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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14.. Томас Бабингтон МаколейЧитать онлайн книгу.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14. - Томас Бабингтон Маколей


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und da im Schlosse eines vornehmen Lords, der einen Sitz im Parlamente und im Geheimen Rathe hatte und der einen großen Theil seines Lebens in den Städten des Südens zuzubringen pflegte, würde er wohl Perrücken und gestickte Leibröcke, Silbergeschirr und feines Leinzeug, Spitzen und Juwelen, französische Speisen und französische Weine gefunden haben. In der Regel aber hätte er sich mit ganz anderen Quartieren begnügen müssen. In vielen Wohnungen würden die Möbeln, die Kost, die Kleidung, ja selbst das Haar und die Haut seiner Wirthe seine Philosophie auf eine harte Probe gestellt haben. Er würde sich zuweilen mit einer Hütte haben begnügen müssen, in der jeder Winkel von Ungeziefer wimmelte. Er würde eine mit Torfrauch geschwängerte und durch hunderterlei ekelhafte Dünste verpestete Luft eingeathmet haben. Zum Abendessen würde ihm Korn, das nur zu Pferdefutter taugte, nebst einem Napfe voll Blut von einer lebenden Kuh vorgesetzt worden sein. Einige seiner Tischgenossen würden mit Hautausschlägen bedeckt, andere mit Theer beschmiert gewesen sein wie die Schafe. Sein Lager würde der nackte Erdboden gewesen sein, trocken oder naß, je nach dem Wetter, und er würde sich von diesem Lager halb vergiftet durch den Gestank, halb blind vom Torfrauch und halb wahnsinnig vor Jucken erhoben haben.62

      Dies ist gewiß kein anziehendes Bild. Und doch würde ein einsichtsvoller und vorurtheilsfreier Beobachter in dem Character und den Sitten dieses rohen Volks etwas gefunden haben, was wohl Bewunderung und gute Hoffnungen erwecken konnte. Sie besaßen einen Muth, der sich seitdem durch Heldenthaten in allen vier Welttheilen erprobt hat. Ihre treue Anhänglichkeit an ihren Stamm und an ihren Patriarchen war zwar vom politischen Gesichtspunkte ein großes Uebel, hatte aber doch etwas von dem Character einer Tugend. Das Gefühl war irregeleitet und regellos, aber es war dennoch heroisch. Es muß eine gewisse Seelengröße in einem Menschen wohnen, der die Gesellschaft, welcher er angehört und den Führer, dem er folgt, mit einer Zuneigung liebt, welche stärker ist als die Liebe zum Leben. Es ist wahr, der Hochländer machte sich kein Gewissen daraus, das Blut eines Feindes zu vergießen, aber nicht minder wahr ist es, daß er hohe Begriffe von der Pflicht der Treue gegen Bundesgenossen und der Gastfreundschaft gegen Gäste hatte. Seine räuberischen Gewohnheiten waren allerdings für das Gemeinwesen von großem Nachtheil; aber Diejenigen irrten sehr, die da glaubten, daß er irgend eine Aehnlichkeit mit den Schurken hatte, welche in reichen und wohlgeordneten Staaten vom Diebstahle leben. Wenn er die Heerden von Niederlandsfarmern vor sich her den Paß hinauf trieb, der in seine heimathliche Schlucht führte, hielt er sich eben so wenig für einen Dieb, wie ein Raleigh oder Drake sich für einen Dieb hielt, wenn er die Ladungen der spanischen Galeonen theilte. Er war ein Krieger, der die rechtmäßige Beute des Kriegs in Besitz nahm, eines Kriegs, der während der fünfunddreißig Generationen, welche vorübergegangen waren, seitdem die teutonischen Eroberer die Kinder des Bodens in die Gebirge getrieben hatten, niemals unterbrochen worden war. Daß er zum Schutze des friedlichen Gewerbfleißes mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft wurde, wenn man ihn bei einem Raube nach solchen Grundsätzen ergriff, war vollkommen gerecht. Ungerecht aber war es, ihn in moralischer Beziehung in eine Kategorie mit den Taschendieben, welche im Drurylanetheater ihr Unwesen trieben, oder mit den Straßenräubern zu werfen, welche auf Blackheath die Reisewagen anfielen. Sein maßloser Geburtsstolz und seine Verachtung der Arbeit und des Handels waren zwar große Schwächen und hatten weit mehr als die Rauhheit des Klima’s und die Unfruchtbarkeit des Bodens dazu beigetragen sein Vaterland arm und uncultivirt zu erhalten. Doch auch dafür gab es einen Ersatz. Um gerecht zu sein, muß man anerkennen, daß die patrizischen Tugenden unter der Bevölkerung der Hochlande nicht minder weit verbreitet waren als die patrizischen Fehler. Wie es keinen andren Theil der Insel gab, wo die Leute trotz dürftiger Kleidung, Wohnung und Nahrung den müßigen Schlaraffengewohnheiten einer Aristokratie in einem so hohen Grade fröhnten, so gab es auch keinen Theil der Insel, wo diese Leute in einem so hohen Grade die besseren Eigenschaften einer Aristokratie, Anmuth und Würde des Benehmens, Selbstachtung und jenes edle Zartgefühl besaßen, welches die Entehrung mehr fürchtet als den Tod. Ein Gentleman dieser Art, dessen Kleider von jahrelangem Schmutze besudelt waren und in dessen Hütte es ärger roch als in einem englischen Schweinestall, machte häufig die Honneurs dieser Hütte mit einem vornehmen Anstande, welcher des glänzenden Hofzirkels von Versailles würdig gewesen wäre. Obwohl er eben so wenig Büchergelehrsamkeit besaß, wie der einfältigste Ackerknecht England’s, so würde es doch ein grober Irrthum gewesen sein, hätte man ihn auf eine Stufe der Intelligenz mit diesen Ackerknechten stellen wollen. Mit einer Wissenschaft kann der Mensch allerdings nur durch Lesen genau bekannt werden. Aber die Künste der Poesie und der Beredtsamkeit können in einem Zeitalter wo Bücher gänzlich oder doch fast gänzlich unbekannt sind, der absoluten Vollkommenheit nahe gebracht werden und einen großen Einfluß auf den Volksgeist ausüben. Der erste große Lebens- und Sittenmaler hat mit einer Lebendigkeit, welche keinen Zweifel zuließ, daß er die Natur treu copirte, den Eindruck geschildert, den Beredtsamkeit und Gesang auf Zuhörer machten, die nicht einmal das Alphabet kannten. Es ist wahrscheinlich, daß bei den Berathungen der Hochländer Männer, welche dem Amte eines Dorfgerichtsschreibers nicht gewachsen gewesen waren, Fragen über Krieg und Frieden, über Tribut und Huldigung mit einem eines Halifax und Caermarthen würdigen Scharfsinn erörterten, und daß bei den Banketen der Hochländer Minstrels, die nicht lesen konnten, zuweilen Rhapsodien vortrugen, in denen ein verständiger Kritiker Stellen gefunden haben würde, die ihn an die lieblichen Verse Otway’s oder an die kräftigen Strophen Dryden’s erinnert hätten.

      Es gab daher schon damals Beweise genug für die Rechtfertigung des Glaubens, daß der Celte durch keine natürliche Inferiorität dem Sachsen weit nachstand. Man hätte mit Gewißheit voraussagen können, daß, wenn eine energische Polizei es dem Hochländer unmöglich gemacht hätte, ihm zugefügtes Unrecht durch Gewalt zu rächen und sich seine Bedürfnisse durch Raub zu verschaffen, wenn seine Anlagen durch den bildenden Einfluß der protestantischen Religion und der englischen Sprache entwickelt würden, wenn er die Zuneigung und Achtung, mit denen er sein kleines Gemeinwesen und seinen kleinen Fürsten betrachten gelernt hatte, auf sein Vaterland und dessen rechtmäßige Obrigkeit übertragen könnte, das Königreich einen großen Zuwachs an Kraft für alle Zwecke des Friedens wie des Kriegs erlangen würde.

      So würde ohne Zweifel der Ausspruch eines unterrichteten und unparteiischen Richters gelautet haben. Aber einen solchen Richter gab es damals nicht. Die von den gälischen Provinzen weit entfernt wohnenden Sachsen konnten nicht gut unterrichtet sein, und die in der Nähe dieser Provinzen wohnenden Sachsen konnten nicht unparteiisch sein. Zwischen Grenzbewohnern sind nationale Feindschaften jederzeit am heftigsten gewesen, und die Feindschaft zwischen den Grenzbewohnern des Hochlandes und denen des Niederlandes längs der ganzen Grenze war das Erzeugniß von Jahrhunderten und wurde durch beständige Reibungen immer frisch erhalten. Einmal wurden ganze Quadratmeilen Weideland von bewaffneten Räubern aus dem Gebirge verwüstet. Ein andermal hingen ein Dutzend Plaids in einer Reihe an den Galgen von Crieff oder Stirling. Es wurden zwar auf dem streitigen Gebiete Jahrmärkte zum nothwendigen Austausch von Waaren gehalten. Aber zu diesen Jahrmärkten kamen beide Theile kampfgerüstet, und der Tag endete oftmals mit Blutvergießen. So war der Hochländer ein Gegenstand des Hasses für seine sächsischen Nachbarn, und von seinen sächsischen Nachbarn erfuhren die weiter von ihm entfernt wohnenden Sachsen das Wenige, was sie über seine Sitten und Gewohnheiten zu erfahren wünschten. Wenn die Engländer sich einmal herabließen, an ihn zu denken – und dies geschah selten – so betrachteten sie ihn als einen schmutzigen, gemeinen Wilden, als einen Sklaven, einen Papisten, einen Halsabschneider und Räuber.63

      Diese geringschätzende Abneigung erhielt sich bis zum Jahre 1745, worauf derselben für kurze Zeit eine heftige Furcht und Wuth folgte. Das ernstlich besorgte England bot seine ganze Macht auf und die Hochländer wurden rasch, vollständig und für immer unterworfen. Eine kurze Zeit lang schnaubte die englische Nation, noch erhitzt von dem neuerlichen Kampfe, nichts als Rache. Das Gemetzel auf dem Schlachtfelde und auf dem Schaffote genügte nicht, um den öffentlichen Blutdurst zu stillen. Der Anblick des Tartan reizte den Pöbel von London zu einem Hasse, der sich durch unmännliche Mißhandlungen an wehrlosen Gefangenen äußerte. Eine politische und sociale Umwälzung fand in der ganzen celtischen Region statt. Die Macht der Häuptlinge wurde gebrochen, das Volk entwaffnet, der Gebrauch der alten Nationaltracht verboten, den alten räuberischen Gewohnheiten wirksam Einhalt gethan, und kaum war diese Veränderung


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Fast alle diese Umstände sind Burt’s Briefen entlehnt. Bezüglich des Theers ist meine Quelle Cleland’s Poesie. In seinen Versen über den „Highland Host“ sagt er:

„Dieweil sie sind beschmiert mit Theer,Der ihren Kopf und Hals beschützt,Ganz wie bei ihren Schafen.“
<p>63</p>

Ein schlagender Beleg für die Meinung, welche der Bewohner des Niederlandes von dem Hochländer hegte und die sich von jenem auch den Engländern mittheilte, findet man in einem Bande Miscellanies, von Afra Behn im Jahre 1685 herausgegeben. Eines der interessantesten Stücke dieser Sammlung ist ein rohes und profanes schottisches Gedicht betitelt: „Wie der erste Hochländer gemacht wurde.“ Wie und aus welchen Stoffen er gemacht wurde, wage ich nicht zu erzählen. Das unmittelbar auf seine Schöpfung folgende Gespräch aber wird, wie ich hoffe, hier ohne großen Anstoß einen Platz finden dürfen.

Spricht Gott zum Hochlandsmann: „Wohin willst Du?“„Ich will ins Niederland hinab, o Herr, zu stehlen eine Kuh.“„Pfui!“ sagt St. Peter, „wirst ein arger Sünder werden,Wenn Du schon stehlen willst, kaum angelangt auf Erden.“„Hm!“ drauf der Hochlandsmann mit einem Schwure spricht,„So lang ich stehlen kann, arbeit’ ich nicht.“

Ein andrer schottischer Niederländer, der tapfre Oberst Cleland, beschreibt den Hochländer um die nämliche Zeit in gleicher Weise

Ein einz’ges ihr mißfäll’ges WortKann treiben sie zu einem Mord.Und wollt Ihr wissen was sie thut?Sie lebt nur von gestohlnem Gut.

Ganz in ähnlichem Sinne sind die wenigen Worte, welche Franck Philanthropus (1694) den Hochländern widmet: „Sie leben wie große Herren und sterben wie Taugenichtse, hassen die Arbeit und haben keinen Kredit, um zu borgen; sie unternehmen Raubzüge und bestehlen ihre Nachbarn.“ In der 1690 in Edinburg gedruckten History of the Revolution in Scotland kommt folgende Stelle vor: „Die schottischen Hochländer sind Elende, die sich nur in so weit um Ehre, Freundschaft, Gehorsam und Regierung kümmern, als sie sich durch eine Aenderung in den Angelegenheiten oder durch eine Revolution in der Regierung Gelegenheit verschaffen können, ihre Grenznachbarn zu bestehlen oder auszuplündern.“

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