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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Handschuhe waren dick und flauschig, die Strümpfe warm, die Schuhe fest, so konnte sie schon der Kälte trotzen.

      Die übrigens gar nicht so arg war, wie sie feststellen konnte, als sie durch die Haustür ins Freie trat. Tief sog sie die klare Luft ein und sah sich mit frohen Augen um.

      Dem Haus war ein Ziergarten vorgelagert, von dessen Pforte vier Stufen hinab zur Fahrrinne führten. Von der gingen wiederum zehn Stufen hinab zum Strand, der zu den Häusern gehörte und durch Querzäune aus Maschendraht gekennzeichnet war. Badebuden gab es überall, auch ganz kleine Bootshäuser sah man hier und da stehen.

      Ungefähr ein Dutzend Häuser lagen an der Zufahrtsstraße, die so stabil gebaut waren, daß sie wohl noch viele Jahre Wind und Wetter trotzen würden. Hauptsächlich das Nachbarhaus zur Linken stand so richtig behäbig da. Armgard vermutete, daß es den Frökes gehörte, was Spierke, der in Pelz und Stiefeln aus dem Haus trat, bestätigte:

      »Ja, es ist das Frökehaus. Prima Kasten, den Sie sich hauptsächlich innen ansehen sollten, gnädiges Fräulein. Jetzt ist Frau Fröke allerdings nicht da, ist im Schlitten ins Dorf gefahren. Auch ich muß dorthin, um Einkäufe zu machen.«

      Eiligst verschwand er, und Armgard überlegte, welchen Weg sie einschlagen sollte. Zum Wasser hinunter? Nein, das sah sie sich bei dem kühlen Lüftchen lieber von oben an. Links lag das Dorf, wie sie an dem Kirchturm sehen konnte, der deutlich sichtbar war, aber auch rechts schien etwas wie ein Turm emporzuragen. Mal sehen, wozu der gehörte.

      Obwohl der untere Weg bequemer war, ging sie den oberen entlang, der nur als schmale Spur durch den Schnee führte, der bis zum nahen Waldrand in unberührter Weiße dalag. So viel Schnee hatte sie schon lange nicht mehr gesehen, da sie ja seit Jahren nicht mehr aus der Großstadt herausgekommen war, wo sich der Schnee nicht lange zu halten pflegt.

      Munter stapfte sie los, bis sie ruckartig stehenblieb und mit ungläubigen Augen auf das Schloß schaute, das sich auf felsigem Vorsprung erhob. So ein richtiges Schloß am Meer, mit einigen kleineren Türmchen, mit Terrassen und Altanen, fest und trutzig stand es da, wie für die Ewigkeit erbaut. Dieses stolze Gebäude mußte sie sich unbedingt näher ansehen.

      Allein ein breites schmiedeeisernes Tor gebot ihr Halt. Rechts und links schloß sich ihm eine hohe Mauer an, also nichts für Spitzbuben und neugierige Leute, die durften allenfalls durch die Stäbe des Tores lugen.

      Sie tat es und fuhr entsetzt zurück, als jenseits des Tores wie aus dem Boden gewachsen eine große Dogge stand, sich dann am Gitter hochreckte und knurrend die gefährlichen Zähne zeigte, da suchte Armgard ihr Heil in der Flucht. Stolpernd hastete sie durch den Schnee, und erst als sie merkte, daß sie nicht verfolgt wurde, verlangsamte sie das Tempo.

      Verflixt, das hätte böse ausgehen können. Das kam davon, wenn man seine Nase in verbotenes Gebiet steckte.

      Als sie dann wieder vor dem Gylthaus stand, bemerkte sie Lottchen, die mit einer schweren Tasche behäbig dem Nachbarhaus zuging. Da war Armgard heran, griff hilfsbereit zu, und schon wurde Lottchen ungemütlich. Erst als sie die Helferin näher in Augenschein nahm, überließ sie ihr die Tasche und sagte lachend:

      »Vor Taschendieben wird gewarnt. Nun ich Sie jedoch erkannt habe in Ihrer winterlichen Vermummung, hat die Warnung keine Gültigkeit.«

      Indes hatten sie die Haustür erreicht, Lottchen schloß auf und zeigte einladend auf die nun offene Tür.

      »Grüß Gott, tritt ein, bring Glück herein.«

      Schon in der kleinen Diele merkte man, daß in diesem Haus ein Seemann wohnte, der von seinen vielen Reisen in fremde Länder Sehenswürdigkeiten aller Art mit nach Hause gebracht hatte. Das Zimmer, das sie gleich darauf betraten, mutete gar wie ein seemännisches Museum an. Aber traulich war es in dem weiten, niederen Raum mit der Balkendecke.

      »Nun, Kindchen, wie gefällt es Ihnen?« fragte Lottchen das staunende Mädchen. »Ist nicht jedermanns Sache…«

      »Ich finde es urgemütlich«, warf Armgard begeistert ein. »Du meine Güte, was es hier aber auch alles zu sehen gibt. Bis man das genau in Augenschein genommen hat, wird eine gute Weile dauern.«

      »Nun, je öfter Sie hier sein werden, was ich stark hoffe, um so schneller haben Sie sich durchgefunden. Doch zuerst legen Sie Ihre winterlichen Hüllen ab, sonst dürfte es Ihnen zu warm werden. Denn unser Prachtstück von Kachelofen faucht nicht schlecht.«

      »Das ist auch wirklich ein Prachtstück«, bewunderte Armgard den behäbigen Ofen, den bebilderte Kacheln schmückten. Die Rückseite stand an der Wand, die drei anderen Seiten umgab eine Bank, die mit dicken Polstern belegt war. Ihr Überzug zeigte Seemotive, genauso wie die Ofenkacheln. Um einen niederen Tisch standen vier bequeme Sessel, von denen nun zwei besetzt wurden.

      »Ich müßte Ihnen ja eigentlich etwas anbieten«, sagte die Hausfrau. »Aber ich tue es nicht, da es in einer halben Stunde Mittag gibt. Da ich nichts gekocht habe, werde ich mich wieder einmal nähren wie Nachbars Hühnchen. Haben Sie sich schon ein wenig in unserer Gegend umgesehen?«

      »Ein wenig schon, zu mehr kam ich leider nicht.«

      Sie erzählte ihr erschreckendes Erlebnis und Lottchen lachte.

      »Ist doch bloß gut, daß Sie nicht in den Park hineinspazieren konnten. Dann wäre der Harras wohl ungemütlich geworden, der ansonsten ein friedliches und dazu noch gut dressiertes Tier ist. Außerhalb fällt er keinen Menschen an, doch sobald ein Unbefugter in sein Reich dringt, dann hat’s gebumst. Waren die anderen Hunde auch dabei?«

      »Nein, die Dogge war allein, was mir ausreichend genügte. Gibt es da womöglich noch mehr Hunde?«

      »O ja. Noch ein Spaniel, ein Dackel, ein Pudel, auf dem Hof einige Wachhunde und die Hunde der Gutsbeamten.«

      »Du meine Güte, vertragen die sich auch alle?«

      »Gut sogar, weil sie wissen, daß sie zu einer Gemeinschaft gehören.«

      »Na ich weiß nicht«, meinte Armgard skeptisch. »Zu welcher Gemeinschaft gehören sie denn?«

      »Kindchen, Sie brauchen da gar nicht ironisch zu werden. Die Viecher sind alle gut gedrillt, wie überhaupt alles in dem großen Betrieb.«

      »Und wem gehört der?«

      »Ach so, das wissen Sie ja noch gar nicht. Das große Rittergut nebst Vorwerken gehört dem Grafen Björn. Uraltes Wikingergeschlecht. Steht jetzt nur noch auf zwei Augen. Alles Nähere lassen Sie sich vom Großpapa erzählen. Wir müssen uns nach drüben begeben, sonst geht uns die Mahlzeit verloren.«

      *

      Eine Woche später war der Kranke außer jeder Gefahr. Sein Herz war wieder intakt, wie Dr. Sinder sich schmunzelnd ausdrückte, und dank der guten Pflege wurde der Rekonvaleszent kräftiger mit jedem Tag. Doch als er wieder auf den Beinen stand, wurde er kleinlaut und ließ sich nur zu gern zum Lehnstuhl führen, wo er sich mit einem Seufzer der Erleichterung niederließ.

      »Verflixt, wie kann man nur so schlapp sein«, brummte er. »So krank bin ich doch gar nicht gewesen.«

      »Uns hat es gelangt«, bemerkte der Arzt trocken. »Sie haben uns ganz gut in Atem gehalten, der Herzanfall war nicht so ohne.«

      »Wenn ich mir das nur erklären könnte. Mein Herz hat mir vorher doch nie etwas zu schaffen gemacht.«

      »Es ist ja auch noch nie so überfordert worden wie im letzten halben Jahr«, überging Dr. Sinder taktvoll die anstrengende Pflege und den Tod der Frau. »Sie haben sich schnell genug wieder erholt, denn es sah böse aus. Und nun noch so zirka vier Wochen Geduld, dann sind Sie fit wie eh und je.«

      Doch so lange dauerte es nicht, der Kranke konnte schon nach zwei Wochen die Mahlzeiten unten einnehmen. Die Pflegerin hatte sich verabschiedet, da sie nicht mehr gebraucht wurde.

      Jetzt saß er im Wohnzimmer am Kamin und las. Es war still in dem Gemach, nur das Ticken der Uhr und das Prasseln der Scheite im Kamin waren hörbar.

      Er sah vornehm aus, der Herr Dr. jur. Frederik von der Gylt, in dem


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