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Old Surehand I. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Old Surehand I - Karl May


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huschten hart am Rande des Gebüsches weiter, bis wir um eine hervortretende Zunge des Waldes bogen; da sahen wir ein Feuer, welches in der Entfernung von vielleicht sechshundert Schritten vor uns auf der Grasebene brannte; mehrere Indianer saßen an demselben, um die Pferde zu bewachen, welche rundum weideten.

      »Ganz so, wie Ihr gedacht habt, Sir,« sagte Old Wabble. »Da haben wir die Tiere, und hinter den Büschen und Bäumen werden ihre Besitzer am »blauen Wasser« lagern.«

      »Und das ist auch grad die Stelle, von der ich gesprochen habe; sie liegen da, wo ich schon zweimal lagerte. Jetzt müssen wir uns niederlegen, sonst sehen sie uns.«

      Wir krochen nun am Saume des Gebüsches weiter, bis dies nicht mehr möglich war, ohne entdeckt zu werden. Vor uns gab es eine schmale Lücke in dem Gesträuch, welche wie ein offener Pfad den Lager- mit dem Weideplatz verband; sie wäre für uns sehr bequem gewesen, wenn wir sie hätten benutzen können, was wir aber nicht durften. Die Roten verkehrten auf diesem Wege hin und her, und es fiel uns nicht ein, uns der Entdeckung auszusetzen. Wir wendeten uns also nach rechts, um parallel mit diesem Pfade durch das Buschwerk zu dringen. Da dieses, wie bereits erwähnt, sehr dicht stand und wir jedes Geräusch vermeiden mußten, so machte es uns große Mühe und dauerte sehr lange, ehe wir den jenseitigen Rand des doch so schmalen Waldes erreichten und den Lagerplatz vor uns liegen sahen.

      Es war ein Kriegslager. Zwar trugen die Indianer nicht die Kriegsfarben im Gesicht und hatten also hier einen längeren Aufenthalt beabsichtigt, doch war kein einziges Zelt vorhanden, was sicher der Fall gewesen wäre, wenn es sich nur um einen Jagdzug gehandelt hätte. Sie mußten sich hier vollständig sicher fühlen, denn es gab nicht weniger als acht Feuer, bei deren Schein wir über hundertfünfzig Rote zählten. Sie hatten »Fleisch gemacht«; es hing in langen, dünnen Stücken an ausgespannten Riemen, um zu trocknen. Sie hatten also einen weiten Kriegszug vor, bei dem es keine Zeit zum jagen gab oder der nach einer Gegend gerichtet war, in der sich weder Büffel noch andre Wildarten befanden. Diese Gegend kannte ich; es war der öde, der heißen, sandigen Sahara vollständig gleichende Llano estacado.

      Es lagen noch mehrere erlegte Büffel da, und die meisten der Indsmen waren beschäftigt, sie in Stücke zu zerlegen und das Fleisch von den Knochen zu trennen, um es dann in Streifen zu zerschneiden. Andere hockten an den Feuern und brieten Fleisch. Die gebratenen Stücke lagen in Haufen neben ihnen, jedenfalls für das allgemeine Abendessen bestimmt. An zwei kleineren Feuern, die leider weit auseinander lagen, saßen müßige Gestalten, welche nicht arbeiteten, sondern sich unterhielten und dabei die Tabakspfeife, von der jeder nur einige Züge nahm, herumgehen ließen. Das waren wohl die »Chargierten«, wenn es erlaubt ist, mich dieses Ausdruckes zu bedienen. Ich habe gesagt, die »leider« weit auseinander lagen, denn wären diese zwei Gruppen enger beisammen gewesen oder hätten sie nur eine gebildet, so hätte ich sie zusammen belauschen können; so aber mußten wir uns teilen, denn es stand fest, daß wir nicht fortgingen, ohne gehört zu haben, was gesprochen wurde.

      Die Insel, welche ich gegen Old Wabble erwähnt hatte, lag als dunkle Stelle, über der ein hellerer Schein schwebte, drüben auf dem Wasser. Wir hätten sie ohne diesen Schein gewiß nicht sehen können; er rührte wahrscheinlich von einem Feuer her, welches zwischen den Büschen, die es dort auch gab, brannte. Das mußte mir auffallen, und ich fragte mich: Warum dieses Feuer auf der Insel? Ich ließ den Blick scharf von Gruppe zu Gruppe über das Lager gehen und konnte mir dann diese Frage beantworten; es waren nur Indianer hier; kein Weißer war zu sehen.

      Wir lagen eng neben einander unter einem wilden Baumwollenstrauche, der uns ganz bedeckte; kein Auge richtete sich nach dieser Stelle.

      »Damn!« flüsterte mir der Alte zu. »Ich habe die Kerls gezählt; es sind ihrer hundertvierundfünfzig; aber kein Weißer ist dabei. Sie werden Old Surehand doch nicht etwa schon ausgelöscht haben!«

      »Nein.«

      »Nicht? Wie wollt Ihr das wissen?«

      »Er ist noch da.«

      »Wo?«

      »Da drüben auf der Insel.«

      »Auf der Insel? Ah! Ist es der dunkle Punkt dort im Wasser, über dem es hell wie von einem Feuer liegt?«

      »Ja.«

      »Und Ihr meint, Old Surehand ist dort?«

      »Er ist sicher dort.«

      »Das beruhigt mich, obgleich es mir sonderbar vorkommt, daß sie ihn nicht hier im Lager haben.«

      »Mir nicht. Da drüben ist er ihnen sicherer als hier.«

      »Wieso? Hier können ihn über dreihundert Augen bewachen, dort aber nicht.«

      »Aber, Mr. Cutter, seht Ihr denn nicht ein, daß ein Gefangener von einem rings vom Wasser umgebenen Orte viel schwerer entkommen kann als von hier, obgleich es dort weniger Augen zu seiner Bewachung giebt?«

      »Hm, mir scheint, sie hätten ihn hier wenigstens ebenso sicher, denn jedenfalls ist er gefesselt.«

      »Gefesselt ist er jedenfalls; aber sie haben mit allen Möglichkeiten zu rechnen, also auch mit der, daß der Zufall Leute herbeiführt, welche das Lager und folglich auch den Gefangenen entdecken. Das wollen sie vermeiden.«

      »Wenn das richtig ist, so brauchen wir uns nicht darüber zu freuen, Mr. Shatterhand.«

      »Warum nicht?«

      »Wir wollen ihn doch loshaben?«

      »Allerdings.«

      »Nun, hier könnten wir uns vielleicht an ihn schleichen; das ist aber unter den jetzigen Verhältnissen unmöglich.«

      »Pshaw! Mir ist es viel lieber, daß sie ihn nicht hier im Lager haben. Ihr werdet mir bald recht geben. Zunächst möchte ich die Indsmen belauschen.«

      »Um zu hören, was sie sprechen?«

      »Ja.«

      »Erlaubt mir, Euch zu sagen, daß wir uns da in eine Gefahr begeben, ohne vielleicht etwas davon zu haben! Ich bin nicht furchtsam und wage alles mit, was Ihr wagen wollt; aber selbst wenn es uns gelingt, sie zu belauschen, was sollen wir Wichtiges hören?«

      »Wichtig oder nicht, ich versuche es. Ich habe mich viele, viele Male an Feinde geschlichen und dabei fast stets etwas erfahren, was mir nützlich war. Ich möchte sogar behaupten, daß dieses Behorchen und Belauschen nicht wenig zu meinen und Winnetous Erfolgen beigetragen hat; ich habe es von ihm gelernt. Ihr fragt, was wir hören werden? Das natürlich, was sie sprechen. Und wovon werden sie reden? Von dem, was hier geschehen ist, was noch geschieht, und was sie vorhaben, also wahrscheinlich von dem Gefangenen und von dem Kriegs- und Raubzuge, den sie beabsichtigen. Wir wagen allerdings viel, und wenn ich auch gern glaube, daß Ihr Euch nicht fürchtet, so ist es mir, offen gestanden, wenn Ihr damit einverstanden seid, lieber, daß ich die Gefahr, von der Ihr redet, auf mich allein nehme.«

      »Warum lieber?«

      »Weil ich nicht weiß, ob Ihr der Sache gewachsen seid.«

      »Oho! Habe ich bisher einen Fehler gemacht? Habe ich nicht bewiesen, daß ich das Anschleichen verstehe?«

      »Bisher, ja; aber das war verhältnismäßig leicht; nun aber kommt es weit, weit schwieriger.«

      »Pshaw! Das kann ich auch!«

      »Wirklich? So will ich Euch vertrauen. ihr seht die beiden kleineren Feuer, an denen die Krieger in müßiger Unterhaltung sitzen; an diese müssen wir. Für Euch ist das, welches uns näher liegt; der Busch reicht fast ganz hinan, und die Deckung, die Ihr dadurch findet, erleichtert Euch die Annäherung, während ich es bei dem andern, welches hart am Wasser liegt, viel schwieriger habe. Seid Ihr einverstanden?«

      »Ja, obgleich es keine große Ehre für mich ist, daß Ihr für Euch die größere Gefahr wählt.«

      »Das ist keine Schande für Euch. Merkt wohl auf, was ich Euch sage! Wir kehren nach hier zurück. Wer zuerst ankommt, der giebt dem andern ein Zeichen, daß er fertig ist. Dieses Zeichen darf den Roten nicht auffallen. Ihr hört die Unken rufen; ein solcher Ruf kann keinen Verdacht erregen. Werdet Ihr ihn nachahmen können?«

      »Ich denke


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