Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
endlich besuchen darf.«
»Wenn er gesund ist, spricht nichts dagegen.« Fee war froh, zumindest diesmal eine positive Antwort geben zu können. »Es tut ihr bestimmt gut, ihn zu sehen.«
Saskia wirkte überrascht.
»Sind Sie sicher? Ihr Kollege hat genau das Gegenteil behauptet.«
Fee musste nicht nachdenken, um zu wissen, um wen es sich handelte.
»Dr. Lammers ist ein sehr vorsichtiger Kollege und will kein Risiko eingehen«, nahm sie ihn in Schutz, um dem guten Ruf der Klinik nicht zu schaden. »In diesem Fall kann ich aber guten Gewissens grünes Licht geben.«
Ihre Erklärung klang plausibel. Nur zu gern ließ sich Saskia Platz überzeugen.
»Patrick wird sich freuen, wenn ich ihm das später erzähle.« Damit verabschiedete sie sich von der Chefin der Pädiatrie und machte sich auf den Nachhauseweg.
Felicitas Norden sah ihr kurz nach. Sie überlegte, ob sie Lammers zur Rede stellen sollte, entschied sich aber dagegen. Es gab sinnvollere Dinge, auf die sie ihre Energie verwenden konnte.
*
Schwester Rebecca strich die Bettdecke glatt und betrachtete zufrieden ihr Werk.
»So, jetzt ist alles wieder in Ordnung.« Sie drehte sich zu ihrem Patienten um, der am Tisch am Fenster saß und missmutig vor sich hinstarrte. Titus‘ Miene gab ihr zu denken. »Stimmt was nicht?«
»Ach, ich mach mir Sorgen wegen der Biopsie.« Sein Seufzen kam aus tiefster Seele.
Behutsam fasste sie ihn am Arm und führte ihn zurück zum Bett.
»Das war zu deiner eigenen Sicherheit und hat noch lange nichts zu bedeuten.« Sie half Titus ins Bett und deckte ihn zu.
»Und was, wenn die Ärzte doch was finden?«, fragte er skeptisch.
»Dann bist du hier in den besten Händen.« Sie hatte kaum ausgesprochen, als es kurz klopfte und Dr. Norden junior hereinkam.
Bei seinem Anblick spannte sich jede Faser in Titus‘ Körper an. Schwester Rebecca verabschiedete sich, und Danny schloss die Tür hinter ihr.
Ein Blick genügte, und Titus wusste, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
»Du schaust nicht so aus, als ob du gute Nachrichten hättest. Los, raus mit der Sprache!«, verlangte er. »Was ist los mit mir?«
Seufzend setzte sich Danny auf die Bettkante. Es fiel ihm schwer, Titus in die Augen zu sehen.
»Im Normalfall warten wir noch den Befund der eingehenden Untersuchung ab«, erwiderte er langsam. »Aber in der Regel bestätigt der nur die ersten Ergebnisse.« Er hielt inne. Alle Worte, die er sich vorher zurecht gelegt hatte, schienen plötzlich falsch zu sein. Aber gab es einen richtigen Weg, um so eine Nachricht zu überbringen? »Nach dem, was die Biopsie ergeben hat, müssen wir davon ausgehen, dass es sich bei dem Knoten in deiner Schilddrüse um ein Karzinom handelt.«
Titus erstarrte. Es war offensichtlich, dass er versuchte zu erfassen, was Danny ihm gerade gesagt hatte.
»Du darfst jetzt nicht die Fli … «, setzte der junge Arzt zu einem Trost an.
Doch Titus schüttelte nur den Kopf.
»Ich will allein sein.«
Danny zögerte.
»Sicher?«
»Ja.«
So blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Wunsch seines Patienten Folge zu leisten. Er stand auf und verharrte noch einen Augenblick vor dem Bett. In sich gekehrt saß Titus halb aufrecht da, den starren Blick auf die Wand gegenüber gerichtet. Schließlich verließ Danny das Krankenzimmer. Mit gesenktem Kopf wanderte er den Flur hinunter, als er hastige Schritte hörte.
»Danny, da bist du ja!« Atemlos machte Anneka vor ihrem Bruder Halt. »Ich hab gehört, wie sich zwei Schwestern über Titus unterhalten haben …« Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Als Danny nichts sagte, holte sie Luft. »Er weiß es schon?«
»Ich hab’s ihm gerade gesagt.«
»Der Ärmste. Ich muss sofort zu ihm.« Sie wollte sich an ihrem Bruder vorbei drängen, als sie seinen festen Griff an ihrem Arm spürte.
»Sag mal, täusche ich mich oder empfindest du mehr für ihn, als es … sagen wir mal … deiner Beziehung zu Noah gut tut?«
Anneka starrte Danny an. Es war offensichtlich, dass sie nach einer Antwort suchte.
»Ich … ich glaube, Titus hat sich in mich verliebt«, gestand sie endlich. »Ich hab auch schon mit Noah drüber geredet und ihm versprochen, mich klar zu ihm zu bekennen. Das wollte ich gerade machen. Aber dann hab ich das Gespräch der Schwestern mitbekommen.« Sie sah Danny flehentlich an. »Das ist doch sicher nicht der richtige Moment, Titus so was zu sagen?«
»Das ist wirklich ein Problem in dieser Situation«, musste er zugeben.
Anneka haderte mit sich. Schließlich traf sie eine Entscheidung.
»Titus braucht mich jetzt. Ich geh zu ihm.« Sie drückte Danny einen Kuss auf die Wange und eilte grußlos weiter.
Vor Titus‘ Zimmertür blieb sie noch einmal stehen. Sie atmete tief durch, ehe sie klopfte und eintrat.
Im ersten Moment hatte Titus gefürchtet, dass Josephine zurückgekommen war. Als er aber Anneka erkannte, huschte ein Leuchten über sein Gesicht.
»Welch Licht in meiner dunklen Hütte«, scherzte er und brachte Anneka damit fast zum Weinen.
»Du bist der Wahnsinn, weißt du das?«, fragte sie gerührt. Sie setzte sich auf die Bettkante und griff nach seiner Hand. »Immer einen dummen Spruch auf den Lippen. Egal, wie scheiße die Situation ist.«
Titus sah hinunter auf ihre ineinander verschlungenen Hände. Mit einem Mal wurde er ernst.
»Dann weißt du es schon? Ich meine, das mit meiner Krankheit?«
»Und das mit Josy auch. Aber nicht von Danny«, versicherte sie vorsichtshalber. »Er dürfte mir gar nichts sagen von wegen ärztlicher Schweigepflicht und so.« Auf keinen Fall sollte ein falscher Verdacht auf ihren Bruder fallen. »Ich hab zufällig gehört, wie sich zwei Schwestern über dich unterhalten haben. Stimmt es, dass mit Josy Schluss ist?«
»Was die Schwestern so alles wissen.« Er grinste.
»Scheint so, als hätte Josephine kein Geheimnis aus ihrer Wut auf dich gemacht. Sie ist laut schimpfend durchs Krankenhaus gelaufen.« Anneka zögerte. »Weiß sie von deiner Krankheit?«
Titus schüttelte den Kopf.
»Wenn’s nach mir geht, erfährt sie’s auch nicht. Ich komm schon klar.«
»Bist du sicher?«
Er zögerte.
»Ich weiß, dass ich eine schwere Zeit vor mir hab.« Endlich sah er sie an und konnte sogar ein bisschen lächeln. »Aber wenn du bei mir bist, hab ich viel weniger Angst.«
Anneka schluckte.
»Das … das freut mich.« Sie wand sich vor Verlegenheit.
Titus bemerkte es nicht. Er war so mit sich selbst beschäftigt, dass er ungeniert fortfuhr.
»Weißt du, als ich dich neulich im ›Schönen Aussichten‹ wiedergesehen hab … wow, da war plötzlich was zwischen uns … Ich kann’s gar nicht richtig erklärten. Dein Anblick hat mich einfach umgehauen.«
Anneka lachte gequält auf.
»Im wahrsten Sinne des Wortes.« Sie entzog ihm ihre Hände und stand auf. Sie wusste: Das war der Moment, in dem sie ihm die Wahrheit sagen musste. In ihrer Not trat sie ans Fenster und sah hinaus.
»Was ist?« Titus sah ihr misstrauisch nach.
»Ich … ich … Ach, ich