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Blinde Liebe. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Blinde Liebe - Уилки Коллинз


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Moment, als sich die Thür hinter ihr schloß, sprang Iris auf und eilte zu Mountjoy hin.

      »O Hugh,« sagte sie, »ich sah die Adresse auf dem Paket, als das Dienstmädchen es auf den Tisch legte.«

      »Was kann Sie denn an dieser Adresse so erregen, liebe Iris?«

      »Bitte, sprechen Sie nicht so laut! Sie horcht vielleicht vor der Thür.«

      Nicht nur die Worte, sondern auch der Ton, in welchem sie gesprochen waren, überraschten Mountjoy. »Meinen Sie Ihre Freundin, Mrs. Vimpany?« rief er aus.

      »Mrs. Vimpany scheute sich, das Paket in unserer Gegenwart zu eröffnen,« fuhr Iris fort. »Sie müssen es ja selbst bemerkt haben. Die Handschrift war mir bekannt; ich weiß genau, wer die Adresse geschrieben hat.«

      »Nun, wer denn?«

      Sie flüsterte ihm leise ins Ohr:

      »Lord Harry!«

      Fünfzehntes Kapitel

      Verwunderung ließ Hugh einen Augenblick verstummen. Iris verstand den Blick, welchen er auf sie warf, und erwiderte ihn.

      »Ich bin vollständig von dem überzeugt,« sagte sie zu ihm, »was ich soeben ausgesprochen habe.«

      Mountjoys bedächtiger, nicht leicht aus dem Gleichgewicht zu bringender Sinn trug Bedenken, ein allzu schnelles Urteil zu fällen.

      »Ich bin sicher, daß Sie von dem, was Sie mir gesagt haben, vollständig überzeugt sind,« entgegnete er. »Aber Irrtümer kommen doch bisweilen bei der Beurteilung von Handschriften vor.«

      Infolge des lebhaft erregten Zustandes, in dem sich Iris jetzt befand, war sie sehr leicht beleidigt. Er hatte ja selbst, wie sie ihm ins Gedächtnis zurückrief, in früherer Zeit die Handschrift Lord Harrys gesehen. War denn überhaupt bei diesem dick geschriebenen Buchstaben ein Irrtum möglich?

      »O Hugh!« rief sie aus; »ich bin elend genug, versuchen Sie es nicht, mir noch abstreiten zu wollen, was ich genau weiß! Nur denken zu müssen, daß eine so liebenswürdige, so freundliche, so uneigennützig erscheinende Frau – nur denken zu müssen, daß Mrs. Vimpany mich getäuscht hat!«

      Es lag nicht der geringste Grund vor, dem, was sich ereignet hatte, diese Auslegung zu geben. Mountjoy machte daher auch besänftigende Einwendungen.

      »Meine liebe Iris, wir wissen wirklich noch nicht, ob Mrs. Vimpany in der That nach Vorschriften von Lord Harry gehandelt hat. Warten Sie daher noch eine kurze Zeit, bevor Sie Ihre Reisegefährtin beschuldigen, daß sie Ihnen nur in der Absicht ihre Dienste angeboten habe, um Sie zu täuschen.«

      Iris war von neuem ärgerlich über ihren Freund.

      »Warum aber hat mir Mrs. Vimpany nie gesagt, daß sie Lord Harry kennt? Ist das nicht verdächtig?«

      Mountjoy lächelte.

      »Erlauben Sie, daß ich auch meinerseits eine Frage stelle,« sagte er. »Haben Sie denn Mrs. Vimpany erzählt, daß Sie Lord Harry kennen?« Iris gab keine Antwort, aber ihr Gesicht sprach statt dessen. »Nun also,« fuhr er fort, »ist vielleicht ihr Schweigen verdächtig? Merken Sie wohl, ich bin weit davon entfernt, zu sagen, daß dieses, wenn es der Fall wäre, nicht eine sehr unangenehme Entdeckung sein würde. Aber lassen Sie uns nur erst vollkommen sicher sein, daß wir recht haben.«

      Neben den meisten weiblichen Vorzügen besaß Miß Henley auch viele Fehler der Frauen. Sie hielt an ihrer eigenen Meinung fest und fragte nur Hugh, wie sie denn hoffen könnten, zu einer Gewißheit darüber zu kommen, da sie doch ihre Fragen an eine Person richten müßten, welche sie schon getäuscht hätte.

      Mountjoys unerschöpfliche Geduld suchte Mrs. Vimpany immer noch zu verteidigen.

      »Wenn sie zurückkommt,« sagte er, »so werde ich schon eine passende Gelegenheit zu finden wissen und Lord Harrys Namen erwähnen. Wenn sie dann sagt, daß sie ihn kennt, so können wir mit gutem Gewissen ihr auch weiterhin trauen.«

      »Angenommen nun, sie heuchelt Unkenntnis,« fuhr Iris hartnäckig fort, »und gibt sich den Anschein, als ob sie niemals zuvor seinen Namen gehört hätte.«

      »In diesem Falle werde ich gern zugeben, daß ich im Unrecht war, und werde Sie bitten, mir zu verzeihen.«

      Da fühlte sich Iris denn doch beschämt.

      »Ich bin es,« erwiderte sie, »die um Verzeihung bitten muß. O, wie oft ist es schon mein Wunsch gewesen, daß ich mir alles genau vorher überlegen könnte, bevor ich es ausspreche; wie anmaßend und ungezogen bin ich jetzt wieder gewesen, aber angenommen, Hugh, es stellte sich heraus, daß ich doch recht hätte, was werden Sie dann thun?«

      »Dann, meine liebe Iris, würde es meine Pflicht sein, Sie und Ihr Kammermädchen so schnell wie möglich aus diesem Hause wegzubringen und Ihrem Vater zu sagen, welch gewichtige Gründe dafür vorhanden sind.«

      Er hielt in seiner Rede plötzlich inne. Mrs. Vimpany betrat soeben das Zimmer; sie war wieder in dem vollständigen Besitz ihrer vornehmen Höflichkeit, welche durch ein verbindliches Lächeln gemildert wurde.

      »Ich habe Sie, Miß Henley, in solch guter Gesellschaft gelassen,« sagte sie mit einem graziösen Neigen ihres Kopfes gegen Mountjoy, »daß ich wohl kaum nötig habe, meine Entschuldigung zu wiederholen. Es müßte denn sein, daß ich eine vertrauliche Unterredung durch mein Kommen gestört hätte.«

      Die günstige Gelegenheit, den vorgenommenen Versuch mit Lord Harrys Namen zu machen, schien sich jetzt schon von selbst dargeboten zu haben. Mountjoy ergriff sie rasch.

      »Sie haben durchaus nichts gestört, was irgendwie vertraulich gewesen wäre,« beeilte er sich, Mrs. Vimpany zu versichern. »Wir haben nur von einem leichtsinnigen jungen Edelmann gesprochen, den wir beide sehr gut kennen. Wenn das, was ich von ihm höre, wahr ist, so ist er schon eine öffentliche, allgemein bekannte Persönlichkeit geworden; seine Abenteuer und tollen Streiche haben bereits ihren Weg in verschiedene Zeitungen gefunden.«

      Hier hätte nun Mrs. Vimpany, wenn sie den Erwartungen Hughs entsprochen haben würde, fragen sollen, wer denn der junge Edelmann wäre; sie hörte aber nur mit höflichem Stillschweigen zu.

      Mit der schnellen Auffassungsgabe der Frau hatte Iris sofort erkannt, daß Mountjoy die Gelegenheit, zu fragen, nicht allein zu früh ergriffen, sondern daß er mich mit einer allzu handgreiflichen Deutlichkeit gesprochen hatte, welche eine so kluge und schlaue Person wie Mrs. Vimpany war, vorsichtig machen mußte. In dem Bestreben jedoch, ihn von der Verfolgung seines unglücklichen Versuches abzuhalten, verfiel Iris in denselben Fehler wie Hugh Mountjoy. Sie ergriff ebenfalls zu früh die ihr passend erscheinende Gelegenheit, das heißt, sie war allzu voreilig, das Gespräch auf einen andern Gegenstand zu bringen.

      »Sie sprachen soeben, Hugh, von den Abenteuern unseres Freundes,« sagte sie; »ich fürchte, Sie werden sich selbst in ein Abenteuer von nicht sehr angenehmer Art verwickelt haben, wenn Sie in dem Gasthofe ein Nachtquartier zu finden hoffen. Ich habe noch niemals zuvor ein so erbärmliches Wirtshaus wie das hiesige gesehen.«

      »Nicht doch, meine liebe Miß Henley,« beeilte sich Mrs. Vimpany einzuwenden, »das Gasthaus ist viel reinlicher und wohnlicher, als Sie annehmen. Ein hartes Bett und eine dürftige Ausstattung sind die schlimmsten Unannehmlichkeiten, welche Ihr Freund zu fürchten hat. – Wissen Sie,« fuhr sie dann, zu Mountjoy gewendet, fort, »daß ich lebhaft an einen meiner Bekannten erinnert wurde, als Sie vorhin von dem jungen Edelmann sprachen, von dessen Abenteuern schon in den Zeitungen berichtet wurde? Sollte es denn möglich sein, daß Sie damit den Bruder des gegenwärtigen Earl of Norland gemeint haben? Ein hübscher junger Irländer, mit dem ich seit vielen Jahren bekannt bin! Habe ich recht in meiner Annahme, daß Sie und Miß Henley Lord Harry kennen?« fragte sie.

      Was konnte ein unbefangenes Gemüt mehr verlangen? Nachdem Mountjoy bestätigt hatte, daß Lord Harry der junge Edelmann sei, von dem er und Miß Henley gesprochen hatten, stand er auf, um sich zu verabschieden.

      Iris fühlte das dringende Bedürfnis, noch einige Worte mit Hugh allein zu sprechen. Der Vorwand dafür bot sich von selbst dar durch die entfernte Lage des Gasthauses.

      »Sie werden niemals allein


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