Wegweiser durch das sächsisch-böhmische Erzgebirge. Berlet BrunoЧитать онлайн книгу.
Gebäck sind in Böhmen musterhaft. – Im Herbste bieten beide Theile des Gebirges Reichthum an Wildpret, wie Hasen, Rehe, Krammetsvögel und Rebhühner; auch erhält man in den höher gelegenen Gegenden fast allerwärts treffliche Forellen. – Die täglichen Reisekosten richten sich selbstverständlich nach den Ansprüchen und Gewohnheiten eines Fremden: wer in den ersten Hôtels wohnt, mit schweren Koffern reist und viel Aufmerksamkeiten verlangt, wird täglich 4–6 Thlr. brauchen, während der Fusswanderer, der sich nur halbwege beschränkt, mit 1–2 Thlr. auskommt.
Transportmittel. – Unter grossen Anstrengungen ist es dem Erzgebirge gelungen, sich mehrere Eisenbahnen zu verschaffen. Ein Schienenstrang geht am Fusse des Nordabhangs von Dresden über Freiberg und Chemnitz nach Zwickau, zweigt die Linie Chemnitz-Hainichen ab und sendet zwei Ausläufer: Chemnitz-Annaberg und Zwickau-Schwarzenberg in das Herz des Gebirges. Von Zwickau braust die Locomotive, Reichenbach, Falkenstein und Oelsnitz berührend, über den Rücken des Gebirges nach Eger. Und im Egerthale geht der eherne Weg westlich von Eger bis Karlsbad und östlich von Aussig über Teplitz nach Kommotau (Priesen). Ausserdem sind mehrere Linien im Bau begriffen und sehen in den Jahren 1871 und 1872 ihrer Eröffnung entgegen: so Annaberg-Weipert-Kommotau; Kommotau (Priesen) – Karlsbad und Dux-Bodenbach; andere Linien sind projectirt und werden bald begonnen werden, wie Nossen-Freiberg, Aue-Jägersgrün und Chemnitz-Marienberg-Kommotau, und noch andere befinden sich in den Vorbereitungsstadien, wie Freiberg-Dux und Schwarzenberg-Karlsbad.
Ausser den fertigen Eisenbahnen stehen dem Reisenden noch zahlreiche Fahrposten, die zwischen den Städten meist täglich mehrmals verkehren, zu Gebote; auch sind fast überall Miethgeschirre zu haben.
Pass und Mauth. – Seit 1860 gilt auch in Oesterreich eine Passkarte als hinreichende Reiselegitimation. – Die Untersuchung des Gepäcks beim Ueberschreiten der böhmischen Grenze geschieht mit Höflichkeit und besteht oft nur in der Anfrage, ob der Reisende etwas Zollbares habe. Zu versteuern sind alle ungebrauchten Sachen; nicht übergeführt werden dürfen: Spielkarten, Kalender und versiegelte Briefe; Bücher, ausser Reisehandbüchern, können Unannehmlichkeiten bereiten. An Tabak hat der Reisende gegen 2 Loth und 1 °Cigarren frei; im Uebrigen muss das Pfund Tabak mit etwa 1 Fl., das Pfund Cigarren mit 3 Fl. verzollt werden. Der Tabak ist in Oesterreich Monopol und wird nur in sogenannten Trafiks verkauft; Cigarren sind theuer und nicht sehr behaglich.
Gasthausregeln. – Ohne Noth treffe man nicht zu spät, jedenfalls vor einbrechender Dunkelheit in seinem Nachtquartier ein. Sobald man ein Zimmer bezogen hat, untersuche man den Zustand des Bettes und der Bettwäsche. Bedarf man irgend einer Auskunft, so wende man sich nicht an das untergeordnete Dienstpersonal, sondern an den Wirth selbst, und wenn dieser »unsichtbar« sein sollte, an den Oberkellner. Bei längerem Aufenthalte mag man alle 2–3 Tage die Rechnung bezahlen, jedoch zuvor deren Inhalt und Summe prüfen, da sich »Irrthümer« gar leicht einschleichen. Will man am andern Morgen früh weiterreisen, so fordere man am Abend vorher die Rechnung, berichtige sie jedoch nebst den Trinkgeldern erst beim Weggehen.
Sommeraufenthalt. – Als Sommerfrischen sind bisher nur die erzgebirgischen Bäder Grünthal, Hohenstein, Schwarzenberg, Wiesenbad und Wolkenstein benutzt worden, doch eignen sich dazu auch Erdmannsdorf bei Augustusburg und besonders Olbernhau.
Fussreisen. – Zu Wanderungen verwendet man nicht neues, sondern schon etwas getragenes Schuhwerk. Wer mit den Fussnägeln Mühe hat, muss dieselben einige Tage vor der Reise in besondere Pflege nehmen, sie mässig beschneiden und etwa zu starke Nägel nach einem Fussbade in überschlagenem Wasser (17–18° R) wiederholt mit einem Glasstücke etwas dünner schaben. Auf der Reise selbst wird früh aufgebrochen und die grössere Hälfte des Weges Vormittags zurückgelegt. Während der Mittagsstunden, d. i. vor und nach der Mittagsmahlzeit, sei Rast. In den ersten Reisetagen stelle man seine physischen Kräfte nicht auf eine zu harte Probe; später kann man grössere und anstrengendere Touren zurücklegen. Beim Marschiren hat sich von jeher die Regel bewährt, dass man gleichmässig und nicht zu schnell ausschreite, sich aber auch nicht zu oft der Ruhe hingebe, sondern in möglichst abgemessenen Entfernungen pausire. Auf solche Art geräth Puls und Lunge in nicht zu schlimme Aufregung. Bergan wähle man daher ein langsames Tempo: ein von Anfang an gleichmässig anhaltender, wenn auch gemächlicher Schritt, bringt schneller und besser zum Ziele, als zu grosse Hast. Auf einer Höhe angelangt, werde der Rock fest zugeknöpft und der Plaid umgehangen; findet man droben ein Wirthshaus, so kühle man sich darin durch langsames Herumgehen eine Viertelstunde ab; erst dann setze man sich der Zugluft aus. Jeder rasche Uebergang von grosser Anstrengung zur Ruhe – wie das plötzliche Niederlegen nach starken Tagesmärschen – ist zu vermeiden. Die Abkühlung will angebahnt, die Ruhe vermittelt sein; fühlt man sich dann ja einmal sehr erschöpft, so wird Waschen mit kaltem Wasser, Einreiben der Waden und Füsse mit Kornbranntwein oder Rum gute Dienste leisten. Sind die Füsse wund geworden, so bestreiche man sie mit Hirschtalg, doch werden auch einige Tropfen Collodium hierbei, wie auch bei Schnittwunden, erfolgreich wirken. Blasen dürfen nicht aufgeschnitten, sondern nur vermittelst einer Nadel mit wollenem Faden durchzogen werden.
Reisepläne. – Die später mitgetheilten Reisepläne sollen für den Wanderer nichts als unmassgebliche Vorschläge sein, doch werden sie ihm das Material bieten, sich eine seiner Zeit und Absicht entsprechende Tour zusammenzustellen. Die Bereisung des ganzen Erzgebirges erfordert 3–4 Wochen. Als geeigneter Eintrittspunkt ist im Osten Dresden, im Westen Zwickau und im Centrum Chemnitz zu empfehlen. Interessante Ausflüge lassen sich von jedem erzgebirgischen Orte aus machen. Die angegebenen »Nebentouren« werden am besten in Döbeln begonnen.
Damit der »Wegweiser durch's Erzgebirge« nicht zu stark und theuer wurde, musste die Beschreibung der einzelnen Routen und Ortschaften etwas knapp gehalten werden; eben darum wurden etwaige Sagen nur angedeutet, nicht ausführlich mitgetheilt.
Das Erzgebirge
1. Ausdehnung und Gestaltung. – Das Erzgebirge ist ein mächtiger 18–20 Meilen langer Gebirgszug des mittleren Deutschland. Bei ostnordöstlicher Richtung erstreckt es sich von den Quellen der (weissen) Elster, wo es durch das voigtländische Hügelland mit dem Frankenwalde und dem Fichtelgebirge zusammenhängt, bis zu den Quellen der Gottleuba, wo es in das Elbsandsteingebirge übergeht. Im Süden fällt es steil wie eine Mauer ab und findet seine Begrenzung bis Kaden durch die Eger und, nach der kurzen Strecke Kralup-Kommotau-Görkau, durch den Bielafluss, welcher über Brüx, Bilin und Aussig der Elbe zurinnt. Im Norden dacht es sich allmälig zum sächsischen Tieflande ab, wobei Hügelwelle hinter Hügelwelle erscheint und das ganze Gelände sich als eine von vielen Flussfurchen durcharbeitete Berglehne darstellt.
2. Eintheilung. – Der Hauptrichtung nach zerfällt das Erzgebirge in 3 Theile: in das westliche, in das Central- und in das östliche Erzgebirge. Das westliche Erzgebirge liegt zwischen der oberen Elster und dem Schwarzwasser, beziehentlich der Zwickauer Mulde; das Central-Erzgebirge zwischen dem Schwarzwasser und der Freiberger Mulde und das östliche Erzgebirge zwischen der Freiberger Mulde und der Gottleuba, beziehentlich der Elbe.
In der Richtung von Süd nach Nord unterscheidet man das obere und das niedere Erzgebirge; jenes reicht von dem zusammenhängenden Kamme, der eine durchschnittliche Höhe von 2500 Fuss hat, etwa bis Falkenstein, Schneeberg, Thum, Wolkenstein, Frauenstein und Schmiedeberg; dieses von den genannten Orten bis in die Gegend von Zwickau, Lichtenstein, Chemnitz, Frankenberg, Hainichen, Siebenlehn und Tharandt. – Im Centralgebirge kommt der jähe Absturz des Kammes nach Süden und die sanfte Abdachung nach Norden am meisten zur Geltung.
3. Gebirgsarten. – Das Erzgebirge besteht vornehmlich aus Urgebirgsarten, d. h. aus Thon- und Glimmerschiefer, Gneis und Granit. Am verbreitetsten zeigt sich der Gneis. Er ist nicht nur vorherrschend im ganzen östlichen Gebirge, sondern reicht auch weit in's Centralgebirge hinein, und zwar bis Schlettau, Wolkenstein und Schellenberg. Ihm sind zugleich die wichtigsten Erzgänge2 eingelagert, welche von dem sächsischen Bergmanne
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Die am häufigsten vorkommenden Metalle sind: Silber, Blei, Zinn und Eisen; sodann Kobalt, Antimon, Arsenik, Mangan, Wolfram und Uran.