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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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von Großpapa.«

      »Wann kommt er?«

      »Am Frühnachmittag.«

      »Dann hast du den ganzen Vormittag Zeit. Noch eine Ausrede?«

      »Keine Ausrede, sondern Tatsache. Ich besitze nämlich keinen Reitdreß.«

      »Damit könnte meine Mutter aushelfen«, schaltete Folko sich ein. »Was zu groß ist, wird mit Klammernadeln zusammengesteckt.«

      »Na hör mal, so wenig eitel bin ich denn doch nicht. Nun mal Scherz beiseite. Ich kann heute wirklich nicht kommen, vielleicht ein andermal.«

      »Na schön, lassen wir uns vertrösten. Aber aufs Pferd mußt du, da hilft dir kein Gott.«

      Sie ritten ab, und sehnsüchtig sah Armgard ihnen nach. Schön wäre es, zu reiten, doch nicht auf einem Pferd aus Folkos Stall und nicht mit ihm als Reitlehrer. Mit ihm wollte sie nichts zu tun haben.

      Am Frühstückstisch erzählte sie dem Großvater von dem Morgenbesuch.

      »Folko und Lutz waren hier. Hoch zu Roß hielten sie jenseits des Zaunes. Ich sollte mich oben zur Reitstunde einfinden, was ich natürlich ablehnte. Denn erstens erwarten wir Besuch, zweitens habe ich keinen Reitdreß und dann will ich nicht.«

      »Und warum nicht?«

      »Na hör mal, Großpapa, ein Mann, der mit einer Frau einig ist, darf sich doch nicht mit einer anderen befassen.«

      »Hm«, meinte der alte Herr, einen guten Bissen mit einem Schluck Kaffee hinunterspülend. »Um die Reitstunde wirst du wohl nicht herumkomme, mein Kind, Folko kann nämlich sehr hartnäckig sein.«

      »Ich noch hartnäckiger.«

      »Nun, warten wir ab.«

      »Großpapa, warum bist du eigentlich immer so zugeknöpft, wenn es um Folko und diese Jella geht?«

      »Weil ich aus der ganzen Sache nicht recht klug werde. Wohl spricht manches dafür, aber mehr noch dagegen. Und wenn man schon einem Menschen in Gedanken Unrecht tut, so sollte man sich davor hüten, diese Gedanken lautwerden zu lassen, bevor die bekrittelte Angelegenheit spruchreif ist. Außerdem geht uns das alles nichts an, nicht wahr, mein Kind?«

      Unter dem prüfenden Blick stieg heiße Röte in das Mädchengesicht, die Augen senkten sich, die Lippen zuckten, und da wußte der Mann Bescheid. Da jedes diesbezügliche Wort jetzt fehl am Platze gewesen wäre, wechselte er das heikle Thema und kam auf den Gast zu sprechen, den sie erwarteten:

      »Ich freue mich richtig auf meinen guten Hans Naudin. Trotz der Sorge um unsere Frauen haben wir zwei manche nette Stunde verlebt. Nun ist auch seine Frau tot, und er steht allein, der arme Kerl.«

      »Dann biete ihm doch hier ein Zuhause«, schlug Armgard, die inzwischen ihre Verwirrung überwunden hatte, eifrig vor. »So hättest du einen Kameraden, der deiner würdig ist, nicht so einen dummen wie mich.«

      »Ich bin aber mit dem dummen Kameraden vollauf zufrieden«, entgegnete er schmunzelnd. »Trotzdem soll der jetzt so einsame Mann hier ein Zuhause finden, wenn er will.«

      »Vielleicht heiratet er wieder.«

      »Dafür dürfte er mit seinen gut Sechzig denn doch schon zu alt sein, obwohl er noch recht vital ist oder war. Denn der Tod seiner Frau wird seinem Herzen einen Knacks gegeben haben, genauso wie meinem.«

      »Du hast dich aber wieder prächtig erholt«, besah sie sich stolz den alten Herrn mit der straffen Gestalt, dem braungebrannten Gesicht, den hellen blauen Augen und dem vollen weißen Haar. Frisch sah er aus, vital und vornehm.

      Sein Freund Hans Naudin hingegen war mittelgroß und hager.

      Er hatte ein faltiges Gesicht und stahlgraue Augen, die so lachend aufblitzen konnten. Wenn ihn etwas erheiterte, grinste er wie ein verschmitzter Junge, das graumelierte Haar war kurz und dicht. Armgard gefiel er auf den ersten Blick und sie ihm.

      »Potztausend, Frederik, deine Enkeltochter ist ja ganz was Blitzsauberes«, sagte er begeistert. »Bei dem Anblick muß selbst mir altem Knaben das Herz im Leibe hüpfen, wie muß es da erst bei dem Jungen rumoren. Wirst deinen Kolibri nicht lange behalten, alter Freund.«

      »Kolibri an der See«, lachte der ihn aus. »Was bin ich doch bloß froh, dich hierzuhaben, du verdrehter Kerl.«

      Als nach dem Kaffee der Gast die Pfeife und der Hausherr die Importe in Brand gesteckt hatte, kam ersterer auf seine Frau zu sprechen.

      »Friedlich ist sie eingeschlafen«, erzählte er wohl traurig, aber gefaßt. »Für sie war es eine Erlösung, für mich jedoch…«

      »Nun, du hast ja dasselbe mitgemacht, Frederik, und weißt daher, wie hart das einem ankommen kann. Ich habe sie auf ihren Wunsch im Erbbegräbnis ihrer Familie beisetzen lassen, da ist sie gut aufgehoben.«

      Mehr sagte er nicht. Es tat ihm wohl noch zu weh, die frische Wunde zu berühren. Wie Armgard von ihrem Großvater wußte, war die Frau dem Mann nicht nur eine gute Gattin gewesen, sondern auch Kameradin durch dick und dünn. Hatte alle Forschungsreisen des Geologen mitgemacht, bis sie sich eine schleichende Krankheit zuzog. Da gab er die Reisen auf und ließ sich an der Riviera nieder, wo er Frederik von der Gylt kennenlernte. Der Kummer um ihre Frauen ließ sie sich fester aneinander schließen, als es wohl sonst der Fall gewesen wäre.

      Man merkte direkt, wie wohl der Gast sich fühlte in dieser Atmosphäre voll Harmonie und Herzlichkeit. Von den beiden Räumen, die ihm als eigenes Reich zugewiesen wurden, war er begeistert.

      Den Björns und Frökes war er übrigens kein Fremder. Sie kannten ihn von den Besuchen bei Clarissa, und so gab es ein herzliches Wiedersehen.

      *

      Armgards Hoffnung, daß Folko und Lutz den Plan mit den Reitstunden aufgeben würden, erfüllte sich nicht. Zuerst war es Lutz, der sie herantrieb, wie er sich ausdrückte. Als dann die Ferien zu Ende waren und er nach Hause mußte, trat Folko als Reitlehrer an seine Stelle, was die Schülerin aufmucken ließ.

      »Ich mach nicht länger mit«, erklärte sie kurz und bündig, als er sie zu Hause abholte. »Ich stehle dir damit nur deine recht kostbare Zeit, die du weiß

      Gott nutzbringender anwenden kannst. Und so viel Zeit habe auch ich nicht, um sie totzuschlagen.«

      »Nanu, was hast du denn zu tun, etwa von sieben Gänsen Wurst zu machen?«

      »Du brauchst gar nicht zu spotten«, funkelte sie ihn an. »Du weißt ganz genau, daß ich die Arbeiten von Großpapa und Onkel Hans stenographiere und in die Maschine schreibe.«

      »Aber doch nicht den ganzen Tag. Warum sträubst du dich eigentlich so gegen den Reitunterricht, hast du einen besonderen Grund?«

      Liebes Gottchen, jetzt hilf du, fluchte sie inbrünstig, als sie seinen forschenden Blick auf sich fühlte. Nie und nimmer darf er den wahren Grund erfahren.

      Und das liebe Gottchen half. Es gelang ihr tatsächlich gleichmütig zu tun, als sie sagte:

      »Ja, das Reiten macht mir keinen Spaß.«

      »Und warum hast du denn überhaupt damit angefangen?«

      »Weil Lutz mir keine Ruhe ließ.«

      »So werde auch ich dir keine Ruhe lassen.«

      »Aber warum bloß nicht, um alles in der Welt?«

      »Den Grund kann ich dir nicht sagen, jetzt noch nicht.«

      »Hängt denn so viel davon ab?«

      »Allerdings.«

      »Auch für mich?«

      »Ich hoffe es.«

      Da gab sie es auf. Brüsk wandte sie sich ab, ging nach oben und zog den Reitdreß an, der so elegant war, wie alles, was sie jetzt trug. Und zwar mit der Selbstverständlichkeit einer reichen Erbin. Da die beiden Herren ihr Mittagsschläfchen hielten, sagte sie Robert Bescheid, daß sie zum Schloß ginge und zum Kaffee


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