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Der Schut. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Der Schut - Karl May


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habe ihn im Verdacht, der Schut zu sein.«

      »Was? Dieser Perser?«

      »Beschreibe ihn mir einmal!«

      »Er ist länger und stärker als du und ich, ein wahrer Riese, und trägt einen schwarzen Vollbart, welcher weit bis zur Brust herabreicht.«

      »Wie lange befindet er sich im Lande?«

      »Das weiß ich nicht genau. Es sind wohl an die zehn Jahre her, daß ich ihn zum erstenmal gesehen habe.«

      »So lange ist es wahrscheinlich auch, daß man von dem Schut gesprochen hat?«

      Er blickte mich überrascht an, sann ein wenig nach und antwortete dann:

      »Ja, so ungefähr wird es sein.«

      »Wie ist das Auftreten dieses Pferdehändlers?«

      »Er benimmt sich überaus gebieterisch, wie alle Leute, welche wissen, daß sie reich sind. Er geht stets bis an die Zähne bewaffnet und ist als ein Mann bekannt, mit welchem man keinen Spaß machen darf.«

      »So ist er zu Gewalttätigkeiten geneigt?«

      »Ja, er ist gleich mit der Faust oder mit der Pistole zur Hand, und man erzählt sich, daß schon Mehrere, die ihn beleidigt hatten, den Mund nicht wieder öffneten, weil ein Toter nicht mehr reden kann. Aber von Raub und Diebstahl weiß ich nichts zu berichten.«

      »Diese Beschreibung paßt ganz genau zu dem Bilde, welches ich mir von ihm gemacht habe. Weißt du vielleicht, ob er mit dem Köhler Scharka verkehrt?«

      »Davon habe ich noch nichts erfahren. Hast du mit dem Kohlenbrenner auch zu tun?«

      »Bis jetzt noch nicht; aber ich denke, daß ich mit ihm zusammentreffen werde; die Fünf wollen zu ihm. Seine Wohnung ist ihnen also bekannt. Weißt auch du sie vielleicht?«

      »Ich weiß nur, daß er in einer Höhle wohnt, welche jenseits von Glogovik im tiefen Walde liegt.«

      »Hast du ihn gesehen?«

      »Nur vorübergehend.«

      »Er muß doch von Zeit zu Zeit den Wald verlassen, um seine Kohlen zu verkaufen, oder es müssen Leute zu demselben Zweck ihn aufsuchen.«

      »Er verkauft nicht selbst. Da drüben in den Bergen ist ein Kurumdschy (* Rußhändler, Rußbuttenmann.), welcher ihm das alles besorgt. Dieser zieht mit seinem Wagen, auf welchem sich die Kohlen und die Rußfäßchen befinden, im Lande umher.«

      »Was ist er für ein Mann?«

      »Ein finsterer, wortkarger Kerl, der sich mit keinem Menschen abgibt. Man sieht ihn lieber gehen, als kommen.«

      »Hm! Vielleicht bin ich gezwungen, ihn aufzusuchen, um von ihm die Höhle des Köhlers zu erfahren.«

      »Als Wegweiser könnte ich dir wenigstens einen Knecht bis Glogovik mitgeben. Weiter hinauf kennt auch er die Wege nicht.«

      »Wir nehmen dieses Anerbieten herzlich gern an. Dein Sohn erzählte mir, daß der Köhler im Verdacht des Mordes stehe.«

      »Das ist nicht nur Verdacht; man weiß es sicher, obgleich es keine Zeugen gibt, mit deren Hilfe er überführt werden könnte. Er hat sogar im Verkehr mit den Aladschy gestanden, welche von den Soldaten freilich vergeblich bei ihm gesucht worden sind.«

      »Auch dein Sohn sprach davon. Er hat diese beiden Menschen heute gesehen.«

      »Die Scheckigen? Wirklich? Ich habe oft gewünscht, ihnen einmal zu begegnen, natürlich aber so, daß ich sie nicht zu fürchten habe.«

      »Nun, das ist ja geschehen.«

      »Wann sollte das gewesen sein?«

      »Heute. Hast du unter den fünf Reitern nicht zwei gesehen, welche auf scheckigen Pferden ritten?«

      »Himmel! So befinden sie sich also hier, drüben im Konak meines Nachbarn! Da ist ja das Unheil in der Nähe!«

      »Heute brauchst du sie nicht zu fürchten, denn wir sind hier. Sobald sie erführen, daß wir uns bei dir befinden, würden sie sich aus dem Staub machen. Uebrigens wirst du sie vielleicht sehen, wenn du jetzt heimlich hinübergehst. Suche zu erfahren, ob man sie vielleicht belauschen kann.«

      Er ging, und wir beschäftigten uns während seiner Abwesenheit angelegentlich mit dem Abendessen. Nach einer kleinen halben Stunde kam er zurück und meldete uns, daß er sie gesehen habe.

      »Aber es waren ihrer nur vier,« sagte er. »Der Verwundete befand sich nicht bei ihnen. Sie sitzen neben der Schlafkammer des Nachbars. Ich habe mich rund um das ganze Haus geschlichen und an allen Läden gespäht, ob man durch eine Spalte hineinsehen kann. Endlich kam ich an den betreffenden Laden, welcher ein kleines Astloch hat. Sie saßen mit dem Konakdschi zusammen und hatten einen Krug mit Raki vor sich stehen.«

      »Sprachen sie?«

      »Ja, aber nicht von eurer Angelegenheit.«

      »Ob sie wohl zu belauschen wären? Kann man sie verstehen, wenn man außen am Laden steht?«

      »Ich habe nur einzelne Worte richtig hören können. Um ihr Gespräch zu hören, müßte man in die Schlafstube steigen; der Laden steht auf.«

      Er beschrieb die Lage dieser Stube und ihr Inneres, und ich erkannte, daß es allzu gefährlich wäre, hineinzusteigen; zumal man annehmen mußte, daß der alte Mübarek sich darin befinde.

      »Nein, wir wollen auf dieses Unternehmen verzichten,« sagte ich. »Nachher werde ich selbst einmal hinüberschleichen, um Kundschaft einzuholen.«

      Somit hielt ich diese Angelegenheit für erledigt. Im Laufe des weiteren Gesprächs stand Halef auf, um einmal hinauszugehen.

      »Ich will nicht hoffen, daß du dich hinüberschleichen willst,« rief ich ihm nach. »Das verbiete ich dir aufs strengste!«

      Er nickte nur und ging. Ich aber war nicht beruhigt und beauftragte Omar, ihm heimlich zu folgen. Dieser kehrte schnell zurück und meldete mir, daß der Hadschi nach dem Stall gegangen sei, jedenfalls um sich zu überzeugen, daß es den Pferden, besonders meinem Rappen an nichts mangele. Damit gab ich mich zufrieden. Es verging eine Viertelstunde und noch eine, und da Halef noch nicht wieder da war, so erwachte meine Sorge von neuem. Als ich sie laut werden ließ, ging der Wirt, um nach ihm zu suchen; aber er kehrte unverrichteter Dinge zurück; er hatte ihn nirgends gefunden.

      »So habe ich ganz richtig geahnt: er hat eine Dummheit gemacht und befindet sich höchst wahrscheinlich in Gefahr. Osko, Omar, nehmt eure Gewehre — wir müssen hinüber zu dem Konak, denn ich wette, daß er so verwegen gewesen ist, in das Schlafzimmer einzusteigen.«

      Ich nahm nur den Stutzen, welcher mehr als genügend war, die ganze Gesellschaft im Zaum zu halten. Draußen war es stockdunkel. Der Schäfer diente uns als Führer. Da ich meinen Fuß zu schonen hatte, gingen wir nur sehr langsam am Ufer hin, bis der Konak als dunkle Masse vor uns lag, etwa fünfzig Schritte von dem Fluß entfernt.

      Wir schlichen an der Vorderseite des Hauses hin, wo alle Fenster verschlossen waren, und bogen dann nach derjenigen Giebelseite ab, welche die Stallungen enthielt. Dort standen junge Fichten, die mit ihren unteren Aesten fast den Boden berührten. Zwischen ihnen und dem Hause war nur ein schmaler Raum zum Gehen frei.

      Von da aus führte uns der Schäfer nach der hinteren Seite des Gebäudes, an welcher entlang wir hinschlichen. Es war keine Spur von Halef zu bemerken; doch war ich der festen Ueberzeugung, daß er sich jetzt im Innern des Hauses befand, festgenommen von den Leuten, welche er hatte belauschen wollen.

      Da blieb unser Wirt stehen und deutete auf zwei Läden, welche, wie alle übrigen, von innen verriegelt waren.

      »Hier dieser erste Laden,« flüsterte er, »gehört zu der Stube, in welcher die Männer saßen; der zweite aber zur Schlafkammer.«

      »Sagtest du nicht, daß dieser zweite Laden offen gewesen sei?«

      »Ja, vorhin stand er auf.«

      »So


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