Эротические рассказы

Antonia. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Antonia - Уилки Коллинз


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hatte, still, und sie konnte ungestört horchen. Für ungeübte Ohren würde der Ton, der sie jetzt mit solcher Zaubermacht umfing, kaum hörbar gewesen sein. Selbst der erfahrene Reisende würde ihn für nichts als das Echo eines fallenden Steines unter den Bergen in der östlichen Ferne gehalten haben. Für sie aber war es kein unwichtiger Klang, denn er gab ihr das willkommene Zeichen der Erlösung und des Entzückens.

      Allmälig kam er, vom neckenden Echo umher geschleudert, näher und näher, und verrieth jetzt deutlich, daß sein Ursprung, wie sie vom Anfang an vermuthet, der Ruf der gothischen Trompete war. Bald hörte die ferne Musik auf und es folgte ihr ein anderer leiser, dröhnender Ton, wie von einem fernen Erdbeben oder einem aufsteigenden Gewitter, der sich, ehe viele Zeit verging, in einen rauhen, verwirrten Lärm, wie das Brausen eines heftigen Windes durch Buschholzwälder, auslöste. In diesem Augenblicke verlor das Weib alle Selbstbeherrschung; sie wurde von ihrer frühem Geduld und Vorsicht verlassen. Ohne aus die Gefahr zu achten, legte sie das Kind auf die Felsplatte wo sie gestanden hatte, und es gelang ihr, wiewohl sie an allen Gliedern zitterte, um so viel höher hinaufzusteigen, daß sie eine Spalte in der Nähe der Spitze des Felsens erreichte, von wo aus sie einen ununterbrochenen Anblick des ungeheuern, unebenen Landstriches hatte, welchem in östlicher Richtung die nächste Reihe von Abgründen und Schluchten folgte.

      Eine lange Minute nach der andern verrann, und wiewohl die Töne noch immer fortdauerten, ließ sich doch nichts erblicken. Endlich erklang der schmetternde Ruf der Trompete wieder durch die dumpfe, schwere Nebelluft und im nächsten Augenblicke drang die Vorhut einer gothischen Armee aus den fernen Wäldern.

      Dann, nach einiger Zeit, strömten die Massen der Hauptmacht aus jedem Zwischenraume unter den Bäumen hervor und breiteten sich in dunkeln Schichten auf dem öden Boden aus, welcher zwischen den Wäldern und den Felsen in der Nähe des See’s lag. Die vordersten Reihen hielten an, wie um sich mit den Schaaren des Nachtrabs und den sich unter den Gepäckwagen Umhertreibenden, die sich immer noch, wie es schien, in zahlloser Menge aus dem Dunkel der fernen Bäume ergossen, zu verständigen. Die vorausgerückten Truppen marschirten, offenbar in der Absicht, die Straße zu untersuchen, immer noch schnell voran, bis sie an den Fuß der Höhe gelangten, welche zu der Klippe führte, an der das Weib immer noch hing und von wo aus es mit eifriger Aufmerksamkeit immer noch ihre Bewegungen beobachtete.

      In einer Lage äußerster Gefahr befindlich, war ihre Körperkraft das einzige Schutzmittel gegen das Herabgleiten von ihrem hohen, schmalen Standpunkte. Bisher hatte die geistige Aufregung des Erwartens ihr die physische Kraft gegeben, welche nöthig war, nm sich oben zu behaupten, gerade aber als die Anführer der Vorhut vor der Höhle anlangten, wurde sie von ihren überreizten Fähigkeiten verlassen, ihre Hände verloren ihre Spannkraft, sie schwankte und würde rückwärts zu augenblicklicher Vernichtung hinabgestürzt sein, wenn, nicht die um Brust und Leib geschlungenen Felle sich in eine von den zackigen Felsenspitzen um sie her verwickelt hätten. Zum Glück für sie – denn sie konnte keinen Laut ausstoßen – hielten die Soldaten in diesem Augenblicke an, um ihre Pferde verschnaufen zu lassen. Zwei von ihnen nahmen sofort ihre Lage wahr und entdeckten, welcher Nation sie angehörte. Sie stiegen auf die Felsen, und während sich der Eine des Kindes bemächtigte, gelang es dem Andern die Mutter zu retten und wohlbehalten herabzubringen.

      Pferdeschnauben, Waffengeklirr und die Verwirrung lauter, rauher Stimmen unterbrachen jetzt das anfängliche Schweigen des einsamen See’s und würden die meisten Menschen in dem erschöpften Zustande des Weibes in Verwirrung und Angst gestürzt haben, schienen aber im Gegentheil ihre Gefühle zu beruhigen und ihre Kräfte wieder zu beleben. Sie machte sich von der stützenden Hand ihres Retters los, nahm ihr Kind auf die Arme und schritt auf einen Mann von riesenhaftem Wuchse zu, dessen kostbare Rüstung hinreichend verkündete, daß er eine Befehlshaberstelle im Heere bekleide.

      »Ich bin Goiswintha, Hermanrichs Schwester,« sagte sie mit fester, ruhiger Stimme. »Ich bin der Niedermetzelung der Geißeln in Aquileja mit meinem Kinde entgangen. Vesindet sich mein Bruder beim Heere des Königs?«

      Diese Erklärung brachte eine auffallende Veränderung im Benehmen der Umstehenden hervor. Die gleichgültigen oder neugierigen Blicke, welche sie anfänglich aus die Flüchtige geworfen hatten, machten dem lebhaftesten Ausdrucke von Verwunderung und Ehrerbietung Platz. Der von ihr angeredete Häuptling erhob das Visir seines Helmes, so daß sein Gesicht erkennbar wurde, beantwortete ihre Frage bejahend und gebot zwei Soldaten, sie nach dem Lager der Hauptarmee weiter rückwärts zu führen. Als sie sich zum Fortgehen wendete, schritt ein Greis, auf sein langes, schweres Schwert gestützt, zu ihr hin und redete sie an.

      »Ich bin Withimer, dessen Tochter bei den Römern in Aquileja als Geißel gelassen wurde; gehört sie zu den Erschlagenen oder den Entronnenen?«

      »Ihre Gebeine modern vor den Stadtmauern,« war die Antwort. »Die Römer haben sie ihren Hunden zum Fraße vorgeworfen.«

      Dem alten Krieger entschlüpfte weder ein Wort, noch eine Thräne. Er wendete sich nach der Richtung von Italien. Als er aber zu den Ebenen hinabblickte, runzelte sich seine Stirn und seine Hände preßten mechanisch den Griff seiner ungeheuern Waffe.

      Die beiden Männer, welche Goiswintha zum Heere führten, legten ihr dieselbe düstere Frage vor, wie ihr alter Kamerad. Sie empfingen die gleiche entsetzliche Antwort, die mit derselben starren Fassung ertragen wurde und der derselbe ominöse Blick nach Italien hin folgte, wie bei dem greisen Withimer.

      Die Soldaten führten das die erschöpfte Frau tragende Pferd mit der äußersten Sorgfalt und doch mit wunderbarer Schnelligkeit die vor so Kurzem erstiegenen Pfade hinab, gelangten bald an die Stelle, wo die Armee Halt gemacht hatte, und Goiswintha erblickte die unermeßliche kriegerische Ansammlung der Streiter des Nordens in aller Majestät der Zahl und Ruhe.

      Ihre Rüstungen besaßen keine Politur, über ihren Häuptern flatterten keine sahnen, aus ihren Reihen erschallte keine Musik. An die düstern Wälder gelehnt, welche immer noch unablässige Zuflüsse zu der bereits gelagerten kriegerischen Menge ausströmen ließen, von den öden Klippen umgeben, die nebelhaft phantastisch und majestätisch durch die Dunkelheit der trüben Dünste herüberlugten, von den schwarzgrauen Wolken bedeckt, die bewegungslos über den kahlen Bergspitzen schwebten und ihre stürmischen Gewässer auf die unbebauten Ebenen herabgossen, stand Alles, was das Aussehen der Gothen an sich schon Ernstfeierliches hatte, in erhabenem Einklange mit dem kalten traurigen Ausdruck, welchen das Antlitz der Natur angenommen hatte. Stumm – drohend – finster – sah das Heer aus, als sei es die geeignetste Verkörperung des ungeheueren Zweckes seines Führers – das der Unterjochung Rom’s.

      Goiswintha wurde schnell durch die ersten Kriegerreihen geleitet, bis sie an einer im rechten Winkel mit der Hauptstraße von dem Walde her ansteigenden Stelle anlangte, wo sie ihre Führer zum Absteigen aufforderten und, auf die daselbst befindliche Gruppe deutend, sagten:

      »Dort ist Allarich, der König, und bei ihm Hermanrich, Dein Bruder.«

      Aus welchem Gesichtspunkte man auch die Goiswinthen gezeigte Menschengruppe betrachten mochte, überall mußte sie die Beachtung selbst des Unaufmerksamsten erregen. In der Nähe einer verwirrten Masse von auf dem Boden verstreuten Waffen lehnten einige Krieger, dem Anscheine nach auf die leisen murmelnden Worte dreier Greise lauschend, die sich auf Felsenstücken sitzend über sie erhoben, und deren langes weißes Haar, rauhe Fellkleidung und magere schwankende Gestalt den stärksten Kontrast mit den eisenumhüllten, riesenhaften Figuren ihrer Zuhörer bildeten. Oberhalb des Greises auf der Straße stand einer von Alarichs Wagen und der künftige Eroberer Rom’s hatte auf gegen dessen rohe Räder gestützten Gepäckhaufen seinen Rastplatz gewählt. Der Wagen schien buchstäblich von einer lebenden Last überzuströmen. In jedem Winkel und Eckchen staken Weiber und Kinder von jedem Alter und Waffen und Hausthiere jeder Art. Hier lugte ein munteres, neckisches Kind forschend über den Kopf eines Sturmbockes heraus, dort hielt ein mageres, hungriges Schaf spürend und trübselig seine Nase in das Freie und ließ bei der Bewegung den Kopf einer auf seinem wolligen Leibe liegenden verwelkten Alten erblicken. Hier strebte sich ein junges unter Schilden halb vergrabenes Mädchen zu befreien, dort stöhnte ein abgezehrter Troßknecht fast unter Hausen von Pelzen erstickend. Das ganze Schauspiel mit seinem Hintergrunde von großen, in nebeligen Regendunst gehüllten Wäldern, mit seinen auffallenden Kontrasten auf dem einen Punkte und seinen feierlichen


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