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Tahiti: Roman aus der Südsee. Dritter Band.. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Tahiti: Roman aus der Südsee. Dritter Band. - Gerstäcker Friedrich


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bei tollen Wi-Wi, bis er gesund ist und bei kleine Pudenia iti iti – «

      Damit wandte er sich und verließ den Garten; das schwere Gebetbuch aber in dem langen schmalen Frackzipfel fing wieder an zu schlenkern, und er nahm den Zipfel bedächtig in den linken Arm und verfolgte langsam seinen Weg, ohne sich weiter umzusehen. Und Sadie schaute ihm schwer aufseufzend nach, als sie die kleine komische in so entsetzliche Kleiderformen gezwängte Gestalt den Weg hinabgehen sah, und daran dachte was für ein einfach natürliches Herz unter den unnatürlichen Stoffen schlage; aber der Ernst des Augenblicks wandte ihre Gedanken bald wieder dem ab, und dem Gatten zu, und nur wenige Minuten später saß sie am Bett des Schlafenden, ihr Kind auf dem Schoos, den Schlummer des Kranken bewachend und von seiner fieberheißen Stirn Mosquito und Fliege fern zu halten.

      Auch nach Aumama hatte sie hinübergeschickt, ihr beizustehn, wenn sie irgend einer Hülfe bedürftig sein sollte; Aumama war aber früh am Morgen nach Hause zurückgekehrt, und hatte ihre Kinder geweckt und mit fortgenommen, Niemand wußte wohin; Lefévre war ebenfalls nirgends zu sehen und zu finden, und das Nachbarhaus lag wie ausgestorben.

      Capitel 2.

      Pomare und Du Petit Thouars

      Papetee war in furchtbarer Aufregung; schon am frühen Morgen liefen dumpfe Gerüchte durch den kleinen Ort, die Englischen Kriegsschiffe machten sich zum Auslaufen fertig und ganz in der Nähe wäre dafür schon La Reine Blanche, mit dem gefürchteten Admiral Du Petit Thouars an Bord, gesehen worden, deren Kanonen jetzt aufs Neue das kleine Häufchen Protestantischer Christen preisgegeben sein würde.

      Die Capitaine der beiden Englischen Fahrzeuge waren am vergangenen Tag lange Zeit an Land und der Capitain des Talbot sogar mehrere Stunden mit dem zurückgekehrten Englischen Consul und früheren Missionair Pritchard zusammen gewesen, und dieser also allein konnte wirkliche Aufklärung über das sonst unbegreifliche Zurückziehn der Englischen Streitmacht geben. Zu dessen Haus strömte nun auch die Masse, Erklärung fordernd, wo die britische Hülfe, der britische Schutz bliebe, der ihnen den Uebergriffen der Franzosen gegenüber so fest war versprochen worden – offene Erklärung, was der nach England gesandte Missionair dort ausgerichtet, und welchen Beistand die Königin von England der in ihren Rechten gekränkten Pomare zugesichert und zugesagt habe.

      Mr. Pritchard tröstete sie mit dem Beistand Gottes, der die Seinen nicht zu Schanden werden lasse, und berief eine Versammlung der Geistlichen von Papetee, die nächsten und nöthigsten Schritte zu berathen, falls eine Französische Flotte Tahiti wirklich aufs Neue heimsuchen würde.

      Darüber sollten sie aber nicht lange in Zweifel bleiben, nur wenige Tage später lief allerdings wieder ein kleines Englisches Kriegsschiff, eine sogenannte catch von nur 200 Tons ein, aber nur um die anderen Schiffe abzulösen und sich ruhig und ohne weitere Demonstration in der Bai vor Anker zu legen (es war der Basilisk) und bald danach wurden von den Höhen Schiffe signalisirt, die auf Tahiti zuhielten. Zwei zusammen kreuzende Segel erschienen in Sicht, und die Angst vor der Reine blanche gab dem größten der Schiffe schon lange ihren Namen, ehe nur Takelage und Bau des Fahrzeuges so weit erkennbar wurden, den schlimmsten Verdacht zu bestätigen.

      Am anderen Morgen ankerten die Kriegsschiffe in der Bai von Papetee, von ihrem Heck flatterten die französischen Nationalfarben und das Echo der Berge gab den donnernden Eisengruß der Fremden dumpf und grollend zurück, wie zürnend, die ungebetenen Gäste auf's Neue in seiner Nähe zu wissen.

      Herzlicher gemeint waren aber die Freudensalven der Jeanne d'Arc, die den in so trotziger Stärke einlaufenden Landsleuten entgegenjubelten. – Ihre Lage, von den Englischen Schiffen überwacht, war ihnen schon lange eine drückende ja unerträgliche geworden, noch dazu da ein Theil des Volks schon bei mancher Gelegenheit – ob dazu aufgereizt oder nicht – die Feranis suchte fühlen zu lassen, daß man weder ihren Gott noch ihre Regierung wolle und sich unter dem Schutz der Beretanis sicher genug fühle, ihren Uebergriffen nun etwa trotzen zu können. Der von England zurückkehrende Consul und Missionair hatte dabei in seiner zuversichtlichen Haltung ihren schlimmsten Befürchtungen noch eine Art von Bestätigung gegeben, und die Mannschaft der Jeanne d'Arc ersehnte unter solchen Umständen den Augenblick, wo sie den Befehl zum Rückzug erhalten würde, die schon halb occupirten Inseln wieder ihrem früheren Oberherrn, oder vielmehr der Herrschaft der Missionaire zu überlassen.

      Welchen Unterschied hatten da die letzten wenigen Tage hervorgerufen; die stolzen Englischen Fregatten, die bis jetzt die Interessen der Tahitischen Königin überwacht, ließen den Feind derselben, der schon öfter die Hand nach dem ganzen Reiche ausgestreckt, und nur immer die vielleicht bösen Folgen zu gierigen Zulangens gefürchtet, jetzt im ruhigen unbestrittenen Besitz der ganzen Inseln, und während die Missionaire in Bestürzung und Zorn gerade die Schiffe in dem entscheidenden Moment absegeln sahen, deren Feuerschlünde sie als von England gesandt proklamirt hatten, den wahren Glauben wie seine Vertreter zu schützen, wagten sie es noch nicht einmal den Tahitiern den ganzen Umfang ihrer Befürchtungen mitzutheilen, und von ihnen ausgehend lief bald darauf das beruhigende Gerücht durch Papetee: die Engländer seien blos ausgesegelt die Marquesas-Inseln ebenfalls von dem Druck des Französischen Joches zu befreien, und wenige Wochen später würden sie mit Verstärkung zurückkehren die Macht der Christlichen Protestantischen Kirche, wenn es sein müßte, mit Gewalt der Waffen aufrecht zu erhalten. – Es war das ihre letzte Hoffnung.

      Mißtrauisch beobachtete vor allen Andern Aimata, die Königin dieser Inseln, die Bewegungen der Feranis, die sie nun schon seit einer Reihe von Jahren als ihre Feinde hatte kennen lernen, und das stolze Blut der Pomaren schoß ihr zornig in die Schläfe, als sie die Banner Frankreichs wieder so keck und trotzig in der Brise flattern sah, und den Kanonendonner hörte, der grüßend dem Feind aus ihrer eigenen Bai entgegenschallte.

      Sie stand an dem Fenster ihres, ziemlich in Europäischem Geschmack eingerichteten und mit einer Masse von Putz und Geschenken ausgestatteten oder besser überfüllten Hauses, die heiße Stirne fest gegen die Glasscheibe gepreßt und der ehrwürdige Mr. Pritchard ging mit auf der Brust fest zusammengeschlagenen Armen in dem Gemach auf und ab, und blieb nur manchmal an dem zweiten Fenster stehen, die Bewegungen der eben eingekommenen Schiffe zu beobachten, aber ohne ein Wort zu sprechen sein oder der Königin Nachdenken im Mindesten zu stören. Die Fenster dröhnten dabei von den gewaltigen Saluten der bewaffneten Schiffe und die lockeren Scheiben klapperten und klirrten in ihren Rahmen.

      Auf dem einen Tisch, entrollt und über einem Globus, einem Kaffeeservice, mehreren Blumenvasen und einigen geschmackvoll eingebundenen englischen Bilderbüchern lag die Tahitische rothe Flagge mit dem einzelnen weißen Stern, und oben über demselben mit einer goldenen von Palmzweigen umgebenen Krone frisch hineingestickt.

      »Das sind nun Euere Versprechungen!« sagte die Königin endlich nach langer Pause, sich halb gegen den Missionair der zugleich die Stelle eines Englischen Consuls versah, herumdrehend – »das ist Euer Prahlen von dem Schutz der mächtigen Beretanis – des mächtigen Gottes der Weißen – Weit draußen in Lee schwimmen die Schiffe die man mir über und über erzählt daß sie mich und mein Volk beschützen sollten, und mitten in meinem Reich darf mir der stolze landgierige Ferani die eigene Flagge trotzig entgegenhissen, und unter dem Schutz seiner Kanonen vielleicht neue Erpressungen fordern – wie kann ich sie jetzt ihm weigern?«

      »Er darf nicht weiter gehn als er bis jetzt gegangen ist« entgegnete finster der Missionair – »die neue Flagge hier, mit dem Emblem der Majestät wird ihm beweisen, welche Ansprüche Pomares England unterstützt, und mit dem ganzen Volk gegen sich, und dem Bewußtsein daß Englische Kriegsschiffe in dieser See kreuzen und jeden Tag wieder einlaufen können in die Bai, deren Bewohner sie durch die Bande der Religion und Freundschaft verpflichtet sind zu schützen, ist Du Petit Thouars zu klug einen trostlosen Feldzug zu eröffnen, der den Zorn und die schwere Hand eines mächtigen Volkes auf ihn und den Thron der ihn beschützen würde, herabziehn könnte.«

      »Und wer schützt mein armes Volk jetzt vor ihren Kugeln, wenn ich die Flagge hisse und ihren Zorn reize?« frug Pomare.

      »Du bist hier Königin« sagte der Missionair ernst und feierlich, »wie Englands Königin daheim ihr Banner kann wehen lassen über dem Schloß das sie bewohnt, ein Zeichen ihrer königlichen Gegenwart, so steht dasselbe Recht Dir zu, in Deinem Reich; der Franke darf es Dir nicht wehren, wenn


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