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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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mir leid, Elonie, aber wir müssen diesen Besuch in Kauf nehmen. Frau Isbeck ist eine entfernte Verwandte von mir.«

      »Ich bitte dich«, unterbrach sie ihn hastig. »Du kannst in deinem Haus doch aufnehmen, wen du willst.«

      »Meinst du? Na schön. Gehen wir essen.«

      Sie mußten auf den Gast warten, ohne den man sich ja nicht gut zu Tisch setzen konnte. Und als sie dann endlich erschien, riß sie ihre Augen auf wie ein erschrockenes Kind.

      »Oh, ihr habt auf uns gewartet? Das tut mir aber leid. Wo sollen wir uns setzen? Ach da, tausend Dank. Komm, mein herziges Kindlein, nimm hier Platz und sei hübsch brav.«

      »Nein, ich bin nicht brav, ich will was zu trinken!«

      »Aber ja doch, mein Engelchen. Hören Sie mal, mein Lieber, bringen Sie dem Kind ein Glas Fruchtsaft«, wandte sie sich herablassend an den Diener, doch schon schrie die Kleine dagegen:

      »Ich will nicht Fruchtsaft, ich will Limonade.«

      »Du wirst das trinken, was deine Mutter für richtig hält«, sagte der Hausherr gelassen. Man merkte ihm jedoch an, daß er sich nur mühsam beherrschte. Und schon plärrte das widerlich verzogene Kind los, das an einen so energischen Ton nicht gewöhnt war.

      »Scht, mein Herzblatt, sei hübsch lieb und still«, beschwichtigte die Mutter. »Du bist übermüdet, das weiß ich. Da bekommst du auch deinen Fruchtsaft. Trink erst mal einen Schluck, dann wirst du sehen, wie gut er schmeckt.«

      Endlich ließ der Abgott sich herbei, den schmeichelnden Worten der Mutter zu folgen. Das Gör trank so gierig, daß im Nu das Glas geleert war. Beim Essen mäkelte es herum, bis der Hausherr dem Diener befahl:

      »Halten Sie sich nicht so lange mit dem Kind auf, Niklas. Wer nichts essen will, läßt es bleiben.«

      Nun, um zu streiken, dazu war die Kleine doch zu hungrig und aß das, was die Mutter ihr auf den Teller legte. Sie maulte zwar dabei, unterließ jedoch jede laute Aufsässigkeit.

      Es war kein Wunder, daß bei der gespannten Stimmung kein zwangloses Gespräch aufkommen konnte. Frau Irene und Elonie sprachen überhaupt nicht, und Diederich gab auf die Fragen Livia Isbecks nur kurze Antworten.

      Das schien diese jedoch nicht zu stören. Sie redete ununterbrochen auf ihn ein, wobei man den Eindruck hatte, daß jedes Wort abgezirkelt war. Wie ihr Benehmen überhaupt. Wahrscheinlich wollte sie bezaubern, erreichte jedoch mit ihrem verschrobenen Gebaren das Gegenteil.

      Dabei war die Frau hübsch. Hätte also gar kein solches Theater nötig, um beachtet zu werden. Ihre Gestalt war zwar zu üppig, aber sonst von gutem Wuchs. Das volle Gesicht hatte einen makellosen Teint. Die Haare waren zwar blondiert, wirkten aber gar nicht echt. Die langen dunklen Wimpern, die zwei mandelförmige schwarzbraune Augen umsäumten, schienen sogar echt zu sein.

      Auch das kleine Mädchen war hübsch mit seinem zarten Figürchen, den dunkelblonden Locken und den blaugrauen Augen. Aber auch das hübscheste Kind kann einem zuwider sein. Bei kleinen Kindern nimmt man manches schon in Kauf, aber die kleine Viola zählte neun Jahre, war also nur zwei Jahre jünger als Birgit Norber.

      Nach dem Essen nahm man an, daß die ungebetenen Gäste sich verabschieden würden, aber Livia ging den Hausherrn ganz ungeniert um ein Nachtquartier an.

      »Nur bis morgen, Diederich«, schlug sie bittend die Hände zusammen, was bei einem kleinen Kind wohl niedlich wirkt, bei einer Frau über Dreißig jedoch höchst lächerlich. »Ich kann mit dem übermüdeten Kind unmöglich durch die Stadt ziehen und in den überfüllten Hotels nach Unterkunft suchen.«

      Wenn Diederich Brendor nicht der vornehme, ritterliche Mann gewesen wäre, dann hätte er die unverfrorene Person einfach an die frische Luft gesetzt. Aber das bekam er nun mal nicht fertig, zumal Viola sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte. Also gab er den Auftrag, ein

      Fremdenzimmer herzurichten. Und die raffinierte Frau hatte erreicht, was sie erreichen wollte.

      Solche Elemente pflegen wie Parasiten zu sein. Wenn sie sich erst einmal festgesetzt haben, lassen sie sich nicht wieder abschütteln. Das wußte die lebenserfahrene Frau Irene und rechnete erst gar nicht damit, daß man diesen Parasiten am nächsten Tag loswerden würde.

      Und sie sollte recht behalten. Denn Livia erwachte mit Schnupfen und leichtem Fieber, was ihr sehr gelegen kam. Glück muß der Mensch haben.

      Als Brendor am Frühstückstisch von dem Malheur erfuhr, meinte er achselzuckend:

      »Unter diesen Umständen kann Frau Isbeck ihre Reise natürlich nicht fortsetzen. Wenn sie sich dabei eine ernstliche Erkrankung zuziehen sollte, müßte ich mir Vorwürfe machen. Also muß ich Ihnen zu meinem Bedauern die Erkrankte und deren ungezogene Tochter aufbürden, Frau von Gehldorn. Du aber hältst dich von ihr fern, Elonie.«

      Ich weiß auch warum, dachte sie und sah ihm erbittert nach, als er nach kurzem Gruß das Zimmer verließ, um seiner Arbeit nachzugehen. Du fürchtest, daß diese Livia etwas ausplaudern könnte, was ich nicht wissen soll. Denn der Brief, den mir die Bose zuspielte, war mit Li unterschrieben. Außerdem war da von einer kleinen Tochter die Rede, die sie nun endlich aus der Pflegestelle holen könnte, da deine Großzügigkeit es ihr ermöglichte, sich eine süße kleine Wohnung einzurichten.

      Jedenfalls war Elonie fest davon überzeugt, daß diese Li mit der Livia identisch sei. Peinlich für Diederich, daß sie nun sogar in sein Haus kam. Nun, er konnte beruhigt sein. Dieser »Dame« würde sie bestimmt aus dem Weg gehen.

      Auch Frau von Gehldorn sollte es möglichst tun. Es war eine Zumutung von Diederich, von dieser feinen, vornehmen Frau zu verlangen, daß sie ein so minderwertiges Subjekt betreuen sollte.

      Unfreundlich sah sie Viola entgegen, die dem Hund nachlief und ihn zu fangen versuchte. Der verschüchterte kleine Kerl sprang an Elonie hoch, die ihn rasch auf den Schoß hob. Sie konnte gerade noch die kleine Kinderfaust fassen, die auf des Tierchens Kopf niedersausen wollte.

      »Das laß gefälligst bleiben!« schob die Empörte das Mädchen ab.

      »Er hat mich gebissen, dafür muß er Schläge haben. Ich konnte nur keinen Stock finden.«

      »Wage es, du gräßliches Gör!« drohte Elonie. »Dann kriegst du von mir mit dem Stock, worauf du dich verlassen kannst.«

      »Pöh, vor dir habe ich keine Angst!« Das herzige Kindlein streckte die Zunge weit heraus. »Meine Mami sagt, du hast hier gar nichts zu melden.«

      Schon hatte Frau Irene sie beim Nacken gepackt und schob die wild um sich Schlagende aus dem Zimmer. Das Geplärre klang ferner und verlor sich dann ganz. Wahrscheinlich hatte die Hausdame den kleinen Teufel nach dem Zimmer der Mutter gebracht. Als Irene zurückkam, wies ihre zarte Hand einen feuerroten Fleck auf.

      »Was haben Sie denn da, Frau von Gehldorn?« fragte Elonie. »Hat das Gör Sie etwa gebissen?«

      »Ganz recht, und zwar in Gegenwart der Mutter, die das ganz in Ordnung fand. Sie meinte, wir sollten mit dem Hund nicht so ein Theater machen und ihn über ein Kind stellen. Falls ich es einmal wagen sollte, ihr herziges Kindlein anzufassen, dann würde sie dafür sorgen, daß ich von dem Hausherrn in die Schranken der Domestiken zurückgewiesen werde.«

      »Na, so eine bodenlose Unverschämtheit!« fuhr Elonie auf. »Wenn mein Mann nicht dafür sorgt, daß diese Kreatur aus dem Hause kommt, dann geh’ ich und nehme Sie mit, Frau von Gehldorn.«

      »Rasch fertig ist die Jugend mit dem Wort, das schwer sich handhabt wie des Messers Schneide – sagt Schiller«, lächelte die welt- und menschenkundige Frau nachsichtig. »Sie wissen doch, wie sehr Ihr Gatte Zwistigkeiten im Hause haßt. Daher möchte ich raten, daß wir uns zusammentun und alles allein mit den ungebetenen Gästen ausfechten.«

      »So wollen Sie sich denn von dieser – na ja – immer weiter beleidigen lassen?«

      »Diese – na ja – kann mich gar nicht beleidigen«, kam es lachend zurück. »Ich werde mich auch nur soviel um sie kümmern, wie unbedingt


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