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Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin SingerЧитать онлайн книгу.

Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer


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etwas vor und sprach dann weiter. »Ich weiß, dass Sie Ingrid Pleyer heißen.«

      »Woher wissen Sie das, wenn Sie allen Menschen aus dem Weg gehen?« Da war wieder das Misstrauen in Ingrids Augen.

      »Der alte Mann hat mir von Ihnen erzählt. Er ist sonst immer auf dem Birkenhof, aber vor Kurzem arbeitete er jeden Tag in der Mühle. Weil Sie im Krankenhaus waren.«

      »So – mit Karl haben Sie gesprochen? Zu der Zeit haben Sie sich schon hier in der Gegend aufgehalten?«, fragte Ingrid verwundert. Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin ja schon wieder zwei Wochen zu Hause.«

      »Ja, so lange bin ich schon hier. Keine Nacht habe ich in einem Bett geschlafen. Das bequemste Nachtlager hatte ich noch in Ihrer Scheune. Dort war es auch am wärmsten. Als es vor einigen Tagen so viel regnete, muss ich mich erkältet haben. Deshalb fiebere ich. Aber ich wollte sagen, ich kenne Ihren Namen, Sie sollen auch meinen erfahren. Ich heiße Stefan Becker.«

      »Und woher kommen Sie?«, fragte Ingrid.

      »Aus München. Das heißt – ich stamme aus München, in den letzten Jahren habe ich jedoch in Persien gelebt.« Stefan Becker wurde nun lebhafter. »Ich bin Ingenieur und habe für eine deutsche Firma in Persien gearbeitet.« Er sah auf seine Hände. »In Teheran habe ich auch Delila kennengelernt.«

      »Wer ist Delila?«, erkundigte sich Ingrid.

      »Sie war das Mädchen, das ich sehr geliebt habe.« Plötzlich stand Stefan Becker auf und trat ans Fenster. Dort musste er sich aufstützen.

      »Sie sollten lieber sitzen bleiben, wenn Ihnen schwindelig ist«, sagte Ingrid. Schon wollte sie sich erheben, weil sie Angst hatte, dass Stefan Becker zusammensacken könnte. Aber da kam er bereits zurück und ließ sich wieder in den Sessel sinken.

      »Delila ist die Mutter meines Kindes. Nein, sie war die Mutter meines Kindes.« In seinem Gesicht zuckte es.

      »Also lebt Delila nicht mehr?«, fragte Ingrid leise und voller Mitgefühl.

      »Sie ist in München gestorben. Wir waren nach Deutschland zurückgekehrt. Gegen den Willen ihrer Eltern hatte Delila mit mir und unserem Kind Persien verlassen. Ihre Eltern waren dagegen, dass sie einen Deutschen heiratete, obwohl wir doch schon ein Kind hatten. In Persien haben sie die Heirat immer wieder hintertrieben.« Stefan Becker schöpfte nach Atem. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn.

      Ingrid sah ihn besorgt an. »Vielleicht sollten wir später weitersprechen, Herr Becker. Es strengt Sie zu sehr an. Wollen Sie sich nicht lieber drüben in dem kleinen Zimmer wieder hinlegen und versuchen, ein wenig zu schlafen?«

      Er zog ein Taschentuch heraus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Nein, jetzt muss ich sprechen. Ich darf Sie nicht so lange auf die Folter spannen. Sie müssen wissen, dass Sie nichts von mir zu befürchten haben.«

      Er gönnte sich einige Minuten Erholung, dann sprach er weiter: »Delila und ich wollten also nun in München heiraten. Wir suchten dort eine Wohnung. Ich habe keine Angehörigen, zu denen wir hätten ziehen können. Deshalb wohnten wir vorerst in einer kleinen Pension. Ich hatte die Stelle bei meiner Firma aufgegeben und bewarb mich bei einem anderen Unternehmen. Als ich dort war, um den Vertrag auszuhandeln, wurde Delila von einem Auto überfahren. Sie war auf der Stelle tot.«

      Ingrid fühlte mit dem Mann, obwohl er ein Fremder war. Sie wusste aus eigener Erfahrung, was es hieß, den geliebten Partner zu verlieren. Leise sagte sie: »Seien Sie trotzdem dankbar, dass Delila nicht leiden musste. Ich habe zusehen müssen, wie mein Mann langsam starb. Das mitzuerleben und nie helfen zu können, ist furchtbar.«

      Stefan Becker schaute sie lange an. »Ja, das ist noch schlimmer, aber Ihnen ist wenigstens ein Zuhause geblieben. Mit Ihrem Kind. Ich gehörte nirgends mehr hin. Ich lebte in einem Pensionszimmer und wusste nicht, wie es weitergehen sollte.«

      »Ist Ihrem Kind bei dem Unfall auch etwas geschehen?«

      »Delila war weggegangen, während das Kind schlief. Sie wollte einen Brief zum Postkasten tragen. Er steckte noch in ihrer Handtasche.«

      Wieder schwieg Stefan Becker. Jetzt wirkte sein erhitztes Gesicht noch vergrämter.

      Ingrid störte ihn nicht. Sie merkte, dass er sich krampfhaft bemühte, seine Fassung nicht zu verlieren.

      Nach geraumer Zeit sagte er: »Delila hatte den Wunsch, nach Persien zurückzukehren. Sie hatte an ihre Eltern geschrieben und sie reumütig um Verzeihung gebeten. Das stand in dem Brief, den sie heimlich zum nächsten Postkasten bringen wollte, solange ich unterwegs war. Sie hat ihn nicht mehr einwerfen können.«

      Stefan Becker strich sich über die Stirn. »Es ist sehr schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren, aber nach seinem Tod erkennen zu müssen, dass er einen nicht so geliebt hat, wie man glaubte, ist kaum zu ertragen. Gerade Tote möchte man verklärt sehen, es soll kein Makel an ihnen sein. Ich muss mir sagen, dass Delila trotz unseres Kindes von mir fortstrebte. Sie hatte sogar vor, allein nach Hause zu fliegen, sobald die Eltern ihr das Reisegeld schickten. Das Kind hätte sie einfach bei mir zurückgelassen. Auch das stand in dem Brief. Und ich hatte mir die Füße nach einer schönen Wohnung wundgelaufen, das Aufgebot war bestellt, und ich war richtig glücklich, bald eine neue, sehr gute Stellung zu haben.«

      Stefan Becker stand wieder auf. Diesmal ging er nicht ans Fenster. Er stellte sich nur hinter seinen Sessel und stützte sich mit den Händen auf die Rückenlehne. »Diese große Enttäuschung und der Schmerz um Delila, den ich trotz allem empfand, haben mich vollkommen verwirrt. Als ich von ihrer Beerdigung kam, packte ich unsere Sachen. Ich nahm nur eine Reisetasche mit und stieg mit dem Kind in den Zug ins Allgäu.«

      »Haben Sie hier Bekannte?«, fragte Ingrid.

      »Nein, ich habe hier niemanden. Ich wollte nur aus München heraus, wo mich alles an Delila erinnerte. Ich wollte fliehen. Ich muss von Sinnen gewesen sein. Noch nie war ich so durcheinander wie in jenen Stunden. Und dann tat ich das, was mich jetzt ins Gefängnis bringen wird.«

      Ingrid sah ihn verständnislos an. Was hatte er getan? Er konnte keinen Menschen ermordet haben. Nein, das traute sie ihm nicht zu. Er war kein verbrecherisch veranlagter Mann, er war nur verzweifelt gewesen. Hatte er jemanden bestohlen? Auch das würde nicht zu ihm passen. Er musste doch nichts anderes im Sinn haben als die Frage, wie das Leben nun mit seinem Kind weitergehen sollte.

      »Wie alt ist Ihr Kind?«, fragte Ingrid aus diesen Gedanken heraus.

      »Ein halbes Jahr.« Stefan Becker richtete sich auf. »Sie kennen mein Kind.«

      Ingrid zuckte zusammen. Redete er irr? Hatte das Fieber Macht über ihn gewonnen? Ging es ihm auf einmal wirklich so schlecht?

      »Ja, Sie kennen mein Kind. Ich habe es ausgesetzt«, sagte Stefan Becker mit dumpfer Stimme.

      Ingrid schluckte, dann flüsterte sie kaum verständlich: »Katrin? Unsere kleine Katrin? Sie ist ein halbes Jahr alt. Herr von Herwig hat sie aus dem Zug mitgebracht.« Ihre Stimme zitterte.

      »Ja, Katrin ist meine Tochter.« Stefan Becker setzte sich wieder. Plötzlich legte er die Arme auf den Tisch und ließ den Kopf darauf sinken. Er weinte.

      Ingrid stand auf und legte die Hand auf Stefan Beckers Schulter. »Bitte, beruhigen Sie sich. Sie sind krank, nun dürfen Sie sich nicht noch so sehr aufregen.« Sie beugte sich tiefer zu ihm hinab. »Sie sind kein Verbrecher. Was Sie getan haben, war eine Kurzschlusshandlung.«

      Stefan Becker hob den Kopf. »Ja, schon, trotzdem sucht mich die Polizei. Freilich unter dem Namen Heinz Schmidt, weil ich mich Herrn von Herwig so vorgestellt habe. Ich war wie besessen. Kein anderer Gedanke hatte in mir Platz als der, dass es Katrin bei diesem Mann und seiner Tochter gut haben würde. Ich hielt ihn für wohlhabend. Nach seinen Reden glaubte ich, er sei der Besitzer des Gutes Bodenwerder im Taunus. Ich meinte auch, dass seine Tochter dort lebte, denn er erzählte mir nichts vom Birkenhof.«

      Ingrid ließ sich wieder in ihrem Sessel nieder. »Ich kann mich sicher nicht ganz in Ihre Situation hineindenken, Herr Becker. Deshalb muss ich Sie fragen, was Sie sich dachten, als Sie sich von dem Kind trennten. Sie


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