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Herz und Wissen. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Herz und Wissen - Уилки Коллинз


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zum Täuschen in Bereitschaft. All jene verderblichen Eigenschaften ihrer Natur, die eine sorgfältigere und klügere Erziehung durch Entfaltung unthätig schlummernder, erhaltender Einflüsse in Schach gehalten haben möchte, wurden jetzt wieder in ihre Schlupfwinkel zurückgetrieben und ließen nur die schwächste Spur ihres momentanen Auftauchens zurück. Das Athemholen schien sie Anstrengung zu kosten und ihre Augenlider senkten sich schwer: das war aber auch Alles.

      »Ist es Dir hier im Zimmer zu heiß?« fragte Ovid.

      »Unsinn!« rief sie gereizt, denn wenn die Frage auch ganz harmlos war, so ärgerte sie doch in diesem Momente das Fragen überhaupt.

      »Die Atmosphäre des Gewächshauses ist voll belebender Düfte«, bemerkte Mr. Mool. »Entdecke ich unter den köstlichen Wohlgerüchen den des wohlriechenden amerikanischen Farnkrautes? Darf ich, wenn ich mich irre, Ihnen einige Exemplare des duftigen Frauenhaares aus meinem kleinen Treibhause senden?« fragte er mit überredendem Lächeln; und die Farne rechtfertigten bereits sein Vertrauen zu ihnen als Friedensstifter und Blitzableiter, denn die schrecklichen Augen ruhten gnädig auf ihm. Nicht die versteckteste Anspielung auf sein Schweigen in Betreff des Legates entschlüpfte ihr. Warnte sie der kunstlos plötzliche Versuch, das Thema zu ändern, auf ihrer Hut zu sein? Jedenfalls dankte sie ihm mit bereitester Höflichkeit für sein freundliches Anerbieten und fragte ihn, ob sie ihn bemühen dürfe, sie das Testament sehen zu lassen.

      Aufmerksam las sie die Schlußworte der Clausel, welche ihren Namen enthielt – »Meine Schwester wird das Motiv verstehen, das mich veranlaßt, dies Vermächtnis zu machen« – und gab Mr. Mool das Testament zurück. Ehe dann Ovid noch fragen konnte, war sie mit einer plausiblen Erklärung bei der Hand.

      »Als Dein Onkel heirathete und Vater wurde«, bemerkte sie, »galten ihm die an ihn herantretenden Ansprüche am höchsten. Er wußte, daß ein Zeichen der Erinnerung (je kleiner, desto besser) das Höchste sein würde, was ich annähme, wenn er mich überlebte. Bitte, fahren Sie fort, Mr. Mool.«

      Ovid hatte mit seinem verstorbenen Onkel das Eine gemein, daß beide zu jenen hochherzigen Menschen gehörten, die nur schwer einen Argwohn schöpfen und deshalb leicht zu täuschen sind. Zärtlich die Hand seiner Mutter ergreifend, sagte er:

      »Ich hätte es wissen sollen, ohne daß Du es mir zu sagen brauchtest.«

      Mrs. Gallilee erröthete nicht, wohl aber Mr. Mool.

      »Fahren Sie fort!« wiederholte erstere, und der Rechtsanwalt sah Ovid an. »Der nächste Name ist der Ihrige Mr. Vere.«

      »Bedenkt mein Onkel mich ebenso wie meine Mutter?« fragte Ovid.

      »Ja, und ich muß Ihnen sagen, dem Vermächtnis ist ein sehr hübsches Compliment zugefügt. »Ich brauche meinem Neffen« (so sagt Ihr seliger Herr Onkel) »keinen größeren Beweis davon zu geben, daß ich seiner gedenke, da sein Vater schon für ihn gesorgt hat und er sich mit seinen seltenen Talenten durch die Ausübung seines Berufes noch ein Vermögen dazu erwerben wird.« Sehr schmeichelhaft Mrs. Gallilee, nicht wahr? Die nächste Clausel bedenkt die gute alte Wirthschafterin Teresa und deren Mann, falls derselbe sie überlebt, folgendermaßen —«

      »Wir können das, denke ich, übergehen«, meinte Mrs. Gallilee, die die Ungeduld erfaßte, mehr von sich selbst zu hören. »Nehmen Sie das, was sich auf Carmina und mich bezieht. Glauben Sie nicht, daß ich ungeduldig sei; ich wünsche nur —«

      Das Knurren eines Hundes im Gewächshause unterbrach sie. »Dies lästige Geschöpf!« sagte sie scharf; »ich, werde mich genöthigt sehen, es los zu werden!«

      Als dann Mr. Mool nach der Thür ging, um den Hund aus dem Gewächshause zu jagen, hielt sie, reizbar wie immer, ihn an der Schwelle zurück.

      »Nicht doch, Mr. Mool! Man kann dem Charakter dieses Hundes nicht trauen, das beweist er gegen Miß Minerva, meine Gouvernante – gerade so knurrt er stets, sobald er sie zu sehen bekommt. Wahrscheinlich wittert er Sie. Sehen Sie! da kläfft er schon! Sie machen ihn nur noch schlimmer. Kommen Sie zurück!«

      Da er einmal an der Thür war, so benutzte der sanfte Rechtsanwalt wiederum die Farne als Friedensstifter, indem er einen Wedel nahm und sich in einen: Zustande milder Bewunderung zu seinem Platze zurückbegab. »Dies reizende Farnkraut!« sagte er weich. »Ein wirklich schönes Exemplar von Osmunda regalis, Mrs. Gallilee. Welche Welt von Schönheit in diesem doppeltgefiederten Wedel! Man weiß kaum, wo der Stiel aufhört und das Blatt beginnt!«

      Der Hund, ein flinkes kleines Dachshündchen, trollte jetzt in die Bibliothek und begrüßte die Gesellschaft mit munterem Schwanzwedeln, Mr. Mool nicht ausgenommen. Auch nicht die Spur von Knurren entschlüpfte ihm; die Art und Weise, wie er zu Füßen der Hausherrin Platz nahm, widerlegte deren Verleumdung seines Charakters vollständig, und Ovid meinte, daß er möglichenfalls durch eine im Gewächshaus anwesende Katze gereizt worden wäre.

      Mittlerweile schlug Mr. Mool eine Seite im Testamente um und kam zu den Clauseln, die sich auf Carmina und ihre Vormünderin bezogen.

      »Ich darf mir erlauben«, begann er, »an erster Stelle zu erwähnen, daß das Miß Carmina hinterlassene Vermögen in runder Summe einhundertunddreißigtausend Pfund beträgt. Die Vollstrecker –«

      »Ueberschlagen Sie die«, sagte Mrs. Gallilee.

      Mr. Mool überschlug dieselben.

      »Sie sind zu Miß Carmina’s Vormünderin bestellt, bis sie majorenn wird«, nahm er dann seinen Vortrag wieder auf. »Heirathet sie in der Zwischenzeit —«

      Hier pausierte er, um eine Seite umzuwenden, während nicht nur Mrs. Gallilee, sondern auch Ovid mit dem tiefsten Interesse zuhörten. »Heirathet sie in der Zwischenzeit mit Einwilligung ihrer Vormünderin, so soll ihr und ihren Kindern ihr Vermögen wie folgt gesichert werden.«

      »Und wenn ich ihre Wahl nicht billige?« warf Mrs. Gallilee fragend ein. Ovid sah sie an, um schnell wieder wegzusehen. Als sich sein Auge dabei auf den Hund richtete, sprang derselbe auf, um sich streicheln zu lassen; Ovid aber war zu sehr befangen, um es zu bemerken, und der Hund drückte über diese von seinem Freunde Ovid ihm zum ersten Male widerfahrene Rücksichtslosigkeit mit Augen und Ohren seine vorwurfsvolle Ueberraschung aus.

      »Wenn die junge Dame eine Ehe eingehen will, die Sie mißbilligen«, antwortete Mr. Mool, »so bestimmt der Testator, daß Sie – nun, wenn ich so sagen soll, einem von Mr. Gallilee und Lord und Lady Northlake gebildeten Familienrathe ihre Einwände vorzutragen haben.«

      »Wie albern von Robert«, äußerte Mrs. Gallilee. »Und was hat dieser gemischte Rath der Drei zu thun, Mr. Mool?«

      »Die Majorität in diesem Rathe soll die endgültige Entscheidung treffen, Mrs. Gallilee. Schließt dieselbe sich Ihrer Ansicht an, und besteht Miß Carmina trotzdem auf ihrem Entschlusse —«

      »Dann soll ich nachgeben?«

      »Nicht eher, als bis Ihre Nichte mündig ist, gnädige Frau. Von da ab entscheidet sie selbst für sich.«

      »Und tritt in den Besitz des Vermögens?«

      »Nur in den Genuß von einem Theile desselben – falls ihre Verwandten ihre Heirath mißbilligen.«

      »Und was wird aus dem Reste?«

      »Das Ganze soll von den Testamentsvollstreckern angelegt und bei ihrem Tode gleichmäßig unter ihre Kinder vertheilt werden.«

      »Und wenn sie keine Kinder hinterläßt?«

      »Der Fall ist in der letzten Clausel vorgesehen, Madam. Ich will hier nur sagen, daß Sie bei der Sache interessiert sind.«

      Mrs. Gallilee machte eine schnelle Wendung gegen ihren Sohn. »Wenn ich einst nicht mehr bin«, sagte sie ernst, »hoffe ich, daß Du mein Andenken verteidigen wirst.«

      »Dein Andenken verteidigen?« wiederholte Ovid, verwundert, was sie wohl meinen könnte.

      »Wenn nun der Fall eintritt, daß ich bei der Verfügung über Robert’s Vermögen interessiert sein sollte – was Gott ja verhüten möge! – siehst Du dann nicht, was geschehen wird?« fragte seine Mutter bitter. »Lady Northlake wird sagen, ich hätte das durch Intrigen zuwege gebracht.«

      Mr.


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