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Armadale. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Armadale - Уилки Коллинз


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in der Dunkelheit bei seinem Auf- und Abgehen begleitet, begleitete ihn auch jetzt in der Tageshelle Schritt für Schritt. Es bemächtigte sich seiner abermals die Ueberzeugung daß entweder ihm oder Allan irgendetwas zustoßen müsse, ehe sie das Wrack verließen.

      Mit jeder Minute ward es heller am östlichen Himmel, und die finstern Stellen auf dem Verdeck des Holzschiffes zeigten in der Helle des Tages ihre nackte Leerheit. Wie der Landwind sich wieder erhob, erwachte auch das Meer und fing im Morgenlichte zu murmeln an. Selbst das kalte Geplätscher der kurzen Wellen veränderte seinen melancholischen Klang und schlug sanfter an das Ohr, als die milden Strahlen der Sonne warm auf dieselben herabfielen. Midwinter machte auf dem Vordertheile des Schiffes Halt und suchte sich wieder in die Gegenwart zu versetzen. Wohin er sich wandte, sah er sich von den erheiternden Einflüssen der Stunde umgeben. Das frohe Morgenlächeln des Sommerhimmels goß in seiner barmherzigen Liebe zur alten milden Erde seine allumfassende Herrlichkeit selbst über das Wrack aus! Der Thau, der glitzernd auf den Feldern der Inseln lag, funkelte auch auf dem Verdeck, und das abgenutzte rostige Tafelwerk war ebenso glänzend geschmückt wie die frischen, grünen Blätter am Ufer. Indem er rings umherschaute, wanderten Midwinter’s Gedanken unwillkürlich zu dem Gefährten, der das Abenteuer der Nacht mit ihm getheilt hatte. Er kehrte nach dem Hintertheile des Schiffes zurück und redete Allan an. Da er keine Antwort erhielt, trat er zu der liegenden Gestalt heran und betrachtete dieselbe näher. Allan war, sich selbst überlassen, von seiner Ermüdung überwältigt worden. Sein Kopf war zurückgesunken, sein Hut herabgefallen. Er lag, der Länge nach auf dem Verdeck ausgestreckt, in festem friedlichen Schlummer.

      Midwinter nahm seinen Spaziergang wieder auf; sein Geist war in Zweifel versunken; seine eigenen früheren Gedanken erschienen ihm plötzlich sehr seltsam. Mit wie trüben Ahnungen hatte er der kommenden Zeit entgegengesehen – und wie harmlos war diese Zeit jetzt gekommen! Die Sonne stieg am Himmel auf, die Stunde der Erlösung rückte immer näher und näher, und von den beiden Armadale, die auf dem unglückseligen Schiffe gefangen waren, lag der eine in sanftem Schlummer da, während der andere ruhig das Erwachen des neuen Tages beobachtete.

      Die Sonne stieg höher; die Stunde rückte vor. In dem geheimen Argwohne gegen das Wrack, der ihm noch immer anhaftete, schaute Midwinter spähend nach beiden Ufern hinüber, um Zeichen erwachenden menschlichen Lebens zu entdecken. Allein es war noch immer einsam am Lande. Die Rauchsäulen, die bald aus den Essen der Bauernhütten emporkräuseln sollten, waren noch nirgend zu sehen.

      Nach einem kurzen Sinnen kehrte er wieder nach dem Hintertheile des Schiffes zurück, um zu sehen, ob sich nicht ein Fischerboot innerhalb Hörweite hinter ihnen befinde. Für, den Augenblick mit diesem neuen Gedanken beschäftigt, ging er eilig an Allan vorüber, indem er kaum bemerkte, daß dieser noch immer schlafe. Mit dem nächsten Schritte würde er sich am Hackebord befunden haben – doch ein Laut verhinderte ihn, diesen Schritt zu thun, ein Laut, der einem matten Stöhnen glich. Er wandte sich um und betrachtete den Schläfer auf dem Verdeck. Er kniete nieder und beobachtete ihn näher.

      »jetzt ist das Unglück da!« flüsterte er für sich. »Nicht für mich – aber für ihn.«

      Es war da in der hellen Frische des Morgens; es war gekommen in dem Geheimnisse und dem Grauen eines Traumes. Das Gesicht, welches Midwinter zuletzt so ruhig gesehen, war jetzt das verzerrte Gesicht eines Leidenden. Der Schweiß stand dicht auf Allan’s Stirn und feuchtete sein lockiges Haar. Seine halb geöffneten Augen zeigten nichts als das Weiße des matt glänzenden Augapfels. Seine ausgestreckten Hände kratzten und krallten auf dem Verdeck umher. Von Zeit zu Zeit stöhnte und murmelte er vor sich hin; aber die Worte, die ihm entschlüpften wurden durch sein Zähnefletschen unverständlich. Dort lag er – körperlich dem Freunde so nahe, der sich über ihn hinbeugte; im Geiste sofern, daß die Beiden sich ebenso gut in verschiedenen Welten hätten befinden können – dort lag er, während der Schein der Morgensonne auf sein Gesicht herabströmte, in den Qualen seines Traumes.

      In dem Geiste des Mannes, der ihn betrachtete, erwachte eine Frage, und nur diese eine. Was hatte das Verhängnis, das ihn auf diesem Schiffe gefangen hielt, ihn sehen zu lassen bestimmt?

      Hatte der verrätherische Schlaf die Pforten des Grabes für denjenigen der beiden Armadale geöffnet, den der andere über die Wahrheit in Unwissenheit erhalten? Offenbarte die Ermordung des Vaters sich in einem Traumgesichte dem Sohne, hier an derselben Stelle, wo das Verbrechen begangen worden war?

      Indem diese Frage alles Andere in seinem Geiste in den Schatten drängte, kniete der Sohn des Mörders auf dem Verdeck nieder und betrachtete den Sohn des Mannes, den seines Vaters Hand erschlagen.

      Der Kampf zwischen dem schlafenden Körper und dem wachen Geiste ward jeden Augenblick heftiger. Des Träumenden hülfloses Jammern nach Erlösung ward lauter; seine Hände erhoben sich und krallten die leere Luft. Mit der alles überwindenden Furcht ringend, in der er noch immer befangen war, legte Midwinter seine Hand sanft auf Allan’s Stirn. So leicht die Berührung war, regten sich doch in dem träumenden Manne geheime Sympathien, die dieselbe beantworteten. Sein Stöhnen hörte auf und seine Hände sanken langsam herab. Es erfolgte ein Augenblick der Erwartung, und Midwinter schaute näher hin. Sein Athem strich leicht über das Gesicht des Schlafenden hin. Da richtete Allan sich plötzlich empor, warf sich auf seine Knie, als wäre ein Trompetenstoß an sein Ohr gedrungen – und im Augenblick war er wach.

      »Du hast geträumt«, sagte Midwinter, als der Andere ihn in der ersten Verwirrung des Erwachens wild anstierte.

      Allan’s Augen schweiften über das Verdeck hin – anfangs mit leerem Blicke, dann mit einem Ausdrucke zorniger Ueberraschung. »Sind wir noch immer hier?« sagte er, während Midwinter ihm aufstehen half. »Was ich sonst immer an Bord dieses verdammten Schisses thun mag«, fügte er nach einem Augenblicke hinzu, »jedenfalls will ich hier nicht wieder einschlafen!«

      Indem er diese Worte sprach, spähten die Augen seines Freundes mit stiller Frage in seinem Gesichte. Sie gingen neben einander auf dem Schiffe auf und ab.

      »Erzähle mir Deinen Traum«, bat Midwinter mit einem seltsamen Tone des Argwohns in seiner Stimme und einer seltsamene Kürze in seinem Wesen.

      »Ich kann es noch nicht erzählen«, erwiderte Allan. »Warte ein wenig, bis ich mich wieder gefaßt habe.«

      Sie gingen noch einmal auf und ab. Midwinter stand still und ergriff abermals das Wort.

      »Schau mich einen Augenblick an, Allan!« sagte er hastig.

      Es lag in Allan’s Gesichte, wie er dasselbe dem Sprechenden zuwandte, etwas von der Qual des Traumes und etwas von dem natürlichen Erstaunen über diese soeben an ihn gerichtete seltsame Aufforderung; doch war keine Spur von Groll oder lauerndem Mißtrauen darin zu entdecken. Midwinter wandte sich schnell zur Seite und verbarg, so gut er es vermochte, den Ausdruck freudiger Ueberraschung, zu dem ihn sein erleichtertes Herz zwang.

      »Sehe ich ein wenig verstört aus?« frug Allan, indem er seinen Arm nahm und ihn wieder weiter führte. »Beunruhige Dich deshalb nicht. Mir ist der Kopf wild und schwindlich – aber ich werde es bald überwinden.«

      Sie schritten während der nächsten wenigen Minuten schweigend auf und ab, der Eine, indem er sich des Grauens seines Traumes zu entschlagen bemüht war, der Andere, indem er zu entdecken versuchte, worin das Grauen dieses Traumes bestanden habe. Von ihrer bedrückenden Furcht befreit, hatte sich Midwinter’s abergläubische Natur sofort auf eine weitere Schlußfolgerung gestürzt. Hatte etwa der Schläfer im Traume eine andere Vision gehabt als die Offenbarung der Vergangenheit? Hatte sein Traum ihn in dem Buche der Zukunft seine künftige Lebensgeschichte lesen lassen? Der blose Gedanke an diese Möglichkeit verdoppelte Midwinter’s Verlangen, in das Geheimniß einzudringen, welches Allan’s Schweigen ihm noch immer vorenthielt.

      »Ist Dein Kopf jetzt klarer?« frug er. »Kannst Du mir jetzt Deinen Traum erzählen?«

      Während er diese Frage that, rückte der letzte denkwürdige Augenblick in dem Abenteuer nahe heran.

      Sie waren am Spiegel angelangt und im Begriff, sich wieder umzuwenden. Während Allan die Lippen öffnete, um jene Frage Midwintens zu beantworten, schaute er mechanisch aufs Meer hinaus, und anstatt zu antworten lief er plötzlich an den Hackebord und schwenkte mit lautem Jubelrufe den Hut.

      Midwinter


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