen?«

      »Allerdings. Es liegt eine schwere Anklage gegen diese beiden Männer vor, und ich bin als königlicher Kommissär gekommen, sie zu arretiren. Ihr Mann hat ihnen seinen Wagen zur Flucht zur Verfügung gestellt, und Sie verweigern mir jede Auskunft, wohin die Fahrt gerichtet ist – ich werde Sie arretiren lassen müssen.«

      Das Erstaunen und die Angst der Leute war grenzenlos.

      »Der Herr Direktor ein Verbrecher? Das ist gar nicht möglich!« rief die Frau und schlug dabei vor Verwunderung die Hände zusammen. »Und auf der Flucht? Das ist ja schrecklich! Aber wir haben ihm dabei nicht geholfen. Wir haben gemeint, es handle sich um eine Ferienreise.«

      »Warum verschweigen Sie das Ziel der Fahrt?«

      »Weil der Herr Direktor meinte, daß es Niemand wissen solle.«

      »Nun?«

      »Mein Mann muß sie über die Gebirge nach der Grenze und von da weiter fahren, bis sie ihn ablohnen.«

      »Ein gewisser, bestimmter Ort ist nicht genannt worden?«

      »Nein.«

      »Wissen Sie, welchen Weg er eingeschlagen hat?«

      »Nein. Es führen sehr viele Wege in das Gebirge, und mein Mann kennt sie alle sehr genau.«

      »Wann ist die Reise begonnen worden?«

      »Vor zwei Stunden.«

      »Ich will einmal annehmen, daß Sie nicht so schuldig sind, als ich vorher dachte, und also von der Arretur absehen, doch verlange ich, daß Sie mir zu jeder Zeit zur Verfügung stehen, wenn ich eine Erkundigung an Sie zu richten habe!«

      Sie gaben ihm das Versprechen, und schon stand er im Begriffe, sich zu verabschieden, als er einen Blick nach dem Spiegel hatte.

      »Zarba, die Zigeunerin! Wie kommt dieses Bild hierher?«

      »Sie kennen Zarba?« frug die Frau um Vieles zutraulicher. »O, sie ist unsere Wohlthäterin schon seit langer Zeit, Herr Kommissär. Mein Sohn hat einiges Talent zum Zeichnen und ihr Bild gemalt, so wie es dort beim Spiegel hängt. Nicht wahr, sie ist gut getroffen?« setzte sie mit einem stolzen Blicke auf ihren Sohn hinzu.

      »Sehr gut. Wie alt ist der Junge?«

      »Siebzehn.«

      »Und was wird er?«

      »Er ist Schreiber und jetzt leider ohne Anstellung.«

      »Er scheint ein sehr schönes Talent zu besitzen, und ich werde, wenn es Ihnen recht ist, einen Maler herschicken, der ihn prüfen mag. Vielleicht läßt sich etwas aus ihm machen.«

      »O, wenn Sie das thun wollten, Herr Kommissär!« rief die Frau, beglückt und dankbar seine Hand ergreifend.

      »Wollen sehen, liebe Frau; doch sagt mir, wie seid Ihr mit der Zigeunerin bekannt geworden ?«

      »Das ist schon sehr lange Zeit her, wohl mehrere über zwanzig Jahre! Sie war damals eine gar angesehene Dame und wohnte in der Hauptstadt bei dem Herzoge von Raumburg. Das sollte allerdings verschwiegen bleiben; aber es wurde doch in allen Häusern der Stadt erzählt und man bedauerte das schöne Mädchen, weil – — doch, Herr Gott, Sie sind ja ein königlicher Kommissär und kommen wohl auch mit dem Herrn Herzog zusammen! Also meine Mutter war Hebamme und hatte dienstlich mit den allerhöchsten Herrschaften zu thun. Ich hatte damals erst vor Kurzem geheirathet und wohnte bei ihr in der Residenz. Da ereignete es sich, daß in einer Nacht zwei sehr hohe und vornehme Damen ihrer Hülfe bedurften nämlich die Königin Majestät und die reiche Fürstin von Sternburg, welche sich auf Besuch im königlichen Schlosse befand. Sie und die Königin waren nämlich weitläufige Cousinen, und der Fürst, welcher ein großer General und Feldherr ist, befand sich im Auslande, wo er im Krieg kommandirte. Die Fürstin starb an der Geburt, und weil mir kurz vorher mein Erstes auch gestorben war, so bekam ich das kleine Prinzeßchen – — ja, wollte sagen den kleinen Prinzen angelegt und wurde seine Kommissär.«

      Max ahnte nicht, welche Bedeutung diese kurze Erzählung jemals für ihn und sein Schicksal haben könne. Er frug:

      »Und sie hat Euch dann öfters besucht?«

      »Ja. Wir mußten ihr, wenn sie kam, über Alles Auskunft geben, und wenn sie wieder fort war, zu diesem Zweck allerlei Erkundigungen einziehen.«

      »Über wen?«

      »Über – über – ja, darf ich das denn sagen? Zunächst über den Sohn des Hofschmiedes Brandauer und den Sohn des Fürsten von Sternburg, dann über den Engländer, welcher Lord Halingbrook heißt, über den Herzog von Raumburg und viele andere hochgeborene Herren und Damen.«

      »Die ihr alle persönlich kennt?«

      »Nein. Ich kenne sie nicht. Mein Mann hat das Alles besorgt.«

      »Hat er etwas für seine Bemühungen erhalten?«

      Sie lächelte.

      »Wir können sehr zufrieden sein. Zarba muß noch von ihrer Jugend her viel Geld besitzen.«

      Er verabschiedete sich von den Leuten und versprach, des Sohnes nicht zu vergessen. Dann kehrte er zur Anstalt zurück.

      Es hatte sich während seiner Abwesenheit wirklich herausgestellt, daß die acht Personen vergiftet worden seien; zwei waren bereits gestorben, andere zwei zeigten sich als schwer krank, und die Übrigen gaben Hoffnung, daß sichere Rettung vorhanden sei. Höchst seltsam war dabei die Ansicht der beiden braven Assistenten, daß sämmtliche acht Personen wohl kaum jemals wirklich geistig krank gewesen seien.

      Max mußte die Bestimmung hierüber dem Generalstaatsanwalt überlassen, welcher beinahe noch bis zum Abend in der Anstalt zu thun hatte. Das dauerte ihm allerdings zu lange; er mußte bis zu dieser Zeit zu Hause sein, und daher verabschiedete er sich, um allein zur Stadt zurückzukehren.

      Er kam dort an, als es bereits zu dunkeln begann, und fuhr zunächst beim königlichen Palais vor, um Bericht zu erstatten. Dann ging er nach seiner Wohnung. Hier erzählte er zunächst bei den Eltern die heutigen Erlebnisse und stieg dann hinauf nach der oberen Stube, um Zarba und den Hauptmann aufzusuchen.

      Der Letztere nahm den regsten Antheil an den Ereignissen in der Anstalt und zeigte sich wüthend darüber, daß die beiden Beamten entkommen seien.

      »Gewiß ist es noch nicht, daß sie entkommen,« meinte Max. »Der Staatsanwalt hat sofort den Telegraphen spielen lassen, und von der Familie des Lohnkutschers, welcher die beiden Männer führt, habe ich genau erfahren, welche Richtung sie einhalten.«

      »Wie heißt der Lohnkutscher?« frug Zarba.

      »Beyer. Ich habe Dein Bild in seiner Wohnung gesehen.«

      »Beyer. Und wohin geht die Fahrt?«

      »Über das Gebirge nach der Grenze.«

      »Welchen Weg?«

      »Ja, wenn wir das gewußt hätten, so wäre die Verfolgung schleunigst angetreten worden.«

      »Wollt Ihr sie wieder haben?«

      »Natürlich.«

      »Gut, Ihr sollt sie haben; Zarba verspricht es Euch!«

      Sie kam aus ihrer Ecke hervor und setzte sich zur Lampe.

      »Mein Sohn, gieb mir Papier und ein Stück Blei!«

      Sie


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