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Armadale. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Armadale - Уилки Коллинз


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der indessen jetzt ein Alter erreicht habe, wo er einer andern Erziehung bedürfe, als die, welche seine Mutter ihm zu geben im Stande sei. Abgesehen von ihrer Abneigung, sich in ihrer jetzigen Vereinsamung von ihm zu trennen, sei ihr ganz besonders daran gelegen, daß er nicht auf eine öffentliche Schule geschickt werde, indem sie Gründe habe zu wünschen, daß er nicht mit Fremden in Berührung komme. Ihr Lieblingsplan gehe dahin, ihn zu Hause zu erziehen und ihn in späteren Jahren vor allen Versuchungen und Gefahren der Welt zu bewahren. Unter diesen Umständen müsse ihr Aufenthalt in ihrem gegenwärtigen Wohnorte, wo ihr die Dienste des Geistlichen als Lehrer für ihren Knaben nicht zu Gebote standen, ein Ende haben. Sie habe Erkundigungen angestellt und von einem Hause in Mr. Brock’s Nachbarschaft gehört, welches ihren Zwecken entsprechen würde; außerdem habe sie erfahren, daß Mr. Brock früher Kostgänger und Schüler bei sich aufzunehmen gepflegt. Im Besitze dieser Auskunft habe sie es gewagt, mit Beweisen ihrer Achtbarkeit versehen, doch ohne ein förmliches Empfehlungsschreiben, sich ihm vorzustellen; sie wünsche Mr. Brock jetzt zu fragen, ob er, falls sie sich in seiner Gegend niederließe, auf irgendeine Weise zu bewegen sein würde, sein Haus abermals einem Zöglinge zu öffnen.

      Wäre Mrs. Armadale eine Dame ohne persönliche Reize gewesen oder hätte Mr. Brock die Schutzwehr einer Gattin besessen, so würde die Wittwe ihre Reise wahrscheinlich vergebens unternommen haben. Doch, wie die Sachen sich jetzt verhielten, prüfte der Pfarrer die Papiere, welche ihre Achtbarkeit verbürgten, und bat sich Bedenkzeit aus. Als dieselbe verstrichen war, that er, was Mrs. Armadale gehofft hatte; er war bereit, seine Schultern mit der Verantwortlichkeit für ihren Sohn zu beladen.

      Dies war das erste in der Reihe der Ereignisse, welche mit seiner gegenwärtigen Verlegenheit in Beziehung standen. Dasselbe hatte sich im Jahre achtzehnhundert siebenunddreißig zugetragen. Mr. Brocks Gedächtniß führte ihn dann zu einem Erlebniß, das der Gegenwart näher lag, zu einem Erlebniß aus dem Jahre achtzehnhundert fünfundvierzig.

      Der Schauplatz war wieder in dem Fischerdorfe an der Küste von Sommersetshire und die Personen abermals Mrs. Armadale und ihr Sohn. Während der verflossenen acht Jahre war Mr. Brock’s Verantwortlichkeit eine ziemlich leichte gewesen, denn der Knabe hatte seiner Mutter und seinem Lehrer nur wenig Sorge verursacht. Er lernte allerdings langsam, doch lag die Ursache hiervon mehr in einer angebornen Unfähigkeit, seine Aufmerksamkeit auf seine Arbeit zu ruhten, als in einem Mangel an Fassungsgabe. Sein Temperament – dies ließ sich nicht leugnen – war ein im höchsten Grade leichtsinniges; er handelte ganz unbekümmert nach seinen ersten Impulsen und überließ sich blindlings seinen Einfällen. Auf der andern Seite mußte man zu seinen Gunsten zugeben, daß er offen war wie der Tag; es wäre schwer gewesen, irgendwo einen großmüthigeren, liebevolleren, gutherzigeren Knaben zu finden. Eine gewisse Originalität des Charakters und eine natürliche Gesundheit in allen seinen Gefühlen und Neigungen ließ ihn aus den meisten Gefahren, denen das Erziehungssystem seiner Mutter ihn unvermeidlicher Weise aussetzte, unverletzt hervorgehen. Er hatte eine echt englische Vorliebe für das Meer und alles was mit demselben in Beziehung steht; und wie er heranwuchs, ward es fast unmöglich, ihn vom Strande fortzulocken und von den Schiffszimmerhöfen fern zu halten. Im Verlaufe der Zeit ertappte seine Mutter ihn zu ihrem großen Erstaunen und Verdrusse sogar dabei, daß er als Freiwilliger in einem der letzteren arbeitete. Er gestand, daß sein ganzer Ehrgeiz für die Zukunft darin bestehen einst selbst einen solchen Hof zu besitzen, und daß sein gegenwärtiger Zweck dahin gehe, sich selbst ein Boot bauen zu lernen. In der weisen Voraussicht, daß eine solche Beschäftigung während seiner Mußestunden gerade am meisten geeignet sei, den Knaben für den Mangel an Gefährten seines Standes und Alters zu entschädigen, überredete Mr. Brock Mrs. Armadale mit großer Mühe, ihren Sohn hierin gewähren zu lassen. Zur Zeit jenes zweiten Ereignisses im Leben des Geistlichen mit seinem Zöglinge, welches uns jetzt zu erzählen bevorsteht, hatte der junge Armadale lange genug im Hofe des Schiffszimmermanns gelernt, um das Ziel seiner Wünsche erreicht und mit eigener Hand den Kiel seines Bootes gelegt zu haben.

      Spät an einem Sommerabende, bald nachdem Allan sein sechszehntes Jahr vollendet, verließ Mr. Brock seinen Zögling bei der Arbeit im Bauhofe und ging, die »Times« in der Hand, um den Abend bei Mrs. Armadale zuzubringen.

      Die Jahre, die seit ihrem ersten Begegnen verflossen waren, hatten die Beziehungen zwischen dem Geistlichen und seiner Nachbarin längst geordnet. Die ersten Bewerbungen, zu denen Mr. Brocks Bewunderung für die Wittwe ihn schon in der ersten Zeit ihres Umganges hingerissen hatten, waren von dieser mit einer Bitte um seine Nachsicht aufgenommen worden, welche für die Zukunft seine Lippen geschlossen hatte. Sie hatte ihn ein für allemal überzeugt, daß die einzige Stelle, die er je in ihrem Herzen einzunehmen hoffen dürfe, die eines Freundes sei, und er hatte sie lieb genug, um sich mit dem zu begnügen, was sie ihm zu bieten hatte. So wurden sie Freunde, und blieben Freunde. Das friedliche Verhältniß des Geistlichen zu dem Weibe, das er liebte, ward durch keine eifersüchtige Furcht vor dem Erfolge eines Andern in dem, was ihm selbst mißglückt war, verbittert. Von den wenigen Gentleman, die in der Umgegend wohnhaft waren, ward keiner anders als wie ein bloßer Bekannter von Mrs. Armadale empfangen. Mit der ländlichen Zurückgezogenheit, in die sie sich freiwillig verbannte, vollkommen zufrieden, hatte die Gesellschaft für sie nicht den Reiz, welcher andere Frauen in ihrer Lage und ihrem Alter verlockt haben würde. Mr. Brock und seine Zeitung, die mit einförmiger Regelmäßigkeit dreimal in der Woche an ihrem Theetische erschienen, theilten ihr alles dasjenige mit, was sie von der großen äußeren Welt, welche die Grenzen ihres wechsellosen Lebens umkreiste, zu wissen begehrte.

      An dem in Frage stehenden Abende ließ Mr. Brock sich in dem Lehnsessel nieder, in dem er stets dort saß, nahm die eine Tasse Thee an, die er dort jedes Mal trank, und entfaltete die Zeitung, die er Abs. Armadale regelmäßig vorlas, während diese ihm von dem Sofa aus zuhörte. »Gerechter Himmel!« rief der Pfarrer in einer ganz neuen Tonart, als seine Augen auf die erste Seite der Zeitung fielen.

      Eine solche Introduction zu der Abendlectüre hatte, soviel Mrs. Armadale sich zu erinnern vermochte, noch niemals stattgefunden. Vor Neugier zitternd blickte sie von ihrem Sofa zu ihm hin und bat ihren ehrwürdigen Freund, ihr eine Erklärung geben zu wollen.

      »Kaum kann ich meinen Augen trauen«, sagte Mr. Brock »Hier steht eine Ausforderung an Ihren Sohn, Mrs. Armadale.«

      Und er las ohne weitere Vorrede wie folgt: »Falls diese Zeilen Allan Armadale in die Augen fallen, wird er ersucht, sich entweder persönlich oder brieflich mit den Herren Hammick & Ridge, Lincoln’s-Inn-Fields, London, wegen wichtigen Angelegenheiten, die ihn persönlich betreffen, in Verbindung zu setzen. Wenn Jemand die Herrn Hammick & Ridge zu unterrichten im Stande ist, wo die obengenannte Person zu finden, so würden jene Herrn ihm sehr verpflichtet sein. Um jedem Mißverständnisse vorzubeugen, sei bemerkt, daß der vermißte Allan Armadale ein junger Mensch von fünfzehn Jahren ist und daß dieser Aufruf von seiner Familie und seinen Angehörigen erlassen worden ist.«

      »Eine andere Familie und andere Angehörige sind gemeint«, sagte Mrs. Armadale »Die in jenem Aufruf beschriebene Person ist nicht mein Sohn.«

      Der Ton, in dem sie sprach, überraschte Mr. Brock. Die Veränderung, die er in ihrem Gesichte bemerkte, beunruhigte ihn. Ihre zarte Gesichtsfarbe war einer fahlen Blässe gewichen; ihre Augen wandten sich in einer seltsamen Mischung von Verwirrung und Bestürzung von ihrem Gaste ab; sie sah wenigstens um zehn Jahre älter aus als sie war.

      »Es ist ein so ungewöhnlicher Name«, entgegnete Mr. Brock, indem er sich zu entschuldigen suchte, denn er befürchtete, er habe sie beleidigt. »Es schien mir wirklich unmöglich, daß es zwei solche —«

      »Es giebt ihrer in der That zwei«, unterbrach ihn Mrs. Armadale. »Allan ist, wie Sie wissen, sechszehn Jahre alt. Wenn Sie den Ausruf noch ein- mal ansehen wollen, werden Sie finden, daß der darin Beschriebene nur fünfzehn Jahre alt ist. Obgleich er denselben Tauf und Familiennamen führt, ist er doch, Gott sei’s gedankt, in keiner Weise mit meinem Sohne verwandt. So lange ich lebe, wird es der Gegenstand all meiner Hoffnungen und Gebete sein, daß Allan ihn niemals sehen, nie von ihm hören möge. Mein gütiger Freund, ich sehe, daß ich Sie in Erstaunen setze; wollen Sie Nachsicht mit mir haben, wenn ich diese Verhältnisse unerklärt lasse? Mein vergangenes Leben birgt so viel Elend und Kummer, daß es mich schmerzt, davon zu reden, selbst Ihnen gegenüber. Wollen Sie mir, indem Sie nie wieder von dem Gegenstande


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