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Durch das Land der Skipetaren. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Durch das Land der Skipetaren - Karl May


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an dem Ufer hinauf und liefen in das Haus hinein. Als ich mich nun wieder an den Tisch setzte, sah ich es den Aladschy an, daß sie einen Entschluß gefaßt hatten.

      Hier waren sie nicht ganz sicher vor gefährlichen Begegnungen, und es nahte auch die Zeit, in welcher wir hier erwartet werden konnten; darum erriet ich, daß sie wohl übereingekommen sein mochten, nun aufzubrechen. Und richtig: der Eine, der bisher am meisten gesprochen hatte, sagte:

      »Ich habe dir bereits mitgeteilt, daß es nur eine einzige Stelle gibt, an welcher diese Fremden überfallen werden können. Sage uns einmal aufrichtig, wie du ihnen gesinnt bist. Wohl feindlich?«

      »Warum sollte ich feindlich gegen sie sein? Sie haben mir ja nichts getan!«

      »Also freundlich?«

      »Ja.«

      »Das freut uns, denn nun kannst du uns ein wenig helfen, für ihre Sicherheit und zugleich auch mit für die deinige zu sorgen.«

      »Das werde ich sehr gern tun, obgleich ich nicht weiß, wer sich die Mühe geben sollte, meine Sicherheit zu bedrohen. Sagt mir nur, was ich tun soll.«

      »Nun, glaubst du vielleicht auch, daß die Fremden überfallen werden sollen?«

      »Ich habe es als ganz sicher gehört.«

      »So stecken die Skipetaren nur an der Stelle dort, welche ich erwähnte. Mein Bruder ist der Meinung, und ich stimme ihm bei, daß es sehr gut wäre, wenn auch wir uns dort verstecken würden. Dann könnten wir den Ueberfallenen Hilfe bringen. Bist du bereit dazu?«

      »Hm! Mich geht die Sache eigentlich gar nichts an.«

      »O doch! Wenn die Skipetaren dort lauern, so werden sie auch dich anfallen, sobald du weiter reitest. Uebrigens wünschen wir, dir einmal so ein echtes und rechtes Skipetarenstückchen zu zeigen, welches du dann in Skopia erzählen kannst.«

      »Da machst du mich allerdings neugierig, und ich reite mit.«

      »So steige auf!«

      »Habt ihr den Raki bezahlt?«

      »Nein, der Wirt hat ihn uns umsonst gegeben.«

      Umsonst geben müssen! So war es wohl richtig. Ich trat zum Fenster und warf meine wenigen Piaster hinein. Natürlich wurde ich von den Beiden ausgelacht. Der Eine ging hinter das Haus, um die Pferde herbeizuholen, und der Andere blieb bei mir, damit ich ihnen sicher sei.

      Als wir dann über die Brücke ritten, wendete ich mich einmal im Sattel um. Vor seiner Türe stand der Wirt und erhob warnend die Hand. Ich dachte nicht, daß ich ihn wiedersehen würde.

      Jenseits der Brücke führte die Straße zuerst zwischen Feldern dahin, dann kamen Weiden, hierauf Buschwerk, und endlich ritten wir in einem dichten Wald.

      Kein Wort ward gesprochen.

      Diese Skipetaren hielten mich ohne Zweifel für einen sehr wenig urteilsfähigen Menschen, denn in dem, was sie gesagt hatten und taten, lagen grelle Widersprüche, die auch einem befangenen Menschen auffallen mußten.

      Wenn wirklich Feinde in dem Wald versteckt lagen, so war es doch eine helle Dummheit, die Bedrohten dadurch retten zu wollen, daß wir uns gleichfalls versteckten und dann erst im Augenblick des Kampfes zur Hilfe kamen. Wir hätten vielmehr den Standort der Räuber beschleichen und dann die Bedrohten warnen sollen. Vielleicht konnten sie den gefährlichen Ort umreiten, und wenn das wegen der Dichtheit des Waldes nicht möglich war, so konnten wir zu Fuße vereint den Skipetaren heimlich in den Rücken kommen und ihnen eine prächtige Schlappe bereiten.

      Mitten in dem Wald senkte sich der Weg, unter welchem man sich ja nicht etwa eine deutsche Heerstraße zu denken hat, abwärts und machte zugleich eine scharfe Wendung. Rechts und links gab es Felsenstücke, hinter denen man sich verbergen konnte, um dann von dem hohen Rand aus in die Höhlung des Weges hinabzuschießen. Das war ein Platz wie zu einem Ueberfall geschaffen, und wirklich machten die Beiden hier auch Halt.

      »Das ist der Ort,« sagte der Eine. »Hier müssen wir uns verstecken. Reiten wir da links die Böschung hinan!«

      Er sprach leise, um mich glauben zu machen, daß er wirklich meine, die Skipetaren könnten hier irgendwo verborgen sein. Dann mußten sie uns ja hören und sehen, nicht aber wir sie! Ich kam zu der Ueberzeugung, daß mein Gesicht schon von Natur ein nicht sehr geistreiches sein müsse, denn ihm ein so dummes Aussehen zu geben, dazu reichte meine ungeschulte Verstellung doch jedenfalls nicht aus. Und geradezu albern mußte man ja sein, um diese Burschen nicht sofort zu durchschauen.

      Da oben auf dem hohen Rand des Weges standen an dieser Stelle die Bäume weniger dicht, so daß wir noch eine kleine Strecke weit reiten konnten; dann aber mußten wir die Pferde führen.

      Nun wurde Halt gemacht. Die Pferde sollten bei einander angebunden werden. Dieser Umstand gefiel mir nicht, denn es war meine Absicht, mich später heimlich zu entfernen. Zu diesem Zwecke mußte mein Pferd von den anderen so weit entfernt stehen, daß die Skipetaren es nicht sehen konnten.

      Ich hatte einen sehr hohen, auf der einen Seite ziemlich spitzen Kragenknopf in der Tasche. Diesen zog ich unbemerkt hervor. Dann tat ich, als ob ich meinem bei den Schecken angebundenen Pferd zur Bequemlichkeit den Sattelgurt lockern wolle, schnallte ihn aber viel fester als vorher, so fest, als ich es nur vermochte, und steckte vorher den Knopf unter den Sattel, so daß seine Spitze auf den bloßen Leib des Pferdes zu liegen kam. Der Knopf mußte dem Pferd Schmerzen bereiten. Das Weitere war nun abzuwarten.

      Inzwischen hatten die Aladschy sich einen passenden Platz ausgesucht, von welchem aus sie einen Teil der rückwärts liegenden Straßenstrecke überblicken konnten, ohne selbst gesehen zu werden. Ihre Gewehre lagen neben ihnen, und sie schnallten auch die Wurfbeile los. Ich erriet ihr Vorhaben. Sie glaubten, daß ihre Kugeln uns nichts anhaben könnten und wollten uns mit den Beilen töten.

      Diese Leute besitzen eine große Gewandtheit im Werfen dieser Waffe; doch glaubte ich, obgleich ich noch keine in der Hand gehabt hatte, es ihnen gleich tun zu können, da ich ja eine ziemliche Fertigkeit im Werfen des Tomahawk besaß.

      Ich setzte mich zu ihnen, und nun wurde die Unterhaltung nur leise geführt. Sie taten ganz so, als ob sie kampfbereit seien, nur um die Fremden, also uns, von den Skipetaren zu befreien. Das Skipetarenstück, welches sie mir in Aussicht gestellt hatten, bestand natürlich nur darin, daß sie sich meiner Mitwirkung versichert hatten, obgleich sie selbst die Mörder waren. Ich mußte im Augenblick des Ueberfalles darob ganz entsetzt sein und konnte dann davon erzählen und mich wegen meiner Dummheit auslachen lassen.

      Schon längst hatte mein Knopf gewirkt: das Pferd Halefs war unruhig geworden – es schnaubte und schlug um sich.

      »Was ist denn das mit deinem Pferd?« wurde ich gefragt.

      »O, nichts!« antwortete ich gleichmütig.

      »Nichts soll das sein? Es kann uns verraten!«

      »Wie so?«

      »Wenn es so fort macht, wie jetzt, so steht zu erwarten, daß die hier versteckten Skipetaren den Lärm hören; dann sind wir verloren.«

      Er meinte aber, daß die erwarteten vier Fremden den Lärm hören und dadurch zur Vorsicht gemahnt werden könnten.

      »Es wird noch schlimmer werden,« sagte ich.

      »Warum denn?«

      »Mein Gaul kann‘s nicht leiden, in der Nähe anderer Pferde angebunden zu sein. Das ist so eine Mucke von ihm, die ich ihm nicht abgewöhnen kann. Ich muß ihn immer eine große Strecke von andern entfernt halten.«

      »So schaffe ihn fort!«

      Ich stand auf.

      »Halt! Laß deine Decke und dein langes Messer da. Auch dein Turbantuch.«

      »Aber warum denn nur?«

      »Damit wir wissen, daß du wiederkommst. Setze den Turban ab!«

      Das hätte eine schöne Geschichte gegeben! Sie hätten gesehen. daß ich mein volles Haar trug und also kein guter Moslem, viel weniger ein Scherif sein könne. Darum antwortete ich mit erzwungener Ruhe:

      »Was fällt dir ein! Kann ein Scherif jemals sein


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