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Der Schatz im Silbersee. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Der Schatz im Silbersee - Karl May


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ja gar nichts Besseres thun, als auf Eure Vorschläge eingehen.«

      Beide reichten ihm die Hand. Dann zog er die zweite Tasche von hinten nach vorn, öffnete sie und nahm ein Buch heraus.

      »Das ist mein Notizbuch, in welches alles eingetragen wird,« erklärte er. »Ich werde jedem von euch ein Conto eröffnen und seinen Kopf und Namen darübersetzen.«

      »Seinen Kopf?« fragte der Buckelige verwundert.

      »Ja, seinen Kopf. Bleibt einmal unbeweglich so sitzen wie jetzt!«

      Er schlug das Buch auf und nahm den Stift zur Hand. Sie sahen daß er abwechselnd sie anblickte, dann wieder auf das Papier niederschaute und dabei den Stift bewegte. Nach wenigen Minuten zeigte er ihnen, was er gezeichnet hatte; sie erkannten ihre wohlgetroffenen Köpfe und die Namen darunter.

      »Auf diese Blätter wird eingetragen, was ich euch nach und nach schulden werde,« erklärte er ihnen. »Verunglücke ich, so nehmt ihr das Buch mit nach Frisco und zeigt es dem Bankier, dessen Namen ich euch später nenne; er wird euch die betreffende Summe sofort und unbeanstandet auszahlen.«

      »Das ist ja eine ganz prächtige Einrichtung, Mylord,« meinte Humply; »Wir wollen zwar nicht wünschen, daß — — — behold, Uncle, sieh einmal unsre Pferde an. Sie wedeln mit den Ohren und öffnen die Nüstern. Es muß etwas Fremdes in der Nähe sein. Die Rolling Prairie ist gefährlich. Steigt man auf die Hügel, so wird man gesehen, und bleibt man unten, so kann man das Nahen eines Feindes nicht bemerken und also sehr leicht überrascht werden. Will doch einmal nach oben steigen.«

      »Ich steige mit,« erklärte der Lord.

      »Bleibt lieber unten, Sir. Ihr könntet mir die Sache verderben.«

      »Pshaw! Ich verderbe nichts.«

      Die beiden stiegen aus dem Wellenthale nach der Spitze des Hügels empor. Als sie diesen beinahe erreicht hatten, legten sie sich nieder und krochen vorsichtig vollends hinauf. Das Gras verdeckte ihre Körper, und die Köpfe erhoben sie nur so weit, als nötig war, Umschau zu halten. »Hm, Ihr fangt die Sache für einen Neuling gar nicht so übel an, Sir,« lobte Humply. »Ich könnte es wirklich selbst kaum besser machen. Aber seht Ihr dort den Mann auf dem zweiten Wellenhügel, geradeaus von uns?«

      »Yes! Ein Indianer, wie es scheint?«

      »Ja, es ist ein Roter: Hätte ich — — ah, Sir, lauft doch einmal hinab und holt Euer Fernrohr herbei, damit ich das Gesicht des Mannes erkennen kann.«

      Der Lord folgte dieser Aufforderung.

      Der Indianer lag auf dem erwähnten Hügel im Grase und schaute aufmerksam nach Osten, wo aber gar nichts zu sehen war. Er richtete einigemal seinen Oberkörper weiter auf, um seinen Gesichtskreis zu vergrößern, ließ ihn aber stets schnell wieder niederfallen. Wenn er jemand erwartete, dann gewiß nur ein feindliches Wesen.

      Jetzt brachte der Lord sein Rohr, stellte es und reichte es dem Buckeligen hin. Eben als derselbe den Indianer vor das Glas bekam, sah dieser für einen Augenblick nach rückwärts, so daß sein Gesicht zu erkennen war. Sofort legte Humply das Rohr weg, sprang vollständig auf, so daß seine ganze Gestalt vom Standpunkte des Roten aus zu erkennen war, hielt die Hände an den Mund und rief mit lauter Stimme: »Menaka schecha, Menaka schecha! Mein Bruder mag zu seinem weißen Freunde kommen!«

      Der Indianer fuhr schnell herum, erkannte die buckelige Gestalt des Rufenden und glitt augenblicklich von der Spitze des Hügels herab, so daß er im Wellenthale verschwand.

      »Jetzt, Mylord, werdet Ihr wohl sehr bald die ersten fünfzig Dollar einzahlen müssen,« sagte Humply zu dem Engländer, indem er sich wieder niederduckte.

      »Wird es ein Abenteuer geben?«

      »Sehr wahrscheinlich, denn der Häuptling blickte jedenfalls nach Feinden aus.«

      »Ein Häuptling ist er?«

      »Ja, ein tüchtiger Kerl, Osagenhäuptling.«

      »Und ihr kennt ihn?«

      »Wir kennen ihn nicht nur, sondern wir haben mit ihm die Pfeife des Friedens und der Bruderschaft geraucht und sind verpflichtet, ihm in jeder Lage beizustehen, so wie er uns auch.«

      »Well, so wünsche ich, daß er nicht nur einen, sondern möglichst viele Gegner erwartet!«

      »Malt den Teufel nicht an die Wand! Derartige Wünsche sind gefährlich, da sie nur allzuleicht in Erfüllung gehen. Kommt mit hinab! Der Uncle wird erfreut, aber auch erstaunt darüber sein, daß der Häuptling sich in dieser Gegend befindet.«

      »Wie nanntet Ihr den Roten?«

      »In der Osagensprache Menaka schecha; d.h. die gute Sonne oder die große Sonne. Er ist ein sehr tapferer und erfahrener Krieger und dabei kein eigentlicher Feind der Weißen, obgleich die Osagen zu den Völkerschaften der noch ungezähmten Sioux gehören.«

      Unten angekommen, fanden sie den Uncle in einer steifen, theatralischen Pose. Er hatte alles gehört und diese Haltung angenommen, um seinen roten Freund möglichst würdevoll zu begrüßen.

      Nach kurzer Zeit begannen die Pferde zu schnauben, und gleich darauf sah man den Indianer kommen. Er befand sich in den besten Mannesjahren und trug die gewöhnliche indianische Lederkleidung, welche an einigen Stellen zerrissen und an andern mit frischem Blute befleckt war. Waffen hatte er keine. Auf jede seiner Wangen war eine Sonne tättowiert; an seinen beiden Handgelenken war die Haut aufgeschunden. Er mußte gebunden gewesen sein und die Fesseln gesprengt haben. Jedenfalls befand er sich auf der Flucht und wurde verfolgt.

      Trotz der Gefahr, die dem Indianer drohte und ihm sehr nahe sein konnte, kam er sehr langsam herbei, reichte, ohne zunächst den Engländer zu beachten, den beiden Jägern die Rechte und sagte im ruhigsten Tone und sehr geläufigem Englisch: »Ich habe die Stimme und Gestalt meines Bruders und Freundes sogleich erkannt und freue mich, euch begrüßen zu können.«

      »Wir freuen uns desgleichen; das wirst du uns glauben,« antwortete Humply.

      Der lange Uncle hielt beide Hände ausgestreckt über den Kopf des Roten, als ob er ihn segnen wolle, und rief aus: »Sei gegrüßt im Erdenthale — viele, viele tausendmale — großer Häuptling, edler Schatz — nimm bei deinen Freunden Platz — und verzehr in aller Eile — diesen Rest der Reheskeule!«

      Bei den letzten Worten deutete er in das Gras, wo das lag, was der Lord von der Keule übrig gelassen hatte, nämlich der Knochen mit einigen harten Fleischfasern, welche dem Messer nicht hatten weichen wollen.

      »Still, Uncle.« gebot Humply, »es ist jetzt wahrhaftig keine Zeit für deine Gedichte. Siehst du denn nicht, in welchem Zustande sich der Häuptling befindet?«

      »Gebunden, doch entkommen — hat er zu seinem Frommen — die Flucht hierher genommen,« antwortete der Gescholtene deklamierend.

      Der Buckelige wendete sich von ihm ab, deutete auf den Lord und sagte zu dem Osagen: »Dieses Bleichgesicht ist ein Meister im Schießen und ein neuer Freund von uns. Ich empfehle ihn dir und deinem Stamme.«

      Da gab der Rote dem Engländer nun auch die Hand und antwortete: »Ich bin der Freund eines jeden guten und ehrlichen Weißen; die Diebe, Mörder und Leichenschänder aber sollen vom Tomahawk gefressen werden!«

      »Bist du so schlimmen Leuten begegnet?« erkundigte sich Humply.

      »Ja. Meine Brüder mögen ihre Gewehre bereit halten, denn diejenigen, welche mir nachjagen, können jeden Augenblick hier sein, obgleich ich sie nicht gesehen habe. Sie werden zu Pferde sitzen und ich mußte gehen; aber die Füße der »guten Sonne« sind so schnell und ausdauernd wie die Läufe des Hirsches, den kein Roß erreicht. Ich bin viele Bögen und Kreise gegangen, auch habe ich mich oft rückwärts bewegt, mit den Fersen voran, um sie aufzuhalten und irre zu führen. Sie trachten nach meinem Leben.«

      »Das sollen sie bleiben lassen! Sind ihrer viele?«

      »Ich weiß es nicht, denn als sie meine Flucht entdecken mußten, war ich schon fort.«

      »Wer ist es denn? Welche


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