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Am Stillen Ozean. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Am Stillen Ozean - Karl May


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bedeuten?«

      »Und kennst du auch Matemba, deinen Todfeind?«

      »Du fragst, als sei ich ein kleiner Knabe!«

      »Du kehrst zur rechten Zeit zurück. Anoui, der Priester und Vater deines untreuen Weibes, ist gekommen, um Matemba abzuholen. Es ist Hochzeit in Tamai, und Matemba wird heute der Mann deiner Frau!«

      Potomba trat an die Oeffnung, welche als Fenster diente.

      Er mußte Luft haben, wenn er nicht ersticken sollte. Die beiden Brüder hatten sich bisher gar nicht um uns gekümmert. Der Kapitän flüsterte mir zu:

      »Ihr scheint die Sprache dieser Leute zu verstehen. Was geht hier vor? Es scheint nichts Gutes zu sein.«

      »Es ist fürchterlich!« antwortete ich. »Man hat die Mutter des Ehri getötet, und sein Weib wird heute mit einem heidnischen Manne getraut.«

      »Zum Henker! Das giebt Mord und Totschlag!«

      »Diese beiden Männer sind Christen!«

      »Pshaw! Auch unter den christlichen Polynesiern erbt die Blutrache fort. Ihr werdet es erfahren!«

      Jetzt wandte sich Potomba wieder zurück. Seine Züge waren wie versteinert, und in seinen Augen glühte ein düsteres Feuer.

      »Potai, was hast du bisher gethan?«

      »Ich habe alles verkauft.«

      Der Ehri nickte zustimmend; er schien den Plan seines Bruders sofort zu erraten.

      »Auch die Boote, welche ich dir von den TubuaiInseln sandte, als mich Anoui verfolgte?«

      »Ja. Wir gehen nach den Ländern Samoa.«

      »Du hast recht gethan. Bist du bereit?«

      »Ich warte nur auf dich!«

      Potomba wandte sich zu mir:

      »Das Schiff dieses Sahib holt deine Freunde?«

      »Ja.«

      »Wohin fährt es dann?«

      »Nach dem Lande der Chinesi.«

      »So geht euer Weg an den Ländern Samoa vorüber, die ihr die Schifferinseln nennt. Dorthin wollen wir. Dürfen wir mit euch fahren?«

      Ich verdolmetschte diese Frage dem Kapitän.

      »Ich bin bereit, sie mitzunehmen. Also verkauft haben sie alles?« antwortete er. »Es scheint doch, daß Ihr recht habt, Charley; das Christentum hat aus den Tigern Lämmer gemacht, welche die Flucht ergreifen, statt sich zu rächen!«

      »Oh, Kapt’n, blickt diese Leute an! Sehen sie aus wie Lämmer?« Ich gab Potomba die erwünschte Auskunft: »Ihr könnt mitfahren.«

      »Wann geht das Schiff aus dem Hafen?« »Bei Beginn der Ebbe, nächste Nacht.«

      »Darf mein Bruder hingehen, um unsere Habe hinzubringen?«

      Auch hierzu gab der Kapitän seine Erlaubnis.

      »Potai, du bist der jüngere; du wirst mir gehorchen?« fragte der Ehri.

      Der Gefragte nickte.

      »Du wirst alles, was unser ist, auf das Schiff bringen, welches ich dir zeige!«

      »Drei Matten voll besitzen wir.«

      »Du bleibst gleich dort, bis ich zurückkehre!«

      »Nein, Potomba. Habe ich nicht auch einen Kris?«

      »Erst kommt mein Kris, und nur erst dann, wenn ich sterben sollte, der deinige. Du kannst mich dann rächen, anstatt mit zu sterben!«

      »Ich gehorche dir!«

      »So komm, Sahib! Ich wollte euch Gastfreundschaft erweisen, aber ich bin ohne Haus geworden.«

      Wir kehrten an den Strand zurück. Potomba zeigte seinem Bruder die Barke, und dieser entfernte sich, ohne ein Wort zu sprechen.

      »Was willst du thun, Potomba?« fragte ich.

      »Glaubst du, das Pareyma mir untreu ist?« Ach weiß es nicht, denn ich habe sie nicht gekannt.«

      »Aber ich kenne sie. Sie hat ihren Dolch; sie ist mutig und tapfer; sie wird sterben, aber nicht mit Matemba gehen. Ich werde sie von ihm und von dem Tode erretten!«

      »Du willst Anoui töten?« »Ja.« »Er ist der Vater deines Weibes!« »Er ist der Mörder meiner Mutter!« »Du bist ein Christ!« »Er ist ein Heide!«

      »Weißt du, was der höchste Sahib Christus befiehlt? Vergebet, auf daß auch euch vergeben werde!«

      »Ich gehorche ihm, denn ich werde Anoui vergeben, nachdem ich ihn getötet habe.«

      »Das ist nicht der rechte Gehorsam, Potomba. Ich meine, daß «

      Er unterbrach mich mit einer ungestümen Handbewegung.

      »Du bist Christ, seit du lebst, Sahib, ich aber bin es erst seit kurzer Zeit. Später werde ich auch sein, wie du. Wolltest du nicht meine Verfolger töten, wenn sie nicht entflohen wären, sondern mich angegriffen hätten?«

      »Ich hätte sie getötet, weil du keine andere Hilfe hattest!«

      »Nun wohl! Sie haben den Tod verdient, und ich habe auch hier in Papetee keine Hilfe. Oder soll ein Ehri um Gerechtigkeit bei den Ingli und Franki bitten? Geh mit deinem Freunde; ich komme auf das Schiff, wenn es den Hafen verläßt. Und wenn ich dann noch nicht zurück bin, so mag mein Bruder an das Land zurückkehren und mich rächen!«

      »Willst du nicht das Grab deiner Mutter besuchen, ehe du gehst?« fragte ich, vielleicht um Zeit zu gewinnen, vielleicht auch aus Teilnahme für sein Geschick.

      »Weißt du nicht, daß das Grab eines Menschen tabu[9] ist? Darf ich ihr Grab sehen, ohne ihrem Geiste sagen zu können, daß ihr Mörder zu seinem Oro, den wir Christen Teufel nennen, gegangen ist? Pareyma ist mein Weib; sie wollte sich nicht noch einmal von dem Mitonare mit mir trauen lassen, um ihren Vater nicht zu erzürnen; sie ist seinetwegen eine Heidin geblieben, obgleich sie im Herzen an den guten Bapa im Himmel glaubt. Darum hat Anoui noch Macht über sie. Er ist zu ihr gekommen, und sie hat ihm folgen müssen; ich aber werde sie mir wieder holen. Joranna[10], Sahib, Joranna!«

      »Ich sage nicht Joranna, sondern ich gehe mit dir!«

      »Du willst mich hindern?«

      »Nein, ich will deine Gefahr teilen!«

      »So hast du mich wirklich lieb, Sahib! Komm!«

      Ich gab dem Kapitän die nötige Aufklärung. Der in allen Abenteuern zu Lande höchst behutsame und vorsichtige Master Frick Turnerstick riet mir ernstlich ab; mir aber war es unmöglich, Potomba zu verlassen; meine Nähe konnte ihm doch vielleicht von Nutzen sein. Der Seemann ging zur Stadt, und ich schritt mit dem Ehri am Strande hin. Sein Auge suchte unter den hier befindlichen Booten, bis er eines gefunden hatte, welches größer war, als das seinige. Es vermochte wohl vier Personen zu fassen.

      Draußen am westlichen Horizonte erglänzten die weißen Segel der Hochzeitsflottille, welche seinen Todfeind nach Eimeo trug. Als sie verschwunden waren, stieg er ein, nachdem er in dem Sande ein Zeichen gemacht hatte, welches wohl dem Besitzer des Bootes gelten sollte. Ich sprang ihm nach, legte die Gewehre weg und griff nun zum Ruder. Er hißte das Segel; die Prise legte sich sofort kräftig ein, und wir flogen über das ruhige Wasser des Hafens hin, verfolgt von den Blicken derer, welche an dem Ufer standen.

      Wir folgten der Flottille nicht direkt, sondern fuhren, als wir über die Korallen hinaus waren, erst an der Küste von Tahiti hin und nahmen dann geraden Kurs auf Eimeo hin. ich mußte natürlich Potomba die Leitung des Bootes überlassen. Er landete an einer einsamen Stelle, wo sich ein wildes Pisanggestrüpp bis hart an das Wasser erstreckte. Hier legten wir die Segelstange um und zogen das Boot mit allerdings nicht geringer Anstrengung unter ein Blätterversteck. Dann drang Potomba durch das Gestrüpp vorwärts, und ich folgte ihm.

      Wir erreichten eine Brotfruchtpflanzung, die uns gute Deckung gewährte, und bald gelangten wir zu einer Anhöhe, von welcher aus wir


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<p>9</p>

Heilig, gefreit, unberührbar.

<p>10</p>

Lebe wohl.

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