Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
tat, wie ihr geheißen war und kehrte an ihre Arbeit zurück.
»Gut, daß ich Sie am Apparat habe. Herr Martelli, wenn ich nicht irre?« begrüßte Katharina Petzold den Anrufer mit ihrer süßesten Stimme.
»Ah, Sie müssen Katjas Mutter sein!« tönte eine sympathische junge Stimme in gebrochenem Deutsch an ihr Ohr.
»Ganz recht. Es tut mir leid, daß Katja nicht selbst mit Ihnen sprechen kann, aber sie ist mit ihrem Lebensgefährten unterwegs, um ein Gestüt zu besichtigen. Sie wissen ja sicher, daß Katja ganz pferdenärrisch ist.« Das Schweigen am Ende der Leitung verriet ihr, daß ihre Worte die gewünschte Wirkung nicht verfehlten.
»Herr Martelli, sind Sie noch dran?«
»Ja, natürlich«, kam die heisere Antwort.
»Stimmt etwas nicht?«
»Katja ist mit ihrem Lebensgefährten weggefahren?«
»Hat sie Ihnen denn nicht gesagt, daß sie sich demnächst verloben wird?«
»Nein, aber ich habe etwas geahnt. Sie ist so merkwürdig in letzter Zeit.« Claudio versagte die Stimme.
»Es tut mir leid, wenn ich ein Geheimnis ausgeplaudert habe. Aber Sie werden sicher verstehen, daß ich schon so aufgeregt bin wegen den bevorstehenden Feierlichkeiten«, überspielte Katharina ihre eigene Überraschung.
»Ja, ja, natürlich. Meine herzlichsten Glückwünsche, Frau Petzold.« An dem Klicken in der Leitung erkannte Katharina, daß Claudio aufgelegt hatte. Zufrieden, aber dennoch verunsichert, legte sie den Apparat beiseite, in der Gewißheit, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen zu haben. Katja hatte die gerechte Strafe für ihre Unverschämtheiten bekommen, und der italienische Nichtsnutz war mit diesem einfachen, aber wirkungsvollen Trick ausgeschaltet. Nun würde einer Verbindung mit dem Hause Maslowski nichts mehr im Wege stehen. Oder doch? Was verheimlichte Katja nicht nur ihr, sondern auch Claudio?
*
Nach einer halsbrecherischen Fahrt hielt Bertrams Cabrio vor dem Gestüt Gut Hildenstein. Katja war ganz weiß im Gesicht, als sie mit zitternden Knien ausstieg.
»Ist Ihnen nicht gut?« fragte Bertram vergnügt und betrachtete seine Begleitung mit einem schadenfrohen Lächeln.
Es dauerte eine Weile, ehe sie antworten konnte. Haßerfüllt starrte sie ihn an. »Sind Sie verrückt geworden? Ich bin tausend Tode gestorben vor lauter Angst.«
»Sie werden sich schon noch an das herrliche Gefühl des Nervenkitzels gewöhnen, wenn Sie erst einmal öfter mit mir unterwegs waren«, lächelte er von oben herab.
»Das können Sie sich abschminken. Keinen Fuß setze ich mehr in dieses Höllengefährt«, erklärte Katja resolut.
»Sie möchten also zu Fuß nach Hause gehen?«
»Falls es Ihnen entfallen sein sollte: es gibt Taxen, die gegen Bezahlung Gäste befördern.«
»Recht so, zeigen Sie es meinem nichtsnutzigen Sohn nur!« ertönte plötzlich eine sonore Stimme, und die beiden wandten sich erstaunt um. Sie hatten nicht bemerkt, daß Heiner Maslowski seit geraumer Zeit hinter ihnen stand und ihren Disput spöttisch lächelnd verfolgt hatte.
Wütend starrte Bertram seinen Vater an. »Seit wann gehört Lauschen hier zum feinen Ton?« erkundigte er sich und konnte seine Stimme nur mühsam zügeln.
»Seit wann erschreckt man hübsche junge Damen mit halsbrecherischen Autofahrten?« gab Heiner kühl zurück, ohne auf Bertrams Vorwurf einzugehen.
»Vielleicht hat es ihr gefallen?«
»Sie sieht nicht danach aus. Aber ich bin unhöflich.« Heiner trat einen Schritt näher, gab Katja freundlich lächelnd die Hand.
»Heiner Maslowski, angenehm«, begrüßte er sie.
»Katja Petzold. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, gab sie zurück und meinte es durchaus ehrlich. Heiner war ihr auf den ersten Blick sympathisch, und sie lächelte ihn gewinnend an, was Bertram zornig zur Kenntnis nahm.
»Doch nicht etwa die Tochter von Joachim Petzold, dem bekannten Verleger?« erkundigte sich Heiner indes überrascht. Es war ungewöhnlich, daß sich Bertram für eine Frau mit diesem Format entschieden hatte.
»Genau die! Aber über einen mangelnden Bekanntheitsgrad können Sie sich auch nicht beschweren«, gab sie schlagfertig zurück.
»Alle Achtung! Sie sind nicht auf den Mund gefallen«, lächelte Heiner wohlwollend, doch heimlich warf er seinem Sohn einen warnenden Seitenblick zu. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, was für ein Interesse dieser an einer vermögenden Frau wie Katja hatte, zumal sie nicht im entferntesten dem Typ Frau entsprach, den Bertram gewöhnlich bevorzugte.
»Wenn du nichts dagegen hast, zeige ich Katja jetzt das Gestüt. Sie interessiert sich für Pferde und wir wollen gemeinsam ausreiten.« Bertram gab sich betont zurückhaltend, um keinen Streit zu provozieren.
Er wollte unter allen Umständen vermeiden, daß sein Vater ausfallend wurde und Dinge sagte, die Katja auf keinen Fall zu Ohren kommen durften.
»Natürlich habe ich nichts dagegen. Aber vielleicht dürfte ich Ihnen vorher eine kleine Erfrischung anbieten? Es kommt nicht oft vor, daß ich in meinem Alter die Gesellschaft einer derart jungen, intelligenten Frau genießen darf«, entgegnete Heiner galant.
»Nein danke, das ist nicht nötig, Vater«, beeilte sich Bertram zu versichern, doch Katja widersprach ihm.
»Ja, gern. Dann können Sie mir vielleicht ein wenig von den Pferden erzählen, die Sie hier züchten.«
»Dann wollen wir mal!« Heiner lächelte seinen Sohn überlegen an, bevor er Katja seinen Arm bot, die sich gutgelaunt unterhakte. Der Nachmittag schien eine überraschende Wendung zu nehmen, was sie amüsiert zur Kenntnis nahm.
Zähneknirschend folgte Bertram den beiden, während er fieberhaft überlegte, wie er seinen Vater unauffällig loswerden konnte, um Katja endlich in seinen Bann ziehen zu können. Noch nie war er auf eine Frau gestoßen, die sich ihm derart hartnäckig widersetzt hatte. Doch dann besann er sich und entschloß sich dazu, seinen Vater genau zu beobachten, der sofort Zugang zu der jungen Frau gefunden hatte.
*
Bertram gähnte ausgiebig. Bereits seit einer Stunde saßen sie zu dritt im klimatisierten Wohnraum des Gutes, und immer noch unterhielten sich Katja und Heiner angeregt über Pferde. Es zeigte sich, daß sich die Verlegertochter intensiv mit diesem Thema beschäftigt hatte, und Heiner konnte über ihr Hintergrundwissen nur staunen. Als eine kurze Gesprächspause entstand, nutzte Bertram jedoch sofort die günstige Gelegenheit.
»Es tut mir leid, wenn ich euch unterbreche, aber ich denke, die Temperaturen sind jetzt gerade richtig für einen Ausritt, Katja«, wandte er sich an seine Begleiterin.
»Ich würde gern eines Ihrer schönen Tiere reiten«, wandte sich Katja sofort begeistert an Heiner, der viel von seinen Zuchterfolgen berichtet hatte.
»Es ist mir eine Ehre, meine Pferde einer so erfahrenen Reiterin anzuvertrauen«, antwortete dieser und erhob sich. »Ich werde Toni Bescheid sagen, daß er Ramirez und Alba satteln soll.«
»Sie kommen nicht mit?« Enttäuschung spiegelte sich auf Katjas Gesicht.
»Leider nein. Ich bekomme nachher Besuch. Außerdem denke ich, daß ich Ihre Aufmerksamkeit schon zu lange beansprucht habe«, erklärte er mit einem Seitenblick auf Bertram, bevor er nach draußen ging, um mit dem Stallburschen zu sprechen.
»Sie haben einen sehr charmanten Vater. Leider scheint er nicht sehr viel Einfluß auf Ihre Erziehung gehabt zu haben«, bemerkte Katja sarkastisch.
»Warum haben Sie eigentlich eine so schlechte Meinung von mir?«
»Sie tun nicht viel dafür, um den Ruf zu widerlegen, der Ihnen vorauseilt.«
»Es paßt nicht zu Ihnen, daß Sie Gerüchten Glauben