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Der Oelprinz. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Der Oelprinz - Karl May


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vielleicht gar eene Belohnung, eene Prämie oder so eene goldene Medallche bekommen sollen!«

      »Was wir zu thun beabsichtigen, das werden Sie sehr bald erfahren.«

      »Das hoffe ich. Bedenken Sie, daß ich zu den Persönlichkeeten gehöre, off die es abgesehen war! Wenn der Ueberfall gelungen wäre, so läge ich jetzt als ermordete und abgeschiedene Leiche off dem Schlachtfelde, und das Morgenrot thäte mir zum frühen Tode leuchten. Das erfordert Schtrafe; verschtehen Sie mich?«

      »Die Strafe wird nicht ausbleiben, Frau Ebersbach; darauf können Sie sich verlassen. Damit aber soll nicht gesagt sein, daß wir die Schuldigen umbringen müssen. Wir sind Christen, und Sie gar sind eine Dame, eine Frau. Sie gehören zum zarten, schönen Geschlechte, welches auf Haß und Zorn verzichtet und in Liebe und Güte die Welt beherrscht. Ich bin überzeugt, daß auch in Ihrem Herzen die Milde wohnt, ohne welche selbst die schönste Frau ein häßliches Wesen ist.«

      Der spaßhafte kleine Jäger hatte sich, indem er in dieser Weise sprach, nicht verrechnet. Frau Rosalie warf sich in die Brust und antwortete:

      »Die Milde wohnt? Natürlich wohnt sie da! Ich habe noch een Herz, und was für eens. Es schmilzt wie Butter an der Sonne. Ich gehöre ooch zu dem schönen, zarten Geschlechte, von dem Sie reden, und will mit meiner Güte die Welt beherrschen. Es kommt zwar vor, daß der Mensch verkannt wird, und es hat schon oft Oogenblicke gegeben, wo meine Milde und Güte nich tief genug erforscht worden is, aber hier bei dieser Gelegenheit will ich öffentlich beweisen, daß mein schwaches Geschlecht schtark in der Verzeihung is. Sie sollen sich nich in mir geirrt haben, Herr Hawkens. Ich mag nischt von eener Beschtrafung dieser Mörderbande wissen; lassen Sie sie loofen?«

      Sie hätte vielleicht noch länger gesprochen; da aber kamen die Soldaten mit ihren Pferden, um sich draußen vor den Wagen zu lagern, und mit ihnen die Auswanderer, welche den gefangenen Scout mitbrachten.

      Nun ging es zunächst an ein sehr reges Fragen und Antworten, welches nicht eher aufhörte, als bis die Deutschen alles, was während ihrer Abwesenheit geschehen war, auf das genaueste erfahren hatten. Auch der Kantor hörte sehr aufmerksam zu, doch nicht, indem er still am Feuer saß wie die andern, sondern er befand sich dabei in fortwährender Bewegung. Er machte sich mit den Gefesselten zu schaffen, deren Lage ihm nicht zu passen schien. Er schob und zerrte bald an dem einen, bald an dem andern herum, zerrte und schob wieder und immer wieder, so daß Sam ihn endlich fragte:

      »Was thun Sie denn da? Liegen diese Leute nicht richtig, Herr Kantor?«

      Der Gefragte drehte sich zu ihm und antwortete in wichtigem Tone:

      »Kantor emeritus, wenn ich bitten darf, Herr Hawkens! Es ist das nur der Vollständigkeit halber und damit keine Verwechselung vorkomme. Ja, Sie haben es erraten: die Gefangenen müssen ganz anders liegen.«

      »Warum?«

      »Ihre Gruppierung macht nicht den richtigen Effekt.«

      »Effekt? Was haben wir hier mit Effekt zu schaffen?«

      »Mehr als Sie denken. Es scheint Ihnen entweder noch nicht bekannt oder schon wieder entfallen zu sein, womit ich umgehe?«

      Ohne augenblicklich an die sonderbare Manie des Kantors zu denken, fragte Sam unvorsichtig:

      »Was könnte das sein?«

      »Nichts andres als meine Oper. Ich gehe damit um, eine große Heldenoper von zwölf Akten zu komponieren und reise nur deshalb in dieser Gegend, um mir den Stoff zu derselben zu suchen. Eine Scene dazu, eine ganz vortreffliche Scene, habe ich hier gefunden, nämlich den “Chor der Mörder”. Sie liegen am Boden und singen ein doppeltes Sextett. Dazu ist aber eine ganz andre Gruppierung notwendig, als diejenige, welche Sie ihnen gegeben haben. Ich studiere dieselbe jetzt und werde sie mir notieren, sobald ich sie gefunden habe. Sie dürfen versichert sein, daß ich mich in acht nehme, den Leuten dabei nicht wehe zu thun!«

      »Was das betrifft, so stoßen Sie nur immer herzhaft zu. Kerls, wie diese sind, braucht man nicht mit seidenen Handschuhen anzugreifen.«

      Daraufhin fuhr der Heldenkomponist in seiner Beschäftigung fort und zwar so energisch und nachhaltig, daß Buttler endlich das bisher beobachtete Schweigen brach und zornig zu Sam hinüberrief:

      »Sir, was hat nur dieser Mann immer und fortwährend mit uns zu schaffen? Sorgt doch endlich dafür, daß er uns in Ruhe läßt! Wir sind keine Spielpuppen, an denen man nach Belieben zerren und ziehen kann!«

      Sam hielt es nicht der Mühe wert, zu antworten, darum fuhr Buttler nach einer Weile fort:

      »Ich muß überhaupt fragen, mit welchem Rechte ihr uns überfallen und niedergeschlagen habt!«

      »Fragen?« lachte der Kleine. »Ich denke, ihr braucht da keine Auskunft und könnt euch die Antwort selbst erteilen.«

      »Wieso? Wir haben keine Ahnung eines Grundes, in dieser Weise behandelt zu werden. Wir sind als friedliche Reisende gekommen und haben euer Feuer gesehen. Da wir nicht wußten, wer an demselben lagerte, schlichen wir uns, wie sich das ganz von selbst versteht, heimlich heran, um uns zu unterrichten. Dabei sind wir heimtückisch niedergeschlagen worden. Wir verlangen, sofort freigelassen zu werden!«

      »Verlangt das immerhin; ich habe nichts dagegen. Wünsche haben kann jeder Mensch; aber ob dieselben in Erfüllung gehen, das ist eine ganz andre Sache. Frei werdet ihr sein oder vielmehr hängen, nämlich morgen in Tucson, an einem schönen starken Pfahle.«

      »Wenn ihr Witze machen wollt, so macht bessere als dieser ist! Es ist kein Spaß, sich an ehrlichen Leuten zu vergreifen, und da ihr von Tucson redet, so könnte es sehr leicht geschehen, daß ihr selber es seid, die dort aufgehängt werden. Oder ist es euch vielleicht unbekannt, wie hierzulande Menschen behandelt werden, welche nachts über andre, ehrliche Leute herfallen?«

      »Ehrlich? Hihihihi! Eure Ehrlichkeit haben wir in San Xavier del Bac kennen gelernt!«

      »Was dort geschah, gehört nicht hierher. Ich meine, die Sache liegt heute klar: wir wollten sehen, wer hier lagert, und sind dabei überfallen worden.«

      »Hm! Ihr wußtet also nicht, wen ihr hier treffen würdet?«

      »Nein.«

      »Und seid uns doch seit San Xavier auf Schritt und Tritt gefolgt!«

      »Das ist Lüge!«

      »Und habt bis vorhin da hinten in den Felsen gesteckt, um nur zu warten, bis unser Feuer verlöschen würde!«

      »Wozu?«

      »Um uns zu überfallen.«

      »Wieder Lüge, ganz gemeine, erbärmliche Lüge!«

      Da erhob sich Sam vom Feuer, trat zu ihm hin, fuhr ihn an:

      »Sprecht ja nicht von erbärmlich und gemein, sonst laß ich Euch den Rücken bläuen, daß es Euch schwarz vor allen Augen wird! Ich heiße Sam Hawkens; versteht Ihr mich: da sitzen Dick Stone und Will Parker. Man pflegt uns das “Kleeblatt” zu nennen. Abermals verstanden? Meint ihr, daß ihr die Kerls dazu seid, solchen Westmännern etwas weiß zu machen? Und wer uns gar mit “gemein” und “erbärmlich” kommt, den werfen wir in die Luft, daß er droben in den Wolken hängen bleibt!«

      Buttler schien auf einmal die Sprache verloren zu haben. Sam Hawkens fügte hinzu:

      »Ich selbst war heute bei euch, habe euch dort bei den Steinen belauscht und jedes Wort gehört. Ihr seid die Finders, doch brauchte ich das nicht erst heute zu erfahren, denn ich habe es schon in San Xavier gewußt.«

      Da stieß Buttler erschrocken hervor:

      »Heavens! Die Finders! Welch ein Gedanke, uns mit diesen zu verwechseln! Wer hat Euch das weiß gemacht, Sir?«

      »Ihr selbst. Ich habe gute Ohren.«

      »O, selbst die schärfsten Ohren können sich irren und falsch verstehen!«

      »Meint Ihr? War es vielleicht auch falsch verstanden, als Ihr vorhin gefragt wurdet, was aus den Frauen und Kindern werden solle, die sich bei uns befinden?«

      »Ich weiß nichts davon.«

      »Daß sie auch ausgelöscht werden sollten,


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