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Die Schaffnerin; Die Mächtigen: Novellen. Jakob WassermannЧитать онлайн книгу.

Die Schaffnerin; Die Mächtigen: Novellen - Jakob Wassermann


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den man hierherein geschafft hatte, und fragte spöttisch: »Na, was machen Sie denn für ein Gesicht?«

      Tarnow senkte den Kopf und lächelte schüchtern.

      »Mir scheint, das Gut wurde bisher ziemlich schlecht verwaltet, wa?« sagte Truchs plötzlich mit gleichsam drohendem Ernst und auf seine Stirn legte sich eine lange, tiefe Falte wie ein Reifen.

      »Wir haben nach besten Kräften gearbeitet,« erwiderte Tarnow langsam und unbefangen.

      Der Amtmann brach in ein wieherndes Gelächter aus und patschte sich auf die Schenkel. »Vorzüglich, hähä! Haben Sie gehört, Fanny, – hähä –? Nach besten Kräften ist doch vor – züglich, hähähä! wa? Der Mann hat Talent. Wo haben Sie denn die Schule besucht, Tarnow?«

      »In Arnstein,« sagte Tarnow mit völliger Ruhe.

      Der Amtmann schien dem Ersticken nahe; sein Gewieher wurde immer dumpfer. »Vor–züglich!« ächzte er, »giebt’s da mehr von der Sorte, in Arnstein? Vor–züglich! Nach besten Kräften ist unbezahlbar!« Er klopfte sich noch ein paarmal wie beschwichtigend auf seine fleischigen Schenkel und verschnaufte dann. Plötzlich stand er auf, und sein Gesicht zeigte nun unvermittelt eine bösartige Ruhe. »Von heute ab wird das anders,« sagte er rauh. »Oder sagen wir lieber von morgen früh ab, ich will nicht tyrannisch sein. Also von morgen früh ab wird hier ein anderes Regiment sein. Jetzt können Sie sich trollen, mein lieber Tarnow aus Arnstein.«

      Tarnow verließ die Stube und wie er in den langen, schmalen Flur trat, glaubte er, die getünchten Mauern hätten auf einmal eine andere Farbe erhalten. Vor dem Thor mußte er die flache Hand vor die Augen halten; denn die untergehende Sonne blendete ihn. Die Berge und der Strom waren verschwenderisch übergossen mit gelber Glut, die von Sekunde zu Sekunde tieffarbiger wurde, bis die ersten scharlachroten Streifen über einer zerfließenden Wolke im Westen hervorquollen. Alles zitterte und bebte auf den Feldern und Wiesen: die Halme der Gräser und des Getreides, das Insektengetier in den Lüften, die Dächer ferner Hütten und die Eisenschienen der Bahn glitzerten an den Kurven so sehr, als seien sie nahe daran, Feuer zu fangen. Tarnow erschrak fast vor all dem Leben in Flammen. Er dachte: nun, heuer wird man guten Wein haben.

      Er sah von der Richtung der Kaserne her ein Mädchen kommen. Zuerst war er ungewiß, wer es sei, denn die Gestalt schien völlig zu verfließen im Sonnenglast. Dann aber nickte er beifällig vor sich hin; er wußte schon, es war Galeners Anna, eine Base der Libuhn, ein junges Ding von vierzehn Jahren. Sie kam jeden Samstag auf das Gut heraus und schleppte einen Korb mit sich, in welchem sich Fettnudeln befanden. Für geringes Geld verkaufte sie die an die Knechte und Mägde, und auch Tarnow nahm bisweilen ein Stück, nicht, weil ihm die Mehlspeise besonders wohlschmeckte, sondern aus Gutmütigkeit und weil er damit dem Mädchen eine Freude zu machen glaubte. Nun kam sie wieder und lachte schon aus aller Ferne dem Wirtschaftsschreiber zu. Auch der Knecht Stauff sah es und kam und die Miresin, eine Magd, die schon mehr als zwanzig Jahre auf Bruneck war, »dazumal, als die Herrschaft noch da war.«

      Tarnow stand schon bei ihr, öffnete mit der einen Hand den Korb und strich mit der andern sanft über die erhitzten Wangen des Mädchens. Auch die andern schauten neugierig, halb verschmitzt, halb begehrlich lächelnd in den Korb, aus dem ein fettig-süßer Geruch stieg. Auf einmal machte sie eine harte, zornige Stimme auseinander fahren. Bestürzt sahen sie sich um: es war der Amtmann. »In des Teufels Namen, was ist hier los!« Er schrie so, daß der Hofhund mit eingekniffenem Schwanz in seine Hütte kroch. Der Kopf des Amtmanns war blutrot vor Wut, er fletschte die Zähne und seine Augen quollen vor. »Herr, haben Sie nichts Besseres zu thun, als hier zu stehen?« schrie er Tarnow ins Ohr, der mit gesenktem Kopf schweigend zurücktrat. »Haben Sie keine Bücher, haben Sie keine Abrechnungen?«

      Dann ging Truchs auf das Mädchen zu, das vor Schrecken zu zittern begann. »Nun Fräulein Balg«, schrie er sie an, »wollen Sie sich wohl vom Hof scheren!« Und er packte das Kind wie ein Kleidungsstück, schlug es ins Gesicht und gab ihm Stöße in die Brust, dann warf er es wie ein Scheit Holz mitten auf die Straße hinaus, wo es liegen blieb und leise zu weinen begann. Selbst der Knecht Stauff schien entsetzt. Er ging hin, sammelte die zur Erde gefallenen Fettnudeln wieder in den Korb, trug ihn zu dem Mädchen hinaus, richtete es auf und staubte, mehr aus Verlegenheit als weil es nötig war, mit der flachen Hand das Röckchen ab.

      Tarnow strich sich mit der Hand über die Augen. Ruhig und bescheiden antwortete er auf Truchs Frage, wieviel Uhr es sei: »Einviertel vor acht.« Der Amtmann kniff das eine Auge zu, zerrte an der Schnurrbartspitze und sah aus, als ob er sich nur mit Mühe das Lachen verbeißen könne. »Weiches Herz, was?« kicherte er und schlug Tarnow leutselig auf die Schulter. Tarnow versuchte zu lächeln.

      Dann wandte sich der Amtmann zu Fanny Leuthold, die unterdes auf die Schwelle getreten war. Er rieb sich die Hände, schnalzte mit der Zunge und sagte: »Was, liebe Leutholdin, das haben wir doch wieder mal fein gemacht? Wie das Mädel flog! Ein Hui und weg war se.« Er lachte und schien über alle Maßen vergnügt.

      Fanny Leuthold sah ihn an, und es war ein seltsam sirenenhafter Blick, den Tarnow auffing. Er dachte bei sich: lieber Gott, sie ist ein schönes Weib.

      Als er zu abend gegessen hatte, trat er wieder auf den Hof, um sich am Brunnen die Hände zu waschen. Da trat die »Schaffnerin,« wie man Frau Leuthold auf dem Gut schon nannte, zu ihm heran und fragte: »Sind Sie denn traurig, Herr Tarnow?«

      Ihre Stimme, so nah, machte ihn aufmerksam, doch in einer ungewohnten Weise, als lauschte er dem, was hinter der Stimme sei. Er errötete und vermochte nicht zu antworten, sie tippte mit einem Zweig, den sie in der Hand hielt an seine Ohren und flüsterte schelmisch: »Na, bin ich denn so schrecklich, daß man mir gar nicht antwortet?«

      Tarnow hatte seine Fassung wieder gewonnen und entgegnete in der bescheidenen Art, die ihm stets eigen war: »O nein, ich finde Sie nicht schrecklich. Ich bin immer Ihr ergebener Diener.« Wieder begegnete er jenem sirenenhaften Blick, der diesmal ihm selbst galt und vor dem er die Augen niederschlug wie ein Knabe.

      Als sie ihn verlassen hatte, schritt er gegen die Scheune und ließ einen leisen Pfiff ertönen. Darauf sprang der Kater vom Boden der Scheune, ging zu seinem Herrn und rieb sich schnurrend an den langen Stiefelschäften. Dann trabte er wohlgemut in gewohnter Weise hinter Tarnow her, der in tiefen Gedanken hinauswandelte in die dunkelnden Felder.

III

      Die Schaffnerin saß, mit einer Näharbeit beschäftigt, in dem großen Wohnzimmer. Es war am Nachmittag und schwer lag die Luft über dem Thal. Von den Exerzierstätten klang der dumpfe Trommelwirbel übender Tamboure herüber, und von den tiefliegenden Stromufern hörte sie das Knattern der Platzpatronen. Bisweilen hielt sie ein in ihrer Arbeit und blickte wie erwartend nach der Thüre. Wenn sie allein war, so war der Ausdruck ihres Gesichts ganz stumpf, die Augen, unleuchtend und ohne Bewegung, blickten müde und erinnerten an die eines Haustiers: und obwohl ihr Gesicht etwas Liebliches hatte und ihr Teint sehr zart war, wurde dies unwirksam durch die sonderbare Stirn, die eine Lügnerstirn war.

      Als sie geraume Zeit, bald arbeitend, bald sinnend, gesessen war, wurde die Thüre aufgerissen und der Amtmann kam herein. Er setzte sich in einen Winkel, der Schaffnerin gegenüber und versuchte den Rhythmus der fernen Trommeln nachzupfeifen.

      »Was giebt’s?« fragte die junge Frau, indem sie einen prüfenden Blick in sein Gesicht warf.

      Er lachte leise und zischend. »Jetzt willst du wohl, daß ich dich heirate, Fannychen?« sagte er plötzlich und legte sein Gesicht in kindische Falten.

      »Ich? Nein, Truchs. Ich nicht. Das weißt du gut genug.«

      »Also suchst dir wohl einen andern zum Heiraten?«

      »Warum, Truchs? es muß ja nicht geheiratet sein.«

      »Es muß nicht. Sehr richtig. Das war einmal vernünftig, sehr vernünftig. Ein Feldwebel findet sich ja auch nicht alle Tage und noch weniger ein Gutsverwalter, häh.«

      »Wieso ein Feldwebel?«

      »Na, dein erster war doch Feldwebel oder sowas. Was Leutholdin?«

      »Du führst so bittere Reden, Truchs. Wo willst du hinaus? Was willst von mir? Heiraten willst mich nicht. Loslassen willst mich auch nicht, also was willst du, Truchs? Sag’s doch lieber gleich,


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