Kamienie na szaniec. Krzyżacy. ÅšwiÄ™toszek. Opracowania lektur. MaÅ‚gorzata KamiÅ„skaЧитать онлайн книгу.
Mutter weinte nun und flehte ihren Mann an, doch was zu tun.
„Sie lebt! Ich habe es doch deutlich gehört. Sie hat von innen an den Sarg geklopft! Holt sie da raus! Sofort! Sie bekommt doch keine Luft da drinnen!“
Ihr Mann und ihr Bruder sahen sich ungläubig an.
„Aber sie liegt da doch schon drei Tage drinnen. Da kann sie nicht mehr leben. Der Arzt hat gesagt, dass ihr Genick gebrochen sei bei dem Unfall.“
Die Mutter ließ sich in ihrem Glauben nicht beirren, dass ihre Tochter doch noch leben könnte.
„Macht den Sarg auf! Ich muss sie sehen!“
Die Männer nickten und gingen wieder auf den Sarg zu. Es wurde im Raume nun geflüstert.
Der Pfarrer hob die Arme und ließ sie verzweifelt wieder sinken.
„Jesus sei mit uns!“ Mehr brachte er nicht hervor.
Man begann nun die acht messingverzierten Schrauben, jeweils vier auf jeder Seite des Sarges, die ebenfalls wie die Tragegriffe Gebrauchsspuren zeigten, loszudrehen. Es dauerte ewig lange, wobei die Mutter drohte, zweimal in Ohnmacht zu fallen. Es wurde ihr ein Fläschchen mit Riechsalz unter die Nase gehalten, worauf sie schmerzvoll das Gesicht verzerrte, aber wach blieb.
Dann war der Sarg endlich geöffnet. Man hob den Deckel ab.
Nach und nach standen alle Gäste auf, um einen guten Blick auf die Leiche zu haben.
Diese lag friedlich mit geschlossenen Augen da, die Hände auf dem Bauch gefaltet, als wenn sie schliefe. Man hatte ihr zwar das Gesicht geschminkt und die Lippen rot angemalt, der aufmerksame Beobachter übersah allerdings nicht die blasse, blutleere Farbe am Hals und an den Händen.
Man beugte sich über das tote Mädchen und wer gerade eingeatmet hatte, der drehte sich schleunigst um und war dem Erbrechen nahe.
Ein durchweg übler Geruch machte sich in der kleinen Kapelle breit und vertrieb nach und nach alle Trauergäste. Man flüchtete ins Freie.
Die Mutter sank nun in ihre wohlverdiente Ohnmacht und musste auf den kalten Boden gelegt werden.
Der Pfarrer warf einen genauen Blick auf die Tote. Er stellte fest, dass sich die Hände, die immer noch über ihrem Bauch gefaltet waren, leicht bewegten.
„Oh Herr! Was ist das für ein Zeichen?“
Jedoch fing er sich schnell wieder und sah der Realität ins Auge.
Das Mädchen war tot, toter konnte es gar nicht sein. Blass, kalt und regungslos. Wenn da nicht das leichte Vibrieren der Hände gewesen wäre.
Der Onkel sah die Sache nüchtern.
„Sie ist tot. Etwas in ihrem Bauch gärt, sodass es scheint, als atme sie. Machen wir den Deckel wieder drauf!“
Als die Mutter wieder bei Sinnen war und man ihr erklärte, dass es nur Gase waren, die sich aus dem Körper geschlichen hatten, was das undefinierbare Geräusch betraf, beruhigte sie sich langsam wieder.
Der Vater drängte nun auf eine schnelle Beendigung der Trauerfeier und ein Versenken des Sarges in die Erde.
Die Bitte wurde jedoch vom Pfarrer abschlägig beschieden.
„Ich kann jetzt den Sarg nicht in Gottes Acker geben! In einem solchen Fall muss ich dies den Behörden melden.“
„Aber warum denn? Unsere Tochter ist doch tot! Wir wollen jetzt Abschied nehmen!“
„Seien sie versichert, es ist nur eine Formsache und wir werden sie heute gegen Abend beerdigen.“
Damit verließ er den Raum und eilte zu seinem Auto, in dem er sein Handy gelassen hatte.
Er rief seinen Vorgesetzten, Dekan Blöchlinger, an und erstattete ihm Bericht.
Dieser war überaus erstaunt über die Sachlage und vermutete mit kriminalistischem Gespür ein Verbrechen.
„Ein übler Geruch kam aus dem Sarg? Gott im Himmel! Da wird doch nicht etwa ein Verbrechen geschehen sein und der Autounfall war am Ende nur eine Ablenkung oder sollte zur Vertuschung der Tat dienen?“
Der Pfarrer wollte seinem Chef nicht widersprechen. Und zuckte nur mit der Schulter.
„Äh, ich kann das nicht sagen, da fehlen mir die Kenntnisse. Ich sah es nur als meine Pflicht, Sie zu informieren.“
„Ja, ja, Das war richtig. Ich melde den Fall der Polizei.“
Der Dekan hatte einen alten Schulfreund bei der Staatsanwaltschaft in Gießen, den er kurzerhand anrief und ihm die Sachlage schilderte.
Dieser war nicht sonderlich begeistert von dem Fall, sagte aber sofortige Hilfe zu. In der Tat leitete er eine Untersuchung des Falles ein und instruierte die Kripo Mittelhessen. Gleichzeitig übergab er den Fall seiner Kollegin, die sich, wiederum nach kurzer Sichtung der Lage, mit der Kommissarin Cleopatra Brecht in Verbindung setzte.
Oberkommissarin Cleo Brecht von der Kripo Mittelhessen hörte sich die Fakten an und entschied, tätig zu werden. Im Grunde war sie nicht der richtige Ansprechpartner, da sie sich noch nicht festgelegt hatte, welche Dienstrichtung sie einschlagen wollte. Sie war erst vor wenigen Wochen von der Polizeischule Hamburg nach Gießen gekommen und aufgrund ihres positiven Schulungsabschlusses im Rang einer Oberkommissarin eingesetzt worden. So war sie zunächst erst einmal für die Mordkommission tätig. Da jedoch kein Verbrechen, was auch nur im weitesten Sinne als Mord zu erkennen sei, vorlag, vermutete Brecht, dass man sie im Kommissariat lediglich etwas beschäftigen wolle, womit sie im Prinzip richtig lag.
„Die wollen hier eine ruhige Kugel schieben und überlassen die Ermittlungen mir. Da wird es wahrscheinlich nicht viel zu ermitteln geben.“
Damit lagen allerdings alle, die dieses vermuteten, falsch.
2. Weiches Herz
„Warum hast du sie nicht mitgenommen, verflucht!?“
„Weil da so ein Blödmann angefahren kam, der hätte mich doch indiferenzieren können. Hat ja wohl auch noch gleich die Bullen gerufen, der Arsch!“
„Mann. Mann. Mann. Das heißt identifizieren, du Hohlkopf! Die Sache können wir jetzt in den Wind schreiben!“
Betrübt schaute der Angesprochene zu Boden, in der Hoffnung, dass dieser Kelch bald an ihm vorübergehen würde.
Aber er irrte sich. Der Chef war unnachgiebig.
„So blöd kann man doch nicht sein! Du hättest sie schnell in den Kofferraum werfen können und ab die Post. Dann wäre es wahrscheinlich niemandem aufgefallen, dass da eine krepiert ist! Du Idiot!“
Der Idiot war den Tränen nahe. Er war zwar ein harter Bursche, aber sein Herz war weich und sein Hirn war klein und er hatte nun Angst. Angst, die berechtigt war, denn es ging um viel Geld. Das war ihm bewusst. Da kannte sein ‚Chef’ keine Gnade. War sein Chef erst mal auf Hundert, dann konnte es gut sein, dass es nicht gut ausgehen würde.
Und wie erwartet schlug der Chef mit der rechten Hand mehrmals einen Baseballschläger in die linke Handfläche. Baseballschläger gehörten zum Inventar, hier in der Werkstatt.
„Warum musstest du Idiot sie auch über den Haufen fahren? Hey, warum eigentlich?“
„Da ... das wollte ich ja gar nicht. Die Göre ist mir schon am Flughafen entkommen. Schließlich bin ich nicht mehr der Jüngste. Da habe ich sie nur stoppen wollen und habe zu spät gebremst.“
„Idiot! Obwohl, so ist uns womöglich eine Arbeit erspart geblieben. Das ist trotzdem Scheiße, du hirnverbrannter Blödmann. Der Stoff ist nun weg!“
Olav Ortega wurde immer kleiner und erwartete den totalen Wutausbruch seines Chefs.
Doch der ließ plötzlich und wider Erwarten alle Aggressionen fallen und legte den Baseballschläger aus der Hand.