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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.. Томас Бабингтон МаколейЧитать онлайн книгу.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22. - Томас Бабингтон Маколей


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ihn in Anwesenheit des gesammten französischen Adels mit einer herzlichen Umarmung.58

      In allen gegen Frankreich verbündeten Ländern wurde die Nachricht von dem Falle Namur’s mit Freude begrüßt; bei uns aber war der Jubel am größten. Seit mehreren Generationen hatten unsere Vorfahren zu Lande keine bedeutende Waffenthat gegen auswärtige Feinde vollführt. Wir hatten zwar unseren Bundesgenossen zuweilen kleine Hülfscorps geliefert, welche die Ehre der Nation in gutem Ansehen erhielten. Aber von dem Tage an, wo die beiden tapferen Talbot, Vater und Sohn, in dem vergeblichen Versuche, Guienne wieder zu erobern, umgekommen waren, bis zur Revolution, hatte auf dem Continent kein Feldzug stattgefunden, in welchem die Engländer eine Hauptrolle gespielt hätten. Endlich hatten unsere Vorfahren nach einer Pause von nahe an dritthalb Jahrhunderten wieder angefangen, den Kriegern Frankreich’s die Palme des militärischen Ruhmes streitig zu machen. Es war ein harter Kampf gewesen. Das Genie Luxemburg’s und die ausgezeichnete Disciplin der Haustruppen Ludwig’s hatten in zwei großen Schlachten die Oberhand behalten; aber der Ausgang dieser Schlachten war lange zweifelhaft gewesen, der Sieg war theuer erkauft worden, und der Sieger hatte nicht viel mehr gewonnen als die Ehre, Herr des Schlachtfeldes geblieben zu sein. Inzwischen bildete er selbst seine Gegner aus. Die Rekruten, welche seine strenge Schule überlebten, wurden rasch Veteranen. Steenkerke und London hatten die Freiwilligen gebildet, welche Cutts durch die Palissaden von Namur folgten. Der Ausspruch aller großen Krieger, welche sämmtliche Nationen des westlichen Europa’s an den Zusammenfluß der Sambre und Maas gesandt hatten, lautete, daß der englische Subalternoffizier und der englische Gemeine keinem Subalternoffizier und keinem Gemeinen der Christenheit nachstehe. Die englischen Offiziere höheren Ranges dagegen wurden kaum für würdig erachtet, eine solche Armee zu commandiren. Cutts hatte sich zwar durch seine Unerschrockenheit ausgezeichnet. Aber selbst Diejenigen, die ihn am meisten bewunderten, gestanden zu, daß er weder die Befähigung noch die Kenntnisse besaß, deren ein General bedurfte.

      Die Freude der Sieger wurde erhöht durch die Erinnerung an die drei Jahre früher auf dem nämlichen Punkte erlittene Niederlage und an den Uebermuth, mit welchem ihr Feind damals über sie triumphirt hatte. Jetzt war die Reihe zu triumphiren an ihnen. Die Holländer prägten Denkmünzen, die Spanier sangen Te Deums. Es erschienen eine Menge theils ernster, theils launiger Gedichte, von denen nur eines uns erhalten worden ist. Prior travestirte mit köstlichem Geist und Humor die bombastischen Verse, in welchen Boileau die erste Einnahme von Namur verherrlicht hatte. Die beiden Oden, welche nebeneinander gedruckt erschienen, wurden mit großem Vergnügen gelesen, und die Kritiker bei Will’s erklärten, daß England sowohl im Witz als in den Waffen den Sieg davon getragen habe.

      Der Fall von Namur war das große militärische Ereigniß dieses Jahres. Der türkische Krieg beschäftigte noch immer einen großen Theil der kaiserlichen Truppen mit unentscheidenden Operationen an der Donau. Weder in Piemont noch am Rhein geschah etwas Erwähnenswerthes. In Catalonien erlangten die Spanier einige unbedeutende Vortheile, die sie ihren englischen und holländischen Bundesgenossen verdankten, welche alles Mögliche gethan zu haben scheinen, um einer Nation zu helfen, die niemals sonderlich geneigt gewesen ist, sich selbst zu helfen. Die Ueberlegenheit England’s und Holland’s zur See war jetzt notorisch erwiesen. Während des ganzen Jahres war Russell der unbestrittene Herr des mittelländischen Meeres, fuhr zwischen Spanien und Italien hin und her, bombardirte Palamos, verbreitete Schrecken längs der ganzen Küste der Provence und hielt die französische Flotte im Hafen von Toulon eingeschlossen. Mittlerweile war Berkeley der unbestrittene Herr des Kanals, kreuzte angesichts der Küsten des Artois, der Picardie, der Normandie und der Bretagne, warf Bomben nach Saint-Malo, Calais und Dünkirchen und brannte Granville bis auf den Grund nieder. Ludwig’s Flotte, welche fünf Jahre früher die furchtbarste in Europa gewesen, die unbehindert von den Dünen bis Land’s End umhergefahren war, die bei Torbay geankert und Teignmouth in Asche gelegt hatte, gab jetzt kein Lebenszeichen mehr, außer durch das Plündern von Kauffahrern, welche nicht von Kriegsschiffen begleitet waren. In diesem einträglichen Kriege waren, die französischen Kaper gegen Ende des Sommers sehr glücklich. Mehrere mit Zucker beladene Schiffe aus Barbados wurden aufgebracht. Die Verluste der unglücklichen, von Schwierigkeiten schon umgebenen und durch grenzenlose Verschwendung in Bestechungen sehr geschwächten Ostindischen Compagnie waren enorm. Fünf große aus den östlichen Meeren zurückkehrende Schiffe mit Ladungen, deren Werth allgemein auf eine Million geschätzt wurde, fielen in die Hände des Feindes. Diese Unfälle erregten einiges Murren auf der Börse. Im Ganzen aber war die Stimmung der Hauptstadt und der Nation besser als sie seit einigen Jahren gewesen.

      Inzwischen fanden in London Ereignisse statt, welche kein früherer Geschichtsschreiber der Erwähnung werth gehalten hat, die aber von weit größerer Wichtigkeit waren als die Waffenthaten von Wilhelm’s Armee oder von Russell’s Flotte. Ein großes Experiment wurde gemacht, eine große Revolution war im Gange: es waren Zeitungen erschienen.

      Wirkung der Emancipation der englischen Presse

      So lange die Censuracte in Kraft war, gab es in England keine Zeitungen außer der London Gazette, welche von einem Beamten des Staatssekretariats redigirt wurde und die nichts enthielt als was der Staatssekretär die Nation wissen lassen wollte. Periodische Schriften gab es zwar viele, aber keine derselben konnte eine Zeitung genannt werden. Welwood, ein eifriger Whig, gab ein Journal, der Observator genannt, heraus; aber sein Observator enthielt ebenso wie der früher von Lestrange herausgegebene keine politischen Neuigkeiten, sondern nur politische Abhandlungen. Ein geistesschwacher Buchhändler, Namens Johann Dunton, gab den Athenian Mercury heraus; aber der Athenian Mercury erörterte nur Fragen der Naturwissenschaften, der Casuistik und der Galanterie. Ein Mitglied der königlichen Societät, Namens Johann Houghton, gab eine periodische Schrift heraus, die er eine Sammlung zur Hebung der Industrie und des Handels nannte. Aber seine Sammlung enthielt nicht viel mehr als die Course der Actien, Erklärungen der Art und Weise des Geschäftsganges in der City, Anpreisungen neuer Projecte, Ankündigungen von Büchern, Geheimmitteln, Chokolade, Mineralwasser, Zibethkatzen und Gesuche brodloser Schiffschirurgen, herrenloser Bedienten und heirathslustiger Damen. Wenn er ja einmal eine politische Nachricht mittheilte, so war sie aus der Gazette abgedruckt. Die Gazette aber war eine so parteiische und so magere Chronik der Begebenheiten, daß sie, obgleich ohne alle Concurrenz, doch nur eine geringe Verbreitung hatte. Die Auflage betrug nur achttausend, so daß also bei weitem noch nicht ein Exemplar auf jedes Kirchspiel des Landes kam. In der That, wer die Geschichte seiner Zeit nur aus der Gazette studirt hätte, dem würden viele Ereignisse von höchster Wichtigkeit unbekannt geblieben sein. Er würde zum Beispiel nichts von dem Kriegsgericht über Torrington, von den Untersuchungen in Lancashire, von dem Verbrennen des Hirtenbriefes des Bischofs von Salisbury, oder von der Anklage gegen den Herzog von Leeds erfahren haben. Doch wurden die Lücken der Gazette bis zu einem gewissen Grade in London durch die Kaffeehäuser und in der Provinz durch die Neuigkeitsbriefe ausgefüllt.

      Am 3. Mai 1695 erlosch das Gesetz, das die Presse einer Censur unterworfen hatte. Innerhalb der nächsten vierzehn Tage erließ ein entschiedener alter Whig, Namens Harris, der in den Tagen der Ausschließungsbill den Versuch gemacht hatte, eine Zeitung unter dem Titel „Intelligence Domestic and Foreign” zu begründen, aber diesen Plan bald wieder hatte aufgeben müssen, die Anzeige, daß die vor vierzehn Jahren durch die Tyrannei unterdrückte „Intelligence Domestic and Foreign” wieder erscheinen würde. Zehn Tage nach der ersten Nummer der Intelligence erschien die erste Nummer des „English Courant”. Dann kam das „Packet Boat from Holland and Flanders”, der „Pegasus”, der „London Newsletter”, die „London Post”, die „Flying Post”, der „Old Postmaster”, der „Postboy” und der „Postman”. Die Geschichte der Zeitungen von jener Zeit bis auf unsere Tage ist ein höchst interessanter und lehrreicher Theil der Geschichte des Landes. Im Anfang waren sie klein und unansehnlich. Selbst der Postboy und der Postman, welche die bestredigirten und gangbarsten gewesen zu sein scheinen, waren abscheulich auf Blätter von schmutziggrauem Papier gedruckt, wie man es heutzutage nicht gut genug für Straßenballaden halten würde. Es erschienen wöchentlich nur zwei Nummern, und eine Nummer enthielt nicht viel mehr Stoff, als man jetzt in einer einzigen Spalte unserer Tagesblätter findet. Was man jetzt einen Leitartikel nennt, erschien nur selten, außer wenn Mangel an Neuigkeiten war, wenn die holländischen Posten durch den Westwind aufgehalten wurden, wenn die


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<p>58</p>

Boyer’s History of King William III., 1703; Nachschrift zu dem Monthly Mercury, vom August 1695; London Gazette vom 9. und 12. Sept.; Blathwayt an Lexington, 6. Sept.; Saint-Simon; Dangeau.

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