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Mann und Weib. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Mann und Weib - Уилки Коллинз


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diesem Augenblick trat Vanborough von rückwärts dicht an den Advokaten heran und verhinderte ihn weiter zu reden, indem er ihm im Vorübergehen in’s Ohr flüsterte:

      »Um Gottes willen widersprechen Sie mir nicht! Meine Frau kommt eben herein!«

      Lady Jane aber, die Delamayn noch immer für den Herrn vom Hause hielt, fuhr fort die Hausangelegenheiten zu betreiben, indem sie sagte:

      »Sie scheinen zu schwanken, verlangen Sie zuverlässige Auskunft über uns?« Mit einem spöttischen Lächeln forderte sie ihren Freund auf ihr zu Hilfe zu kommen, »Mr. Vanborough!«

      Vanborough, der sich ängstlich immer näher an das Fenster heranschlich, entschlossen seine Frau auf jede Weise aus dem Zimmer fern zu halten, schien diese Anrede ganz zu überhören Lady Jane ging ihm nach und klopfte ihm ungeduldig mit dem Sonnenschirm auf die Schulter.

      In diesem Augenblick erschien Mrs. Vanborough an der Außenseite der Glasthür.

      »Ich störe doch nicht?« fragte sie ihren Mann, nachdem sie Lady Jane einen Augenblick scharf in’s Auge gefaßt hatte. »Die Dame scheint eine alte Bekannte von Dir sein.« Der Ton, in dem sie diese Worte sprach, war vermuthlich in Folge des Schlags mit dem Sonnenschirme so sarkastisch, daß man darauf gefaßt sein mußte, im nächsten Augenblick eine Aeußerung der Eifersucht zu vernehmen.

      Lady Jane fühlte sich aber nicht einen Augenblick unangenehm berührt. – Durch ihr vertrautes Verhältniß zu dem Mann ihrer Neigung und durch ihre Stellung als eine vornehme junge Wittwe, durfte sie sich doppelt geschützt glauben. Sie verneigte sich gegen; Mrs. Vanborough mit der vollendeten Höflichkeit der Frauen ihres Standes. Ich habe wohl die Ehre die Frau vom Hause vor mir zu sehen?« sagte sie mit einem graziösen Lächeln.

      Mrs. Vanborough verneigte sich kühl, trat in’s Zimmer und antwortete erst dann: »Ja.«

      »Wollen Sie mich gefälligst vorstellen«, sagte Lady Jane zu Vanborough gewandt.

      Vauborough gehorchte, ohne seine Frau dabei anzusehen und ohne ihren Namen zu nennen.

      »Lady Jane Parnell«, sagte er leichthin. »Erlauben Sie mir, Sie an Ihren Wagen zu geleiten«, fügte er hinzu, indem er ihr seinen Arm bot. »Ich will schon dafür sorgen, daß Sie das Haus an der Hand behalten, Sie können mir die Sache getrost überlassen.«

      Aber Lady Jane war nicht gewohnt von dannen zu gehen, ohne einen angenehmen Eindruck hinterlassen zu haben, sie verstand es immer und überall, – wenn auch in einer gegen die verschiedenen Geschlechter sehr verschiedenen Weise —, liebenswürdig zu sein. Lady Jane wollte nicht fortgehen, bevor es ihr gelungen war, die eisige Kälte der Hausfrau in eine mildere Stimmung zu verwandeln.

      »Ich muß mich wiederholt dafür entschuldigen daß ich zu so ungelegener Zeit hier eingedrungen bin«, sagte sie zu Mrs. Vanborough, »und, wie es scheint, die Behaglichkeit der beiden Herren so unangenehm gestört habe. Mr. Vanborough machte ein Gesicht, als ob er mich hundert Meilen wegwünschte, und Ihr Mann —« bei diesen Worten hielt sie inne und sah auf Mr. Delamayn, »verzeihen Sie, daß ich mich so vertraulich ausdrücke, ich habe noch nicht die Ehre den Namen Ihres Herrn Gemahls zu kennen.«

      In sprachlosem Staunen folgte Mrs. Vanborough mit ihrem Blick den Augen Lady Jane’s und ließ denselben auf dem Advokaten ruhen, der ihr persönlich vollkommen fremd war.

      Delamayn, der schon lange auf einen Moment harrte, wo er sich erklären könnte, ließ die sich ihm zum zweiten Mal darbietende Gelegenheit diesmal nicht unbenützt vorübergehen.

      »Ich bitte um Vergebung«, sagte er, »hier waltet ein Mißverständniß ob, an dem ich völlig unschuldig bin. Ich bin nicht der Mann dieser Dame.«

      Jetzt war die Reihe an Lady Jane, erstaunt zu sein. Sie sah Delamayn fragend an, aber vergebens. Er hatte sich aus dem Spiel gezogen und das war ihm genug, er wollte nichts weiter mit der Sache zu thun haben. Er zog sich schweigend in einen entfernten Winkel des Zimmers zurück. Jetzt wandte sich Lady Jane an Vanborough.

      »Wenn ich einen Mißgriff gemacht habe«, sagte sie, »so sind jedenfalls Sie verantwortlich dafür. Sie haben meine Frage, ob diese Dame die Frau Ihres Freundes sei, ganz bestimmt bejahend beantwortet.

      »Wie?!!« rief Mrs Vanborough laut in finster ungläubigen Tone.

      Der angeborene Stolz der großen Dame fing an, die leichte Hülle äußerer Höflichkeit zu durchbrechen.

      »Ich kann noch lauter reden, wenn Sie es wünschen«, sagte sie. Ich habe es von Mr. Vanborough daß Sie die Frau jenes Herrn seien.«

      Vanborough flüsterte seiner Frau wüthend durch die Zähne die Worte zu: »Die ganze Geschichte ist ein Mißverständnis, geh’ wieder in den Garten.«

      Mrs. Vanborough wich einen Augenblick dem Entsetzen über den Ausdruck der furchtbaren Leidenschaftlichkeit und des Schreckens, die sich in den Zügen ihres Mannes walten.

      »Wie siehst Du mich an?! Wie sprichst Du mit mir?!«

      Er aber wiederholte nur die Worte: »Geh’ in den Garten.«

      Lady Jane fing an zu merken, was Delamayn schon einige Minuten früher klar geworden war, daß hier in der Villa in Hampstead etwas nicht in Ordnung sei. Mit der Stellung der Frau vom Hause mußte es unter allen Umständen eine eigenthümliche Bewandtniß haben. Und da das Haus allem Anscheine nach Mr. Vanboroughs Freund gehörte, so mußte dieser Freund, trotz seiner ablehnenden Erklärung, in einer oder der anderen Weise für diese Stellung verantwortlich sein. Von dieser falschen aber sehr natürlichen Voraussetzung ausgehend ließ Lady Jane ihr Auge einen Augenblick auf Mrs. Vanborough mit einem geringschätzig, spöttisch fragenden Ausdruck ruhen, der das schüchternste Weib außer sich gebracht haben würde. Die in diesem Blick liegende Insulte traf die fein empfindende Frau wie ein Stich in’s Herz. Wieder wandte sie sich an ihren Mann, dieses Mal mit der ganz rückhaltlosen Frage:

      »Wer ist die Dame da?«

      Lady Jane war nicht die Frau, sich durch einen solchen Vorfall einschüchtern zu lassen. Im Vollgefühl ihrer Würde sagte sie:

      »Mr. Vanborough, Sie haben mir vorhin angeboten, mich an meinen Wagen zu führen. Ich fange an zu begreifen, daß ich besser gethan hätte, von Ihrem Anerbieten sofort Gebrauch zu machen. Geben Sie mir Ihren Arm, wenn ich bitten darf.

      »Halt!« rief Mrs. Vanborough. »Ihre Blicke sprachen Verachtung aus, Ihre Worte lassen nur eine einzige Erklärung zu. Ich bin hier das Opfer einer schändlichen Täuschung, die ich mir noch nicht zu erklären vermag. So viel aber weiß ich gewiß, ich dulde keine Beleidigung in meinem eigenen Hause. Ich verbiete meinem Manne, Ihnen den Arm zu geben!«

      »Ihrem Manne?«

      Lady Jane sah Vanborough an, Vanborough, den sie liebte, den sie für unverheirathet gehalten hatte, gegen den sie bis zu diesem Augenblick keinen schlimmeren Verdacht gehegt hatte, als daß er die Schwächen seines Freundes zu beschönigen suche.

      Mit einem Male waren ihr vornehmer Ton und ihr vornehmes Benehmen verschwunden. Das Gefühl der Beleidigung, die ihr angethan war, die Eifersucht, die sich in ihr regen mußte, wenn diese Frau wirklich Vanborough’s Gattin war, ließ plötzlich die menschliche Natur unverhüllt bei ihr hervortreten. Mit hochgerötheten Wangen und funkelnden Blicken rief sie in hochfahrendem Ton:

      »Wenn Sie mir noch etwas zu sagen haben, so thun Sie es gefälligst auf der Stelle. Haben Sie sich der Welt, haben Sie sich mir fälschlich als einen unverheiratheten Mann präsentirt? Ist diese Dame Ihre Frau?«

      »Höre sie nur, sieh sie nur an!« rief Mrs. Vanborough gegen ihren Mann gewandt. Aber schaudernd fuhr sie zurück. »Er zaudert«, sagte sie zitternd vor sich hin, »Gerechter Gott, er zaudert.«

      Lady Jane wiederholte in strengem Ton ihre Frage:

      »Ist diese Dame Ihre Frau?«

      Er raffte sich mit dem verzweifelten Muth der Niederträchtigkeit auf und antwortete:

      »Nein!«

      Mrs. Vanborough wankte und mußte sich an den weißen Fenstervorhängen halten um nicht zu fallen. Sie starrte ihren Mann an und fragte sich: »Wer von uns Beiden


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