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Das Mormonenmädchen Erster Band. Balduin MöllhausenЧитать онлайн книгу.

Das Mormonenmädchen Erster Band - Balduin Möllhausen


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vier dralle, kräftige Burschen die auf den Ruderbänken saßen. Ihre Physiognomien, soweit die vollen Backen- und Kehlbärte sie nicht beschatteten, waren braun wie Mahagoni, ihre knochigen Fäuste nicht minder; wo aber die Hemdenkragen vorn auf der Brust auseinanderschlugen, da erblickte man, wie auch auf den entblößten Unterarmen, ein solches Gewirr von blau tätowirten Ankern, Herzen, Anfangsbuchstaben des eigenen Namens und der Namen von Mädchen, denen einst ewige Treue geschworen worden war, daß ein vollblütiger Minetareh-Indianer auf die unauslöschlichen verschlungenen Linien hätte neidisch werden können.

      Doch die tätowirten Zeichen waren ja nicht aus der Ferne zu unterscheiden; um so besser erkannte man aber dafür den prächtigen Rudertact, in welchem sie das Boot über die Fluthen dahintrieben. Handhabten sie doch die wuchtigen Riemen, als wenn es ebenso viele Pfeifenstiele gewesen waren, oder als ob sie sich, anstatt auf den Ruderbänken, an einem schönen Sonntag Mittag beim Wegstauen eines gut gerathenen Puddings befunden hätten.

      Genug, jeder einzelne dieser Burschen zeigte das untadelhafte Bild einer richtig auskalfaterten Theerjacke Nr. 1. A., doch bei allem Dem waren sie nichts, im Vergleich mit dem Hochbootsmann, der hinten im Stern des Bootes saß und das leichte Fahrzeug mittelst zweier an dem kleinen Steuer angebrachten Schnürchen in seinem schnellen Lauf lenkte.

      In der Bekleidung unterschied sich derselbe von seinen Gefährten nur dadurch, daß er ein silbernes Pfeifchen an einer silbernen Kette um den Hals trug, dagegen lag in seiner nachlässigen Haltung eine solche Würde, ein solches Selbstbewußtsein, wie nur eben ein Mensch empfinden kann, der nach langen Jahren schweren Dienstes endlich die erste Stufe zur höchsten Macht erstieg.

      Sein Körper war groß, hager und von herkulischem Bau, die Bewegungen aber, trotz der fünfzig bis sechszig Jahre, die er schon flott gewesen, noch immer leicht und sicher, wie bei Jemandem, der das Bewußtsein hegt, nie eine falsche oder vorschnelle Bewegung auszuführen. Seine Fäuste glichen einem Paar eiserner Schraubstöcke; seine Arme festen Handspeichen; sein dunkelbraunes Gesicht aber, welches dünnes, schwarzes, mit etwas Grau untermischtes Haupthaar von oben, und ein dichter blauschwarzer Bart, der wie eine Binde von dem einen Ohr nach dem andern unter dem Kinn durchlief, von unten einrahmte, erinnerte nicht wenig an ein altes zerfetztes Logbuch, in welchem schon seit einem halben Jahrhundert die Stürme und Windstillen aller Breiten und Längen eingetragen worden.

      Die ursprünglichen Gesichtsformen bei ihm herauszufinden, würde gewiß schwer gehalten haben, denn außerdem, daß die Haut durch die stets wechselnden atmosphärischen Einflüsse, wie bei einem Blatterkranken, verharrscht war, lief noch zum Ueberfluß von dem rechten Ohr quer über die Nase nach dem linken Auge eine furchtbare Narbe hinüber, die er offenbar dem Schlage mit einem Messer oder dem Hiebe mit einem kurzen schweren Cutlaß oder Enterschwert verdankte.

      Sein gewiß nicht schönes Gesicht erhielt durch die verunstaltende Narbe einen merkwürdigen Ausdruck grimmiger Wildheit. Derselbe wurde indessen bedeutend gemildert durch die kleinen, etwas zusammengekniffenen Augen, die, verschlagen unter dichten buschigen Brauen hervorlugend, bei allem Ernst doch einen hohen Grad von Gutmüthigkeit verriethen.

      Die unzähligen Ruder- und Segelboote, die, bald geführt von kundigen Händen, bald bemannt mit unbeholfenen Landratten und lustfahrenden Müßiggängern, nach allen Richtungen hin das Fahrwasser der eben beschriebenen Jolle kreuzten, derselben begegneten oder von ihr eingeholt wurden, schien der alte Bootsmann gar nicht zu bemerken. Er überließ es gleichsam dem Instinct seiner Hände, den Weg zwischen den vielen Hindernissen, ohne anzustoßen, hindurch zu steuern; denn seine Blicke waren beständig nach oben auf die Takelagen der doppelten und dreifachen Reihe von Kauffahrern gerichtet, die ihm die Aussicht auf die Stadt selbst verbargen.

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      Ich gebe eine kurze Beschreibung des Mormonenthums, zusammengestellt aus Notizen, welche ich dem officiellen »Report« des Vereinigte Staaten-Capitäns Howard Stansbury, vom Jahre 1852, und der Abhandlung über das Mormonenthum den von den Utahindianern später erschlagenen Capitäns Gunnison, ebenfalls vom Jahre 1852, entnommen und mit meinen eigenen, im persönlichen Verkehr mit den Mormonen gewonnenen und gesammelten Erfahrungen in Verbindung gebracht habe.

      2

      Gentiles, der englischen Bibel entnommen, zu übersetzen mit: »Heiden.«

      3

      Am oberen Missouri erlebte ich es noch vor wenig Jahren, daß unter den dort versammelten Mormonen nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer die Vielweiberei abläugneten. Offenbar geschah dieses, um die verheiratheten Frauen zu täuschen, von denen manche vielleicht Anstand genommen hätten, ihren Gatten nach dem Salzsee, von wo ihnen die Rückkehr abgeschnitten, zu folgen, um sich dort noch anderen Lebensgefährtinnen zur Seite stellen zu lassen.

      4

      The Mormons or the latter day saints in the valley of the great Salt Lake, by J. W. Gunnison, pag. 68.

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Ich gebe eine kurze Beschreibung des Mormonenthums, zusammengestellt aus Notizen, welche ich dem officiellen »Report« des Vereinigte Staaten-Capitäns Howard Stansbury, vom Jahre 1852, und der Abhandlung über das Mormonenthum den von den Utahindianern später erschlagenen Capitäns Gunnison, ebenfalls vom Jahre 1852, entnommen und mit meinen eigenen, im persönlichen Verkehr mit den Mormonen gewonnenen und gesammelten Erfahrungen in Verbindung gebracht habe.

2

Gentiles, der englischen Bibel entnommen, zu übersetzen mit: »Heiden.«

3

Am oberen Missouri erlebte ich es noch vor wenig Jahren, daß unter den dort versammelten Mormonen nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer die Vielweiberei abläugneten. Offenbar geschah dieses, um die verheiratheten Frauen zu täuschen, von denen manche vielleicht Anstand genommen hätten, ihren Gatten nach dem Salzsee, von wo ihnen die Rückkehr abgeschnitten, zu folgen, um sich dort noch anderen Lebensgefährtinnen zur Seite stellen zu lassen.

4

The Mormons or the latter day saints in the valley of the great Salt Lake, by J. W. Gunnison, pag. 68.

5

Möllhausen, Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas bis zum Hochplateau von Neu-Mexico, I. pag. 409


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