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Scepter und Hammer. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Scepter und Hammer - Karl May


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Steuer. Dieses war natürlich angebunden. Er löste das Tau, gab dem Hebel die nothwendige Richtung und befestigte ihn dann wieder. Nun legte er sich in die Nähe der Vorderluke auf ein zusammengelegtes Segel, um das Kommando zu erwarten.«

      »Bin selbst auch begierig, was folgen wird!«

      »Nicht viel. Das Wetter war nicht freundlich. Ein dichter Nebel lag auf dem Flusse, und ein leiser Sprühregen näßte auf das Deck nieder. Das Schiff wurde natürlich mit der Schnelligkeit des Wassers mitgenommen, doch waren seine Bewegungen so ruhig und gleichmäßig, und die Dünste so dick, daß man hätte beschwören können, daß es sich noch fest vor Anker befinde. So ging es an die zwei Stunden fort. Jetzt wurde das Glas ausgerufen und die Wache gewechselt. Die Mannen waren alle schlaftrunken. Die abgelösten Posten schliefen sofort, und die neu aufgezogenen wickelten sich ein und legten sich hinter ein Segel oder sonst etwas, wo sie Schutz vor dem Regen fanden.«

      »Und Niemand merkte etwas?«

      »Kein Mensch!«

      »Beinahe unmöglich, aber bei einem solchen Nebel – und dem Grog und dem Rum! Hm, soll mich verlangen, wie es jetzt noch kommt!«

      »Weiter nichts, als daß das Fahrzeug ruhig der See entgegen geht. Mittlerweile wurden die Nebel etwas leichter, und der Mann am Spriete schaute über den Mantelkragen hervor, um zu sehen, wie dick der Regen fiel. Da erblickte er vor sich am Steuerbord ein Licht und am Backbord ein zweites. Er machte Lärm und der Fähndrich erschien.«

      »Was gibts?«

      »Zwei Lichter hier und dort!«

      »Fahrzeuge, die auf uns zukommen. Es wird doch nicht etwa gar der Feind sein, der uns überrumpeln will. Holla, alle Mann – — —«

      Er konnte den Befehl nicht vollständig aussprechen, denn Sternburg thun.«

      Der Erzähler nahm einen Schluck aus seinem Glase und fuhr dann fort:

      »Der Sprietwache ging es natürlich ebenso wie dem Fähndrich, und Beide waren im Augenblicke gebunden, so daß sie sich nach dem Erwachen nicht zu rühren vermochten. Der Mann am Steuerbord hatte von dem Vorgange gar nichts gemerkt; er schlief, ebenso auch der Mann auf der Backbordseite. Sie zu überwältigen war ein Leichtes, und ebenso erging es auch der Steuerwache. Jetzt war er Herr auf dem Decke geworden, und zwar ganz zur richtigen Zeit, denn soeben erscholl der Ruf von vorn:

      »Schiff ahoi, leg klar!«

      »Feindliches Flaggenschiff, genommen und kommandirt von Lieutenant von Sternburg!« antwortete er.

      »Teufelei! Stopp oder wir geben die volle Ladung!«

      Die Sache war nämlich so, daß das Flaggenschiff jetzt die Blockadelinie erreicht hatte und im Begriffe stand, zwischen zwei Fahrzeugen unserer Flotte hindurchzutreiben. Sternburg wußte, daß der entscheidende Moment nahe sei, rief die Parole hinüber und gebot dann:

      »Werft die Enterhaken hinüber; werde Bord an Bord herangehen, aber schnell!«

      »Die Parole hatte ihn legitimirt. Er sprang an das Steuer, riß das Tau los und trieb das Schiff hart an den Bord des andern. Im Nu fielen die Enterhaken ein, und es sprangen einige dreißig Mann herüber, die er mit Freuden begrüßte, denn Ihr könnt es Euch doch recht gut denken, daß es ihm nicht gar wohl gewesen ist bei dem Gedanken, es ganz allein mit der Bemannung eines dreimastigen Orlogschiffes zu thun zu haben. Das Übrige könnt Ihr Euch denken. Der Lärm weckte die Mannen unten im Raume, sie wollten empor und konnten nicht. Nach langer Anstrengung sprengten sie die Luke, wurden aber sofort richtig in Empfang genommen, denn auch das nächste Schiff der Linie war herbeigekommen und hatte sich an die andere Seite der Prise gelegt, so daß Männer genug vorhanden waren, den Feind zu überwältigen. Am Sonnenaufgang stand Sternburg schon vor dem Admiral, der ihm die Führung des eroberten Schiffes übergab; er hatte dasselbe heimwärts zu bringen und erhielt außer einem Orden den Rang eines Korvettenkapitäns für den Streich, den mancher andere wackere Offizier wohl unterlassen hätte. Als er mit der Prise an uns vorübersegelte, habe ich ihn von Weitem gesehen, ob ich ihn aber wiederkennen würde, wenn er mir jetzt begegnete, das weiß ich nicht. So, das ist meine Geschichte!«

      Arthur hatte während der ganzen Erzählung zum Fenster hinausgeblickt, und keine seiner Mienen verrieth den Antheil, welchen er an dem Berichte nehmen mußte.

      »Ein Meisterstück, fürwahr!« klang es rundum. »Schade, daß er in norländischen Diensten steht und damals nur als Volontär bei uns eintrat. Solche Offiziere sollte man zu gewinnen suchen!«

      »Geht nicht, zumal bei dem Wege, den die jetzige Politik einzuschlagen scheint.«

      »Welcher Weg?«

      »Der Krieg mit Norland.«

      »Paperlapapp! Unser Kronprinz ist ja Gast in Norland, sogar mit der Prinzeß Asta; sie würden sicherlich nicht dort sein, wenn ein Krieg in Aussicht stände.«

      »Begreife ich auch nicht; aber wozu die fürchterlichen Rüstungen, welche mit so großer Heimlichkeit betrieben werden?«

      »Habe nichts davon gehört.«

      »So halte die Augen offen! Wißt Ihr, daß unsere Offiziere heimlich Norland bereisen, um das Material zu einem Feldzugsplan zu sammeln?«

      »Das ist Rederei, weiter nichts. Ich weiß nur, daß wir uns wegen des Zolles mit dem Nachbar streiten; von dem Übrigen mag ich nichts wissen. Dinge, für welche man nicht gelehrt genug ist, soll man Klügeren überlassen; das ist so meine Meinung. Ich bekümmere mich den Teufel darum, ob Krieg werden soll oder nicht; geht es aber los, nun, da schlage ich mit zu, wie es ja auch meine Schuldigkeit ist. Und wer ein wackerer Seemann ist, der denkt gerade ebenso wie ich. Kommt, laßt uns trinken und die Politik über Bord werfen!«

      Auch Arthur griff zum Glase, um es auszutrinken, und verließ dann das Lokal. Sein scharfes Auge hatte draußen auf der Rhede ein Segel bemerkt, welches sich mit solcher Schnelligkeit war.

      Das Segel, welchem seine Aufmerksamkeit galt, wurde immer größer; nach einiger Zeit unterschied man die einzelnen Leinen, dann den Rumpf, und endlich war er sich im Klaren, daß er in dem Fahrzeuge eine Yacht erkannte, welche ein so eigenthümliches Takelwerk besaß, daß er die Art desselben unmöglich zu bestimmen vermochte. Das kleine, schlanke Schiff war höchsten vierzig Fuß lang und besaß eine entsprechende Breite; dabei war es so scharf auf dem Kiel gebaut, daß bei diesem Segelwerke die Gefahr des Kenterns eine außerordentliche war. Es mußte von einem ungewöhnlich kühnen und ebenso geschickten Manne geführt werden.

      Endlich hatte es den Hafen erreicht, steuerte einen anmuthigen Bogen und hielt dann gerade auf die Stelle des Quai zu, an welcher Arthur stand. Als er sich genugsam genähert hatte, erblickte er auf dem Hinterdecke einen hochgewachsenen Mann in türkischer Kleidung, nach dessen Befehlen vier Matrosen von derselben Nationalität die Segel und das Ruder bedienten. Neben ihm lag in einer grünseidenen Hängematte eine vollständig in Schleier gehüllte Frauengestalt, deren aufmerksame Haltung das Interesse erkennen ließ, mit welchem sie die neue Umgebung begrüßte.

      Da, gerade vor Arthur, fielen die Segel, und der Anker rasselte in die Fluth. Straff an der Ankerkette ziehend, folgte das Fahrzeug dem Wasser und legte seinen Bord hart an die steinerne Mauer, auf welcher Arthur stand.

      »Mann, ahoi!« rief der Türke. rief:

      »Brandauer! Freund, ists – — —«

      Er hielt mitten in der Rede inne und fuhr sich mit der Hand an die Stirne.

      »Halt, das ist ja nicht möglich! Und doch – sein Sohn kann er sein – — – Wie ist Dein Name?«

      »Bill Willmers,« antwortete Arthur unter einer instinktiven Eingebung. Er wollte sein Inkognito nicht aufgeben und womöglich nach der Art und Weise forschen, wie dieser Türke zur Kenntniß des Namens Brandauer komme.

      »So bist Du Amerikaner?«

      »Nein.«

      »Was dann?«

      »Norländer.«

      »Ah, doch! Kennst Du die Hauptstadt des Landes?«

      »Ich bin da geboren.«

      »Und den Namen, welchen


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