Эротические рассказы

Der Mondstein. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Der Mondstein - Уилки Коллинз


Скачать книгу
wir uns zuwenden?«

      Er hatte sowohl eine deutsche wie eine französische Erziehung genossen. Bis jetzt hatte die eine von beiden; wie ich glaubte, ausschließlichen Besitz von ihm genommen, jetzt aber trat, so viel ich es beurtheilen konnte, die andere an die Stelle. Es ist einer meiner Grundsätze im Leben, nie Bemerkungen bei etwas zu machen, was ich nicht verstehe. Mit andern Worten: Ich sah ihm gerade in’s Gesicht und sagte weiter nichts.

      »Suchen wir uns die wahre Bedeutung dieser Worte klar zu machen,« fuhr Herr Franklin fort, »warum hat mein Onkel den Diamanten Rachel und nicht meiner Tante vermacht?«

      »Das ist nicht schwer zu errathen,« erwiderte ich, «Oberst Herncastle kannte Mylady gut genug, um zu wissen, daß sie die Annahme jedes von ihm kommenden Vermächtnisses verweigert haben würde.«

      »Und woher wußte er, daß Rachel nicht ebenfalls die Annahme eines solches Vermächtnisses verweigern würde?«

      »Giebt es ein junges Mädchen, die der Versuchung, ein solches Geburtstagsgeschenk wie den Mondstein anzunehmen, zu widerstehen vermöchte?«

      »Das ist die subjective Art, die Sache anzusehen,« entgegnete Herr Franklin »Es macht ihnen alle Ehre, Betteredge, daß Sie sich zu dieser Betrachtungsweise zu erheben im Stande sind. Das Vermächtnis des Obersten birgt aber noch ein anderes Geheimniß, welches wir noch nicht berücksichtigt haben. Wie sollen wir es erklären, daß es Rachel ihr Geburtstagsgeschenk nur unter der Bedingung vermacht, daß ihre Mutter noch am Leben sei?«

      »Ich möchte einem Todten nichts Böses nachreden,« antwortete ich, »aber wenn er seiner Schwester absichtlich durch ein ihrem Kinde gemachtes Geschenk ein Vermächtniß voll Sorge und Gefahr hinterlassen hat, so mußte er natürlich das Geschenk an die Bedingung des Lebens seiner Schwester knüpfen, damit sie die ihr zugedachten Unannehmlichkeiten empfinden könne.«

      So erklären Sie also seine Motive? Wieder die subjective Erklärung! Sind Sie je in Deutschland gewesen, Betteredge?«

      »Nein, und was ist Ihre Erklärung, wenn ich fragen darf?«

      »So viel ich sehe,« sagte Herr Franklin, kann der Zweck des Obersten sehr wohl der gewesen sein, nicht seiner Nichte, die er nie gesehen hatte, etwas Gutes zu erzeigen, sondern seiner Schwester auf sehr graciöse Art durch ein ihrer Tochter gemachtes Geschenk zu beweisen, daß er ihr sterbend vergeben habe. Da haben Sie eine von der Ihrigen ganz verschiedene Art der Erklärung, die von einer subjectiv-objectiven Betrachtungsweise ausgeht. So weit ich es zu beurtheilen vermag, hat die eine Erklärung genau so viel für sich, als die andere.«

      Als er die Frage auf diesen befriedigenden Punkt gebracht hatte, schien Herr Franklin zu finden, daß er Alles gethan habe, was von ihm verlangt werden könne. Er legte sich flach auf den Rücken in den Sand und fragte, was nun zu thun sei. Er war so klar und verständig gewesen, bevor er sein ausländisches Kauderwelsch ausgekramt hatte und hatte bis zu jenem Augenblick so vollständig die Leitung der Sache in die Hand genommen, daß ich auf einen solchen plötzlichen Wechsel, wie er ihn jetzt durch seinen hilflosen Appell an meinen Rath kundgab, völlig unvorbereitet war. Erst später erfuhr ich von Fräulein Rachel, welche zuerst die Entdeckung gemacht hatte, daß diese seltsamen Wechsel und Verwandlungen in Herrn Franklin’s Wesen von seiner ausländischen Erziehung herrührten. In dem Alter, wo wir Alle am bildsamsten und besonders geneigt sind, das Wesen anderer Leute auf uns wirken zu lassen, war er in’s Ausland geschickt und von einer Station zur andern gebracht worden, bevor er Zeit gehabt hätte, mehr die bei der einen als die bei der andern empfangenen Eindrücke in sich zu fixiren. In Folge davon hatte sich sein Wesen bei seiner Rückkehr so eigenthümlich entwickelt, daß er sein Leben in beständigem Widerspruch mit sich selbst und in einem Zustande zuzubringen schien, in welchem Alles mehr oder weniger unfertig und mehr oder weniger gegensätzlich erschien. Er konnte geschäftig und müßig, klar und verwirrt in seinem Kopf, ein Muster von Entschlossenheit und ein Opfer der bejammernswerthesten Hilflosigkeit sein, Alles durcheinander. Er hatte seinen französischen, seinen deutschen und seinen italienischen Charakter, wobei die englische Grundlage hie und da immer wieder durchbrach, als wolle sie sagen: »Hier bin ich, traurig verwandelt; aber es steckt doch immer noch etwas von mir in ihm.« Fräulein Rachel pflegte zu sagen, sein italienischer Charakter zeige sich bei den Gelegenheiten, wo er unerwarteter Weise nachgebe und einen Andern in seiner freundlich einschmeichelnden Weise bitte, ihm die ans ihm lastende Verantwortlichkeit abzunehmen. Man wird ihn, denke ich, nicht falsch beurtheilen, wenn man findet, daß eben jetzt der italienische Charakter die Oberhand bei ihm gewonnen hatte.

      »Ich sollte denken, es wäre Ihre Sache, zu wissen, was jetzt zu thun ist, meine ist es gewiß nicht.«

      Herr Franklin schien die Berechtigung meiner Frage nicht einzusehen, da er in jenem Augenblick nicht in der Lage war, überhaupt etwas Anderes als den Himmel über sich zu sehen.

      »Ich möchte meine Tante nicht ohne Grund beunruhigen,« sagte er, »und doch möchte ich sie auch wieder nicht ohne eine, vielleicht dringend nöthige Warnung verlassen. Sagen Sie mir mit einem Wort, was Sie an meiner Stelle thun würden.«

      In einem Wort sagte ich ihm »Warten.«

      »Das will ich herzlich gern,« antwortete Herr Franklin, »aber wie lange?«

      Ich erklärte mich nun:

      »Wenn ich recht verstehe, so soll Jemand diesen vermaledeiten Diamanten an Fräulein Rachels Geburtstag in ihre Hände legen und dieser Jemand können Sie so gut sein, wie ein Anderer. Gut, heute haben wir den 25. Mai und der Geburtstag ist am 21. Juni. Bis dahin haben wir also noch beinahe vier Wochen vor uns. Lassen Sie uns abwarten, was inzwischen geschieht, und lassen Sie uns je nach den Umständen Mylady von der Sache in Kenntniß setzen oder nicht.«

      »Vortrefflich, Betteredge, so weit wir damit kommen,« erwiderte Herr Franklin, »aber was sollen wir von nun bis zum Geburtstag mit dem Diamanten anfangen?«

      »Ganz dasselbe, was Ihr Vater damit anfing,« sagte ich. »Ihr Vater legte ihn in das sichere Gewahrsam einer Bank in London. Und Sie können ihn in das Gewahrsam der Bank von Frizinghall legen (Frizinghall war die uns nächstgelegene Stadt und die Bank von England konnte nicht sicherer sein, als die dortige Bank). An Ihrer Stelle« fügte ich hinzu, »würde ich unverzüglich mit dem Diamanten nach Frizinghall reiten, ehe die Damen zurückkommen.«

      Die Aussicht etwas zu thun, und was mehr ist, dieses Etwas zu Pferde zu thun, ließ Herrn Franklin wie einen Blitz vom Sande aufschnellen. Er sprang auf und riß mich ohne Umstände mit sich in die Höhe.

      »Betteredge, Sie verdienen in Gold gefaßt zu werden,« rief er, »kommen Sie mit und satteln Sie mir auf der Stelle das beste Pferd im Stall.«

      Gottlob! Da kam einmal die englische Grundlage durch all’ den ausländischen Firniß zum Vorschein. Das war wieder mein junger Franklin, wie ich ihn vor Jahren gekannt hatte, der bei der Aussicht auf einen Ritt hervorbrach und der mich an gute alte Zeiten erinnerte. Ein Pferd für ihn satteln! Ich hätte gern ein Dutzend für ihn gesattelt, wenn er sie nur Alle auf einmal hätte reiten können! Wir kehrten rasch nach Hause zurück, sattelten rasch das flinkste Pferd im Stall, und Franklin trabte eben so rasch davon, um den verfluchten Diamanten wieder in das Gewölbe einer Bank einzuschließen. Als ich den letzten Hufschlag seines Pferdes hatte verhallen hören und mich auf dem Hofe wieder allein fand, war mir beinahe zu Muthe, als ob ich eben ans einem Traum erwacht wäre.

      Siebentes Capitel

      Während ich mich noch so in diesem halbwachen Zustande befand und ein bischen Ruhe, um wieder zu mir zu kommen, sehr nöthig hatte, trat meine Tochter Penelope mir in den Weg, gerade wie ihre Mutter mir auf der Treppe in den Weg zu treten pflegte, und wollte auf der Stelle Alles von mir wissen, was in der Berathung zwischen mir und Franklin zur Sprache gekommen sei. Wie die Sachen standen, war es das Gerathenste, auf der Stelle der Flamme von Penelopes Neugierde mit einem Dämpfer das Garaus zu machen. Demgemäß antwortete ich, daß Herr Franklin und ich uns über auswärtige Politik unterhalten hätten, bis wir Beide müde geworden und in der Sonnenhitze eingeschlafen seien. Diese Art von Antwort empfehle ich meinem geneigten Leser als ein probates Mittel für das nächste Mal, wo ihn seine Frau oder seine Tochter zu einer unbequemen Zeit mit einer unbequemen Frage plagen wollen, und er kann sich darauf verlassen, daß


Скачать книгу
Яндекс.Метрика