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A Companion to Reality Television. Laurie OuelletteЧитать онлайн книгу.

A Companion to Reality Television - Laurie  Ouellette


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man denn auserwählt? Ich versuche mir vorzustellen, wie wohl ein Bewerbungsschreiben für das dunkelste Darknet aussehen müsste.

      Sehr geehrtes Mariana’s Web,

      ich bin Mutter von drei Töchtern und benötige dringend Ihre Hilfe.

      Für den nächsten Kindergeburtstag suche ich ein ganz spezielles Geschenk. Könnten Sie mir bitte einen Katalog mit Ihren Angeboten zukommen lassen?

      Mit freundlichen Grüßen

      Petra Hofmann

      (Vielleicht sollte ich mir besser einen Decknamen zulegen.)

      Oder:

      Liebes Mariana’s Web,

      ich habe erst kürzlich von Ihren Angeboten erfahren und interessiere mich für ein außergewöhnliches Fischrezept. Gerne würde ich für die nächste Halloween-Party einen Kugelfisch zubereiten. Könnten Sie mir einen schicken?

      Herzlichen Dank!

      XXX

      Oder:

      Hallo liebes Team vom Mariana’s Web,

      ich bin eigentlich ein sehr netter Mensch, aber ich träume hin und wieder böse Dinge. Darf ich Ihrer Gemeinschaft beitreten?

      Anbei mein Lebenslauf:

      - Ich war schon mal superkriminell. Durch mein Verschulden starben etwa 2000 Silberfischchen. Das kommt der Tätigkeit eines Auftragskillers gleich.

      - In der dritten Klasse hab ich einem Mitschüler voll in die Eier getreten – gewalttätig bin ich also auch.

      - Mein Lebensmotto: Gewalt ist keine Lösung, wenn man nur drüber redet.

      - Ich habe noch nie etwas geklaut, aber ich könnte es mal probieren.

      - Der Vorname meiner Mutter lautet „Marianne“.

      Meine Hobbys: Tiefseetauchen, Schnorcheln, Sporttauchen, faul auf der Luftmatratze dümpeln.

      Ich freue mich auf Ihre Antwort!

      Angela Fish

       LifeMinus TM

      Meine Vitalstoffe sind alle. Und das schon seit vier Tagen! Die nächste Lieferung von LifeMinus kommt frühestens morgen. Bis dahin muss ich durchhalten. Ein Leben weit unterhalb des Limits. Bereits beim Erwachen am Morgen komme ich mir vollkommen unterversorgt vor. Im Brotkasten liegt nur noch ein vertrocknetes Randstück vom Eiweißbrot. Den Rest haben die Kinder mit in die Schule genommen.

      Im Kühlschrank sieht es ähnlich aus. Nicht eine einzige Aminosäure ist noch vorhanden. Nur zuckerhaltige Marmelade. Meine Augen übersäuern, als ich das Glas mit der Aprikosenmarmelade in den Händen halte. Selbst wenn ich mal eine Ausnahme machen würde – ich habe ja nichts, wo ich sie draufschmieren oder reinrühren könnte. Joghurt und Quark kommen nicht infrage – zu viel tierisches Eiweiß, auch wenn davon noch reichlich da wäre. Mein Kühlschrank ist total übersäuert. Was mach ich denn nun?

      Meine Zellen sind leer. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, dachte ich, ich liege auf kleinen Holzstückchen, aber das waren meine Beckenknochen. So geht das nicht weiter. Der Bäcker hat noch zu. Bleibt nur die Stadt. Ich setze mich also ins Auto, fahre in die Stadt und suche mir mit letzter Kraft einen Parkplatz im Parkhaus.

      Neulich erzählte mir ein Freund, dass neueste Forschungen ergeben hätten, dass der Körper sämtliche Aminosäuren auch aus der Luft aufnehmen könne. Ich nehme einen tiefen Atemzug, als ich aus dem Auto aussteige und versuche mich satt zu atmen, bis ich fast hyperventiliere.

      Mir ist schon ganz schwarz vor Augen, als ich im Reformhaus ankomme. Vor lauter Mückensehen kann ich kaum lesen, was auf den Verpackungen der Produkte steht. Ich suche nach Lebensmitteln, die eiweißreich, energiereich, laktosefrei, glutenfrei und ohne Sorbit, Histamin und Zucker sind. Gleichzeitig sollten sie vegan, leicht verdaulich, gut bekömmlich, mineralstoffreich und schnell verwertbar sein. Schließlich habe ich keine Zeit zu verlieren.

      Bei dem Regal mit den Müsliriegeln werde ich fündig. Ich nehme einen von den Proteinriegeln, die alle oben genannten Eigenschaften haben. Und koscher ist er auch noch. Dieser Riegel wird mich retten, sodass ich es anschließend bis zum Bäcker schaffen könnte, wo ich mir dann ein vitalstoffreiches, weizen-, roggen- und dinkelfreies Eiweißbrot erhoffe.

      Vollkommen entkräftet bezahle ich den Proteinriegel an der Kasse, verlasse den Laden und mobilisiere mich ein allerletztes Mal, um die Verpackung des Riegels aufzureißen. Ich muss meine Zähne zur Hilfe nehmen. Endlich – es ist so weit – ich beiße in meine Rettung. Lecker ist was anderes. Aber mit jedem weiteren Bissen verschwinden die Mücken, bis meine Sicht wieder klar ist.

      Ich schaue mir mein Frühstück etwas genauer an. Der Riegel sieht aus wie zusammengepresster Schimmel. Grün-schwarz mit grauen Einschlüssen. Genauso sieht es bei uns im Keller aus. Hinter den Waschmaschinen, an der Stelle, wo immer mal wieder Wasser ausläuft und einzelne Socken abstürzen, weil sie wie die Lemminge zum Rand der Waschmaschine aufbrechen. Da, wo niemand mehr drankommt. Im Sockenendlager. Gorleben für meine Wäsche sozusagen. Ich starre auf meinen Riegel. Mir ist schlecht. Also alles wie immer. Aber mein Kreislauf steht. Kräftig genug, weitere Einkäufe zu tätigen, werfe ich das Riegel-Papierchen in den Mülleimer und betrete die Bäckerei.

      „Ich hätte gerne ein schimmelfreies, eiweißreiches Brot in überwiegend hellen Farbtönen“, antworte ich der Bäckereifachverkäuferin auf ihre Frage, was es denn sein dürfe. Sie weiß mit meinem Wunsch nichts anzufangen. Anscheinend hatte sie heute auch noch keine Vitalstoffe.

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