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Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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hat deiner Mutter und mir Theaterkarten der Laienschauspielgruppe geschenkt, deren Mitglied sie ist. Deshalb wollte sie persönlich vorbeikommen.«

      »Oje!«, entfuhr es Danny, und er rieb sich die Nasenwurzel. »Ich glaube, da sind mir selbstgebackener Kuchen oder eine Schachtel Pralinen lieber.«

      Auch Daniel war skeptisch. Doch er wollte nicht undankbar sein.

      »Es ist eine nette Geste und eine gute Gelegenheit, wieder einmal einen schönen Abend mit deiner Mutter zu verbringen«, erklärte er und sah auf die Uhr.

      Das hatte Danny nicht nötig. Sein knurrender Magen erinnerte ihn schon daran, dass es Zeit wurde fürs Mittagessen.

      »Machen Sie heute keine Pause?«, erkundigte sich Daniel fürsorglich bei seiner treuen Assistentin Wendy.

      Hochkonzentriert saß sie an ihrem Schreibtisch und arbeitete sich durch den Berg Papier, der vor ihr lag.

      »Es war so viel los heute Vormittag, dass ich noch nicht mal die Post geöffnet habe«, erklärte sie mit bedeutungsschwerem Blick auf die geschlossenen Kuverts.

      »Das können Sie doch auch heute Nachmittag erledigen«, machte Daniel einen vorsichtigen Versuch, sie zu ihrer wohlverdienten Pause zu überreden.

      Dabei wusste er ganz genau, dass Wendy so stur sein konnte wie alle Frauen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatten.

      »Nein, nein, ich habe keine Ruhe, wenn das hier nicht fertig ist«, lehnte sie denn auch rundweg ab. »Gehen Sie nur. Ich werde sowieso zu dick und bin froh, wenn ich nicht von irgendwelchen schrecklichen Dingen da draußen in Versuchung gebracht werde. Wenn ich nur an den neuen Italiener um die Ecke denke …« Sie schüttelte den Kopf so energisch, dass Danny und sein Vater lachten.

      »Na schön. Aber nicht, dass Sie mich bei ihren Freundinnen als Sklaventreiber anschwärzen.«

      »Das würde ich nie tun, mein lieber Doktor«, entfuhr es Wendy so spontan, dass sie rot wurde.

      *

      Sie sah Vater und Sohn nach, bis die Praxistür hinter ihnen zugefallen war. Dann legte sie den Brieföffner zur Seite, holte tief Luft und stand auf.

      Als sie vor der Tür stand, hinter der der Steuerprüfer seit Stunden konzentriert arbeitete, zögerte sie kurz. Sie gab sich einen Ruck und klopfte an.

      »Herein.« Alexander Gutbrodt hob den Kopf und sah sie an. Ein Strahlen erhellte sein Gesicht, das aber sofort wieder verblasste, wie Wendy verwirrt bemerkte.

      »Entschuldigen Sie bitte die Störung«, stammelte sie und ärgerte sich über ihre unsichere Stimme. »Ich wollte nur fragen, ob ich Ihnen etwas vom Bäcker mitbringen soll.«

      Alexander horchte kurz in sich hinein. Dann schüttelte er den Kopf.

      »Nein, danke. Das ist sehr freundlich von Ihnen. Aber ich muss ein bisschen auf meine Figur achten.« Demonstrativ klopfte er auf seinen kaum sichtbaren Bauch. »Leider bin ich keine 25 mehr, als ich essen konnte, was ich wollte und kein Gramm zunahm.«

      »Als Mann hatten Sie wenigstens solch goldene Zeiten. Die kenne ich überhaupt nicht. Seit ich denken kann, muss ich auf meine schlanke Linie achten.«

      Der Blick, mit dem Alexander sie bedachte, trieb Wendy die Röte ins Gesicht.

      »Ich weiß gar nicht, was Sie haben!«, erklärte er voller Überzeugung. »Sie sind doch genau richtig so, wie Sie sind. Ich finde diese Frauen, die aussehen wie Hungerhaken, völlig unattraktiv.« Das Lächeln, das seine Worte begleitete, war fast zärtlich. Doch als es ihm bewusst wurde, wandte er sich rasch wieder seinen Unterlagen zu.

      Verwirrt kehrte Wendy an ihren Schreibtisch zurück.

      »Was ist nur passiert?«, fragte sie sich und überlegte, ob sie irgendetwas falsch gemacht hatte. Hatte sie am vergangenen Tag irgendetwas gesagt oder getan, das ihn nachhaltig verstimmte? »Edgar!«, fiel es Wendy plötzlich siedend heiß ein. »Vielleicht hat er Alexander abgepasst und ihm erzählt, dass er bei mir wohnt. Oder dass er mein Freund ist.« Diese Vorstellung war so schrecklich, dass Wendy ein flaues Gefühl im Magen bekam.

      »Was soll ich denn jetzt tun?«, fragte sie sich flüsternd. »Ihm alles gestehen? Aber was, wenn Edgar gar nicht an seiner Verstimmung schuld ist? Dann wecke ich schlafende Hunde.«

      Sie saß am Schreibtisch und spielte nervös mit dem Brieföffner. Was hatte sie nur falsch gemacht, dass der attraktive Kontrolleur plötzlich so zurückhaltend war? Nicht, dass sie sich mehr von Alexander Gutbrodt erhoffte. Aber sie brauchte ihn, um Edgar ein für alle Mal loszuwerden. Mal abgesehen davon, dass ein gemeinsames Abendessen sicher nett gewesen wäre. Doch davon war heute keine Rede mehr. »Warum nur?« Wieder und wieder kreiste diese Frage in Wendys Kopf. Obwohl sie ihn nicht kannte, spürte sie instinktiv, dass etwas nicht stimmte. Und sie hätte zu gerne gewusst, was es war.

      In ihre Grübeleien hinein klingelte das Telefon.

      »Was willst du, Edgar?«, zischte Wendy wütend in den Hörer, als sich ihr verhasster Gast meldete, und schirmte den Apparat mit der Hand ab. »Reicht es nicht, dass du dich bei mir eingenistet hast wie eine Laus im Pelz?«

      »Habe ich dich bei einer wichtigen Arbeit gestört?«, fragte Edgar vollkommen unbeeindruckt. »Das wäre mir natürlich hochnotpeinlich, und ich entschuldige mich in aller Form dafür.«

      Am liebsten hätte Wendy ihn mit allen Schimpfwörtern bedacht, die ihr in den Sinn kamen. Um nicht die Beherrschung zu verlieren, atmete sie ein paarmal tief ein und aus.

      »Ich möchte nicht, dass du mich hier anrufst. Außer, du willst mich darüber informieren, dass du eine andere Bleibe gefunden oder mein Geld aufgetrieben hast.« Ein Glück, dass das Zimmer, in dem Alexander Gutbrodt arbeitete, im hintersten Winkel der Praxis lag.

      »Es ist schön, wenn man von einer Frau so leidenschaftlich geliebt wird«, lamentierte Edgar von Platen.

      Wendy verdrehte die Augen.

      »Wir haben eine rein geschäftliche Beziehung, verstanden?«, fauchte sie und wunderte sich selbst darüber, wie sehr Edgar sie in Rage bringen konnte. So kannte sie sich im Grunde genommen gar nicht. »Und jetzt sag mir, was du willst! Ich hab jede Menge zu tun.«

      »Ich wollte dich nur fragen, was du heute Abend essen möchtest«, erwiderte Edgar äußerst unschuldig. »Wenn ich einkaufen gehen soll, müsste ich allerdings in der Praxis vorbeikommen und mir ein wenig Geld von dir leihen.«

      Wendy traute ihren Ohren nicht. Sie überlegte keinen Augenblick und legte wortlos auf. Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass Edgar noch einmal anrief. Doch er tat es nicht. Offenbar hatte er verstanden, dass er seine Grenzen erreicht hatte.

      *

      Nachdem Wendy die Tür hinter ihm geschlossen hatte, warf Dr. Alexander Gutbrodt den Kugelschreiber ärgerlich auf den Tisch und lehnte sich seufzend zurück. Akten, Unterlagen, ellenlange Computerausdrucke häuften sich vor ihm auf dem Schreibtisch. Das war seine Welt. Mit Medizin und Bürokratie kannte er sich aus und wusste, was er damit machen sollte. Ganz im Gegensatz zu zwischenmenschlichen Beziehungen erschien ihm sein Metier einfach und durchschaubar.

      »Es liegt nicht an Wendy, mein Guter!«, murmelte er sich hilflos zu, als er sich dabei ertappte, der wundervollen Assistentin von Dr. Norden die Schuld in die Schuhe zu schieben. Es wäre so herrlich einfach gewesen … »Bestimmt kann sie nicht verstehen, warum du plötzlich so zugeknöpft bist. Die Einladung zum Abendessen nicht mehr erwähnst. Dabei ist sie eine interessante Frau. Gib doch zu, dass du dich liebend gerne mit ihr unterhalten würdest.«

      Er starrte auf seine Hände, die er vor dem Bauch gefaltet hatte. Gedämpft und sehr weit entfernt klang ihre schöne Stimme in sein Zimmer. Er konnte nicht verstehen, was sie sagte. Irgendwie klang sie ärgerlich. »Wahrscheinlich ein lästiger Patient, der wieder einmal auf einem Termin beim Senior beharrte, statt dem Können des Juniors zu vertrauen.« Es wäre ein Leichtes gewesen, aufzustehen und sich zu ihr an die Theke zu gesellen. Ein paar Worte mit ihr zu wechseln und sie an die Einladung zu erinnern. Doch Alexander blieb


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