Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.. Томас Бабингтон МаколейЧитать онлайн книгу.
ihn nicht in Ruhe. Einige heftige Whigs, unter denen sich Julian Johnson auszeichnete, erklärten, daß selbst der Jakobitismus achtungswerth sei im Vergleich zu der schmählichen Doctrin, die man im Convocation Book entdeckt habe. Daß den Königen passiver Gehorsam gebühre, sei allerdings eine absurde und verkehrte Ansicht. Doch es sei unmöglich, die Consequenz und Standhaftigkeit von Männern nicht zu achten, die sich verpflichtet glaubten, auf jede Gefahr hin einem unglücklichen, entthronten und verbannten Bedrücker treu zu bleiben. Aber die Theorie, welche Sherlock von Overall gelernt habe, sei reine Schlechtigkeit und Schändlichkeit. Eine Sache solle aufgegeben werden, nicht weil sie ungerecht, sondern weil sie mißlungen sei. Ob Jakob ein Tyrann oder der Vater seines Volks gewesen, sei ganz unwesentlich. Wenn er die Schlacht am Boyne gewonnen hätte, wären wir als Christen verbunden gewesen, seine Sklaven zu sein. Da er sie verloren habe, seien wir als Christen verbunden, seine Feinde zu sein. Andere Whigs gratulirten dem Proselyten, daß er, gleichviel auf welchem Wege, zu einem ganz praktischen Schlusse gelangt sei, konnten sich aber eines spöttischen Lächelns über die Geschichte, die er von seiner Bekehrung erzählte, nicht enthalten. Er sei, sagten sie, ein Mann von ausgezeichneter Gelehrsamkeit und Begabung. Er habe die Frage von der Unterthanenpflicht lange und gründlich studirt, und er habe viel darüber geschrieben. Man habe ihm mehrere Monate bewilligt, um zu lesen, zu beten und zu erwägen, dann nochmals mehrere Monate, bevor man ihn abgesetzt habe. Er habe sich eine Meinung gebildet, für die er sich bereit erklärt, den Märtyrertod zu erleiden, er habe Andere diese Meinung gelehrt und sie dann bloß deshalb geändert, weil er entdeckt habe, daß sie vor mehr als achtzig Jahren von den beiden Convocationen nicht widerlegt, aber dogmatisch für irrig erklärt worden sei. Dies heiße gewiß aller Freiheit des persönlichen Urtheils entsagen und den Synoden von Canterbury und York eine Unfehlbarkeit zuschreiben, auf welche nach der Erklärung der englischen Kirche selbst das Oekumenische Concil keinen begründeten Anspruch habe. Wenn, sagte man sarkastisch, alle unsere Begriffe von Recht und Unrecht in Dingen, welche von wesentlicher Wichtigkeit für das Wohl der Gesellschaft seien, plötzlich durch einige in einem Winkel der Bibliothek von Lambeth gefundene Zeilen Manuscript geändert werden könnten, so sei es um des Seelenfriedens demüthiger Christen willen sicherlich sehr zu wünschen, daß alle die Schriftstücke, denen diese Art von Autorität zustehe, hervorgesucht und so bald als möglich durch den Druck veröffentlicht würden, denn geschähe dies nicht, so könnten wir alle, wie der Doctor, als er voriges Jahr die Eide verweigerte, Sünden begehen in der vollen Ueberzeugung, daß wir Pflichten erfüllten. Es ist in der That schwer zu glauben, daß das Convocation Book Sherlock irgend etwas mehr als einen Vorwand lieferte, um das zu thun, was er zu thun sich vorgenommen hatte. Die vereinigte Kraft der Vernunft und des Interesses hatten ihn ohne Zweifel überzeugt, daß seine Leidenschaften und Vorurtheile ihn zu einem großen Irrthum geführt, diesen Irrthum beschloß er zu widerrufen, und es wurde ihm leichter zu sagen, seine Ansicht sei durch neu entdeckte Beweise geändert worden als er habe sich mit allen Materialien zur Bildung eines richtigen Urtheils sein falsches Urtheil gebildet. Das Volk glaubte, sein Widerruf sei das Resultat der Thränen, Bitten und Vorwürfe seiner Gattin. Die Dame habe aufgeklärte Ansichten, sie genieße in ihrer Familie eine große Autorität und sie kümmere sich weit mehr um ihr Haus und um ihre Equipage, um den Ueberfluß ihrer Tafel und um die Aussichten ihrer Kinder, als um den patriarchalischen Ursprung einer Regierung oder um den Sinn des Wortes Abdankung. Sie habe, behauptete man, ihrem Gatten Tag und Nacht keine Ruhe gelassen, bis er seine Bedenken überwunden gehabt. Ihre Ueberredungs- und Einschüchterungsgabe wurde in zahllosen Briefen, Fabeln, Liedern und Gesprächen höhnisch gerühmt. Sie war Xantippe, die Sokrates Wasser aufs Haupt goß. Sie war Delila, Simson scheerend. Sie war Eva, wie sie Adam zum Genusse der verbotenen Frucht zwang. Sie war Hiob’s Weib, wie sie ihren in der Asche sitzenden und sich kratzenden zu Grunde gerichteten Gemahl beschwor, nicht zu verfluchen und zu sterben, sondern zu schwören und zu leben. Während die Balladenmacher den Sieg der Mrs. Sherlock feierten, fiel eine andre Klasse von Gegnern über den theologischen Ruf ihres Gatten her. Bis zu dem Augenblicke wo er die Eide leistete, war er stets als der orthodoxeste Geistliche betrachtet worden. Aber die tadelsüchtige und boshafte Kritik, der man seine Schriften jetzt unterwarf, würde selbst in der Bergpredigt Ketzerei gefunden haben, und er war leider so voreilig, gerade in dem Augenblicke, wo der Unwille über seine politische Unbeständigkeit sich am lautesten äußerte, seine Gedanken über das Mysterium der Dreieinigkeit zu veröffentlichen. Zu einer andren Zeit würde sein Werk von guten Anglikanern wahrscheinlich als eine siegreiche Antwort gegen die Socinianer und Sabellianer begrüßt worden sein. Unglücklicherweise aber hatte er sich in seinem Eifer gegen Socianer und Sabellianer solcher Ausdrücke bedient, die als Tritheismus ausgelegt werden konnten. Vorurtheilsfreie Richter würden bedacht haben, daß der rechte Weg auf beiden Seiten dicht an den Irrthum grenzte und daß es kaum möglich war, sich auf der einen Seite fern genug von der Gefahr zu halten, ohne sich auf der andren der Gefahr dicht zu nähern. Aber vorurtheilsfreie Richter durfte Sherlock unter den Jakobiten nicht erwarten. Seine früheren Verbündeten behaupteten, daß er alle die furchtbaren Strafen verwirkt habe, die in dem Athanasischen Glaubensbekenntnisse über Diejenigen verhängt werden, welche das Wesen der Gottheit theilen. Dickleibige Quartanten wurden geschrieben, um zu beweisen, daß er an die Existenz dreier getrennter Gottheiten glaubte, und einige humoristische Mißvergnügte, die sich sehr wenig um die katholische Wahrheit kümmerten, erheiterten die Stadt durch englische und lateinische Spottschriften auf seine Heterodoxie. „Wir,” sagte einer dieser Witzlinge, „schwören Einem Könige Treue und rufen Einen Gott zum Zeugen eines Gelöbnisses an. Es kann uns nicht auffallend erscheinen, daß der Doctor mehr als Einem Könige Treue geschworen hat, wenn wir erwägen, daß der Doctor mehr als einen Gott hat, bei dem er schwört.”61
Verrätherei einiger Diener Wilhelm’s
Sherlock würde vielleicht gezweifelt haben, ob die Regierung, der er sich unterworfen, berechtigt war, eine feststehende Regierung genannt zu werden, wenn er alle die Gefahren gekannt hätte, von denen sie bedroht war. Preston’s Complot war kaum entdeckt, als sich ein neues Complot ganz anderer Art im Lager, bei der Flotte, im Schatzamte, und selbst im Schlafzimmer des Königs bildete. Das Geheimniß dieser Schändlichkeit ist im Laufe von fünf Generationen allmälig entschleiert worden, ganz aber ist es noch jetzt nicht entschleiert. Möglich, daß einige noch dunkle Theile desselben der Nachwelt durch die Entdeckung von Briefen und Tagebüchern, die jetzt unter dem Staube von hundertfunfzig Jahren ruhen, klar werden. Doch sind die Materialien, die uns gegenwärtig zu Gebote stehen, schon genügend, um eine Erzählung zusammenzusetzen, die man nicht ohne Beschämung und Abscheu lesen kann.62
Wir haben gesehen, daß Shrewsbury aus Verdruß darüber, daß er seine Rathschläge verworfen und die seiner toryistischen Nebenbuhler befolgt sah, sich in einer unheilvollen Stunde in eine Correspondenz mit der verbannten Königsfamilie verwickeln ließ. Wir haben ferner gesehen, durch welche heftigen Körper- und Seelenleiden er seine Fehler büßte. Von Reue und daraus entstandener Krankheit gequält, hatte er den Hof verlassen; aber es blieben an demselben Männer zurück, deren Grundsätze nicht minder locker als die seinigen, und deren Herzen noch viel härter und kälter waren.
Zu Anfang des Jahres 1691 begannen einige von diesen Männern sich in geheime Verbindung mit Saint-Germains zu setzen. So schändlich und ehrlos ihr Verfahren auch war, es lag nichts Wunderbares darin. Sie handelten nach ihrer Weise. Es waren unruhige Zeiten, eine dichte Wolke verhüllte die Zukunft, der scharfsichtigste und erfahrenste Politiker konnte mit einiger Klarheit nicht drei Monate weit über die Gegenwart hinaussehen. Ein Mann von Tugend und Ehre fragte allerdings darnach nicht viel. Seine Ungewißheit bezüglich dessen, was der morgende Tag bringen würde, konnte ihn wohl besorgt, aber nicht treulos machen. Wenn auch in völliger Unkenntniß über das, was seine Interessen berührte, hatte er doch die feste Richtschnur seiner Grundsätze. Leider aber gab es unter den Höflingen jener Zeit nicht viele Männer von Tugend und Ehre. Whitehall war seit dreißig Jahren eine Pflanzschule jedes öffentlichen und privaten Lasters und wimmelte von niedrigdenkenden, doppelzüngigen und selbstsüchtigen Politikern. Diese Männer handelten jetzt so, wie es von unmoralischen Männern in einer Krisis, deren Ausgang Niemand voraussehen konnte, nicht anders zu erwarten war. Einige von ihnen hatten eine leichte Vorliebe für Wilhelm, Andere hatten eine leichte Vorliebe für Jakob; aber durch keine solche Vorliebe wurde
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Eine Aufzählung aller der Schriften, die ich über Sherlock’s Apostasie gelesen habe, wurde den Leser ermüden. Ich will einige von verschiedenem Character anführen. Parkinson’s Examination of D. Sherlock’s Case of Allegiance, 1691; Answer to D. Sherlock’s Case of Allegiance, by a London Apprentice, 1691; The Reasons of the New Convert’s taking thie Oaths to the present Government, 1691; Utrum horum? or God’s ways of disposing of Kingdoms, and some Clergymen’s ways of disposing of them, 1691; Sherlock and Xanthippe, 1691; Saint Paul’s Triumph in his Sufferings for Christ, by Matthew Bryan, L. L. D., dedicated Ecclesiae sub cruce gementi; A word to a wavering Levite; The Trimming Court Divine; Proteus Ecclesiasticus, or Observations on D. Sh – ’s late Case of Allegiance; The Weasil Uncased; A Whip for the Weasil; The Anti-Weasils. Zahlreiche Anspielungen auf Sherlock und seine Gattin finden sich in den satyrischen Schriften Tom Brown’s, Tom Durfey’s und Ned Ward’s. Siehe Life of James, II. 318. Mehrere interessante Briefe über Sherlock’s Apostasie befinden sich unter den Tanner-Manuscripten. Ich will ein paar Proben von den Versen anführen, welche der Case of Allegiance veranlaßte:
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Die Hauptquelle für diesen Theil meiner Geschichte ist das Leben Jakob’s, besonders die höchstwichtige und interessante Stelle des zweiten Bandes, welche mit Seite 444 beginnt und auf Seite 450 endigt.