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Detektiv-Geschichten. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Detektiv-Geschichten - Уилки Коллинз


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Gefallen zu finden oder ihm gar zu glauben. Nichts kam bei der Untersuchung heraus außer dem, was Frau Großcapel mir im wesentlichen schon mitgeteilt hatte.

      Herr Deluc kehrte in sein Zimmer zurück. »Wie lange wohnt er bei Ihnen?« fragte der Inspektor, sobald Deluc ihm den Rücken gekehrt hatte.

      »Beinahe ein Jahr,« antwortete die Hauswirtin.

      »Gab er Ihnen Referenzen?«

      »So gut als ich sie wünschen konnte.« Darauf nannte sie die wohlbekannte Firma einer Zigarrenhandlung in der Altstadt. Der Inspektor notierte die Auskunft in seinem Notizbuche.

      Ich möchte lieber im einzelnen nichts erzählen, was sich zunächst zutrug. Es ist zu peinlich, dabei zu verweilen. Lassen Sie mich nur sagen, dass die arme geisteskranke Frau in einer Droschke nach dem Polizeigebäude gebracht wurde. Der Inspektor nahm selbst das Messer und ein Buch in Verwahrung, das auf dem Fußboden gesunden wurde und »Die Welt des Schlafs« betitelt war. Die Reisetasche, die das Gepäck enthielt, wurde verschlossen und dann die Türe des Zimmers verwahrt, indem die Schlüssel von beiden meiner Obhut überlassen wurden. Meine Instruktion ging dahin, im Hause zu bleiben und niemand zu erlauben, es zu verlassen, bis dass ich in Kürze wieder etwas von dem Inspektor hörte.

      III

      Die amtliche Leichenschau wurde ausgesetzt und die gerichtliche Untersuchung vertagt, da Frau Zebedäus nicht in dem Zustande war, um das eine oder das andere Verfahren zu verstehen.

      Der Gerichtsarzt sagte aus, dass sie durch eine Nervenerschütterung vollständig niedergeschmettert sei.

      Als er gefragt wurde, ob er glaube, dass sie eine geistig gesunde Frau gewesen sei, ehe der Mord ausgeführt wurde, lehnte er es ab, hierauf zur Zeit eine bestimmte Antwort zu geben.

      Eine Woche war vergangen. Der Ermordete war begraben. Sein alter Vater hatte dem Leichenbegängnis beigewohnt. Ich besuchte gelegentlich Frau Großcapel und ihre beiden Bediensteten in der Absicht, diejenige weitere Auskunft zu erlangen, die mir noch wünschenswerter erschien. Sowohl die Köchin als auch das Hausmädchen hatten von dem monatlichen Kündigungsrechte Gebrauch gemacht, um den Dienst zu verlassen, indem sie, wie sie sagten, im Interesse ihres guten Rufes es ablehnten, in einem Hause zu bleiben, welches der Schauplatz eines Mordes gewesen war.

      Der Zustand seiner Nerven veranlasste auch Herrn Deluc zum Ausziehen; seine Ruhe wurde durch schreckliche Träume gestört. Er zahlte die verwirkte Buße und verließ das Haus ohne Kündigung.

      Herr Barfield, der Mieter des ersten Stockes, behielt seine Zimmer, aber er bekam von seinen Prinzipalen einen Urlaub und flüchtete mit einigen Freunden auf das Land.

      Fräulein Mybus allein blieb in den Salons. »Wenn ich mich wohl befinde,« sagte die alte Dame, »so bringt mich in meinem Alter nichts von der Stelle. Ein Mord zwei Stiegen höher ist beinahe dasselbe wie ein Mord im nächsten Hause. Sie sehen, die Entfernung allein macht den ganzen Unterschied.« Es war der Polizei wenig daran gelegen, was die Mieter taten. Wir hatten Geheimpolizisten, die das Haus Tag und Nacht bewachten. Jedem, welcher das Haus verließ, folgte man im geheimen, und die Polizei des Bezirks, in welchen er sich begab, wurde ersucht, ein wachsames Auge auf ihn zu haben. So lange wir nicht in der Lage waren, die außergewöhnliche Erklärung der Frau Zebedäus in irgendeiner Weise auf ihre Richtigkeit zu prüfen – geschweige dass unsere Bemühungen, den Käufer des benutzten Messers zu ermitteln, bis jetzt von Erfolg gewesen wären – waren wir verpflichtet, keine Person, die in der Nacht des Mordes unter dem Dache Großcapel gewohnt hatte, durch die Finger schlüpfen zu lassen.

      IV

      In weiteren vierzehn Tagen hatte sich Frau Zebedäus soweit erholt, dass sie die notwendige Erklärung abgeben konnte, nachdem die Vorsichtsmaßregeln vorausgegangen waren, die bei Personen in solcher Lage angewendet zu werden pflegen. Der Gerichtsarzt war jetzt nicht mehr unschlüssig, sie für eine geistig gesunde Frau zu erklären. Häuslicher Dienst war ihre Stellung im Leben gewesen. Sie hatte zuletzt vier Jahre lang als Kammerzofe bei einer Familie gelebt, welche in Dorsetshire wohnte. Das einzige Bedenken, das gegen sie erhoben werden konnte, war ein zeitweiliges Nachtwandeln, das es notwendig machte, dass ein anderer weiblicher Dienstbote in demselben Zimmer schlief, die Tür verschlossen hielt und den Schlüssel unter seinem Kopfkissen liegen hatte.

      In jeder anderen Hinsicht wurde die Kammerzofe von ihrer Herrin als »vollkommenes Kleinod« beschrieben.

      In den letzten sechs Monaten ihres Dienstes trat ein junger Mann namens Johann Zebedäus, mit einem schriftlichen Zeugnis versehen, als Bedienter in das Haus ein. Er verliebte sich alsbald in die nette kleine Kammerzofe und diese erwiderte aufrichtig seine Liebe.

      Sie hätten wohl jahrelang warten müssen, ehe sie in der finanziellen Lage waren, sich zu verheiraten, wenn Zebedäus nicht bei dem Tode seines Oheims ein kleines Vermögen von 2000 Pfund als Erbe zugefallen wäre. Sie waren nun für Leute ihres Standes reich genug, um vergnügt zu leben, und sie verheirateten sich aus dem Hause weg, in welchem sie beide gedient hatten, wobei die kleinen Töchter der Familie als Brautjungfern mitwirkten, um der Frau Zebedäus ihre Zuneigung zu beweisen.

      Der junge Gatte war ein vorsichtiger Mann; er beschloss, sein kleines Kapital in der Weise vorteilhaft anzulegen, dass er in Australien die Pachtung einer Schafzüchterei übernahm. Seine Frau machte keinen Einwand. Sie war bereit, ihm überallhin zu folgen. Demgemäß brachten sie ihre kurz bemessenen Flitterwochen in London zu, um selbst das Fahrzeug zu besichtigen, in welchem sie ihre Überfahrt machen wollten. Sie begaben sich in die Pension der Frau Großcapel, weil Zebedäus’ Oheim dort sich gewöhnlich aufgehalten hatte, wenn er nach London kam. Erst nach 10 Tagen sollte die Einschiffung stattfinden. Dies gewährte dem jungen Paare willkommene Feiertage und die Aussicht, sich nach Herzenslust an den Sehenswürdigkeiten dieser großen Stadt zu ergötzen. Am ersten Abend ihrer Anwesenheit in London gingen sie ins Theater. Sie waren beide an die frische Landluft gewöhnt und daher nahe daran, bei der hier herrschenden Hitze und dem Dunste des Gases zu ersticken. Indessen hatten sie an der ihnen neuen Unterhaltung ein solches Vergnügen, dass sie am nächsten Abend ein anderes Theater besuchten. Dort fand Zebedäus die Hitze unerträglich. Sie verließen das Theater und kehrten gegen 10 Uhr in ihre Wohnung zurück.

      Ich will das übrige in den eigenen Worten der Frau Zebedäus erzählen. Sie sagte:

      »Wir saßen kurze Zeit in unserem Zimmer und plauderten miteinander. Das Kopfweh meines Mannes wurde immer schlimmer. Ich überredete ihn, zu Bette zu gehen, und damit er um so schneller einschlafen möchte, löschte ich das Licht aus, da ja das Feuer im Kamin hinreichende Helle verbreitete, sich dabei zu entkleiden. Aber mein Mann war zu aufgeregt, um zu schlafen. Er bat mich, ihm etwas vorzulesen. Bücher machten ihn zu jeder Zeit schläfrig. Ich selbst hatte noch nicht begonnen, mich auszukleiden. Ich zündete das Licht wieder an und schlug das einzige Buch auf, welches ich besaß. Mein Mann wurde an einem Bücherstande des Bahnhofs auf dasselbe durch den Titel »Die Welt des Schlafes« aufmerksam. Er pflegte mit mir darüber zu scherzen, dass ich eine Nachtwandlerin sei, und mit den Worten: »Hier ist etwas, was dich sicherlich interessiert,« machte er mir das Buch zum Geschenk.

      Ehe ich ihm noch eine halbe Stunde vorgelesen hatte, war er fest eingeschlafen. Da ich zum Schlafe keine Neigung verspürte, las ich für mich weiter. Das Buch interessierte mich in der Tat. Es enthielt eine schreckliche Geschichte, welche sich meines Gemütes bemächtigte, die Geschichte eines Mannes, welcher nachtwandelnd seine eigene Frau erstach. Ich dachte, das Buch wegzulegen, dann aber wurde ich wieder anderen Sinnes und las weiter. Die nächsten Kapitel waren nicht so interessant; sie waren voll von gelehrten Abhandlungen darüber, warum wir einschlafen, was unser Gehirn in diesem Zustande tut, und dergleichen mehr. Die Sache endigte damit, dass ich in meinem Lehnsessel am Kamin ebenfalls einschlief. Ich weiß nicht, wie viel Uhr es war, als der Schlaf kam; ich weiß auch nicht, wie lang ich schlief, oder ob ich träumte oder nicht.

      Das Licht und das Feuer im Kamin waren beide abgebrannt, und es war außerordentlich dunkel, als ich erwachte. Ich kann nicht einmal sagen, warum ich erwachte, wenn nicht die Kälte des Zimmers die Ursache war. Auf dem Kamingesims befand sich noch der Rest einer Kerze. Ich suchte nach der Zündholzbüchse und zündete ein Licht an. Alsdann wendete ich mich zum erstenmal nach dem Bette um und sah – —«

      Sie


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