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Tausend Und Eine Nacht. Gustav WeilЧитать онлайн книгу.

Tausend Und Eine Nacht - Gustav  Weil


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Perserin. Die Geschichte des Kamr essaman, dessen Vater König der Chalidaninseln an der persischen Küste war, ist ebensogut arabischen Ursprungs als die, deren Schauplatz Kahirah oder Bagdad ist. Der alte König hat moslimische Untertanen, die Mutter des jungen Prinzen heißt Fatimeh, Kamr Essaman, dessen Name auch arabisch ist, rezitiert im Gefängnisse den Koran, die Genien, welche hier vorkommen, gehören auch zu denen Salomons, und es wird überhaupt, wie de Sacy richtig bemerkt, in der ganzen Erzählung von den Feueranbetern in einer Weise gesprochen, wie es nur ein Moslim konnte. Es unterliegt daher nicht dem geringsten Zweifel, daß die Erzählungen der uns bekannten 1001 Nacht, mit ganz wenigen Ausnahmen, arabischen Ursprungs und ganz verschieden von denen sind, welche in den ersten Jahrhunderten muhammedanischer Zeitrechnung aus dem Persischen übersetzt worden sind, und wenn auch unser Verfasser häufig seine Helden nach Persien, Indien oder China versetzt, so tut er dies, nur um desto freieren Spielraum für seine Dichtung zu haben und auch das Unglaubliche wahrscheinlich machen zu können. Wir dürfen um so eher annehmen, daß nicht nur das von Masudi und dem Fihrist, sondern auch das von Makari erwähnte Buch der 1001 Nacht ein anderes als das uns hier beschäftigende ist, als selbst unter den neueren Werken, welche diesen Titel führen, wenig Übereinstimmung herrscht, einzelne sogar nicht nur andere Märchen als in den bekannteren Handschriften, sondern auch eine von denselben abweichende Einleitung enthalten. In unserer 1001 Nacht findet man sowohl die Sprache als die Kostüme, Sitten und Lokalitäten Ägyptens, zur Zeit der späteren Mameluckensultane, in den meisten Erzählungen treu gezeichnet, selbst da, wo andere Länder des Ostens als Schauplatz der Handlung gewählt werden. So wenig also auch mehr geleugnet werden kann, daß die alten persischen tausend Märchen der späteren 1001 Nacht als Muster gedient haben, so steht doch auch fest, daß diese, mit wenigen Ausnahmen, als eine arabische Schöpfung selbst in den Märchen angesehen werden können, deren Stoff aus dem Persischen oder Indischen entliehen wurde. Letztere sind größtenteils daran leicht zu erkennen, daß übernatürliche Ereignisse eine Hauptrolle darin spielen, während in den arabischen Dichtungen bald das romantische, bald das komische Element vorherrscht, und durchweg ein frischer Humor dem Gemälde einen unwiderstehlichen Reiz verleiht. Auf eine spätere Komposition oder wenigstens freiere Umgestaltung der 1001 Nacht deutet ganz besonders auch der moderne, an das Vulgärarabische streifende Dialekt, in welchem sie geschrieben sind, und in den sie unmöglich in älterer Zeit übertragen werden konnten. Diesen Dialekt finden wir auch in den Märchen, die wahrscheinlich älteren Ursprungs sind, wie z. B. in dem vom Zauberpferde, und mit Recht bemerkt H. Lane, es sei nicht anzunehmen, der ältere klassischarabische Text sei nach und nach verdorben worden, indem dies ohne Beispiel in der arabischen Literatur wäre, welche nur gut geschriebene oder ursprünglich im Volksdialekt verfaßte Werke ausweist, auch müßte sich doch wenigstens ein Exemplar der älteren Übersetzung erhalten haben, wovon aber bis jetzt nichts bekannt ist. Nimmt man hingegen an, daß die wirklich aus dem Persischen übersetzten Märchen ganz verschieden von denen in unserem Buche waren, so läßt sich ihr Verlust leicht dadurch erklären, daß eben ihr Stoff den Arabern nicht zusagte, wie schon aus der angeführten Stelle des Fihrist ersichtlich, und daß sie deshalb gänzlich vernachlässigt wurden. Wir müssen jedoch bemerken, daß der Stil in den verschiedenen Erzählungen keineswegs so gleichmäßig ist, daß sich daraus schließen ließe, sie rühren sämtlich von einem Verfasser oder Überarbeiter her, außerdem weichen auch hierin die verschiedenen Handschriften von einander ab. Das Wahrscheinlichste dürfte also sein, daß im 15. Jahrhundert ein Ägypter nach altem Vorbilde Erzählungen für 1001 Nächte teils erdichtete, teils nach mündlichen Sagen, oder frühern schriftlichen Aufzeichnungen, bearbeitete, daß er aber entweder sein Werk nicht vollendete, oder daß ein Teil desselben verloren ging, so daß das Fehlende von anderen bis ins 16. Jahrhundert hinein durch neue Erzählungen ergänzt wurde.

      Über die verschiedenen Übersetzungen der 1001 Nacht, von Galland bis auf die neueste Zeit, können wir uns kurz fassen, da der Leser, der sich dafür interessiert, sich in jeder Literaturgeschichte oder in jedem Konversationslexikon darüber belehren kann. Wir bemerken nur, daß zwar Galland in seiner Vorrede berichtet, »er habe Sorge dafür getragen, die Eigentümlichkeiten der Araber zu erhalten und nichts von ihren Gedanken und Ausdrücken zu verwischen, und er sei nur dann von dem Urtexte abgewichen, wenn es der Anstand erforderte,« daß er aber in der Tat auch allerlei Zusätze und Änderungen vorgenommen hat, welche häufig den Text entstellen. Ich erinnere nur an die ersten Zeilen der ersten Erzählung: »Der Kaufmann und der Geist.« Da heißt es im Texte: »er nahm einen Quersack mit auf die Reise, den er mit Lebensmitteln gefüllt hatte,« und dann einige Zeilen weiter: »er nahm Datteln aus dem Quersack, aß und warf die Kerne rechts und links.« Bei Galland aber »ritt er mit einem Felleisen (valise) hinter sich« und in der neuesten deutschen Übersetzung liest man vielleicht nach einer älteren Ausgabe Gallands, in der mir vorliegenden (Paris 1786) heißt es richtig » noyaux« und nicht » écorces«, »indem er die Datteln aß, warf er die Schalen rechts und links.« Wer hat aber je einen Araber mit einem Felleisen hinter sich gesehen? und welcher Araber, der trockene Datteln als Vorrat auf die Reise mitnimmt, schält sie oder kann sie schälen? So unbedeutend auch diese Änderungen erscheinen, so sind sie doch nicht nur eine Untreue gegen den Text, sondern auch eine Entstellung der Tatsachen. In der Geschichte des ersten Greises gibt er das Messer dem Pächter, um die Kuh zu schlachten, bei Galland aber dem Schläger (maillet), wer weiß aber nicht, daß Moslime ihre Tiere nur mit einem Messer schlachten dürfen; Überhaupt gibt Gallands Übersetzung dem europäischen Leser kein treues Gemälde von der Denk und Redeweise der Araber, denn er hat mehr danach gestrebt, seine Franzosen zu unterhalten, als zu belehren und darum den Stoff ganz nach damaliger französischer Mode zugestutzt. Seine Nachfolger, die Franzosen Caussin de Perceval und Gautier, der Engländer Scott und die Deutschen Habicht und v. Hammer haben aus anderen Handschriften neue Märchen zu den von Galland übersetzten hinzugefügt, keiner hat sich aber bis zum Jahre 1837 die Mühe gegeben, die von Galland schon übersetzten aufs neue aus dem Urtext zu übertragen, und so wurde denn auch bis zu dieser Zeit die Gallandsche Übersetzung, trotz ihrer großen Mängel, nicht nur immer wieder abgedruckt, sondern auch zu allen weiteren Übertragungen in andere Sprachen benützt, und erst als ein Teil der vorliegenden neuen Verdeutschung erschienen war, ist (im Jahr 1839) auch in London und Kalkutta der arabische Text nach ägyptischen und indischen Handschriften von Lane und Torrens neu ins Englische übersetzt worden.

      Der Übersetzer.

      Eingang

      Bei dem Namen Gottes, des Gnädigen und Barmherzigen, Friede und Heil über unsern Herrn Mohammed, den Obersten der Gesandten Gottes, auch über seine Familie und Gefährten insgesamt; Friede und Heil immer fortdauernd bis zum Tage des Gerichts. Amen, o Herr der Welten! Das Leben der Früheren ist eine Lehre für die Späteren, dazu daß der Mensch die Lehren, welche anderen zuteil geworden sind, schaue und sich daran belehre, und die Geschichte der älteren Völker lese und sich daraus unterrichte. Gelobt sei Gott, der die Begebenheiten der Früheren als Unterricht für Spätere aufgestellt hat. Zu dieser Art von Belehrung gehören nun auch die Erzählungen: »Tausend und eine Nacht« genannt. Es wird nämlich von dem, was bei früheren Völkern geschehen, berichtet (Gott weiß das Verborgene; er ist allweise und barmherzig und edel!):

      Es regierte einst in den ältesten Zeiten und verflossenen Äonen ein König von den SassanidenMan sieht hieraus, wie wenig historische und geographische Kenntnisse unser Erzähler haben mußte, da er einen persischen Regenten über Indien und China herrschen läßt. auf den Inseln Indiens und Chinas, der viele Truppen und Verbündete, Diener und zahlreiches Gefolge besaß. Auch hatte er zwei wackere, tapfere Söhne, von denen jedoch der ältere noch tapferer war, als der jüngere; er herrschte über viele Länder und war so gerecht gegen seine Untertanen, daß ihn alle sehr liebten. Sein Name war Scheherban, sein jüngerer Bruder hieß Schahseman, und war König von Samarkand in Persien. Beide hatten ihre Heimat nicht verlassen und jeder regierte höchst glücklich 20 Jahre lang in seinem Reiche. Da sehnte sich der ältere König nach seinem jüngeren Bruder, und befahl seinem Vezier, zu jenem hinzureisen und ihn zu ihm zu bringen. Der jüngere Bruder gehorchte alsbald und machte Anstalten zur Reise, und ließ Zelte, Kamele, Maultiere, Diener und Gefolge herbeikommen. Die Regierung war indes dem Vezier übertragen und der König reiste ab nach dem Lande seines Bruders. Um Mitternacht erinnerte er sich, etwas im Schlosse vergessen zu haben; als er dahin zurückkam, fand er seine Frau in vertrautem Umgang


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