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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.. Томас Бабингтон МаколейЧитать онлайн книгу.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18. - Томас Бабингтон Маколей


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wahrscheinlich mehr geschadet als genützt haben, und er bediente sich daher der Vermittelung Rochester’s, der in der Achtung der Eidverweigerer höher stand als irgend ein Staatsmann und kein Eidverweigerer war, und Trevor’s, der bei aller seiner Unwürdigkeit doch einen beträchtlichen Einfluß bei der Hochkirchenpartei hatte. Sancroft und seine Collegen wurden benachrichtigt, daß, wenn sie sich dazu verstehen wollten, ihre geistlichen Functionen zu verrichten, zu ordiniren, zu installiren, zu confirmiren und den Glauben und die Moralität der Priesterschaft zu überwachen, eine Bill im Parlamente eingebracht werden sollte, die sie der Eidesleistung entband.44 Dieses Anerbieten war unvorsichtig liberal, und doch konnten Diejenigen, denen es gemacht wurde, consequenterweise nicht darauf eingehen. Denn in dem Ordinationsdienste wie überhaupt in fast jedem kirchlichen Dienste waren Wilhelm und Marie als König und Königin bezeichnet. Das einzige Versprechen, das von den ihres Amtes entsetzten Prälaten erlangt werden konnte, war, daß sie sich ruhig verhalten wollten, und selbst dieses Versprechen hatten sie nicht alle gehalten. Einer von ihnen wenigstens hatte sich eines durch Gottlosigkeit erschwerten Hochverraths schuldig gemacht. Er hatte aus Angst von dem Pöbel zerrissen zu werden erklärt, daß er den Gedanken, die Hülfe Frankreich’s nachzusuchen, verabscheue, und hatte Gott zum Zeugen angerufen, daß diese Erklärung aufrichtig gemeint sei. Kurze Zeit nachher jedoch war man dahinter gekommen, daß er im Geheimen darauf hinarbeitete, eine französische Armee nach England zu bringen, und er hatte an den Hof von Saint-Germains geschrieben, um ihm zu versichern, daß er im Einverständniß mit seinen Collegen, insbesondere mit Sancroft handle. Die Whigs forderten laut Strenge. Selbst die toryistischen Räthe Wilhelm’s gestanden ein, daß die Nachsicht aufs Aeußerste getrieben worden sei. Indessen machten sie noch einen letzten Vermittelungsversuch. „Wollen Sie und Ihre Collegen,” sagte Trevor zu Lloyd, dem eidverweigernden Bischofe von Norwich, „jede Verbindung mit Doctor Turner desavouiren und erklären, daß das was er in seinen Briefen Ihnen zur Last legt, falsch ist?” Lloyd wich der Frage aus. Es lag jetzt klar am Tage, daß Wilhelm durch seine Nachsicht die Gegner, die er zu gewinnen gehofft, nur kühner gemacht hatte. Selbst Caermarthen, selbst Nottingham erklärten, es sei hohe Zeit, die erledigten Bischofsstühle zu besetzen.45

      Tillotson, Erzbischof von Canterbury

      Tillotson wurde zum Erzbischof ernannt und am Pfingstsonntage in der Kirche St. Mary Le Bow geweiht. Compton, der sich schwer gekränkt fühlte, weigerte sich, irgend welchen Antheil an der Ceremonie zu nehmen. Anstatt seiner fungirte Mew, Bischof von Winchester, dem Burnet, Stillingfleet und Hough assistirten. Die Versammlung war die glänzendste, die man seit der Krönung in einem Gotteshause gesehen hatte. Das Empfangszimmer der Königin war an diesem Tage verödet. Die meisten von den in der Stadt anwesenden Peers versammelten sich am Morgen in Bedford House und zogen von dort in Prozession nach Cheapside. Man bemerkte unter ihnen Norfolk, Caermarthen und Dorset. Devonshire, der es nicht erwarten konnte, seine Waldungen in Chatsworth in ihrer Sommerpracht zu sehen, hatte gleichwohl seine Abreise verschoben, um Tillotson seine Achtung zu bezeigen. Die Volksmenge, welche die Straßen füllte, begrüßte den neuen Primas mit lebhaftem Zurufe, denn er hatte seit vielen Jahren in der City gepredigt, und seine Beredtsamkeit, seine Rechtschaffenheit und die seltene Sanftmuth seines Characters und seiner Manieren hatten ihn zum Liebling der Londoner gemacht.46 Aber die Glückwünsche und Beifallsbezeigungen seiner Freunde konnten die lauten Verwünschungen nicht übertäuben, welche die Jakobiten erhoben. In ihren Augen war er ein Dieb, der nicht durch die Thür hereingekommen, sondern über den Zaun gestiegen war. Er sei ein Miethling, sagten sie, dem die Schafe nicht eigenthümlich gehörten, der sich den Stab des guten Hirten widerrechtlich angemaßt habe und von dem man sicher erwarten dürfe, daß er die Heerde den Klauen jedes Wolfes preisgeben werde. Er sei ein Arianer, ein Socinianer, ein Deist, ein Atheist. Er habe die Welt durch schöne Redensarten und durch einen Anschein von guten Sitten getäuscht; eigentlich aber sei er ein viel gefährlicherer Feind der Kirche, als er es hätte sein können, wenn er sich offen für einen Schüler Hobbes’ erklärt und so locker wie Wilmot gelebt hätte. Er habe die eleganten Herren und Damen, die seinen Styl bewunderten und die man beständig um seine Kanzel versammelt sehe, gelehrt, daß sie sehr gute Christen sein und doch den im ersten Buche Mosis erzählten Sündenfall für allegorisch halten könnten. Sie könnten in der That leicht so gute Christen sein wie er, denn er sei niemals getauft worden, seine Eltern seien Anabaptisten, er habe schon als Knabe ihre Religion verloren und nie eine andre gefunden. In gemeinen Pasquillen wurde er der „nicht eingetauchte Johann” (undipped John) genannt. Umsonst wurde sein Taufzeugniß vorgelegt; seine Feinde klagten fortwährend, daß sie es erleben müßten, Väter der Kirche zu sehen, die nicht ihre Kinder seien. Sie erfanden eine Geschichte, daß die Königin das große Verbrechen, durch welches sie einen Thron erlangt, bitter bereut, daß sie sich in ihrer Angst an Tillotson gewendet und daß dieser sie mit der Versicherung getröstet habe, die Strafe der Sünder in einer zukünftigen Welt werde nicht ewig sein.47 Das Gemüth des Erzbischofs war von Natur von fast weiblicher Sanftheit und war durch die Gewohnheiten eines langen Lebens, während dessen die streitenden Sekten und Parteien einstimmig von seinen Talenten mit Bewunderung und von seinem Character mit Achtung gesprochen hatten, eher noch weicher als härter geworden. Die Fluth von Schmähungen und Vorwürfen, die er in einem Alter von mehr als sechzig Jahren zum ersten Male auszuhalten hatte, war zuviel für ihn. Sein Lebensmuth sank, seine Gesundheit wurde erschüttert; und doch wich er weder vom Pfade seiner Pflicht ab, noch versuchte er es, sich an seinen Verfolgern zu rächen. Einige Tage nach seiner Consecration wurden mehrere Personen dabei ergriffen, wie sie gegen ihn gerichtete Schmähschriften vertheilten. Die Kronanwälte schlugen vor, gegen die Betroffenen gerichtliche Untersuchung einzuleiten; aber er bestand darauf, daß Niemand um seinetwillen verfolgt werden solle.48 Als er eines Tages Gesellschaft hatte, wurde ihm ein versiegeltes Packet überbracht; er öffnete es und eine Maske fiel heraus. Seine Freunde waren empört und erbittert über diese rohe Beleidigung; aber der Erzbischof bemühte sich, seinen Schmerz unter einem Lächeln zu verbergen, zeigte auf die Pamphlets, mit denen sein Tisch bedeckt war, und sagte, der Vorwurf, den das Emblem der Maske ausdrücken solle, müsse im Vergleich zu anderen Vorwürfen, die er täglich zu erdulden habe, gelind genannt werden. Nach seinem Tode fand man ein Packet heftiger Schmähschriften, welche die Eidverweigerer gegen ihn in Umlauf gesetzt hatten, unter seinen Papieren, mit der Aufschrift: „Ich bitte Gott, daß er ihnen vergeben möge, wie ich ihnen vergebe.”49

      Benehmen Sancroft’s

      Die Gemüthsstimmung des abgesetzten Primas war eine ganz andre. Er scheint in Bezug auf seine Wichtigkeit in einem vollständigen Irrwahn begriffen gewesen zu sein. Die große Popularität, die er drei Jahre früher genossen, die Gebete und Thränen der Volksmassen, die in die Themse gewatet waren, um seinen Segen zu erflehen, die Begeisterung, mit der die Schildwachen des Tower unter den Fenstern seines Kerkers auf seine Gesundheit getrunken, das ungeheure Freudengeschrei, das am Morgen seiner Freisprechung im Palasthofe ertönt war, die Triumphnacht, in welcher an jedem Fenster von Hyde Park bis Mile End sieben Lichter geglänzt, deren mittelstes und längstes ihn vorgestellt hatte, waren bei ihm noch in frischem Andenken, und er besaß nicht so viel Einsicht, um zu erkennen, daß alle diese Huldigungen nicht seiner Person, sondern der Religion und den Freiheiten gegolten hatte, deren Repräsentant er auf einen Augenblick war. Die ungemeine Rücksicht, mit der ihn die neue Regierung noch lange behandelt, scheint ihn in seinem Irrthum bestärkt zu haben. Daß ihm von Kensington eine Reihe versönlicher Botschaften zukam; daß ihm so liberale Bedingungen angeboten wurden, wie sie sich kaum mit der Würde der Krone und mit dem Wohle des Staats vertrugen; daß seine kalten und unhöflichen Antworten die königliche Langmuth nicht erschöpfen konnten; daß er trotz des lauten Geschreis der Whigs und der täglichen Provocationen von Seiten der Jakobiten noch funfzehn Monate nach seiner Amtsentsetzung den erzbischöflichen Palast bewohnte: dies Alles schien ihm nicht die Nachsicht, sondern die Furcht der herrschenden Gewalten zu verrathen. Er schmeichelte sich, daß sie es nicht wagen würden, ihn zu vertreiben. Daher versetzte ihn die Nachricht, daß sein Stuhl besetzt sei, in eine Wuth, die bis an sein Lebensende dauerte und die ihn zu manchen thörichten und unpassenden Handlungen


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<p>44</p>

Burnet II. 71.

<p>45</p>

Lloyd an Sancroft, 24. Jan. 1691. Der Brief befindet sich unter den Tanner-Manuscripten und ist im Life of Ken by a Layman abgedruckt.

<p>46</p>

London Gazette vom 1. Juni 1691; Birch’s Life of Tillotson; Congratulatory Poem to the Reverend Dr. Tillotson on his Promotion, 1691; Vernon an Wharton, 28. und 30. Mai 1691. Diese Briefe an Wharton befinden sich in der Bodlejanischen Bibliothek und gehören zu einer höchst interessanten Sammlung, auf welche Dr. Bandinel so freundlich war mich aufmerksam zu machen.

<p>47</p>

Birch’s Life of Tillotson; Leslie’s Charge of Socinianism against Dr. Tillotson considered, by a True Son of the Church, 1695; Hickes’s Discourses upon Dr. Burnet and Dr. Tillotson, 1695; Catalogue of Books of the Newest Fashion to be Sold by Auction at the Whig’s Coffee House, augenscheinlich 1693 gedruckt. Mehr als sechzig Jahre später spricht Johnson von einem starren Jakobiten, der fest überzeugt gewesen war, daß Tillotson als Atheist gestorben sei; Idler, Nr. 10.

<p>48</p>

Tillotson an Lady Russell, 23. Juni 1691.

<p>49</p>

Birch’s Life of Tillotson; Memorials of Tillotson, by his pupil John Beardmore; Sherlock’s Predigt, beim Tode der Königin Marie 1694/95 in der Tempel-Kirche gehalten.

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